Koptischer Kalender

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Der koptische Kalender, auch der alexandrinische Kalender genannt, ist ein Kalender, der von der koptisch-orthodoxen Kirche benutzt wird. Er basiert auf dem alten ägyptischen Kalender. Wie beim julianischen Kalender ist jedes vierte Jahr ein Schaltjahr. Jahresanfang ist der 29. oder 30. August des julianischen Kalenders; zurzeit (bis zum Jahr 2099 n. Chr.) ist dies der 11. bzw. 12. September nach dem gregorianischen Kalender. Das Jahr des koptischen Kalenders besteht aus zwölf Monaten zu je 30 Tagen und zusätzlich fünf (in Schaltjahren sechs) Einschub-Tagen am Jahresende, den so genannten Epagomenen. Die Jahreszählung beginnt mit dem Jahr 284 n. Chr.

Ursprünge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der koptische Kalender geht auf den alten ägyptischen Kalender zurück. Er zählt damit zu den ältesten (nach Reformen) noch in Gebrauch befindlichen Kalendersystemen der Welt.

Jahreszählung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Jahreszählung des koptischen Kalenders folgt der Ära Diokletians, auch Diokletianische Ära oder Diokletianische Zeitrechnung. Ihre Epoche ist der 29. August 284 n. Chr.[1] im Jahr der Thronbesteigung des römischen Kaisers Diokletian, welche am 20. November 284 erfolgte. Der 12. September 2015 entspricht also dem 1. Tout 1732 A. M. (Anno Martyrum = im Jahre der Märtyrer). Unter Diokletian fanden die letzten Christenverfolgungen statt. Nach der freiwilligen Abdankung des Kaisers wurde die Zählung im Reich fortgesetzt, jedoch nach Einführung des Christentums als Staatsreligion nicht mehr nach ihm benannt, sondern nach seinen Opfern als Ära der Märtyrer. Im fünften bis siebten Jahrhundert n. Chr. wurde sie in den koptischen Kalender übernommen. Auch christlich-nubische Denkmäler und Urkunden sind nach dieser Zeitrechnung datiert.

Jahresbeginn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das koptische Jahr beginnt mit dem Fest Nairuz (arabisch عيد النيروز, DMG ʿīd an-nairūz), dem ersten Tag des Monats Thout. Das Datum entspricht im gregorianischen Kalender dem 11. September bzw., wenn das darauffolgende gregorianische Jahr ein Schaltjahr ist (zum Beispiel 2015), dem 12. September.

Schalttage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jedes vierte Jahr des koptischen Kalenders ist ein Schaltjahr, das erste Schaltjahr war das Jahr 3 A. M. (286/287 n. Chr.). So wie auch im julianischen Kalender gilt nicht die im gregorianischen Kalender gültige Zusatzregel, dreimal in 400 Jahren ein Schaltjahr auszulassen. Im julianischen Kalender fällt das koptische Neujahr immer auf den 29. August oder den 30. August vor einem Schaltjahr.

Der koptische Schalttag findet damit derzeit immer 171 Tage vor dem gregorianischen Schalttag statt (11. September 2007 / 29. Februar 2008). Innerhalb dieses alle vier Jahre wiederkehrenden Zeitraums verschieben sich die koptischen Monatsanfänge bezüglich des gregorianischen Kalenders um einen Tag.

Jahreszahl

unsere
Zeitrechnung
Divisionsrest Jahreszahl
(unser Zeitrechnung)
Jahresbeginn
Rest 0 Rest 1 Rest 2 Rest 3 Koptische Jahre
1. Thout
Äthiopische Jahre
1. Mäskäräm
Julianisch 29. Aug 29. Aug 29. Aug 30. Aug 1–1299 1–1575
1583–1699 08. Sep 08. Sep 08. Sep 09. Sep 1300–1416 1576–1692
1700–1799 09. Sep 09. Sep 09. Sep 10. Sep 1417–1516 1693–1792
1800–1899 10. Sep 10. Sep 10. Sep 11. Sep 1517–1616 1793–1892
1900–2099 11. Sep 11. Sep 11. Sep 12. Sep 1617–1816 1893–2092
2100–2199 12. Sep 12. Sep 12. Sep 13. Sep 1817–1916 2093–2192
2200–2299 13. Sep 13. Sep 13. Sep 14. Sep 1917–2016 2193–2292
Rest 1 Rest 2 Rest 3 Rest 0 Kopt. + 283 = UZ Äth. + 7 = UZ
Divisionsrest Jahreszahl
(Koptischer und äthiopischer Kalender)

Zum äthiopischen Kalender siehe unten.
In der koptischen Kirche wird derzeit erwogen, durch ein ausnahmsweises Gemeinjahr im Jahr 1815 A.M. (2098/99 n. Chr.), sowie später gemäß den gregorianischen Regeln, den koptischen Neujahrstag auch in Zukunft auf dem gregorianischen 11. bzw. 12. September beizubehalten.

Monatsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die koptischen Monatsnamen und ihr Beginn von 1900 bis 2099 – die letzte Spalte gilt für den Zeitraum zwischen dem September vor einem (gregorianischen) Schaltjahr bis zum Februar eines Schaltjahres:

Moderne Aussprache Tage Beginn Beginn vor/
im Schaltjahr
Thout Ⲑⲱⲟⲩⲧ 30 11. September 12. September
Paopi Ⲡⲁⲟⲡⲓ 30 11. Oktober 12. Oktober
Hathor Ϩⲁⲑⲱⲣ 30 10. November 11. November
Koiak Ⲕⲟⲓⲁⲕ 30 10. Dezember 11. Dezember
Tobi Ⲧⲱⲃⲓ 30 9. Januar 10. Januar
Meschir Ⲙⲉϣⲓⲣ 30 8. Februar 9. Februar
Paremhat Ⲡⲁⲣⲉⲙϩⲁⲧ 30 10. März
Paremoude Ⲡⲁⲣⲙⲟⲩⲧⲉ 30 9. April
Paschons Ⲡⲁϣⲟⲛⲥ 30 9. Mai
Paoni Ⲡⲁⲱⲛⲓ 30 8. Juni
Epip Ⲉⲡⲓⲡ 30 8. Juli
Mesori Ⲙⲉⲥⲱⲣⲓ 30 7. August
Pi Kogi Enavot Ⲡⲓⲕⲟⲩϫⲓ ⲛ̀ⲁ̀ⲃⲟⲧ 5 oder 6 6. September

Verwandte Kalender[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der äthiopische Kalender unterscheidet sich vom koptischen Kalender nur darin, dass er ihm 276 Jahre voraus ist. Der 1. Tout 1724 A.M. (12. September 2007) entspricht also dem 1. Mäskäräm 2000 ዓ.ም. Diese Differenz rührt daher, weil die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche die Jahre ebenfalls ab Christi Geburt zählt. Anders als im Westen setzt sie diese jedoch gegen das Jahr 6 u. Z. an.

Berechnung des Wochentags[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ermittlung des Sonntagsbuchstaben. Die Jahre, die mit * gekennzeichnet sind, sind Schaltjahre.

Die ersten Ziffern der Jahreszahl
Koptischer Kalender 0 1 2 3 4 5 6
1. Thout 1 = 1. Mäskäräm 277 7 8 9 10 11 12 13
= Freitag, den 29. August 284 14 15 16 17 18 19 20
Äthiopische Kalender 0 1 2 3 4
1. Mäskäräm 1 5 6 7 8 9 10 11
= Mittwoch, den 29. August 8 12 13 14 15 16 17 18
19 20 21 22 23 24 25
Jahre
00 28 56 84 D E F G A B C
01 29 57 85 C D E F G A B
02 30 58 86 B C D E F G A
03 31 59 87 A* B* C* D* E* F* G*
04 32 60 88 F G A B C D E
05 33 61 89 E F G A B C D
06 34 62 90 D E F G A B C
07 35 63 91 C* D* E* F* G* A* B*
08 36 64 92 A B C D E F G
09 37 65 93 G A B C D E F
10 38 66 94 F G A B C D E
11 39 67 95 E* F* G* A* B* C* D*
12 40 68 96 C D E F G A B
13 41 69 97 B C D E F G A
14 42 70 98 A B C D E F G
15 43 71 99 G* A* B* C* D* E* F*
16 44 72 E F G A B C D
17 45 73 D E F G A B C
18 46 74 C D E F G A B
19 47 75 B* C* D* E* F* G* A*
20 48 76 G A B C D E F
21 49 77 F G A B C D E
22 50 78 E F G A B C D
23 51 79 D* E* F* G* A* B* C*
24 52 80 B C D E F G A
25 53 81 A B C D E F G
26 54 82 G A B C D E F
27 55 83 F* G* A* B* C* D* E*

Bestimmung des Wochentags mit Hilfe des Sonntagsbuchstaben

A B C D E F G Thout
Mäskäräm
Paopi
Ṭəqəmt
Hathor
Ḫədar
Koiak
Taḫśaś
Tobi
Ṭərr
Meschir
Yäkatit
koptisch
äthiopisch
So Sa Fr Do Mi Di Mo 1 8 15 22 29 6 13 20 27 4 11 18 25 2 9 16 23 30 7 14 21 28 5 12 19 26
Mo So Sa Fr Do Mi Di 2 9 16 23 30 7 14 21 28 5 12 19 26 3 10 17 24 1 8 15 22 29 6 13 20 27
Di Mo So Sa Fr Do Mi 3 10 17 24 1 8 15 22 29 6 13 20 27 4 11 18 25 2 9 16 23 30 7 14 21 28
Mi Di Mo So Sa Fr Do 4 11 18 25 2 9 16 23 30 7 14 21 28 5 12 19 26 3 10 17 24 1 8 15 22 29
Do Mi Di Mo So Sa Fr 5 12 19 26 3 10 17 24 1 8 15 22 29 6 13 20 27 4 11 18 25 2 9 16 23 30
Fr Do Mi Di Mo So Sa 6 13 20 27 4 11 18 25 2 9 16 23 30 7 14 21 28 5 12 19 26 3 10 17 24
Sa Fr Do Mi Di Mo So 7 14 21 28 5 12 19 26 3 10 17 24 1 8 15 22 29 6 13 20 27 4 11 18 25
A B C D E F G Paremhat
Mägabit
Paremoude
Miyazya
Paschons
Gənbot
Paoni
Säne
Abib
Ḥamle
Mesori
Nähase
P K E
Ṗagumen
So Sa Fr Do Mi Di Mo 3 10 17 24 1 8 15 22 29 6 13 20 27 4 11 18 25 2 9 16 23 30 7 14 21 28 5
Mo So Sa Fr Do Mi Di 4 11 18 25 2 9 16 23 30 7 14 21 28 5 12 19 26 3 10 17 24 1 8 15 22 29 6*
Di Mo So Sa Fr Do Mi 5 12 19 26 3 10 17 24 1 8 15 22 29 6 13 20 27 4 11 18 25 2 9 16 23 30
Mi Di Mo So Sa Fr Do 6 13 20 27 4 11 18 25 2 9 16 23 30 7 14 21 28 5 12 19 26 3 10 17 24 1
Do Mi Di Mo So Sa Fr 7 14 21 28 5 12 19 26 3 10 17 24 1 8 15 22 29 6 13 20 27 4 11 18 25 2
Fr Do Mi Di Mo So Sa 1 8 15 22 29 6 13 20 27 4 11 18 25 2 9 16 23 30 7 14 21 28 5 12 19 26 3
Sa Fr Do Mi Di Mo So 2 9 16 23 30 7 14 21 28 5 12 19 26 3 10 17 24 1 8 15 22 29 6 13 20 27 4

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zu Kalenderären: Hans-Ulrich Keller: Das Himmeljahr 2005: Sonne, Mond und Sterne im Jahreslauf. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2004, ISBN 3-440-09792-7, S. 15.