LGV Sud Europe Atlantique

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
LGV Sud Europe Atlantique
TGV Duplex bei Pliboux
TGV Duplex bei Pliboux
Strecke der LGV Sud Europe Atlantique
Streckennummer (SNCF):566 000
Streckenlänge:302 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:25 kV 50 Hz ~
Höchstgeschwindigkeit:320 km/h
LGV Atlantique von Paris-Montparnasse
223,0
0,0
Abzw. von Saint-Avertin
0,6 Contournement de Tours (ausser Betrieb seit 2017)
zur Bahnstrecke Paris–Bordeaux nach Poitiers
3,5 A85 (190 m)
4,7 Bahnstrecke Joué-lès-Tours–Châteauroux
7,8 Viaduc de l’Indre (450 m)
16,4 Abzw. Monts Bahnstrecke Paris–Bordeaux von Tours
21,7 PCV de Sainte-Catherine-de-Fierbois
30,5 Viaduc de la Manse (130 m)
36,0 Überdeckung Maillé (100 m)
36,3 Abzw. La Celle-Saint-Avant (nach Châtellerault)
38,2 Bahnstrecke Paris–Bordeaux nach Châtellerault
39,x Bahnstrecke Port-Boulet–Port-de-Piles
41,0 PCV de Nouâtre, Instandhaltungs-Basis (östlich)
41,6 Viaduc sur la Vienne (380 m)
42,x A10 (465 m)
61,5 PCVE de Thuré (Betriebsgleise und Notbahnsteig östlich)
68,7 Bahnstrecke Loudun–Châtellerault
75,1 Überdeckung Marigny-Brizay (115 m)
79,2 PCV de Marigny-Brizay
85,7 Abzw. Migné-Auxances (nach Poitiers)
88,6 Viaducs de l'Auxance (444 m und 457 m)
89,x Bahnstrecke Poitiers–Arçay
Estacade de la Folie (918 m und 940 m)
Bahnstrecke Paris–Bordeaux nach Poitiers
91,x Route nationale 147
92,x Instandhaltungsbasis Poitiers (östlich)
97,0 Viaduc de la Boivre (140 m)
102,1 A10
104,4 Abzw. Fontaine-le-Comte Nord (nach La Rochelle)
106,x Bahnstrecke Saint-Benoît–La Rochelle-Ville
108,3 Abzw. Fontaine-le-Comte Sud (von Poitiers)
113,0 PCV de Marçay
115,8 Viaduc de la Vonne (130 m)
147,0 PCVE de Pliboux (Betriebsgleise und Notbahnsteig östlich)
172,1 Abzw. Juillé V2 (nach Angoulême)
173,x Bahnstrecke Paris–Bordeaux
176,8 Viaduc de la Charente Nord (480 m)
178,x Instandhaltungsbasis Villognon (westlich)
179,4 Abzw. Villognon V1 (nach Angoulême)
181,x Bahnstrecke Paris–Bordeaux nach Angoulême
189,6 Viaduc de la Charente Médiane (537 m)
198,3 PCVE d'Asnières-sur-Nouère (Betriebsgleise und Notbahnsteig westlich)
201,x RN 141
205,3 Viaduc de la Charente Sud (180 m)
206,x Bahnstrecke Beillant–Angoulême
207,8 Viaduc de la Boème (450 m)
210,x RN 10
Bahnstrecke Paris–Bordeaux von Angoulême
Estacade de La Couronne (Boème; 720 m)
214,3 Abzw. La Couronne (von Angoulême)
215,0 Viaduc du Claix (450 m)
225,1 Viaduc de la Font des Filles (117 m)
229,1 PCV de Cressac-Saint-Genis
245,0 Viaduc des Lorettes (180 m)
245,9 Viaduc de la Poussonne (180 m)
250,7 Viaduc du Palais (180 m)
251,8 Viaduc de la Nauve du Merle (94 m)
252,9 Viaduc de l'Agrière (103 m)
254,9 PCVE de Neuvicq (Betriebsgleise und Notbahnsteig östlich)
255,9 Viaduc de la Goujonne (135 m)
259,8 Viaduc du Mouzon (246 m)
265,4 Viaduc du Lary (78 m)
Bündelung mit Bahnstrecke Châteauneuf-sur-Charente–Saint-Yzan
266,0 Instandhaltungsbasis Clérac (westlich)
Bahnstrecke Châteauneuf-sur-Charente–Saint-Yzan nach Saint-Yzan
274,9 Viaduc du Meudon Nord (124 m)
277,7 Viaduc du Meudon Sud (114 m)
278,8 PCV de Laruscade
279,6 Viaduc de la Saye (150 m)
280,x Bahnstrecke Cavignac–Coutras
281,x Bündelung mit Bahnstrecke Chartres–Bordeaux
Gauriaguet
Aubie–Saint-Antoine
290,x Bahnstrecke Chartres–Bordeaux nach Bordeaux
294,6 Estacade de la Falaise (338 m)
295,0 Viaduc du Marais de la Virvée (150 m)
296,9 Viaduc de la Dordogne (1319 m)
299,5 A10
299,1 Systemtrennstelle 1,5 kV = / 25 kV, 50 Hz
Bahnstrecke Paris–Bordeaux von Libourne
299,3 Bahnstrecke Chartres–Bordeaux
300,7 Abzw. Ambarès
(weitere Betriebsstellen)
Bordeaux-Saint-Jean

Die LGV Sud Europe Atlantique (kurz: LGV SEA) ist eine Schnellfahrstrecke in Frankreich. Sie wurde am 2. Juli 2017 eröffnet und verbindet als südliche Verlängerung der LGV Atlantique die Städte Tours und Bordeaux. Ihre Länge beträgt 302 Kilometer, hinzu kommen 38 Kilometer Anschlussstrecken an die Bahnhöfe von Poitiers und Angoulême. Die Trasse verläuft weitgehend parallel zur alten, inzwischen überlasteten Eisenbahnstrecke. Ausgelegt ist die LGV Sud Europe Atlantique für eine Höchstgeschwindigkeit von 320 Kilometern pro Stunde.[1]

Mit Inbetriebnahme hat sich die Strecke zwischen Paris und Bordeaux auf 537,14 km verkürzt. Die schnellsten TGV benötigen dafür zwei Stunden und vier Minuten, die Reisegeschwindigkeit liegt dann bei 259,9 km/h.[2]

Finanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strecke wurde von einem Konsortium unter Führung des Baukonzerns Vinci in einem Betreibermodell errichtet. Das Unternehmen setzte sich damit gegen die Wettbewerber Bouygues und Eiffage durch.[3] An dem Konsortium LISEA sind neben dem VINCI-Konzern (mit 33,4 %) das staatliche Finanzinstitut Caisse des Dépôts (25,4 %), die Infrastruktur-Investmentgesellschaft Meridiam (24,4 %) und die, aus dem Versicherungskonzern Axa hervorgegangene, Ardian (Beteiligungsgesellschaft) (16,8 %) beteiligt (Stand 2019).[4]

Die Hälfte der geplanten Bausumme von 7,2 Milliarden Euro gaben Zentralstaat und Gebietskörperschaften als Zuschuss, den Rest brachte Lisea auf.[5] Dem steht, einschließlich erwarteter Preissteigerungen, ein Finanzierungsbudget von 7,8 Milliarden Euro gegenüber.[6][2] Dafür darf das Konsortium 50 Jahre lang Nutzungsgebühren erheben. Zur Finanzierung erhielt Vinci einen Kredit der Europäischen Investitionsbank über 1,2 Milliarden Euro.[7]

Passagiere

Es wurde prognostiziert, dass der Personenverkehr zwischen Paris und Bordeaux durch die neue Linie um drei Millionen auf 19 bis 20 Millionen Reisende pro Jahr steigen könnte.[6] Diese Erwartungen trafen ein.[8][9] Lisea berichtete 2022 von 19.320.000 Fahrgästen, davon 6.000.000 zwischen dem Großraum Paris und dem Streckenende in Bordeaux Saint Jean.[10]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorbereitungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 25. September 1990 wurde der bis Saint-Pierre-des-Corps nahe Tours führende Südwestast der LGV Atlantique in Betrieb genommen. Seither verkehren TGV-Züge zwischen Paris und Bordeaux. Der am 1. April 1992 vorgestellte Gesamtplan für die französischen Hochgeschwindigkeitsstrecken enthielt dann das Projekt einer LGV Aquitaine genannten Linie als Verlängerung der LGV Atlantique nach Bordeaux. 1997 bis 1998 wurden erste Machbarkeitsstudien hierzu durchgeführt. Vor der Realisation wurde die Strecke dann in zwei Abschnitte aufgeteilt: Tours-Angoulême und Angoulême-Bordeaux.

Tours-Angoulême[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu diesem Streckenabschnitt wurden erst zwischen 2004 und 2006 Studien erstellt. Am 16. April 2007 wurde das Projekt dann offiziell vom Verkehrsministerium abgesegnet. Das vorrangige öffentliche Interesse hieran wurde im Frühjahr 2009 erklärt.

Angoulême-Bordeaux[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach offiziellen Studien 2001–2003 wurde 2005 das Raumordnungsverfahren eingeleitet. Am 20. Juli 2006 wurde das vorrangige öffentliche Interesse am Projekt offiziell festgestellt. Als Vorbereitung zum Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke wurde bis 2008 eine zweite parallele Eisenbahnbrücke über die Garonne in Bordeaux errichtet. Bis September 2010 wurde das zweite Gleispaar an den Bahnhof Bordeaux-Saint-Jean angeschlossen.[11]

Bau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Jahren 2010 bis 2011 wurden Vorarbeiten ausgeführt, wie zum Beispiel die Abholzung von Wäldern oder auch Archäologische Grabungen auf der späteren Trasse. Die eigentlichen Tiefbauarbeiten und der Bau der Kunstbauwerke begann Ende 2011 und dauerte bis Anfang 2015. Während des Jahres 2015 wurde die Strecke mit der Eisenbahn-Infrastruktur ausgestattet. Ab Mitte 2016 fanden dann die ersten Testfahrten statt.[12][13]

Streckenverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die LGV fädelt aus der LGV Atlantique südwärts auf der noch breiten Landzunge zwischen Loire und Cher östlich von Tours aus, um nach Querung der Indreniederung das Viennetal bei Ports-sur-Vienne zu passieren. Zeitweise liegt dabei eine Bündelung mit der Autobahn A10 vor. Châtellerault wird im westlichen Hinterland umfahren, neuerlich streckenweise mit der A10 gebündelt und nun Poitiers am westlichen Stadtrand tangiert. Westlich des Claintals geht es weiter gestreckt trassiert südwärts, und die Wasserscheide zur Charente, deren Niederung zweimal nördlich von Angoulême gequert wird, passiert. Angoulême wird ebenfalls westlich umfahren, die Charente ein letztes Mal überbrückt und südlich davon westliche Ausläufer des Massif Central überwunden. Vorbei an Montguyon zieht die Bahnstrecke weiter südwärts, ab etwa Marsas gebündelt mit der Altbaustrecke bis Saint-André-de-Cubzac, an die Dordogne. Diese wird gequert und kurz darauf bei La Grave d'Ambarès in die Bestandsstrecke bis zum Hauptbahnhof Bordeaux-Saint-Jean, vor dessen Nordeinfahrt noch die Garonne passiert wird, eingefädelt.

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die LGV SEA in der Nähe von Raix (Département Charente).

Die Strecke ist, wie jede Neubaustrecke in Frankreich, mit 25 kV 50 Hz Wechselspannung elektrifiziert. Die Signalisierung besteht aus TVM 430 und ETCS Level 2; sie wird von Ansaldo STS geliefert werden. Insgesamt wurden 60 Millionen Euro investiert, wovon 47 Mio. auf das TVM 430 und 13 Mio. auf ETCS Level 2 entfallen.[14]

Die Strecke ist an acht Stellen, mit einer Gesamtlänge von 38 km, mit dem Bestandsnetz verbunden. Bahnhöfe außerhalb von Städten, wie an früheren französischen Hochgeschwindigkeitsstrecken, sind nicht mehr vorgesehen.[2]

Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als rollendes Material waren 40 weitere TGV Duplex bei der Firma Alstom bestellt worden, welche bis Ende 2019 komplett ausgeliefert wurden. Sie ersetzen nach und nach die bisherigen TGV Atlantique. Der Preis je Triebzug beträgt 30 Millionen Euro.[15]

Geplante Weiterführungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis zum Jahr 2020 sollen von Bordeaux aus zwei weiterführende Hochgeschwindigkeitsstrecken errichtet werden: Die LGV Bordeaux–Espagne zur spanischen Grenze nach Irun und die LGV Bordeaux–Toulouse. Die Fahrzeit von Paris nach Toulouse wird dann nur noch gut drei Stunden betragen gegenüber fünf Stunden heute.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Accéder à l’infrastructure, LISEA, abgerufen am 10. März 2022
  2. a b c Reinhard Christeller: Faster to the Gironde. In: Railway Gazette International. Band 171, Nr. 3, 2015, ISSN 0373-5346, S. 38–41.
  3. Meldung Vinci baut Schnellfahrstrecke. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 5, 2010, ISSN 1421-2811, S. 243
  4. Baptiste Bize: Démarrage à grande vitesse pour la LGV Tours-Bordeaux. La Nouvelle République, 13. Februar 2019, abgerufen am 10. März 2022.
  5. Isabelle Rey-Lefebvre: Vinci décroche le contrat de 7,2 milliards d'euros pour la ligne TGV Tours-Bordeaux. In: Le Monde vom 31. März 2010, S. 16
  6. a b Christian Schubert: Vinci soll TGV-Strecke betreiben. In: FAZ Nr. 78 vom 3. April 2010, S. 14.
  7. LGV Sud Europe Atlantique zwischen Tours und Bordeaux – RFF und VINCI unterzeichnen Konzession für eine Hochgeschwindigkeitsstrecke - Höchstes Darlehen der EIB in Frankreich: 1,2 Mrd EUR Europäische Investitionsbank (EIB), 16. Juni 2011, abgerufen am 10. März 2022
  8. Florine Galéron: L'arrivée de la LGV à Bordeaux booste la fréquentation des trains Toulouse-Paris. In: La Tribune. 26. Juni 2018, abgerufen am 13. März 2022 (französisch).
  9. Succès sur toute la ligne entre Bordeaux et Paris. In: La Nouvelle Republque. 13. Februar 2019, abgerufen am 13. März 2022 (französisch).
  10. LISEA en bref, LISEA, abgerufen am 13. März 2022 (französisch)
  11. Bordeaux le pont Garonne
  12. LGV SEA TOURS-BORDEAUX PRESENTATION auf lgv-sea-tours-bordeaux.fr
  13. LGV Sud Europe Atlantique Tours-Bordeaux 16/6/2011
  14. ETCS overlay for Tours – Bordeaux high speed line auf railwaygazette.com, abgerufen am 20. November 2013.
  15. [1]