Kraftwerk Rostock

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
KNG Kraftwerk Rostock
Kraftwerk Rostock bei Nacht
Kraftwerk Rostock bei Nacht
Kraftwerk Rostock bei Nacht
Lage
Kraftwerk Rostock (Mecklenburg-Vorpommern)
Kraftwerk Rostock (Mecklenburg-Vorpommern)
Koordinaten 54° 8′ 29″ N, 12° 7′ 55″ OKoordinaten: 54° 8′ 29″ N, 12° 7′ 55″ O
Land Deutschland Deutschland
Ort Rostock
Daten
Typ Dampfkraftwerk
Primärenergie Fossile Energie
Brennstoff Steinkohle
Leistung 514 MWel (elektrisch)[1]

150 MWth (thermisch)

Eigentümer 50,38 % EnBW
49,62 % Rheinenergie
Betreiber Kraftwerks- und Netzgesellschaft
Projektbeginn 1990
Betriebsaufnahme 1. Oktober 1994
Kühlturm (Höhe 141,5 m)
Kühlturm (Höhe 141,5 m)

Kühlturm (Höhe 141,5 m)

f2

Das Kraftwerk Rostock ist das einzige Steinkohlekraftwerk in den neuen Bundesländern und steht am Ostrand der Stadt Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Betrieben wird es von der Kraftwerks- und Netzgesellschaft mbH (KNG). Der Kraftwerksbau begann im Juni 1991. Am 20. September 1994 wurde das Kraftwerk in Betrieb genommen und am 1. Oktober 1994 begann der Dauerbetrieb. Der Betreiber gab 2021 die Absicht bekannt, das Kraftwerk bis spätestens 2030 stilllegen zu wollen.[2]

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Investitionssumme betrug eine Milliarde Deutsche Mark. Als Vorlage diente Block 5 des Kraftwerks Staudinger, der zwei Jahre früher ans Netz ging.[3] Das Kraftwerk Rostock verfügt bei einer Feuerungswärmeleistung von 1370 Megawatt über eine elektrische Bruttoleistung von 553 MW und eine Nettoleistung von 514 MW[1]. Dabei werden für die Dampfturbine pro Stunde bis zu 1650 Tonnen Dampf produziert. Der Netzanschluss erfolgt über das Umspannwerk Bentwisch auf 380-kV-Höchstspannungsebene in das Stromnetz des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz Transmission.[1]

Das Kraftwerk ist für eine Fernwärmeauskopplung von bis zu 300 MW ausgelegt, wovon ca. 150 MW bisher realisiert worden sind. Die Stadt Rostock bezieht ca. 30 % ihrer Fernwärme über das Kohlekraftwerk. Im April 2021 beschloss die Rostocker Bürgerschaft, frühstmöglich aus dem bis Ende 2024 laufenden Fernwärmeliefervertrag mit dem Kraftwerksbetreiber auszusteigen und beauftragte die Stadtverwaltung mit der notwendigen Planung.[4]

Das Kraftwerk hat nach Betreiberangaben einen elektrischen Wirkungsgrad von 43 %. Der Betreiber gibt bei Mitnutzung der Restwärme für Fernwärme (300 MW) einen maximalen Wirkungsgrad von 62,0 % an, bei der bisher realisierten Fernwärmenutzung von 150 MW liegt der Wirkungsgrad nach Betreiberangaben bei 52,6 %.

Die Steinkohle stammte überwiegend[5] aus dem Kusnezker Becken im Süden Sibiriens, welche per Schiff über die Ostsee angeliefert wurde. Seit der Ausweitung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Jahr 2022 und dem daraus resultierenden Kohleembargo der Europäischen Union kommt die Kohle vorwiegend aus Kolumbien und den USA.[3]

Bezug von Steinkohle[6]
im Jahre Steinkohle in t
2011 998.421
2012 1.133.165
2013 940.796
2014 1.028.131
2015 1.045.407
2016 1.230.315
2017 1.058.236
2018 749.641
2019 318.044
2020 (Prognose) 494.000

Der Kühlturm (Gesamthöhe 141,5 m) wird gleichzeitig als Schornstein genutzt, die Rauchgase werden dabei oberhalb der Verrieselungsebene in die Dampfschwaden eingeleitet. Bei der Rauchgasentschwefelung der Abgase fällt Gips als Abfallprodukt an.

Emission von Schadstoffen und Treibhausgasen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Verbrennung von Steinkohle entstehen neben dem Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2) gasförmige Schadstoffe wie Stickstoffoxide (NOx/NO2 und N2O) und Schwefeloxide (SOx/SO2). Außerdem werden große Mengen an Feinstaub emittiert, an dem u. a. Nickel (Ni), Arsen (As) und Quecksilber (Hg) haften.

Das Kohlekraftwerk Rostock meldete folgende Emissionen im europäischen Schadstoffregister PRTR:

Emissionen des Kohlekraftwerks Rostock[7]
Luftschadstoff Kohlendioxid (CO2) in t Stickstoffoxide (NOx/NO2) in t Schwefeldioxide (SOx/SO2) in t Distickstoffmonoxid (N2O) in t Feinstaub (PM10) in t Nickel (Ni) in kg Arsen (As) in kg Quecksilber (Hg) in kg
2007 2.440.000 1.670 k. A. 111 k. A. 89,0 52,1 44,7
2008 2.610.000 1.770 k. A. 120 k. A. 132,0 75,1 46,0
2009 1.730.000 1.340 k. A. 74 k. A. 66,7 37,9 12,5
2010 2.480.000 2.000 456 102 k. A. 66,7 37,9 28,4
2011 2.550.000 2.020 316 98,6 k. A. 98,2 55,8 15,1
2012 2.860.000 2.250 445 113,0 k. A. 105,0 61,2 17,9
2013 2.420.000 1.890 450 94,6 k. A. 77,2 45,3 20,5
2014 2.580.000 2.040 323 90,5 k. A. 83,2 38,3 24,6
2015 2.340.000 2.000 275 81,2 k. A. 74,7 43,8 20,2
2016 2.640.000 2.130 355 94,3 k. A. 86,7 50,9 24,3
2017 2.320.000 1.760 577 82,3 k. A. 84,1 49,2 18,0
2018 1.830.000 1.390 600 69,7 k. A. 65,6 38,3 18,6
2019 k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A.
2020 911.000 683 k. A. 32,3 k. A. k. A. k. A. k. A.
2021 2.080.000 1.510 271 73,1 71,0 74,7 43,7 18,6

Kraftwerks- und Netzgesellschaft mbH[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kraftwerks- und Netzgesellschaft mbH, die heutige Betreiberin des Kraftwerks, wurde bereits 1990 gegründet. Sie war für die Planung und Errichtung des Kraftwerkes im Rostocker Überseehafen verantwortlich. Anteilseigner sind heute die Unternehmen:

Die Rheinenergie hat für ihre Geschäfte mit dem Kohlekraftwerk Rostock das Tochterunternehmen RheinEnergie HKW Rostock GmbH gegründet, mit Sitz in Köln. Den anteiligen Strom veräußert die Rheinenergie über ihr Tochterunternehmen Rheinenergie Trading[10]. Bisher ist die Beteiligung am Kraftwerk Rostock für die Rheinenergie defizitär, welche aufgrund eines Gewinnabführungsvertrags für die Verluste aufkommen muss.[10]

Verlustübernahme durch die Rheinenergie HKW Rostock GmbH[6]
im Jahre Verlust in €
2011 9.187.407
2012 13.938.402
2013 19.207.708
2014 11.255.792
2015 6.412.399
2016 66.779.475
2017 13.198.862
2018 11.918.303
2019 53.418.250
2020 (Prognose) 2.095.000

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Steinkohlekraftwerk Rostock – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Kraftwerksliste. Bundesnetzagentur, 25. November 2022, abgerufen am 2. Dezember 2022.
  2. Malte Fuchs: Die Abschaltung könnte schon vor 2030 kommen.: In: Norddeutsche Neueste Nachrichten. 27. September 2021.
  3. a b Helmut Reuter: Kraftwerk Rostock: Das bedeutet der Kohleausstieg für den Standort. In: Ostsee-Zeitung. 3. Februar 2023, abgerufen am 18. Dezember 2023.
  4. Katrin Zimmer: Rostock soll sich vom Kohlekraftwerk verabschieden. In: Norddeutsche Neueste Nachrichten. 21. April 2021
  5. Jahresbericht 2019 des Vereins der Kohlenimporteure, abgerufen am 26. April 2020
  6. a b Jahresabschluss-Berichte 2011–2018 der Rheinenergie HKW Rostock GmbH, abgerufen über bundesanzeiger.de am 26. April 2020
  7. PRTR – Europäisches Emissionsregister (Memento des Originals vom 8. Juni 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/prtr.eea.europa.eu
  8. EnBW verfügt mit Jahresbeginn über deutlich mehr Kraftwerkskapazitäten. Presseportal von EnBW, 5. Januar 2010, abgerufen am 29. September 2010 (Memento vom 9. März 2010 im Internet Archive)
  9. Anteilserwerb am Kraftwerk Rostock vollzogen. Presseinformation der Rheinenergie vom 1. Februar 2011, abgerufen am 2. Februar 2011@1@2Vorlage:Toter Link/www.rheinenergie.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)
  10. a b Jahresabschluss-Bericht 2018 der Rheinenergie HKW Rostock GmbH, abgerufen über bundesanzeiger.de am 26. April 2020