La Paloma

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Sebastian Iradier

La Paloma (spanisch „Die Taube“) ist ein Lied des spanischen Komponisten Sebastián Iradier (1809–1865), das um 1863 nach einem Aufenthalt in Kuba, damals noch eine spanische Kolonie, entstand.[1] Das Lied gehört zu den am meisten gesungenen, interpretierten, arrangierten und auf Tonträgern festgehaltenen Musikstücken.

Es ist in verschiedensten Sprachvarianten zum Welthit geworden. La Paloma, eine Habanera, ist eng mit der Geschichte der Tonträger verbunden, und so gibt es Aufnahmen aus aller Welt. Die älteste dürfte um 1880[2] entstanden sein.

In Deutschland wurde das Lied 1944 von Hans Albers popularisiert, und sowohl der US-amerikanische Musiker und Orchesterleiter Billy Vaughn, 1958 mit einer Instrumentalversion, als auch Freddy Quinn, 1961, erklommen damit die Nummer eins der Hitparade.[3] Mireille Mathieu führte 1973 die Version La Paloma adieu auf den ersten Platz.

Allgemein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entgegen landläufiger Meinung ist La Paloma kein Volkslied oder Traditional im herkömmlichen Sinn, da sein Komponist durchaus bekannt ist. Vermutlich wurde das Lied um 1863 im Teatro Nacional de Mexico zum ersten Mal gesungen. Zuhörer war auch Kaiser Maximilian I. Die Geschichte von seinem letzten Wunsch, vor seiner standrechtlichen Erschießung noch einmal La Paloma zu hören, gehört ins Reich der Sagen.

Im Englischen wurde es auch unter den Titeln No More und Your Love von Elvis Presley und der US-amerikanischen Sängerin Connie Francis sowie vielen anderen interpretiert. Presley sang das Stück unter anderem im Musikfilm Blue Hawaii von 1961. Das Album zum Film belegte 20 Wochen die Nummer eins der US-Charts. Billy Vaughn kam mit einer Instrumentalversion 1958 auf Platz 20 der Singles-Charts.

Das Symbol[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Motiv „La Paloma“ (die Taube) geht auf eine Episode zurück, die sich 492 v. Chr. vor der Invasion Griechenlands durch den persischen König Dareios den Großen ereignete, einer Zeit, in der weiße Tauben in Europa noch nicht bekannt war: Die persische Flotte unter dem Feldherrn Mardonius erlitt Schiffbruch vor der Küste der griechischen Halbinsel Athos, als die Griechen weiße Tauben beobachteten, die aus den sinkenden persischen Schiffen aufflogen. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um Brieftauben, die die persische Flotte mit sich führte, als sie aus Persien zum Kampf auslief. Daraus entstand die Legende, dass weiße Tauben eine letzte Liebesbotschaft eines auf See ertrunkenen Seemanns nach Hause bringen.[4][5]

Das Lied in Mexiko (1867)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Lied ist ursprünglich ein Widerstands- und Kampflied gegen die kolonialen Intentionen der europäischen Adelshäuser, Mexiko zu unterjochen. In dem Land tobten Interventionskriege, nachdem europäische Monarchen unter der Federführung Napoleons III. versuchten Maximilian I. als Kaiser von Mexiko zu installieren.

La Paloma spielt in dieser turbulenten Geschichte Mexikos der 1860er Jahre eine wichtige Rolle: Es was das Lieblingslied von Charlotte von Belgien (1840–1927), der Ehefrau von Maximilian I. (1832–1867), dem kurzzeitigen Kaiser von Mexiko.

Die Anhänger des liberalen und demokratischen Präsidenten von Mexico Benito Juárez (1806–1872), einem Gegner des Kaisers, machten daraus ein Pastiche Adiós, mamá Carlota (deutsch: Auf Wiedersehen Mama Carlotta).

In William Dieterles Film Juárez (1939) bittet Kaiser Maximilian darum, La Paloma vor seiner Hinrichtung ein letztes Mal hören zu dürfen. Diese Episode, die für den Film erfunden wurde, ist historisch falsch. Wahrscheinlicher ist, dass La Paloma bei der Ausschiffung seines Sarges in Miramare gespielt wurde und die anwesenden Marineoffiziere beschlossen, dass La Paloma nie mehr auf einem österreichischen Kriegsschiff gespielt werden dürfe. Diese Tradition wird auch heute noch von österreichischen Seglern hochgehalten.

Das Lied in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Deutschland gilt La Paloma seit Jahrzehnten als Lied des Nordens. Hans Albers’ Version wurde einst vom NSDAP-Funktionär und Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels verboten, während Freddy Quinn das Lied in die Hitparaden brachte.[6]

Die eingängigen Zeilen „Mich rief es an Bord, es wehte ein frischer Wind“ stammen von dem Mainzer Musikdirektor Heinrich Rupp (1838–1917), der sich auf den La Paloma-Text des französischen Sänger und Komponist Joseph Tagliafico (1821–1900) stützte. Der Pariser Opernsänger hatte das spanische Sehnsuchtslied zu einem Seemannslied umgeschrieben. Hier findet sich die Textpassage mit der weißen Taube („Fliegt eine weiße Taube zu dir hierher“).

Die deutsche Filmpremiere von La Paloma fand 1934 in dem Lichtspiel La Paloma. Ein Lied der Kameradschaft statt. In Österreich ist dieser Film mit Leo Slezak auch als Du bist wie ein Traum bekannt.[7]

Die populärste deutsche Textfassung, geschrieben von Helmut Käutner (1908–1980), hatte in dem Film Große Freiheit Nr. 7 von 1944 Premiere. Diese von Hans Albers interpretierte Version enthält keine Passage mit einer weißen Taube und machte das Lied in Deutschland allgemein bekannt.[8][9]

Billy Vaughn belegte von November 1958 bis Januar 1959 für drei Monate mit einer Instrumentalversion den ersten Platz der deutschen Singlecharts. In dem Film Freddy, die Gitarre und das Meer (1959) wird von einer Combo der La Paloma Cha-Cha-Cha gespielt, jedoch ohne Mitwirkung von Freddy Quinn. Er nahm das Lied erstmals 1961 auf und war damit einen Monat auf Platz eins. Beide Versionen avancierten zu Millionensellern in Deutschland, was sie zu den meistverkauften Singles des Landes machte.[10][11] Bis ins Jahr 2002 war es die einzige Komposition in Deutschland, die sich in zwei verschiedenen Versionen über eine Million Mal verkaufte. 2002 gelang dies auch der Komposition The Ketchup Song in der Interpretation durch Las Ketchup und Die Gerd Show.[12]

Acker Bilk führte 1964 zusammen mit The Leon Young String Chorale und seiner typischen Klarinette eine weitere instrumentale Variante in die deutsche Hitparade. Mireille Mathieu erreichte 1973 mit der Version La Paloma ade den ersten Platz.

Zudem fand La Paloma in den deutschen Filmen Das Boot (1981) als Schallplattenaufnahme von Rosita Serrano, Schtonk! (1992) und Sonnenallee (1999) Verwendung. Im Jahr 2009 entstand der Film Soul Kitchen, in dem La Paloma in vielen Formen aufgeführt wird. Das ist auch der Fall in dem französischen Film von 1983, Das Auge, in dem unter anderem die Interpretation von Hans Albers eingespielt wird. In dem Film La Paloma (2009) aus der Krimireihe Ein starkes Team hört man gleich mehrere Fassungen des Stücks.

Auch sind beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) zwei CDs mit unterschiedlichen, meist deutschen Interpretationen von La Paloma erschienen. Eine NDR-eigene rockige Fassung des Liedes mit vielen verschiedenen Interpreten diente als Werbefilm.

2008 wurde der deutsch-französische Dokumentarfilm La Paloma. Sehnsucht. Weltweit veröffentlicht, der die weltweite Bedeutung des Liedes – der Dokumentation zufolge das meistgespielte Lied der Welt – behandelt.[13]

Eine lateinische Version (2008) erschien 2021 auch auf Youtube.[14]

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während das Guinness-Buch der Rekorde als meist aufgenommenes Lied Yesterday von den Beatles angibt (ca. 1600 Mal)[15], scheint La Paloma über 2000 Mal aufgenommen worden zu sein.[16] Es wurde sogar eine Zahl von über 5000 Mal angegeben.

Der Norddeutsche Rundfunk schaffte es mit La Paloma ins Guinness-Buch der Rekorde, als er am 9. Mai 2004 zum 815. Hafengeburtstag mit Musikern aus Hamburg und zirka 88.600 Besuchern den Weltrekord im Chorsingen aufstellte.[17] La Paloma wurde am 13. September 2003 von Bild-Zeitungslesern anlässlich der Gala-Show zum 100. Geburtstag der GEMA zum Lied des Jahrhunderts gewählt.

Auswahl bekannter Interpreten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Solisten
Gruppen

La Paloma in Film und Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

La Paloma taucht immer wieder in Film und Fernsehen auf, mal gesungen, mal gepfiffen, mal als Hintergrundmusik, um ein bestimmtes Flair zu erzeugen.

Zu bekannten Interpretationen im Film gehören:

Kompilationen von La Paloma[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kalle Laar hat mehrere Kompilationen mit diversen, zum Teil historischen und seltenen Aufnahmen von La Paloma erstellt und auf dem Plattenlabel Trikont (Indigo) veröffentlicht:

  • La Paloma – One Song for All Worlds (20. November 1995)
  • La Paloma 2 – One Song for All Worlds (18. November 1996)
  • La Paloma 3 – One Song for All Worlds (8. Dezember 1997)
  • La Paloma 4 – One Song for All Worlds (27. November 2000)
  • La Paloma 5 – One Song for All Worlds (28. März 2008)
  • La Paloma 6 – One Song for All Worlds (28. März 2008)

Der NDR spielte mehrere Wochen lang jeden Tag zwei Varianten. Nach großem Zuschauerinteresse veröffentlichten sie zwei Kompilationen auf CD, erschienen bei G&H Media (Ganser & Hanke):

  • 20 x La Paloma – Unsere schönsten Aufnahmen, Folge 1 (19. Dezember 2003)
  • La Paloma – Folge 2 (1. November 2004)

Text[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rüdiger Bloemeke: La Paloma – Das Jahrhundert-Lied, 158 Seiten mit vielen Farb- und Schwarzweiß-Abbildungen, Voodoo Verlag 2005, ISBN 3-00-015586-4
  • Sigrid Faltin / Andreas Schäfler: La Paloma – das Lied., 180 Seiten + 4 CDs, Marebuch Verlag 2008, ISBN 3-86648-088-1
  • Ingo Grabowsky, Martin Lücke: Die 100 Schlager des Jahrhunderts. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2008, ISBN 3-434-50619-5, S. 240–242.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. La Paloma. In: bibliotheques-specialisees.paris.fr. Abgerufen am 15. Dezember 2023 (französisch).
  2. Film „La Paloma - Sehnsucht. Weltweit“ gesendet am 18. Oktober 2009, Arte
  3. Deutsche Single-Charts ab 1956, Chart-Surfer (abgerufen: 18. April 2011)
  4. La Paloma. In: en-academic.com. Abgerufen am 17. Dezember 2023 (englisch).
  5. La Paloma - One song for all worlds. In: klangmuseum.de. Abgerufen am 17. Dezember 2023 (englisch).
  6. La Paloma - Sehnsucht. Weltweit Dokumentarfilm Deutschland / Mexiko / Kuba 2006 | arte. In: programm.ard.de. Abgerufen am 15. Dezember 2023.
  7. H. T. S.: La Paloma (1936), New York Times, 21. Oktober 1936 (Filmkritik)
  8. Rüdiger Bloemeke: Subversiver Schlager. In: Spiegel Online. 1. Dezember 2009, abgerufen am 27. Januar 2024.
  9. DW/krei: Schlager: So singt Hans Albers "La Paloma". In: welt.de. 23. Juni 2008, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  10. Auszeichnungen. Freddy-Quinn-Archiv Wien, abgerufen am 17. Februar 2017.
  11. Joseph Murrells: The Book of Golden Discs. The Records That Sold a Million. Limp Edition, London 1978, ISBN 0-214-20512-6, S. 96, Sp. 1 (englisch).
  12. Gold-/Platin-Datenbank. In: musikindustrie.de. Abgerufen am 18. Dezember 2019. (Suche erforderlich)
  13. Sehnsucht. Weltweit - La Paloma - Sehnsucht. Weltweit (Website des Filmprojektes)
  14. "La Paloma" - in classical LATIN auf YouTube
  15. Most covered act. In: guinnessworldrecords.com. Abgerufen am 15. Dezember 2023 (englisch).
  16. La Paloma One Song for all Words Vol. IV. In: archive.wikiwix.com. Abgerufen am 15. Dezember 2023 (englisch).
  17. EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYSTEM La Paloma, das Seemannslied. In: esys.org. EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYSTEM, abgerufen am 15. Dezember 2023.
  18. Nick Tosches: Dino. Rat-Pack, die Mafia und der große Traum vom Glück. Heyne Verlag, München 2006, ISBN 3-453-40367-3, S. 659, 661.
  19. Turkish German Cinema in the New Millennium: Sites, Sounds, and Screens. In: books.google.de/books. Abgerufen am 17. Dezember 2023 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]