Kraftwerk Campocologno

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Kraftwerk Campocologno
Zentrale Campocologno 1 ca. 1908
Zentrale Campocologno 1 ca. 1908
Zentrale Campocologno 1 ca. 1908
Lage
Kraftwerk Campocologno (Kanton Graubünden)
Kraftwerk Campocologno (Kanton Graubünden)
Koordinaten 808656 / 123699Koordinaten: 46° 13′ 56″ N, 10° 8′ 38″ O; CH1903: 808656 / 123699
Land Schweiz
Gewässer Lago di Poschiavo
Daten
Typ Speicherkraftwerk
Primärenergie Wasserkraft
Leistung Campocologno I: 50 MW[1]
Campocologno II: 1,5 MW
Eigentümer Repower
Projektbeginn 1904
Betriebsaufnahme Campocologno I:1907
Campocologno II:1950
Neubau Campocologno I:1969
f2

Das Kraftwerk Campocologno, auch Kraftwerk Brusio,[2] ist ein Speicherkraftwerk[1] in der Schweiz. Es befindet sich im Kanton Graubünden in der Talschaft Puschlav, beim Dorf Campocologno in der Gemeinde Brusio. Die Anlage ist im Besitz des Energieversorgers Repower und besteht aus zwei Werken.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Campocologno 1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1904 und 1907 wurde das Kraftwerk Campocologno 1[3] auf 530 m ü. M. erbaut. Es verfügte über eine Leistung von 36,5 MW, die mit zwölf Pelton-Turbinen erzeugt wurde. Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme war es das Kraftwerk mit dem grössten ausgenutzten Gefälle der Welt[4] von 420 m[5] und das leistungsstärkste Wasserkraftwerk Europas.[6] Die gesamte elektrische Ausrüstung wurde von der Elektrizitätsgesellschaft Alioth (EGA) geliefert.

Fernleitung nach Mailand

Die ursprünglichen Pläne, im Puschlav Fabriken der elektrochemischen Industrie anzusiedeln und damit den Grossteil der erzeugten Energie vor Ort zu verbrauchen, zerschlugen sich bald. Stattdessen wurde eine 160 km lange 57 kV-Fernleitung durch das Veltlin in den Grossraum Mailand zur Versorgung der lombardischen Textilindustrie gebaut. Für den Energieexport wurde der Strom auf der Generatorspannungsebene von 7 kV durch einen 500 m langen Tunnel unter der Grenze hindurch zur Transformatorstation Piattamala geleitet, wo 24 Einphasentransformatoren zur Speisung der Fernleitung aufgestellt waren.[7]

Campocologno 2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1950 wurde etwas weiter talabwärts das Kraftwerk Campocologno 2, auch Centralino genannt, gebaut. Es nutzt das Restgefälle von 13 Meter zwischen Campocologno 1 und der italienischen Grenze. Die installierte Leistung der Kaplanturbine beträgt 1,5 MW, wodurch jährlich zusätzlich 4,3 GWh Strom erzeugt werden. Das Unterwasser wird durch einen Stollen der Gesellschaft Enel nach Tirano geleitet.[8]

Neubau Campocologno 1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ursprüngliche Maschinenhaus in Campocologno wurde zwischen 1967 und 1969 durch einen Neubau mit zwei Francis-Turbinen mit zusammen einer installierte Leistung von 47 MW ersetzt.[4] Bei einer Fallhöhe von 418 Metern werden jährlich 183,5 GWh erzeugt.

Als Speicherbecken dient der sechs Kilometer entfernte Lago di Poschiavo, von wo aus das Wasser durch einen Stollen zunächst zum Wasserschloss Monte Scala (937 m ü. M.) und von dort über eine Druckleitung zur Zentrale geleitet. Neben der oberirdisch verlegten Druckleitung verläuft für betriebliche Zwecke eine 800 m lange meterspurige Standseilbahn.[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Kraftwerke Brusio und die Kraftübertragung nach der Lombardei. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 51, 1908.
    • Einleitung. Nr. 1, 1908, S. 1–7, doi:10.5169/seals-27363.
    • Fortsetzung. Nr. 2, S. 22–26, doi:10.5169/seals-27372 (Zulaufstollen).
    • Fortsetzung. Nr. 3, S. 31–36, doi:10.5169/seals-27374 (Wasserschloss, Tafel Gesamtansicht der Druckleitung bei Campocologno).
    • Fortsetzung. Nr. 4, S. 48–51, doi:10.5169/seals-27379 (Zentrale Campocologno, Tafel Kraftwerk Brusio).
    • Fortsetzung. Nr. 7, S. 79–85, doi:10.5169/seals-27387 (Drehstromgeneratoren, Tafel Maschinensaal des Kraftwerks in Campocologno – Generatorseite).
    • Fortsetzung. Nr. 8, S. 94–101, doi:10.5169/seals-27389 (Transformatorstation Piattamala, Tafel Ansicht der Transformatorstation Piattamala von Süden).
    • Fortsetzung. Nr. 9, S. 110–113, doi:10.5169/seals-27391 (Fernleitung, Tafel Überspannung der Adda unterhalb Lecco).
    • Fortsetzung. Nr. 12, S. 150–156, doi:10.5169/seals-27401 (Transformatorstation Lomazzo).
    • Schluss. Nr. 13, S. 159–162, doi:10.5169/seals-27401 (Transformatorstation Castellanza).
  • Hans F. Büchi, Ernst Brauchli: Erneuerung und Modernisierung des Kraftwerkes Campocologno. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 88, Nr. 3, 1970, S. 41–, doi:10.5169/seals-84395.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Zentralenblatt Campocologno 1. In: Statistik der Wasserkraftanlagen der Schweiz (WASTA). Jahr 2021, 20. April 2022.
  2. Schweizerische Bauzeitung
  3. Historische Berninabahn
  4. a b Kraftwerk Campocologno 1. Repower, abgerufen am 29. Mai 2012.
  5. Statistik der Wasserkraftanlagen der Schweiz. 1914, S. 252–253.
  6. Schweizerische Bauzeitung. Band 88, Nr. 3, S. 41, doi:10.5169/seals-84395.
  7. Schweizerische Bauzeitung. Band 51, Nr. 8, S. 94, doi:10.5169/seals-27389.
  8. Kraftwerk Campocologno 2. Repower, abgerufen am 29. Mai 2012.
  9. Campocologno Kraftwerk. Funimag, abgerufen am 29. Mai 2012.