Kreis Erkelenz

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Wappen Deutschlandkarte
Kreis Erkelenz
Deutschlandkarte, Position des Kreises Erkelenz hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1971)
Koordinaten: 51° 5′ N, 6° 19′ OKoordinaten: 51° 5′ N, 6° 19′ O
Bestandszeitraum: 1816–1971
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Aachen
Landschaftsverband: Rheinland
Verwaltungssitz: Erkelenz
Fläche: 321,05 km2
Einwohner: 98.400 (31. Dez. 1971)
Bevölkerungsdichte: 306 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen: ERK
Kreisschlüssel: 05 4 33
Kreisgliederung: 22 Gemeinden
Landrat: Josef Rick (CDU)
Lage des Kreises Erkelenz in Nordrhein-Westfalen
Karte
Karte
Lage des Landkreises

Der Kreis Erkelenz war ein von 1816 bis 1971 bestehender Kreis im ehemaligen Regierungsbezirk Aachen. Mit diesem gehörte er zunächst zur preußischen Provinz Großherzogtum Niederrhein, ab 1822 zur Rheinprovinz und ab 1946 zu Nordrhein-Westfalen. Von 1953 bis 1969 trug er die Bezeichnung Landkreis Erkelenz. Kreisstadt war Erkelenz. Heute liegt das ehemalige Kreisgebiet größtenteils im Kreis Heinsberg.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kreis Erkelenz war der nördlichste Kreis im Regierungsbezirk Aachen. Im Nordwesten lag die niederländische Provinz Limburg, ansonsten grenzten der Kreis Kempen-Krefeld, die Stadtkreise Mönchengladbach und Rheydt, der Kreis Grevenbroich-Neuss der Kreis Jülich und der Kreis Geilenkirchen-Heinsberg an. Die Länge der internationalen Grenze betrug 24 km, die Gesamtlänge der Kreisgrenze im Jahr 1937 135 km.

Landschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine auffällige Landschaftsgrenze durchzog den Kreis. Der Norden wurde von der Schwalm-Nette Platte des Niederrheinischen Tieflandes eingenommen. Hier liegen nährstoffarme und feuchte Böden. Wälder stehen auf Sandlöß und Sandböden. Im Meinweggebiet erstreckt sich ein Binnendünenfeld. Der Wald bei Elmpt bildete das größte Waldgebiet des Kreises. Im Süden des Kreises liegt die weiträumige, waldarme Erkelenzer Börde mit ihren fruchtbaren Lössböden, eine Landschaft der Niederrheinischen Bucht.

Zwischen Rurich und Elmpt bildet eine Riedellandschaft den Übergang zur 30 m bis 50 m tieferliegenden Rurniederung, sie verläuft von Südost nach Nordwest. Die Rur floss zwischen Rurich und Ratheim durch den Kreis. Hier fanden sich in der flachen Landschaft Wiesen, Pappeln und Korbweidenkulturen. Weitere Flüsse auf Kreisgebiet waren Schwalm und Niers.

Die höchste Erhebung mit ca. 110 m ü. NN lag im Süden bei Immerath, der tiefste Punkt mit 27 m im Norden bei Brempt an der niederländischen Grenze.

Fläche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1900 umfasste der Kreis Erkelenz 288,99 km². Durch Zuschläge seitens anderer Kreise vergrößerte sich die Kreisfläche auf 334,7 km² 1933. 1971 betrug sie 321,05 km².

Nachbarkreise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kreis Erkelenz grenzte 1971 im Uhrzeigersinn im Norden beginnend an den Kreis Kempen-Krefeld, an die kreisfreie Stadt Mönchengladbach sowie an die Kreise Grevenbroich, Jülich und Selfkantkreis Geilenkirchen-Heinsberg. Im Nordwesten grenzte er an die niederländische Provinz Limburg.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor der Bildung des Kreises[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ehemalige Kreis Erkelenz umfasste vor 1794 Gebiete aus verschiedenen Territorien:

  • Österreichische Niederlande, hierzu gehörten die Gemeinden Wegberg (teilweise), Nieder- und Oberkrüchten und Elmpt
  • Reichsgrafschaft Wickrath, hierzu gehörten Schwanenberg, Lentholt, Genhof und Genfeld (letzteres Dorf zur Hälfte)
  • Herzogtum Jülich, hierzu gehörten die übrigen Gemeinden. Diese waren aber verschiedenen jülichischen Ämtern zugeordnet gewesen. Erkelenz lag als freie Herrlichkeit mit geldernschem Recht im Herzogtum.

Zwischen 1794 und 1814 gehörte das Linke Rheinufer zu Frankreich. Die ehemaligen Landesherrschaften wurden abgeschafft und 1798 neue Verwaltungseinheiten geschaffen; die Mairie (Bürgermeisterei), der Canton (Kanton), das Arrondissement und das Département.

1814 wurde das Gebiet vorläufig der Verwaltung des Generalgouvernements Niederrhein, danach des Generalgouvernements Nieder- und Mittelrhein unterstellt.

Der Canton Erkelens (Erkelenz) gehörte zum Arrondissement de Crévelt (dt. Krefeld) des Département-de-la-Roer und bestand aus den Mairies Beeck, Doveren, Erkelenz, Gerderath, Immerath, Kleingladbach, Kuckum, Lövenich, Schwanenberg, Tüschenbroich oder Wegberg (jülichscher Teil). Dieser Kanton hatte 1806 20.130 Einwohner.

Kreis Erkelenz um 1820

Der Kreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der Beschlüsse auf dem Wiener Kongress (1815) fielen große Teile des Rheinlands an Preußen. Der Kreis Erkelenz wurde 1816 innerhalb des Regierungsbezirks Aachen eingerichtet und gehörte zunächst zur Provinz Großherzogtum Niederrhein, ab 1822 zur Rheinprovinz.

Der Kreis wurde gebildet aus:

  • dem Canton Erkelens, ausgenommen Spenrath, Kuckum und Breitenbend (Arrondissement Crévelt, Département-de-la-Roer)
  • dem Canton Cruchten (Niederkrüchten) (Département de la Meuse Inferieure) mit den Mairies Elmpt, Niederkrüchten und teilweise Wegberg
  • der Gemeinde Buchholz aus der Mairie Wickrath (Canton Odenkirchen, Arrondissement Crévelt, Département-de-la-Roer),
  • den Mairies Körrenzig und Gevenich sowie dem Hof Klein-Künkel aus der Mairie Brachelen (Canton Linnich, Arrondissement Aix-la-Chapelle (Aachen), Département-de-la-Roer)

Der Kreis Erkelenz war verwaltungsmäßig zunächst in 13 Bürgermeistereien gegliedert (Stand 1830; damalige Schreibweise): Beck, Doveren, Elmpt, Erkelenz, Gerderath, Immerath, Keyenberg, Klein-Gladbach, Korrenzig, Lövenich, Nieder-Krüchten, Schwanenberg und Wegberg.[1] Mit der Einführung der Gemeindeordnung für die Rheinprovinz von 1845 wurden einige Bürgermeistereien des Kreises in mehrere Gemeinden untergliedert. Erkelenz erhielt 1858 die Rheinische Städteordnung. Die Gemeinde Kückhoven bildete seitdem eine eigene Bürgermeisterei. Im Kreis Erkelenz bestanden bis 1932 auf einer Fläche von 289 km² insgesamt 25 Gemeinden:[2]

Bürgermeisterei Gemeinden
Beeck Beeck
Doveren Baal, Doveren, Granterath, Hetzerath, Hückelhoven
Elmpt Elmpt
Erkelenz Erkelenz (Stadt)
Gerderath Gerderath
Immerath Holzweiler, Immerath
Keyenberg Borschemich, Keyenberg, Venrath
Kleingladbach Kleingladbach, Matzerath
Körrenzig Gevenich, Glimbach, Körrenzig, Rurich
Kückhoven Kückhoven
Lövenich Lövenich
Niederkrüchten Niederkrüchten
Schwanenberg Schwanenberg
Wegberg Wegberg

Wie in der gesamten Rheinprovinz wurden seit dem 1. Januar 1928 die Bürgermeistereien des Kreises als Ämter bezeichnet. Das Kreisgebiet blieb bis zum 1. Oktober 1932 unverändert, als nach Auflösung des Kreises Heinsberg die Gemeinden Arsbeck, Hilfarth, Myhl, Ratheim und Wildenrath dem Kreis Erkelenz zugeteilt wurden. Im Jahr 1935 kam es zu einer Reihe von Gemeindereformen:[3]

  • Beeck wurde nach Wegberg eingemeindet.
  • Hetzerath wurde nach Granterath eingemeindet.
  • Hilfarth, Ratheim, Millich, Schaufenberg und ein Teil von Kleingladbach wurden nach Hückelhoven eingemeindet.
  • Aus dem Rest der Gemeinde Kleingladbach und der Gemeinde Matzerath wurde die neue Gemeinde Golkrath gebildet.

Am 1. April 1936 wurden die drei südlichen Gemeinden Gevenich, Glimbach und Körrenzig in den Kreis Jülich umgegliedert. Die Gemeinde Rurich verblieb im Kreis Erkelenz, wurde aus dem Amt Körrenzig herausgelöst und in das Amt Baal eingegliedert. Der Kreis Erkelenz war seitdem wie folgt gegliedert:

Amt Gemeinden
amtsfrei Elmpt, Erkelenz (Stadt), Hückelhoven, Niederkrüchten, Wegberg
Baal Baal, Doveren, Granterath, Lövenich, Rurich
Erkelenz-Land Gerderath, Golkrath, Kückhoven, Schwanenberg, Venrath
Holzweiler Borschemich, Holzweiler, Immerath, Keyenberg
Myhl Arsbeck, Myhl, Wildenrath
Aufruf des Landrats zum Wiederaufbau 1945

Nach der Auflösung Preußens fiel der nun zur Britischen Besatzungszone gehörende Kreis am 23. August 1946 an das neu gebildete Land Nordrhein-Westfalen und wurde seit 1953 als Landkreis bezeichnet. Hückelhoven wurde am 7. Januar 1950 in Hückelhoven-Ratheim umbenannt. Die Gemeinde Hückelhoven-Ratheim wurde 1969 zur Stadt erhoben. Am 1. Oktober 1969 wurde aus dem Landkreis der Kreis Erkelenz.[4] Am 1. Januar 1972 wurde der Kreis Erkelenz durch das Aachen-Gesetz aufgehoben und mit dem größten Teil des Selfkantkreises Geilenkirchen-Heinsberg zum neuen Kreis Heinsberg zusammengelegt.[5] Gleichzeitig kam es zu einer umfassenden Gemeindereform:

  • Borschemich, Erkelenz, Gerderath, Golkrath, Granterath, Holzweiler, Immerath, Keyenberg, Kückhoven, Lövenich, Schwanenberg und Venrath wurden zur neuen, größeren Stadt Erkelenz zusammengeschlossen.
  • Baal, Doveren, Hückelhoven-Ratheim und Rurich wurden Teil der neuen Stadt Hückelhoven.
  • Elmpt und Niederkrüchten wurden zur neuen, größeren Gemeinde Niederkrüchten zusammengeschlossen.
  • Myhl wurde in die Gemeinde Wassenberg eingegliedert.
  • Arsbeck und Wildenrath wurden in die Gemeinde Wegberg eingegliedert.
  • Alle Ämter wurden aufgehoben.

Am 1. Januar 1975 wurde die Gemeinde Niederkrüchten durch das Düsseldorf-Gesetz aus dem Kreis Heinsberg in den Kreis Viersen umgegliedert.[5]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

[6]


Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ergebnisse der Kreistagswahlen ab 1946[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Liste werden nur Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die mindestens zwei Prozent der Stimmen bei der jeweiligen Wahl erhalten haben.[7]

Stimmenanteile der Parteien in Prozent

Jahr CDU SPD FDP UWG DZP BHE KPD
1946 74,9 19,7 4,0
1948 60,7 22,6 01,9 03,93 03,90
1952 64,7 20,1 7,4 3,9
1956 54,4 26,9 09,8 5,7 2,6
1961 59,2 25,7 14,4
1964 51,1 30,3 11,4 6,9
1969 55,3 31,0 07,4 6,3

Bei der Wahl im Jahr 1948 erreichten unabhängige Kandidaten 7,0 % der gültigen Stimmen.

Landräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landratsamt 1893

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „In Gold ein rotes lateinisches Lilienkreuz, in dessen Mitte eine fünfblättrige, blaue Flachsblüte.“[8]

Herkunft und Bedeutung: Dieses Wappen erhielt der Landkreis am 9. Mai 1955. Die Lilie entstammt einem Erkelenzer Stadtsiegel von 1551 und erinnert an die Beziehung der Stadt Erkelenz zum Marienstift Aachen. Die Flachsblüte weist auf den früheren Flachsanbau hin, der vor allem im nördlichen Kreisgebiet betrieben wurde. Das Gold im Wappenschild steht für die Fruchtbarkeit des Lößbodens des südlichen Kreisgebietes.

Kreisgliederung 1935[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1935 gliederte sich der Kreis wie folgt:

Kfz-Kennzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Juli 1956 wurde dem damaligen Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen ERK zugewiesen. Es wurde bis zum 31. Dezember 1971 ausgegeben. Aufgrund der Kennzeichenliberalisierung ist es seit dem 2. September 2013 im Kreis Heinsberg erhältlich.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gustav Claessen (Landrat), Statistische Darstellung des Kreises Erkelenz, Erkelenz 1863.
  • Jack Schiefer, Zerstörung und Wiederaufbau im Kreise Erkelenz, Aachen 1948.
  • Heimatkalender der Erkelenzer Lande, 1954 bis 1972, Kreis Erkelenz in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein der Erkelenzer Lande.
  • Friedel Krings, Albert Kardas: Landkreis Erkelenz, Duisburg 1966.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Friedrich von Restorff: Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinz, Nicolai, Berlin und Stettin 1830, S. 779 ff
  2. Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland (PDF; 1,3 MB), Berlin: Verlag des Königlichen statistischen Bureaus, 1888, Seite 198
  3. Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2015; abgerufen am 2. Dezember 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.geschichte-on-demand.de
  4. Bekanntmachung der Neufassung der Kreisordnung für das Land Nordrhein-Westfalen vom 11. August 1969 im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Nordrhein-Westfalen, Jahrgang 1969, Nr. 2021, S. 670 ff.
  5. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 308.
  6. Michael Rademacher: Erkelenz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Quelle: Jeweiliges Heft des Statistischen Landesamtes (LDS NRW), Mauerstr. 51, Düsseldorf, mit den Wahlergebnissen auf der Kreisebene.
  8. http://www.ngw.nl/int/dld/kreis/erkelenz.htm
  9. http://www.theologisches.net/files/18_Nr.8.pdf Susanne Ilse: Der höchste Einsatz. Ein freier exemplarischer Sühneopfertod

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kreis Erkelenz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien