Löbstedt

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Löbstedt
Stadt Jena
Koordinaten: 50° 57′ N, 11° 37′ OKoordinaten: 50° 57′ 5″ N, 11° 36′ 44″ O
Höhe: 140 m ü. NN
Fläche: 56 ha
Einwohner: 775 (31. Dez. 2018)
Bevölkerungsdichte: 1.384 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Oktober 1922
Postleitzahl: 07743
Vorwahl: 03641
Löbstedt (Thüringen)
Löbstedt (Thüringen)

Lage von Löbstedt in Thüringen

Blick auf Löbstedt vom Heiligenberg aus
Blick auf Löbstedt vom Heiligenberg aus

Löbstedt ist eine ehemalige Gemeinde in Thüringen und heutiger Stadtteil der kreisfreien Stadt Jena.

Lage und Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dorfkern mit Blick auf die Kirche

Löbstedt liegt etwa 3 Kilometer nördlich des Stadtzentrums und westlich der Saale. Das historische Gemeindegebiet, die Gemarkung Löbstedt, verläuft von der Saale als östlicher Grenze über etwa 3 Kilometer nach Westen bis zu den Ausläufern des Windknollens auf etwa 330 Metern Höhe über NN. Ihre größte Nord-Süd-Ausdehnung beträgt jedoch nur etwa 1,4 Kilometer, ihre Fläche ursprünglich 262,4, später 264,2 Hektar[1]. Die nördliche Gemarkungsgrenze wird hauptsächlich von den Straßen Flurweg und Am Heiligenberg sowie dem Steinbach gebildet, die südliche Grenze verläuft grob entlang der Straßen Unterm Schützenhof, Lützener Straße und Schwarzaweg.[2]

Nach der Ausgliederung des Stadtbezirks Nord II im Jahr 2006 besteht der Ortsteil Löbstedt, neben dem alten Dorfkern und einem Gebiet bis zur Saale, im Wesentlichen aus einem langgestreckten Flurstreifen zwischen der Straße Rautal und der historischen Gemarkungsgrenze nördlich davon. Seine Katasterfläche beträgt nur noch 56 Hektar.[3]

An Löbstedt angrenzende Ortsteile sind Zwätzen im Norden, Kunitz im Osten und Jena-Nord im Süden und Westen. Westlich von Löbstedt liegt das Rautal, das durch sein großes Vorkommen von Winterlingen bekannt ist. In der Löbstedter Saaleaue befinden sich das FFH-Gebiet „Glatthaferwiesen Löbstedt“ sowie die 10 Hektar große Fläche des Jena-Experiments[4], eines Langzeitprojektes zur Erforschung der Biodiversität.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bundesstraße 88 und die Bahnstrecke Großheringen–Saalfeld tangieren den Stadtteil. Nächstgelegener Bahnhof ist der Bahnhof Jena-Zwätzen im benachbarten, gleichnamigen Stadtteil. Mit der Eröffnung der Straßenbahn Jena im Jahr 1901 erhielt Löbstedt Anschluss an die damalige Hauptstrecke Zwätzen–Schubertsburg. Zentral im Stadtteil lag über viele Jahrzehnte die Kreuzungshaltestelle Löbstedt. Am Kaufland (ehemaliger Milchhof) kam in den 1990er-Jahren die Haltestelle Naumburger Straße hinzu; beide Haltestellen werden von den Straßenbahn-Linien 1 und 4 bedient. Die Verlängerung der Straßenbahnstrecke von Zwätzen zum Wohngebiet Himmelreich und der zweigleisige Ausbau vom Kaufland bis Zwätzen erhielten im November 2017 Baurecht; die Bauarbeiten auf Löbstedter Gebiet dauerten vom 26. September 2018 bis September 2020. Hierbei wurde die gesamte Ortsdurchfahrt mit allen ober- und unterirdischen Bestandteilen des Straßenraums komplett erneuert. Die Haltestelle Löbstedt wurde nördlich der Kreuzung Naumburger Straße/Flurweg neu errichtet und liegt jetzt, unter dem Namen Flurweg, auf Zwätzener Gebiet. Die Haltestelle Naumburger Straße erhielt ein Wendegleis und wurde, als nunmehr einzige Löbstedter Haltestelle, in Löbstedt umbenannt.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1218 wurde das Dorf Löbstedt erstmals urkundlich genannt.[6]

Im Jahr 1536 bestand noch der Bierzwang, d. h. Bier durfte nur in einem von der Gemeinde begrenzten Bereich („Biermeile“) ausgeschenkt werden, um unliebsame Konkurrenz auszuschalten und die Einfuhr auswärts hergestellter Biere zu verhindern. Die Wirte durften nur einheimisches Bier ausschenken. Den Bierzwang übten auf dem Lande die Herrschafts- und Klosterbrauereien aus. Diese Vorschriften der Gemeinden und Städte fielen, wenn noch vorhanden, gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Zu besagter Zeit kamen an einem Pfingstmontag 200 Bürger aus Jena nach Löbstedt, um den hiesigen Einwohnern die Bierfässer zu stehlen.[7]

Zwischen der Eingemeindung Löbstedts 1922 und dem Zweiten Weltkrieg entstanden auf Löbstedter Flur zwei kleine Wohngebiete (Stifterstraße/Unterer Sachseneckweg und Paul-Weber-Straße) und umfangreiche Kasernenbauten östlich der Naumburger Straße.[8] Von 1960 bis 1968 wurden die bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen zwischen Naumburger Straße, Rödigenweg und Rautal mit dem Großwohngebiet Nord II bebaut; unter anderem entstanden dabei etwa 2000 Wohnungen.[9] Diese Bautätigkeit führte dazu, dass der Ortsteil Löbstedt nach der Gründung in den historischen Gemarkungsgrenzen gemäß Stadtratsbeschluss vom 6. Mai 1992[10] über 5000 Einwohner hatte. Mit Wirkung zum 31. Dezember 2002 wurde das Gebiet westlich der Naumburger Straße und südlich der Straße Rautal, mit Ausnahme der Fläche östlich der Erich-Kuithan-Straße, als eigener statistischer Bezirk Nord II (209 Hektar, 5091 Einwohner) vom alten Ortskern Löbstedt abgeteilt[11] und 2006 dem neu gegründeten Ortsteil Jena-Nord zugeschlagen;[12] die frühere Zugehörigkeit zu Löbstedt ist noch an der Nummer des Bezirkes erkennbar (070: Löbstedt alt, 071: Löbstedt neu, 072: Nord II).[13] Damit entstand der Ortsteil Löbstedt in seinen heutigen Grenzen.

Im Jahre 1998 wurde das Löbstedter Brauhaus abgerissen. Heute befindet sich an diesem Ort ein Spielplatz für Kinder. Eine Gedenktafel erinnert an das einzige Löbstedter Brauhaus.

Ortsteilrat und Ortsteilbürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem 22. September 2002 hat der Ortsteil Jena-Löbstedt einen Ortsteilbürgermeister und Ortsteilrat (bis 2003 noch als Ortsbürgermeister und Ortschaftsrat bezeichnet), der sich um die kulturellen Belange und die Pflege des Brauchtums im Ortsteil kümmert. Erster Ortsteilbürgermeister (damals Ortsbürgermeister) war Gerhard Seifert, anschließend folgte von 2004 bis 2019 Karsten Seyfarth. Seit der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 ist Carola Döpel die Ortsteilbürgermeisterin von Löbstedt.

Die Dorfkirche St. Marien-Magdalena[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die St.-Marien-Magdalenen-Kirche

Am 31. Juli 1712 wurde die St.-Marien-Magdalenen-Kirche eingeweiht.[14]

Städtische Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Löbstedt besitzt zwei Kindergärten, die Grundschule Am Rautal und ein von der Arbeiterwohlfahrt betriebenes Pflegeheim (Seniorenzentrum am Heiligenberg) mit 86 Plätzen. Unmittelbar an der Ortsteilgrenze, jedoch außerhalb des Ortsteils, befindet sich das Carl-Zeiss-Gymnasium.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Größtes Unternehmen im Ortsteil ist der Kaufland-Markt in der Erich-Kuithan-Straße, der auf der Fläche des 1954–1956 errichteten Milchhofes (nach 1990 geschlossen) entstand und wegen seiner günstigen Lage (von den umgebenden Wohngebieten fußläufig erreichbar, Straßenbahnhalt vor dem Markt) hoch frequentiert ist. In Löbstedt befinden sich außerdem ein Betriebsteil von Veolia Umweltservice und einige Handwerksbetriebe.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Löbstedt (Jena) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistikstelle im Einwohnermeldeamt der Stadt Jena: Jenaer Statistik, Quartalsberichte I/1992, S. 7 und IV/1997, S. 44
  2. einsehbar im Geoportal Thüringen: GDI-Th Freistaat Thüringen: Geoproxy Thüringen. Abgerufen am 30. November 2019.
  3. Informationsdienst des Teams Controlling und Statistik der Stadt Jena: Jenaer Statistik, Quartalsbericht IV/2018, Tabelle 1
  4. Nico Eisenhauer: The Jena Experiment. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Dezember 2019; abgerufen am 1. Dezember 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.the-jena-experiment.de
  5. Jenaer Nahverkehr GmbH: Fahrplanwechsel: Freie Fahrt in den Norden der Stadt. Abgerufen am 6. September 2020.
  6. Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 169
  7. Jonathan Carl Zenker: Historisch-topographisches Taschenbuch von Jena und seiner Umgebung besonders in naturwissenschaftlicher u. medicinischer Beziehung. Mit dem Plane von Jena und einem geognostischen Profile. Frommann, Jena 1836, S. 154.
  8. Luftbild Nr. 4220, Bildflug-Nr. 1945105 am 15.03.1945, abrufbar unter GDI-Th Freistaat Thüringen: Geoportal-Th.de: Download Luftbilder und Orthophotos. Abgerufen am 8. Dezember 2019.
  9. Gotthard Brandler u. a.: Architekturführer DDR, Bezirk Gera. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1981, S. 126.
  10. Statistikstelle der Stadt Jena: Jenaer Statistik, Quartalsbericht I/1992, S. 2
  11. Statistikstelle der Stadt Jena: Jenaer Statistik, Quartalsbericht III/2002, S. 3
  12. Stadtratsbeschluss vom 15. Februar 2006, siehe Stadtverwaltung Jena: Amtsblatt 13/06 vom 30. März 2006, S. 119
  13. Zuordnung der Jenaer Gemarkungen, Stadtbezirke und Ortsteile: Team Statistik der Stadtverwaltung Jena: Jenaer Statistik, Quartalsbericht IV/2008, S. 3
  14. Inschrift an der Kirche