Kreuz (Heraldik)

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Gemeines Kreuz

Das Kreuz wird in der Wappenkunde (Heraldik) in großer Vielfalt verwendet und existiert in vielen Varianten. Als Gemeine Figur schwebt das Kreuz frei im Wappenschild. Berühren die vier Arme des Kreuzes den Wappenrand, so wird es als Heroldsbild bezeichnet. Von der Grundform, dem Gemeinen Kreuz gibt es viele Abarten, und oft erhält das Kreuz damit eine neue Bezeichnung. Es kann alle Farben haben. Die Beschreibung des Wappens sollte jedes Detail nennen.

Aussehen und Funktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Namensgebung erfolgt beim Kreuz nach zwei Kriterien: nach seinem Aussehen und nach seiner Funktion. Zum Beispiel wird ein fußgespitztes Lilienkreuz oder Glevenkreuz (Aussehen) als Ordenszeichen des Heiligen Jakobs (Funktion) Jakobskreuz genannt.

Grundformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Gemeines Kreuz, auch als Balkenkreuz bezeichnet, wird ein Balken gekreuzt mit einem Pfahl verstanden, bei dem alles in einer Tinktur und ohne durchgehende Linien dargestellt wird. Das Gemeine Kreuz ist (wie der Name schon andeutet) die allgemeine Grundform des heraldischen Kreuzes und ein häufiges Heroldsbild im Wappenwesen. Das griechische oder Gekürzte Kreuz ist ein Kreuz mit besonders kurzen Balken, das in der kirchlich-politischen Heraldik als eigenständiges Kreuz gilt.

Die zweite häufige Form ist das Lateinische Kreuz (Hochkreuz, Passionskreuz) mit dem verlängerten unteren Arm.

Aufrecht mit Pfahl und Balken ist die Normalform, die X-Stellung ist das Schrägkreuz (Andreaskreuz, Schragenkreuz).

Siehe auch: Quadriertes Kreuz (ein Balken- oder Andreaskreuz im Quadrat)

Kreuze mit einem als Spitze gebildeten unteren Kreuzungsarm werden nach der Hauptform mit dem Zusatz -steckkreuz oder -spitzkreuz benannt. Hier wäre das Gemeine Kreuz mit einer nach unten gerichteten Spitze ein Balkensteckkreuz.

Heraldische Variationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abwandlungen sind beispielsweise die Bordierung (bordiert), die Durchbrechung (durchbrochen), Schachteilung (geschacht) und Facettierung (facettiert). Ein Kreuz kann mit anderen Figuren belegt sein. Die Begrenzungslinien können durch Wappenschnitt verschiedene Gestaltung haben.

Kreuz als gemeine Figur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Wappenschild/Feld oder auch als Prachtstück hat das Kreuz die Heraldik wesentlich beeinflusst. Während in der vorgenannten Gruppe das Kreuz der Wappenteilung diente, ist es als gemeine Figur wie andere Figuren zu handhaben. Die vielfältigsten Formen sind in den Wappen zu finden: Sie drücken oft die Religiosität oder Ordens- und Kirchenzugehörigkeit des Wappenträgers aus. Schwierig sind die verschiedenen Bezeichnungen für die gleiche Kreuzform zuzuordnen. Die Eindeutigkeit der Wappenbeschreibung ist maßgebend. Die Kreuze können schwebend, durchbohrt, umgeben, gehalten von einer tierischen oder menschlichen Figur oder auch mit Dingen (Rosen, Lilien, Herzen und anderem mehr) belegt sein. Hüte, Kronen können über dem Kreuz schweben oder am Arm aufgehängt sein. Für kirchliche Würdenträger sind hinter das Wappen gestellte Kreuze selbstverständlich. In der kirchlichen Heraldik haben sich im Laufe der Jahrhunderte für jede Stufe der Kirchenwürde Regeln herausgebildet.

Kreuz als Heroldsbild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Ausgang gilt für diese Gruppe das gemeine Kreuz. Es entsteht, wenn ein Pfahl und ein Balken sich mittig ohne Trennlinie in gleicher Farbe unter einem rechten Winkel kreuzen. Die vier Arme des Kreuzes müssen als „Heroldsbild“ vereinbarungsgemäß den Wappenrand berühren. Alle weiteren Formen lassen sich ableiten. Die Kreuzarme können alle Schnittformen annehmen, nur die Enden der Arme sind zwangsläufig nicht veränderbar. Viele so abgeleitete Kreuzformen werden nach dem Wappenschnitt (Astschnitt, Wolkenschnitt, Zinnenschnitt) und den auf ihnen dargestellten Heroldsbildern (geschacht, gerautet, geschliffen, quadriert, facettiert, geviert, durchbohrt, bordiert, belegt und geständert) bezeichnet.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bild Grundform Beschreibung Beispiel
Taukreuz Antoniuskreuz, alttestamentliches Kreuz, Ägyptisches Kreuz. Aus mittigem Pfahl und Schildhaupt gebildet.
Göpel Hat die Form eines kopfstehenden Ypsilons oder einer gestürzten Deichsel.
Deichsel
(Gabelkreuz, Schächerkreuz)
Hat die Form eines Ypsilons.
Gemeines Kreuz Das einfache waagrecht-senkrechte Kreuz, in den Varianten Griechisches Kreuz und Balkenkreuz.
Lateinisches Kreuz Hochkreuz (Passionskreuz); das heutige typische Kreuz des Christentums mit dem verlängerten Fußbalken. Aus mittigem Pfahl und in Richtung oberem Schildrand verschobenem Balken.
Fadenkreuz Schmaler Pfahl und Balken bilden ein gemeines Kreuz. Liegen mehrere Fäden (Pfähle oder Balken) parallel, so ist ihre Anzahl für die Bezeichnung wichtig: Zwillingsfaden-, Drillingsfadenkreuz. Werden die Fäden geflochten, und ist ihr Abstand nicht wesentlich größer als ihre Breite, entsteht ein Flechtgitterkreuz.
gespaltenes (Pfahl)
und geteiltes (Balken) Kreuz
Die Farben der Hälften sind unterschiedlich. Wird das Kreuz schräggelegt, beschreibt (blasoniert) man gespaltenes oder geteiltes Schragenkreuz.
Ähnlich: Facettiertes Kreuz, ggf. in verwechselten Farben.
senkrecht getrenntes und
waagerecht geteiltes Kreuz
Trennung durch einen andersfarbigen Faden. Treten in einem Bild beide Trennungen auf, wird diese Figur Gammadium genannt.
nimbiertes Kreuz Der Kreuzmittelpunkt ist Mittelpunkt eines Kreises.
quadriertes Kreuz Der Kreuzmittelpunkt ist Mittelpunkt eines Quadrates.
ausgebrochenes und durchbohrtes Kreuz Gemeines Kreuz mit quadratischem oder rundem Durchbruch.
Griechisches Kreuz Stabkreuz Das gemeine Kreuz hat nur die halbe Konturenbreite.
Stützbogenkreuz Die Kehlen im Schnittpunkt von Pfahl und Balken sind ausgerundet. Ein Beispiel hierfür ist Hermsdorf (Thüringen).
Tatzenkreuz Die Kreuzarme laufen verbreitert aus.
Andreaskreuz (Schrägkreuz, Schragen): Das Kreuz liegt um 45 Grad gedreht im Wappen.
Keltenkreuz, Radkreuz Balkenkreuz, oft mit verlängertem Stützbalken (lateinisches Kreuz), um den Kreuzpunkt ein Ring (siehe auch: Chatschkar)
Radkreuz Radkreuz („Sonnenrad“)
Hakenkreuz, Swastika, Schlangenkreuz Swastika – Kreuz mit abgewinkelten oder gebogenen Armen (lateinisch crux gammata, Gammadion)
Dreibalkenkreuz #1 Andreaskreuz mit senkrechtem Pfahl, #2 Hagalkreuz (ᚼ), #3 Christos-Monogramm Chi-Rho (), #4 Iota-Chi-Kreuz, #5 Balkenstern (6 Zacken)
Vierbalkenkreuz #1 Kuppelkreuz (gemeines Kreuz auf einem Andreaskreuz aufgelegt), #2 Kreuz des Konstantin, #3 Balkenstern (8 Zacken)

Einzelne Formen des Kreuzes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Galerie – Kreuze als Heroldsbild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Galerie – Kreuze als gemeine Figur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kreuze in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. 2., durchgesehene und erweiterte Auflage. Callwey, München 1978, ISBN 3-7667-0345-5.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Adam Breysig: Wörterbuch der Bildersprache oder kurzgefaßte und belehrende Angaben symbolischer und allegorischer Bilder und oft damit vermischter konventioneller Zeichen. Friedrich Christian Wilhelm Vogel, Leipzig 1830, S. 45.
  2. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Leipzig 1984.