Krystian Zimerman

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Krystian Zimerman 2018

Krystian Zimerman (* 5. Dezember 1956 in Zabrze, Polen) ist ein polnisch-schweizerischer Pianist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Krystian Zimerman studierte an der Musikakademie Katowice und gewann 1975 den Warschauer Chopin-Wettbewerb. Außerdem wurde er mit dem Sonderpreis der Chopin-Gesellschaft ausgezeichnet.

Er arbeitete seitdem mit den Dirigenten Herbert von Karajan, Leonard Bernstein, Seiji Ozawa und Sir Simon Rattle zusammen und schloss Bekanntschaft mit dem Pianisten Arthur Rubinstein. Den größten Einfluss auf ihn aber hatten nach eigenem Bekunden die Dirigenten Kirill Kondraschin und Carlo Zecchi sowie der polnische Theaterregisseur Tadeusz Kantor, der ihm Mittel der Kommunikation mit einem vielsprachigen Ensemble aufzeigte, welche Zimerman bei seiner Zusammenarbeit mit Orchestern nützlich waren.

Zimerman zog frühe Plattenveröffentlichungen zurück, weil sie den eigenen hohen Standards nicht mehr genügten.[1] Die Folge war, dass seine wenigen erhältlichen Einspielungen oft zu den Referenzen auf dem Markt zählen, so z. B. seine Interpretationen von Debussys Préludes, der Klavierkonzerte, des Totentanzes und der h-Moll-Sonate von Liszt sowie die Konzerte Nr. 1 und Nr. 2 von Rachmaninow.

Zimerman gibt nicht mehr als 50 Konzerte pro Jahr, was nach seinen eigenen Angaben nicht kostendeckend ist. Er reist immer mit seinem eigenen Instrument und führt auf Tourneen mehrere Klaviaturen mit.[2]

Zimerman tritt in unregelmäßigen Abständen auch als Dirigent in Erscheinung. Nach dem Tode Leonard Bernsteins, mit dem er eine Gesamtaufnahme der Klavierkonzerte Beethovens in Angriff genommen hatte, vollendete er die Einspielungen der noch fehlenden ersten beiden Konzerte und übernahm dabei auch die Aufgaben des Dirigenten.

Dieses „Experiment“ wiederholte er im Jahre 1999: durch die Gründung des Polish Festival Orchestra zu Chopins 150. Todestag. Zusammen mit den jungen, ausschließlich polnischen Musikern ging Zimerman auf Tournee – nur mit den beiden Konzerten in e-Moll op. 11 und f-Moll op. 21, die er anschließend auf CD einspielte.

Seit 1981 lebt Krystian Zimerman in Röschenz im Kanton Basel-Landschaft, wo er auch die Schweizer Heimatberechtigung erhalten hat.[3] Er leitet seit 1996 eine Meisterklasse an der Musikhochschule Basel.[4]

Im April 2009 sorgte er für einen Eklat während eines Konzerts in den Vereinigten Staaten, als er von der Bühne in Bezug auf den geplanten amerikanischen Raketenschild in Polen forderte: „Get your hands off my country“ (Hände weg von meinem Land). Schon 2006 nutzte er Konzerte in den USA, um allgemein gegen die Politik des damals amtierenden Präsidenten George W. Bush zu opponieren beziehungsweise sich vehement gegen das Gefangenenlager der Guantanamo Bay Naval Base auszusprechen.[5][6]

Am 4. Juni 2013 brach er ein Konzert in der Philharmonie Essen ab, weil es ein Zuhörer filmte. Nachdem er die Bühne wieder betreten hatte, erklärte Zimerman seinen Ärger über illegale Videos.[7]

2015 stiftete Zimerman erstmals den Krystian Zimerman Prize für die beste Aufführung einer Chopin-Sonate im Rahmen des Internationalen Chopin-Wettbewerbs.[8] Im Oktober 2015 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Fryderyk-Chopin-Universität für Musik in Warschau verliehen.[9]

Im Jahr 2022 wurde Zimerman der als „Nobelpreis der Künste“ bekannte japanische Praemium Imperiale in der Kategorie Musik zuerkannt.[10]

Aufnahmen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Alben[11]
Ludwig van Beethoven: Complete Piano Concertos (mit dem London Symphony Orchestra & Simon Rattle)
  DE 21 16.07.2021 (1 Wo.)
  CH 23 18.07.2021 (1 Wo.)

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wolfram Goertz: »Ich will den Flügel nicht mehr wahrnehmen«. In: Die Zeit. 16. März 2006, abgerufen am 4. September 2016.
  2. Johannes Saltzwedel: Pianist Krystian Zimerman. Samurai der Klänge. In: Spiegel Online. 24. Februar 2006, abgerufen am 24. Oktober 2016.
  3. Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura – Zimerman, Krystian (1956-). Abgerufen am 21. Februar 2024.
  4. Margot Weber: Der Seelensucher. Krystian Zimerman. In: Magazin der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. November 2006, archiviert vom Original am 5. März 2016; abgerufen am 31. August 2015.
  5. Andrew Gumbel: Polish pianist stops show with anti-US tirade. In: The Guardian. 28. April 2009 (engl.), abgerufen am 19. Mai 2012.
  6. Krystian Zimerman will nicht mehr in den USA konzertieren. In: klassik.com. 29. April 2009, abgerufen am 25. November 2009.
  7. Krystian Zimerman: Pianist unterbricht Konzert wegen Handyfilmer. In: Spiegel Online. 4. Juni 2013, abgerufen am 2. Dezember 2014.
  8. Poland’s Chopin Competition draws to a close. Radio Poland, 20. Oktober 2015, abgerufen am 24. Oktober 2016 (englisch).
  9. Pianist Zimerman honoured by Warsaw’s Music University. Radio Poland, 9. Oktober 2015, abgerufen am 4. September 2016 (englisch).
  10. Wim Wenders erhält den Praemium Imperiale. In: spiegel.de, 15. September 2022 (abgerufen am 16. September 2022).
  11. Chartquellen: DE CH
  12. a b c d e f g h Krystian Zimerman. In: KlassikAkzente. Universal Music GmbH, 23. Oktober 2015, abgerufen am 18. Januar 2017.