Landkreis Guben

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Das Kreisgebiet 1905

Der Landkreis Guben (bis 1939 Kreis Guben oder früher Gubenischer Kreis) war ein Landkreis in der Niederlausitz vom 17. Jahrhundert bis 1950. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der östlich der Lausitzer Neiße gelegene Teil des Kreises von der Sowjetunion unter polnische Verwaltung gestellt.

Territorium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis Guben umfasste am 1. Januar 1945 die Stadt Fürstenberg (Oder), 106 weitere Gemeinden und zwei Forst-Gutsbezirke.

Verwaltungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kursachsen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem das Gebiet mit der Niederlausitz 1635 zum Kurfürstentum Sachsen gekommen war, wurde der Gubenische Kreis gebildet.[1] In ihn wurden die Stadt Guben sowie die Herrschaft Forst-Pförten und die Standesherrschaft Amtitz eingegliedert. Im Jahr 1765 kamen die Herrschaften Sorau und Triebel hinzu.

Königreich Preußen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Wiener Kongress kam der Kreis 1815 zur Provinz Brandenburg im Königreich Preußen.[2][3] Er wurde 1816 im Zuge einer umfassenden Verwaltungsreform in zwei neue Kreise aufgeteilt:

  • Kreis Sorau mit den Herrschaften Sorau und Triebel sowie Forst-Pförten im Süden des bisherigen Kreises.[4]

Beide Kreise gehörten zum neuen Regierungsbezirk Frankfurt.

Norddeutscher Bund / Deutsches Reich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Am 1. April 1884 schied die Stadt Guben aus dem Kreis aus und bildete fortan einen eigenen Stadtkreis. Der Kreis Guben änderte dadurch seine Bezeichnung in Landkreis Guben.

Zum 30. September 1928 fand im Kreis Guben wie im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.[5] Am 1. Dezember 1928 trat der Gutsbezirk Mückenberg vom Landkreis Guben zum Stadtkreis Guben.[6] 1939 wurde der Kreis in Landkreis Guben umbenannt.

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt. Im Sommer 1945 stellte die Sowjetunion das Kreisgebiet teilweise unter die Verwaltung der Volksrepublik Polen. In dem betroffenen Teil des Kreisgebiets begann nun die allmähliche Zuwanderung polnischer Bevölkerung. Die deutschen Einwohner wurden in der Folgezeit von den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden aus diesem Teil des Kreisgebiets vertrieben.

Sowjetische Besatzungszone / Deutsche Demokratische Republik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Oder-Neiße-Grenze wurde der Landkreis geteilt. Der östlich der Neiße gelegene Teil des Landkreises wurde unter polnische Verwaltung gestellt, während der westlich der Neiße gelegene Teil nunmehr den Landkreis Guben im Land Brandenburg in der SBZ bildete. Er umfasste die Stadt Fürstenberg (Oder) und 50 weitere Gemeinden mit insgesamt 35.192 Einwohnern.

Fünf Jahre später, am 30. Juni 1950, wurde der Landkreis Guben durch das Gesetz über die Änderung zur Verbesserung der Kreis- und Gemeindegrenzen aufgelöst:

Bei der Verwaltungsreform von 1952 wurde ein neuer Kreis Guben gebildet, bestehend aus

  • der Stadt Guben
  • allen Gemeinden des alten Landkreises Guben, die 1950 zum Landkreis Cottbus gewechselt waren
  • den Gemeinden Bresinchen, Groß Drewitz, Lauschütz und Sembten des alten Landkreises Guben, die 1950 zum Landkreis Frankfurt (Oder) gewechselt waren
  • der Gemeinde Reicherskreuz aus dem Landkreis Frankfurt (Oder)
  • den Gemeinden Drewitz, Jänschwalde, Pinnow, Schönhöhe, Staakow und Tauer aus dem Landkreis Cottbus.

Der neue Kreis Guben wurde dem Bezirk Cottbus zugeordnet. Der nordwestliche Teil des alten Landkreises Guben rund um Fürstenberg und Neuzelle ging 1952 im neuen Kreis Fürstenberg, dem späteren Kreis Eisenhüttenstadt-Land auf, der dem Bezirk Frankfurt (Oder) zugeordnet wurde.

Land Brandenburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Verwaltungsreform 1993 wurde dem Antrag, den alten Landkreis Guben (bis 1950) in einem neuen Oder-Neiße-Kreis wiederherzustellen, zugunsten der Bildung eines an Berlin und Polen grenzenden Großkreises nicht entsprochen, obwohl es dazu Beschlüsse der Kreistage von Eisenhüttenstadt-Stadt, Eisenhüttenstadt-Land und Guben sowie eine Verfassungsbeschwerde von 1993 gab.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner Quelle
1816 29.358 [7]
1840 40.545 [8]
1871 62.462 [9]
1890 42.431 [10]
1900 43.189 [10]
1910 43.845 [10]
1925 45.708 [10]
1933 46.894 [10]
1939 45.390 [10]
1946 35.192 [11]

Kommunalverfassung bis 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kreis Guben gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständiger Auflösung im Jahre 1929 – in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Landräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Städte und Gemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinden westlich der Neiße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgenden Gemeinden des Landkreises Guben lagen westlich der Neiße und damit nach dem Zweiten Weltkrieg in der SBZ. Das Gebiet gehört heute zu den Landkreisen Oder-Spree und Spree-Neiße.

Im westlichen Kreisteil lag außerdem der gemeindefreie Forst Siehdichum.

Gemeinden östlich der Neiße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgenden Städte und Gemeinden des Landkreises Guben lagen östlich der Neiße und kamen nach dem Zweiten Weltkrieg zu Polen, wo sie heute größtenteils zum Powiat Krośnieński in der Woiwodschaft Lebus gehören.

Im östlichen Kreisteil lag außerdem der gemeindefreie Gubener Stadtforst.

Vor 1939 aufgelöste Gemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Namensänderungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Wiesenau hieß bis 1919 Krebsjauche. Von 1935 bis 1937 fanden kleinere Änderungen in der Schreibweise mehrerer Ortsnamen statt:

  • Beitzsch → Beitsch
  • Crayne → Krayne
  • Ögeln → Oegeln
  • Tzschernowitz → Schernewitz
  • Tschernsdorf → Schernsdorf
  • Zschiegern → Schiegern

Der sorbische Ortsname Niemaschkleba wurde aus ideologischen Gründen in „Lindenhain“ abgeändert, wobei den neuen Namen nichts mit dem ursprünglichen verband.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staates. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 103–104, Ziffer 12.
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Teil II: Provinz Brandenburg, Berlin 1873, S. 184–193.
  • Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. Verlag von Gustav Harnecker u. Co., 1867, S. 85–89.
  • Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz, Band 3, Brandenburg 1856, S. 520–553 (online).
  • Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. Oder. Aus amtlichen Quellen zusammengestellt. Frankfurt a. d. O. 1844, S. 77–90 (online).
  • W. Riehl, J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 551–571 (online).
  • Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  • Rudolf Lehmann: Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz. Band 2: Die Kreise Cottbus, Spremberg, Guben und Sorau. Hessisches Landesamt für Geschichtliche Landeskunde, Marburg 1979, ISBN 3-921254-96-5 Nachdruck: Klaus Becker Verlag, Potsdam 2011, ISBN 978-3-941919-90-7, doi:10.35998/9783830542988 (Open Access).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas 1790 : Maßstab ca. 1:200000. Gumnior, Chemnitz 2009, ISBN 978-3-937386-14-0, S. 108f.
  2. Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Niederlausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Adolph Müller, Brandenburg 1854, Kap. 3 VI., S. 44 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  3. Carl Heinrich Ludwig Pölitz: Geschichte und Statistik des Königreiches Sachsen. Hinrichs, Leipzig 1809, Kap. Staatsverfassung, S. 257 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  4. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Frankfurt a.d. Oder. Nr. 12, 1816, S. 106 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  5. Amtsblatt der Regierung zu Frankfurt (Oder), Sonderausgabe vom 21. September 1928 (S. 244).
  6. Amtsblatt der Regierung zu Frankfurt a.d. Oder, Stück 52 vom 29. Dezember 1928 Nr. 678, S. 335.
  7. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Frankfurt, S. 210 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  8. Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Frankfurt a. d. O., Harnecker, 1844, S. 30
  9. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Brandenburg und ihre Bevölkerung 1871
  10. a b c d e f Michael Rademacher: Landkreis Guben. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Volkszählung 1946