Kolonialreich

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Animierte Karte der Kolonialreiche seit dem 15. Jahrhundert.

Als Kolonialreich bezeichnete man während der Zeit des Imperialismus und Kolonialismus die Gesamtheit der Kolonien eines bestimmten Staates, des Mutterlandes der jeweiligen Kolonien.

Das erste globusumspannende Kolonialreich errichtete Portugal ab dem 15. Jahrhundert, das zudem am längsten bestand. Das Vereinigte Königreich verfügte mit dem Britischen Empire über das größte Kolonialreich, gefolgt von Frankreich, während hingegen das Deutsche Kaiserreich, Italien, Belgien und andere Staaten über vergleichsweise kurzzeitige oder kleinere Kolonialreiche verfügten.

Nicht zu verwechseln ist das Kolonialreich mit dem eigentlichen Imperium, welches aus dem Kolonialreich und dem Mutterland besteht. Während der Zeit des Kolonialismus bildete also die Gesamtheit der Kolonien des Vereinigten Königreichs (= Kolonialreich) zusammen mit dem Vereinigten Königreich das Britische Imperium. Das deutsche Kolonialreich bildete zusammen mit dem Deutschen Kaiserreich das eigentliche Deutsche Reich.

Davon abweichend spricht man auch für frühere Epochen von Kolonialreichen, wie etwa dem der Genueser oder der Venezianer. In der Neuzeit umfassten die Kolonialreiche europäischer Staaten insgesamt immer größere Teile der Erde. Im Jahr 1492, bei der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, kontrollierten die Europäer nur etwa neun Prozent der weltweiten Landfläche. 1801 war es bereits rund ein Drittel und 1880 waren es zwei Drittel. Im Jahr 1935 wurden schließlich ca. 85 Prozent der Landfläche und 70 Prozent der Weltbevölkerung politisch von Europa aus kontrolliert.[1]

Liste bekannter Kolonialreiche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Tabelle vermittelt einen Überblick zu den bekannten Kolonialreichen europäischer Kolonialmächte der Neuzeit. Außerdem bestanden instabile oder kleinflächige Reiche außereuropäischer Mächte, etwa das japanische und US-amerikanische. Nicht aufgeführt sind ferner kleinere Reiche wie das der Balten, Brandenburger, Norweger, Österreicher und Schweden. Eine Sonderform bildet der Binnenkolonialismus des zaristischen Russlands, bei dem Mutterland und Kolonialreich räumlich nicht trennscharf voneinander zu unterscheiden sind.

Reich Fläche in km² Einwohnerzahl Jahr der größten Ausdehnung Karte
Portugiesisches Kolonialreich 4.000.000 14.000.000 1580
Niederländisches Kolonialreich 3.700.000 37.400.000 (1914)[2] 1650
Spanisches Kolonialreich 13.700.000 64.000.000 1740
Dänisches Kolonialreich 2.700.000 1814
Russisches Kolonialreich 24.458.509 1866
Deutsches Kolonialreich 2.950.000[3] 13.500.000 1914
Französisches Kolonialreich 13.500.000 112.000.000 1919
Britisches Kolonialreich 33.000.000 458.000.000 1921
Belgisches Kolonialreich 2.330.000[4] 13.500.000 1925
Italienisches Kolonialreich 3.900.000 1.300.000 (1914)[2] 1940

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Atlas of colonialism – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Kolonialreich – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alvin Toffler: Die Dritte Welle – Zukunftschance. Goldmann, München 1980, ISBN 3-442-11350-4, S. 103.
  2. a b James Mitchell (Hrsg.): Große illustrierte Weltgeschichte. Von der französischen Revolution bis zur Gegenwart. Parkland, Stuttgart 1990, ISBN 3-88059-379-5, S. 66.
  3. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-017047-8, S. 40.
  4. David Kenneth Fieldhouse: Die Kolonialreiche seit dem 18. Jahrhundert (= Fischer Weltgeschichte. Band 29). Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1965, S. 313.