Kreis Eckernförde

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
Kreis Eckernförde
Deutschlandkarte, Position des Kreises Eckernförde hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1970)
Koordinaten: 54° 28′ N, 9° 50′ OKoordinaten: 54° 28′ N, 9° 50′ O
Bestandszeitraum: 1867–1970
Bundesland: Schleswig-Holstein
Verwaltungssitz: Eckernförde
Fläche: 775,35 km2
Einwohner: 75.836 (25. Apr. 1970)
Bevölkerungsdichte: 98 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen: ECK
Kreisschlüssel: 01 0 31
Kreisgliederung: 55 Gemeinden
Lage des Kreises Eckernförde in Schleswig-Holstein
Karte
Karte

Der Kreis Eckernförde (dän.: Egernførde amt, niederd.: Kreis Eckernför) war von 1867 bis 1970 ein Landkreis in der preußischen Provinz Schleswig-Holstein bzw. in Schleswig-Holstein.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kreis lag im Südosten des Landesteils Schleswig und umfasste die Kreisstadt Eckernförde sowie die Landschaften Schwansen, Dänischer Wohld und Hüttener Berge.

Nachbarkreise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kreis grenzte Anfang 1970 gegen den Uhrzeigersinn im Norden beginnend an die Kreise Flensburg-Land, Schleswig und Rendsburg sowie an die kreisfreie Stadt Kiel. Im Osten grenzte er an die Ostsee.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als ersten historischen Vorläufer des Kreises Eckernförde kann man Fræzlæt - ein dänisches Verwaltungsgebiet, das in etwa seit dem Jahr 1200 existierte - bezeichnen.

Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 wurde Schleswig-Holstein 1867 preußische Provinz. Dabei wurden ein Stadtkreis und 19 Landkreise, unter ihnen der Kreis Eckernförde, gebildet. Der Kreis Eckernförde wurde „aus der Stadt Eckernförde; den Schwansener und Dänischwohlder adeligen Güterdistrikten und dem Amte Hütten gebildet.“[1] Dieses Gebiet umfasste etwa die heute nördlich des Nord-Ostsee-Kanals liegenden Teile des Kreises Rendsburg-Eckernförde und der Stadt Kiel. Direkte Vorgänger des Kreises Eckernförde waren die 1853 gebildete Eckernförder Harde sowie das historische (bis 1867 existente) Amt Hütten.

Bereits 1878 kam mit Büdelsdorf und den meisten Gemeinden der heutigen Ämter Hohner Harde und Fockbek ein großer Teil des Kreises Eckernförde zum Kreis Rendsburg. 1894 wurde die Verwaltung in das in Borby neu erbaute Kreishaus verlegt; es folgte 1924 in unmittelbarer Nähe die Übernahme des bisherigen Lehrerseminargebäudes, das fortan als zusätzliches Kreisverwaltungsgebäude Landratsamt hieß. Somit befand sich die Kreisverwaltung bis zur Eingemeindung Borbys 1934 außerhalb der Kreisstadt. Holtenau, der Gutsbezirk Friedrichsort und Pries wurden 1922 und Schilksee 1959 nach Kiel eingegliedert. Zuletzt umfasste der Kreis noch 55 Gemeinden.

NS-Zeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die NSDAP hielt im Kreis Eckernförde zum ersten Mal in Karby am 4. Februar 1930 unter Leitung des Orstgruppenleiter Wulf eine gut besuchte Agitations-Versammlung ab. Im März gründete sie ihre erste Ortsgruppe mit 23 Mitgliedern. Landrat ab 1928 war Walter Alnor. In den Reichstagswahl 1930 wurde die NSDAP mit 937 bereits die zweitstärkste Partei hinter der SPD (1.500 Stimmen). Nach der Machtergreifung schickte das NS-Regime am 14. Februar 1933 die Polizei-, Regierungspräsidenten und Landräte in Zwangsurlaub. Die Schulleiter waren die nächsten. Die Reichstagswahlen am 5. März 1933 brachten den endgültigen Sieg der Nationalsozialisten mit 2161 im Kreis Eckernförde gegenüber 1204 für die SPD.[2] Die Judenverfolgung setzte ein. Am 28. Februar 1933 ordnete die Regierung an, dass Juden der Aufenthalt in den Bädern und Kurorten der Provinz Schleswig-Holstein verboten sei. Wer als Jude galt ist, bestimmt die Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935 über den sogenannten Geltungsjuden. Im Dezember 1939 begannen die Anmeldeuntersuchung der Freiwilligen für die SS-Totenkopfverbände, für die SS-Verfügungstruppe sowie für Polizeianwärter in Eckernförde, im Hotel Stadt Hamburg.[3] Die Klasse 8 der Jungmannschule zählte am 9. Februar 1940 insgesamt 17 Schüler; drei davon bestanden im Herbst die Reifeprüfung. Von den 14 übrigen sind elf bei der Wehrmacht, einer in einem kriegswichtigen Betrieb und zwei Mädchen im Arbeitsdienst.[4] Am 2. Juli 1940 erlebte Eckernförde seinen ersten Feindlicher Bombenangriff der jedoch kein Personenschaden anrichtete.[5] In diesem und den folgenden Jahren gibt immer häufiger Meldungen über die Bombardierung von Eckernförde. Die Aufstellung des Volkssturmes erfolgte ab 21. Oktober 1944 innerhalb des Kreises unter der verantwortlichen Leitung des Kreisleiters der NSDAP.[6] Ende Januar 1945 wurden Hausfrauen und Wohnungsinhaber aufgerufen, für die Aufnahme von Ostflüchtlingen alles vorzubereiten, weil in den folgenden Tagen und Monaten größere Flüchtlingstransporte eintrafen.[7] Am 7. Mai 1945 zogen große Kolonnen der amerikanischer Armee durch die Stadt nach Norden. Die britischen Besatzungstruppen nahmen Quartier in der Torpedoversuchsanstalt Eckernförde (TVA).[8]

Nachkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kreis ging zum 26. April 1970 ohne die Gemeinden Kopperby und Olpenitz im neuen Kreis Rendsburg-Eckernförde auf.[9] Kopperby und Olpenitz wurden zu einer neuen Gemeinde Kopperby zusammengeschlossen, die zum Kreis Schleswig kam und dort 1974 nach Kappeln eingemeindet wurde.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner[10][11]
1890 41.224
1900 42.041
1910 45.977
1925 38.858
1933 38.382
1939 41.693
1944 ,7.Feb.[12] 48.387
1945 ,5.Mrz. 59.176
1945 ,25.Juni 87.979
1946 ,27.Mai 93.034
1946 ,29.Okt. 91.073
1950 ,13. Sep. 86.646
1960 65.600
1961 63.487
1968 74.000
1970, 25. April[13] 75.836

Landräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1868–1870: Traugott von Baudissin
1870–1871: Carl Otto Wilhelm Bong-Schmidt (1807–1891)
1870–1877: Ludolf von Estorff
1877–1881: Eberhard von der Recke von der Horst
1881–1896: Cai von Bülow
1896–1917: Ernst von der Recke
1917–1920: George von Schröder
1920–1926: Eduard Adler, SPD (zuerst 1920/1921 kommissarisch)
15. Oktober 1926[14] – Juli 1941: Walter Alnor, DNVP, ab 1933 NSDAP
Juli 1941 – März 1943: Hans Kolbe (i. V.)[15], NSDAP
13. März 1943 – 26. Januar 1944[16]: Peter Matthiesen, NSDAP
27. Januar 1944 – 4. Januar 1945: Hans Kolbe (i. V.)[17], NSDAP
5. Januar 1945 – 12. Mai 1945: Walter Mentzel (i. V.)[18], NSDAP
12. Mai 1945 – 4. Juli 1945: Heinz Loewer[19], NSDAP
7. Juli 1945 – 16. Oktober 1945: Heinrich Bausch[20]
17. Oktober 1945 – 24. Januar 1946: Detlef Scheel, SPD
25. Januar 1946 – 30. Oktober 1946: Wilhelm Stöcken, SPD
30. Oktober 1946 – 14. Mai 1950: Hermann Diekmann, CDU
15. Mai 1950 – 30. Juni 1956: Peter Alwin Hauschild, FDP
1. Juli 1956 – 31. Januar 1965: Walter Mentzel, CDU
1965–1970: Egon von Gayl

Gemeinden 1970[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor seiner Auflösung am 26. April 1970 gehörten dem Kreis Eckernförde zuletzt die folgenden 55 Gemeinden an:

Ahlefeld
Altenhof
Altenholz1
Ascheffel
Barkelsby
Bistensee
Bohnert
Borgstedt
Brekendorf
Brodersby
Bünsdorf
Damendorf
Damp
Dänischenhagen
Dörphof
Eckernförde, Stadt
Felm
Fleckeby
Gammelby
Gettorf
Götheby-Holm
Groß Wittensee
Güby
Haby
Holtsee
Holzbunge
Holzdorf
Hummelfeld
Hütten
Karby
Klein Wittensee
Kopperby
Kosel
Lehmbek
Lindau
Loose
Marienthal
Neu Duvenstedt
Neudorf-Bornstein
Neuwittenbek
Noer
Olpenitz2
Osdorf
Osterby
Owschlag
Rieseby
Schinkel
Schwedeneck
Sehestedt
Strande
Thumby
Tüttendorf
Waabs
Windeby
Winnemark
1 
Altenholz hieß bis zum 1. März 1933 Klausdorf.
2 
Olpenitz hieß bis zum 15. Januar 1931 Olpenitzdorf.

Ehemalige Gemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste enthält die Gemeinden des Kreises Eckernförde, die während seines Bestehens in andere Gemeinden eingegliedert wurden:[21]

Gemeinde eingemeindet
nach
Datum
Borby Eckernförde 1. April 1934
Holtenau Kiel 1. Oktober 1922
Norby-Boklund Owschlag 1. April 1941
Pries Kiel 1. Oktober 1922
Ramsdorf Owschlag 1. April 1941
Schilksee Kiel 1. April 1959
Söby Holzdorf 30. September 1928
Sorgwohld Owschlag 1. April 1941

Bis zu ihrer Auflösung in den 1920er Jahren gab es im Kreis Eckernförde außerdem eine größere Anzahl von Gutsbezirken.[22]

Kfz-Kennzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Juli 1956 wurde dem Kreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen ECK zugewiesen. Es löste 1956 das Besatzungszonennummernschild „BS 23“ ab und wurde bis zum 25. April 1970 ausgegeben. Seit dem 15. November 2012 ist es im Kreis Rendsburg-Eckernförde erhältlich.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kreis Eckernförde – Sammlung von Bildern
  • Kreis Eckernförde Verwaltungsgeschichte und Liste der Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 23. Juli 2013.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Verordnung, betreffend die Organisation der Kreis- und Distriktbehörden, sowie die Kreisvertretung in der Provinz Schleswig-Holstein vom 22. September 1867, PrGS 1867, 1587
  2. Eckernförde im Nationalsozialismus, Berichterstattung der Eckernförder Zeitung, Jahrgang -9. Mai 1945, 1172 Seiten. Unkommentierte Materialsammlung, zusammengestellt durch die Heimatgemeinschaft Eckernförde (Bearbeitet und transkribiert in 2019 und 2020); Mitarbeit: Martha Bannick, Thomas Becker, Barbara Schäfersküpper, Joachim Sebastian, Hans Stapelfeldt, Dr. Telse Stoy, Silke Uppenthal; aufgerufen: 2. April 2024.
  3. Eckernförde im Nationalsozialismus (2020), S. 684
  4. Eckernförde im Nationalsozialismus (2020), S. 694.
  5. Eckernförde im Nationalsozialismus (2020), S. 721.
  6. Eckernförde im Nationalsozialismus (2020), S. 1102.
  7. Eckernförde im Nationalsozialismus (2020), S. 1130.
  8. Eckernförde im Nationalsozialismus (2020), S. 1159.
  9. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein (Hrsg.): Die Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 1867–1970. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein, Kiel 1972, S. 21.
  10. Michael Rademacher: Eckernfoerde. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1969
  12. Angaben für 1944 bis 1950 nach: Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein: Das Flüchtlingsgeschehen in Schleswig-Holstein infolge des 2. Weltkriegs im Spiegel der amtlichen Statistik, Kiel 1974 (hier online), Seiten 19, 27, 29 - Die Angaben für den Zeitraum 7.2.1944 bis 27.5.1946 schließen die Zivilbevölkerung und Ausländer in Lagern ein; bei der Angabe für den 29.10.1946 wurde die ortsansässige Bevölkerung erfasst, Displaced Persons, deutsche Kriegsgefangene und Dienstgruppenangehörige in Lagern sind in diesen Zahlen nicht eingeschlossen; am 13.9.1950 wurde die Wohnbevölkerung erfasst
  13. hier
  14. Zunächst kommissarisch, ab dem 7. März 1927 offiziell.
  15. Landrat von Schleswig, als Kriegsvertretung für Alnor
  16. offiziell bis Mai 1945
  17. als Kriegsvertreter für Matthiesen
  18. kommissarisch für Peter Matthiessen, wurde am 12. Mai 1945 von den Briten in Haft genommen und abgesetzt. Ref.: Ilse Rathjen-Couscherung: Eckernförde unter britischer Besatzung, Heimatgemeinschaft Eckernförde, 2008, ISBN 978-3-00-025744-5, Seite 38
  19. Loewer war Bürgermeister von Eckernförde; die britische Besatzungsmacht beließ ihn zunächst in diesem Amt und trug ihm vorübergehend auch das Amt des kommissarischen Landrats des Kreises Eckernförde auf, nachdem Walter Mentzel in Haft genommen war; wurde von der britischen Militärregierung im Juli 1945 abgesetzt. Ref.: Rathjen-Couscherung, Seite 38
  20. Bausch wurde von der britischen Militärregierung abgesetzt.
  21. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein (Hrsg.): Die Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein. Historisches Gemeindeverzeichnis: Kreis Rendsburg-Eckernförde. Kiel 1972 (wiki-de.genealogy.net [abgerufen am 21. April 2015] Digitalisat).
  22. Gemeinden und Gutsbezirke im Kreis Eckernförde, Stand 1910