Landkreis Tuttlingen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
Basisdaten
Koordinaten: 47° 59′ N, 8° 48′ OKoordinaten: 47° 59′ N, 8° 48′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Freiburg
Region: Schwarzwald-Baar-Heuberg
Verwaltungssitz: Tuttlingen
Fläche: 734,37 km2
Einwohner: 144.891 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 197 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen: TUT
Kreisschlüssel: 08 3 27
Kreisgliederung: 35 Gemeinden
Adresse der
Kreisverwaltung:
Bahnhofstraße 100
78532 Tuttlingen
Website: www.landkreis-tuttlingen.de
Landrat: Stefan Bär (Freie Wähler)
Lage des Landkreises Tuttlingen in Baden-Württemberg
KarteFrankreichSchweizÖsterreichBodenseeRheinland-PfalzHessenFreistaat BayernAlb-Donau-KreisBaden-BadenLandkreis BiberachLandkreis BöblingenBodenseekreisLandkreis Breisgau-HochschwarzwaldLandkreis CalwLandkreis EmmendingenEnzkreisLandkreis EsslingenFreiburg im BreisgauLandkreis FreudenstadtLandkreis GöppingenHeidelbergLandkreis HeidenheimLandkreis HeilbronnHeilbronnHohenlohekreisLandkreis KarlsruheKarlsruheLandkreis KonstanzLandkreis LörrachLandkreis LudwigsburgMain-Tauber-KreisMannheimNeckar-Odenwald-KreisOrtenaukreisOstalbkreisPforzheimLandkreis RastattLandkreis RavensburgRems-Murr-KreisLandkreis ReutlingenRhein-Neckar-KreisLandkreis RottweilLandkreis Schwäbisch HallSchwarzwald-Baar-KreisLandkreis SigmaringenStuttgartLandkreis TübingenLandkreis TuttlingenUlmLandkreis WaldshutZollernalbkreis
Karte

Der Landkreis Tuttlingen ist ein Landkreis in Baden-Württemberg. Er gehört zur Region Schwarzwald-Baar-Heuberg im Regierungsbezirk Freiburg. Das Kreisgebiet entspricht in etwa der mittelalterlichen Scherragrafschaft.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis Tuttlingen umfasst überwiegend Teile der Schwäbischen Alb (Heuberg, Baaralb und Hegaualb mit Übergang zum oberschwäbischen Alpenvorland) sowie der Gäulandschaft des Albvorlandes (Baar) im Westen. Die höchste Erhebung ist der Lemberg mit 1015,7 m ü. NHN, der tiefste Punkt befindet sich im Hattinger Tal mit 570 m ü. NHN. Die größten Ausdehnungen des Landkreises betragen 31 km (Ost-West) bzw. 38 km (Nord-Süd).

Nachbarkreise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis grenzt im Uhrzeigersinn im Nordwesten beginnend an die Landkreise Rottweil, Zollernalbkreis, Sigmaringen, Konstanz und Schwarzwald-Baar-Kreis.

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis Tuttlingen gehört aufgrund seiner Nähe zu den Alpen zu den blitzreichsten Gegenden Deutschlands und ist mit 3,0 Blitzen pro Quadratkilometer der blitzreichste in Baden-Württemberg (2010–2021).[2]

Flächenaufteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2015.[3]

Naturschutzgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis Tuttlingen besitzt folgende 27 Naturschutzgebiete. Nach der Schutzgebietsstatistik der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW)[4] stehen 2.443,51 Hektar der Kreisfläche unter Naturschutz, das sind 3,33 Prozent.

  1. Albtrauf Baar: 365,6 ha; Städte Bad Dürrheim, Geisingen und Immendingen
  2. Alter Berg: 45,5 ha; Gemeinde Böttingen
  3. Bächetal: 71,1 ha; Gemeinde Wurmlingen, Stadt Tuttlingen
  4. Buchhalde-Oberes Donautal: 302,9 ha; Städte Fridingen an der Donau und Mühlheim an der Donau
  5. Dürbheimer Moos: 63,9 ha; Gemeinden Balgheim und Dürbheim
  6. Feuchtwiesen Schwandorf: 114,4 ha; Gemeinden Neuhausen ob Eck und Sauldorf
  7. Galgenberg: 12,9 ha; Stadt Mühlheim an der Donau
  8. Galgenwiesen: 28,0 ha; Gemeinde Bärenthal, Egesheim und Nusplingen
  9. Grasmutter: 10,1 ha; Gemeinde Dürbheim
  10. Hintelestal: 19,1 ha; Gemeinde Kolbingen
  11. Hohenkarpfen: 13,7 ha; Gemeinde Hausen ob Verena
  12. Höwenegg: 20,7 ha; Gemeinde Immendingen
  13. Hüttenberg: 37,1 ha; Gemeinde Bärenthal
  14. Irrendorfer Hardt: 104,9 ha; Gemeinde Irndorf
  15. Klippeneck: 9,2 ha; Gemeinde Denkingen
  16. Kraftstein: 59,8 ha; Stadt Mühlheim an der Donau
  17. Mühlebol-Wolfental: 90,3 ha; Gemeinden Immendingen und Emmingen-Liptingen
  18. Ortenberg: 71,6 ha; Gemeinde Deilingen
  19. Schloßhalde-Mannsteighalde: 55,8 ha; Gemeinde Wehingen
  20. Schopfeln-Rehletal: 173,0 ha; Gemeinde Immendingen und Stadt Engen
  21. Simonstal: 46,3 ha; Gemeinde Irndorf
  22. Stäudlin-Hornenberg: 62,9 ha; Gemeinde Immendingen
  23. Stettener Halde: 8,3 ha; Stadt Mühlheim an der Donau
  24. Stiegelesfels-Oberes Donautal: 342,4 ha; Stadt Fridingen an der Donau und Gemeinde Buchheim
  25. Triebhalde: 9,2 ha; Stadt Mühlheim an der Donau
  26. Trobenholz-Vogelbühl: 78,3 ha; Gemeinden Bärenthal und Irndorf
  27. Unterhölzer Wald: 633,9 ha; Städte Bad Dürrheim und Donaueschingen, Gemeinde Geisingen

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scherragrafschaft mit umgebenden Klöstern

Frühgeschichtlich lag der Landstrich um Tuttlingen vermutlich im Siedlungsgebiet der keltischen Tulinger[5], welche ab dem Jahre 15 v. Chr. vom Römischen Reich unterworfen und romanisiert wurden. Als Teil der späteren römischen Provinz Obergermanien lag der Landstrich bis ungefähr 95 n. Chr. am Obergermanisch-Raetischen Limes auf der Donausüdstraße (via iuxta Danuvium). Auf dem Gebiet der heutigen Tuttlinger Altstadt befand sich zu dieser Zeit vermutlich ein Kastell. Wegen der heutzutage dichten Besiedlung des Gebiets wurde von Ausgrabungen bisher abgesehen, sodass recht wenig über das Tuttlinger Kastell bekannt ist. Nach dem Rückzug der römischen Legionen besiedelten die Sueben und/oder Alamannen das hiesige Gebiet. Das heutige Kreisgebiet hat eine bewegte Geschichte seiner territorialen Zugehörigkeit. In der Karolingerzeit war es Herrschaftsgebiet verschiedener Adelsgeschlechter, die obere Donau z. B. der Alaholfinger oder Bertholde. Nach dem Zerfall des Frankenreichs 843 gehörte das Gebiet zum Ostfrankenreich und ab etwa 920 zum Herzogtum Schwaben, wo es innerhalb der Scherragrafschaft verwaltet wurde. 1273 kam das Gebiet unter Rudolf II. großteils zum habsburgischen Vorderösterreich bzw. zum Fürstentum Fürstenberg des Schwäbischen Reichskreises.

Nach den napoleonischen Kriegen wurde das Gebiet 1806 überwiegend dem Königreich Württemberg zugeschlagen, doch gab es zu Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen, die 1849 gemeinsam in den dann preußischen Hohenzollernschen Landen aufgingen, mehrere kleine Exklaven[6], die erst spät durch Gebietstausch bereinigt wurden.

Schon im 15. Jahrhundert wurde das württembergische Oberamt Tuttlingen errichtet, das 1806 neu umschrieben und auch danach noch einige Male verändert wurde. So wurde 1842 die Gemeinde Schwenningen am Neckar an das Oberamt Rottweil abgegeben. Aus meist österreichischen Gebieten war 1806 das Oberamt Spaichingen gebildet worden. Beide Oberämter gehörten ab 1810 zur Landvogtei am obern Neckar und ab 1818 zum Schwarzwaldkreis, der 1924 aufgelöst wurde. 1934 wurden beide Oberämter in Landkreise umbenannt und 1938 wurde der Landkreis Spaichingen aufgelöst. Die meisten Gemeinden kamen dabei zum Landkreis Tuttlingen, einige zum Landkreis Balingen.

Nach 1945 gehörte der Landkreis Tuttlingen zum Land Württemberg-Hohenzollern, das 1952 im Land Baden-Württemberg aufging. Ab da gehörte der Landkreis zum Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern.

Bei der Kreisreform erhielt der Landkreis Tuttlingen am 1. Januar 1973 einige badische Gemeinden der aufgelösten Landkreise Donaueschingen und Stockach sowie die Gemeinde Bärenthal vom Landkreis Sigmaringen; er gab die Gemeinde Tuningen an den Schwarzwald-Baar-Kreis ab. Seither gehört er zum Regierungsbezirk Freiburg.[7]

Bereits am 1. Juni 1972 kam die Gemeinde Eßlingen aus dem Landkreis Donaueschingen hinzu. Sie wurde in die Kreisstadt Tuttlingen eingemeindet.

Nach Abschluss der Gemeindereform umfasst der Landkreis Tuttlingen 35 Gemeinden, darunter sechs Städte und hiervon wiederum mit Tuttlingen eine Große Kreisstadt. Größte Stadt ist Tuttlingen, kleinste Gemeinde ist Bärenthal.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungspyramide für den Kreis Tuttlingen (Datenquelle: Zensus 2011[8].)

Die Einwohnerzahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg (nur Hauptwohnsitze).

Datum Einwohner
31. Dezember 1973 111.460
31. Dezember 1975 110.283
31. Dezember 1980 111.317
31. Dezember 1985 111.423
25. Mai 1987¹ 112.885
31. Dezember 1990 120.344
Datum Einwohner
31. Dezember 1995 129.491
31. Dezember 2000 132.916
31. Dezember 2005 135.297
31. Dezember 2010 134.189
31. Dezember 2015 136.606
31. Dezember 2020 141.682

Die Fertilitätsrate im Jahr 2008 von 1,6 Kindern je Frau war die höchste in Baden-Württemberg,[9] außerdem gehört der Landkreis demographisch zu den am besten aufgestellten in ganz Deutschland.[10]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kreistagswahl 2019
Wahlbeteiligung: 57,4 %
 %
40
30
20
10
0
36,2 %
20,3 %
17,5 %
10,5 %
10,3 %
3,6 %
1,6 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
−6,8 %p
−0,5 %p
+3,0 %p
−3,3 %p
+1,9 %p
+3,6 %p
+1,6 %p
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
c Offene Grüne Liste

Der Landkreis wird vom Kreistag und vom Landrat verwaltet. Der Kreistag wählt den Landrat für eine Amtszeit von 8 Jahren. Dieser ist gesetzlicher Vertreter und Repräsentant des Landkreises sowie Vorsitzender des Kreistags und seiner Ausschüsse, hat aber in den Gremien kein Stimmrecht. Er leitet das Landratsamt und ist Beamter des Kreises. Zu seinem Aufgabengebiet zählen die Vorbereitung der Kreistagssitzungen sowie seiner Ausschüsse. Er beruft Sitzungen ein, leitet diese und vollzieht die dort gefassten Beschlüsse. Sein Stellvertreter ist der Erste Landesbeamte.

Sitzverteilung im Kreistag
5
8
1
9
5
18
2
18 
Insgesamt 48 Sitze

Kreistag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kreistag wird von den Wahlberechtigten im Landkreis auf fünf Jahre gewählt. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu dem in den Diagrammen dargestellten Ergebnis.[11]

Ergebnisse vorangegangener Kreistagswahlen
Parteien und Wählergemeinschaften %
2014
Sitze
2014
%
2009[12]
Sitze
2009[13]
%
2004
Sitze
2004
%
1999
Sitze
1999
%
1994
Sitze
1994
%
1989
Sitze
1989
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 43,0 19 42,2 21 47,6 25 48,4 23 44,4 23 46,9 24
FW Freie Wähler 20,8 8 18,9 9 - - - - - - - -
WG Wählervereinigungen - - - - 29,2 13 20,2 9 17,8 8 21,4 9
OGL Offene Grüne Liste 14,2 6 12,4 5 - - - - - - - -
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen - - - - - - 7,3 3 8,5 3 - -
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 13,8 6 13,7 6 15,0 6 17,8 6 20,2 8 20,6 8
FDP Freie Demokratische Partei 8,4 4 12,8 6 8,2 4 6,2 3 6,6 3 6,0 3
Sonst. Sonstige - - - - - - 2,5 - 5,1 1
Gesamt 100 43 100 47 100 48 100 44 100 45 100 45
Wahlbeteiligung 48,3 % 51,6 % 53,3 % 56,8 % 70,7 % 68,0 %
  • WG: Wählervereinigungen, da sich die Ergebnisse von 1989 bis 2004 nicht auf einzelne Wählergruppen aufschlüsseln lassen.
  • Sonstige: der 1 Sitz in den Jahren 1989 bis 1994 war Martin Mußgnug (NPD).

Landrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Landratsamt Tuttlingen

Der Landrat wird vom Kreistag für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Er ist gesetzlicher Vertreter und Repräsentant des Landkreises sowie Vorsitzender des Kreistags und seiner Ausschüsse, hat aber in den Gremien kein Stimmrecht. Er leitet das Landratsamt und ist Beamter des Kreises. Zu seinem Aufgabengebiet zählen die Vorbereitung der Kreistagssitzungen sowie seiner Ausschüsse. Er beruft Sitzungen ein, leitet diese und vollzieht die dort gefassten Beschlüsse. Sein Stellvertreter ist der Erste Landesbeamte.

Die Oberamtmänner des ehemaligen Oberamts von 1807 bis 1934 sind unter Oberamt Tuttlingen dargestellt.

Die Landräte des Landkreises Tuttlingen seit 1934

Kreisfinanzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schuldenstand des Landkreises betrug Ende 2008 34,7 Millionen Euro.[14]

Wappen und Flagge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „In geteiltem Schild oben in Gold eine liegende schwarze Hirschstange, unten in Blau ein unterhalbes vierspeichiges goldenes Rad.“
Wappenbegründung: Die Hirschstange symbolisiert Württemberg, zu dem Tuttlingen, Trossingen und kleinere Orte seit 1444 gehörten. Das Rad steht für die vorderösterreichische Obere Grafschaft Hohenberg, zu der Spaichingen gehörte. Das Wappen zeigt also, dass der Landkreis 1938 aus den einstigen Oberämtern Tuttlingen und Spaichingen gebildet wurde. Das Wappen wurde am 28. Februar 1961 und nach der Kreisreform am 12. Oktober 1973 neu verliehen.

Die Flaggenfarben des Landkreises Tuttlingen sind Gelb-Blau.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis Tuttlingen steht wirtschaftlich sehr gut da (18. von über 400 in Deutschland, Vierter in Baden-Württemberg, Erster außerhalb der Region Stuttgart) und hat eine geringe Arbeitslosigkeit, vor allem Jugendarbeitslosigkeit. Der Landkreis ist deutschlandweit der Landkreis mit der höchsten Arbeitsplatzversorgung.[15]

Im Zukunftsatlas 2016 belegte der Landkreis Tuttlingen Platz 64 von 402 Landkreisen, Kommunalverbänden und kreisfreien Städten in Deutschland und zählt damit zu den Orten mit „hohen Zukunftschancen“.[16] Tuttlingen war mit einem durchschnittlichen jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von 26.965 Euro im Jahr 2019 auf Platz 30 der Landkreise nach Einkommen, wobei das Einkommen überdurchschnittlich angestiegen ist (2000: 17.156 Euro, Platz 75; 2010: 21.377 Euro, Platz 44).[17]

Bergbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Gruben wurde in den arbeitsarmen Monaten von Landwirten Bohnerz gefördert.[18] Analysen der Schlacke historischer Eisenschmelzen zeigen einen Kleinschmelzofentyp, der seit dem 13. Jahrhundert in der Gegend alle Erze verhütten konnte.[19][20] Eisenerze, Bohnerze und Eisenroggenstein wurden in die Hochöfen der Schwäbischen Hüttenwerke nach Tuttlingen gefahren.[21] Das Schmelzwerk in Harras wurde 1832 stillgelegt.[22] Das frühere Stahlwerk Hammer wird heute zur regionalen Wasserversorgung genutzt. Bis 1870 wurde im Landkreis Tuttlingen Eisenerz abgebaut, bis 1979 Basalt auf dem Höwenegg. Untersteiger Bosch fuhr für die an Erzmangel leidenden Hochöfen in Ludwigsthal am 13. Juni 1857 einen 3,5 km langen Stollen in Weilheim auf. Restaurierte Hölzer sind im Tuttlinger Fruchtkasten ausgestellt.[23] In der Macrocepalenschicht wurde aus dem 1,6 m dicken Flöz ein Linsenerz abgebaut. Heute wird im Landkreis Tuttlingen Kalkstein abgebaut.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ICE im Bahnhof Tuttlingen
Ringzug am Haltepunkt Tuttlingen Zentrum

Der Verkehr des Landkreises Tuttlingen ist geprägt durch die Fernverbindungen StuttgartZürich/Bodensee in Nord-Süd- und UlmFreiburg im Breisgau in Ost-West-Richtung. Eine Einschränkung für große Verkehrsachsen stellt die Mittelgebirgslandschaft dar, insbesondere der Große Heuberg.

Schiene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis Tuttlingen wird durch insgesamt sechs aktive Eisenbahnstrecken erschlossen. Im Einzelnen sind dies:

Im Fernverkehr ist Tuttlingen Halt der im Stunden-Takt verkehrenden Intercity-Züge zwischen Stuttgart und Zürich. Direkt an den überregionalen Nahverkehr sind Aldingen, Spaichingen, Tuttlingen, Geisingen, Immendingen und Fridingen angeschlossen. Seit der Umsetzung des Ringzug-Konzepts 2003 hat sich insbesondere der Nahverkehr im Landkreis wesentlich verbessert. So besitzen heute eine Vielzahl der Gemeinden im Landkreis wieder einen eigenen Bahn-Haltepunkt und werktags wird in der Regel ein stündlicher Ringzug-Verkehr gefahren. Insgesamt gibt es so heute im Kreisgebiet 28 aktive Bahnhaltepunkte, davon alleine acht auf dem Gebiet der Stadt Tuttlingen. Für den Nahverkehr im Kreis ist der Verkehrsverbund Schwarzwald-Baar-Heuberg zuständig, welcher zum 1. Januar 2023 den bisherigen Verkehrsverbund TUTicket ablöste.

Straße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kreisgebiet wird im äußersten Südwesten von der Bundesautobahn 81 StuttgartSingen (Hohentwiel) berührt. Ferner erschließen rund 90 km Bundes-, über 200 km Landes- und ca. 150 km Kreisstraßen den Landkreis. Die B 14 Stuttgart – Stockach durchzieht das Kreisgebiet von Nordwesten nach Südosten. Die B 523 verbindet Tuttlingen mit dem Oberzentrum Villingen-Schwenningen. Die durch den Landkreis führenden Bundesstraßen 31 und 311 bilden eine bedeutende Ost-West-Achse (Freiburg im BreisgauUlm) in Baden-Württemberg. Und die B 491 führt über Emmingen-Liptingen nach Engen im Hegau.

Kreiseinrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis Tuttlingen ist Träger folgender Beruflicher Schulen: Ferdinand-von-Steinbeis-Schule (Gewerbliche Schulen) Tuttlingen, Kaufmännische und Hauswirtschaftliche Schulen Tuttlingen und Berufliche Schulen Spaichingen, ferner folgender Sonderpädagogischer Bildungs- und Beratungszentren: Johann-Peter-Hebel-Schule mit Schulkindergarten Tuttlingen (Förderschwerpunkt geistige Entwicklung) und Otfried-Preussler-Schule mit Schulkindergarten Balgheim (Förderschwerpunkt Sprache).

Wasserrad im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck

Der Landkreis Tuttlingen ist auch Träger des Klinikums Landkreis Tuttlingen mit Gesundheitszentrum Tuttlingen und Gesundheitszentrum Spaichingen. Ferner unterhält er das Kreismedienzentrum Tuttlingen und den Sozialpsychiatrischer Dienst Tuttlingen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis betreibt ein eigenes regionales ländliches Freilichtmuseum in Neuhausen ob Eck. In diesem Museumsdorf wird die ländliche Geschichte des Landkreises und der Region anschaulich dargestellt.

Seit 2004 veranstaltet der Landkreis Tuttlingen in der Reihe KreisKunstKultur eigene Kulturveranstaltungen. Außerdem wird intensiver der Große Heuberg als Region der 10 Tausender sowie weite Teile des Landkreises als „Donaubergland“ beworben (Naturpark Obere Donau, Donauberglandweg).[24] Damit soll entgegengewirkt werden, dass der Landkreis zu den unteren 15 % aller deutschen Landkreise gehört, bezogen auf die Anzahl der Übernachtungen.[25]

Gemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Einwohner am 31. Dezember 2022[26])

Städte

  1. Fridingen an der Donau (3.116)
  2. Geisingen (6.441)
  3. Mühlheim an der Donau (3.627)
  4. Spaichingen (13.531)
  5. Trossingen (17.571)
  6. Tuttlingen, Große Kreisstadt (37.458)

Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaften und Gemeindeverwaltungsverbände

  1. Gemeindeverwaltungsverband „Donau-Heuberg“ mit Sitz in Fridingen an der Donau; Mitgliedsgemeinden: Städte Mühlheim an der Donau und Fridingen an der Donau sowie Gemeinden Bärenthal, Buchheim, Irndorf, Kolbingen und Renquishausen
  2. Gemeindeverwaltungsverband „Heuberg“ mit Sitz in Wehingen; Mitgliedsgemeinden: Bubsheim, Deilingen, Egesheim, Gosheim, Königsheim, Reichenbach am Heuberg und Wehingen
  3. Gemeindeverwaltungsverband Immendingen-Geisingen mit Sitz in Geisingen; Mitgliedsgemeinden: Stadt Geisingen und Gemeinde Immendingen
  4. Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft der Stadt Spaichingen mit den Gemeinden Aldingen, Balgheim, Böttingen, Denkingen, Dürbheim, Frittlingen, Hausen ob Verena und Mahlstetten
  5. Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft der Stadt Trossingen mit den Gemeinden Durchhausen, Gunningen und Talheim
  6. Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft der Stadt Tuttlingen mit den Gemeinden Emmingen-Liptingen, Neuhausen ob Eck, Rietheim-Weilheim, Seitingen-Oberflacht und Wurmlingen

Weitere Gemeinden

  1. Aldingen (7.720)
  2. Balgheim (1.290)
  3. Bärenthal (495)
  4. Böttingen (1.404)
  5. Bubsheim (1.451)
  6. Buchheim (742)
  7. Deilingen (1.916)
  8. Denkingen (2.922)
  9. Dürbheim (1.713)
  10. Durchhausen (1.040)
  11. Egesheim (645)
  12. Emmingen-Liptingen (4.819)
  13. Frittlingen (2.182)
  14. Gosheim (3.778)
  15. Gunningen (773)
  16. Hausen ob Verena (834)
  17. Immendingen (6.606)
  18. Irndorf (688)
  19. Kolbingen (1.276)
  20. Königsheim (605)
  21. Mahlstetten (812)
  22. Neuhausen ob Eck (3.927)
  23. Reichenbach am Heuberg (473)
  24. Renquishausen (764)
  25. Rietheim-Weilheim (2.868)
  26. Seitingen-Oberflacht (2.583)
  27. Talheim (1.279)
  28. Wehingen (3.664)
  29. Wurmlingen (3.878)
Landkreis KonstanzLandkreis RottweilLandkreis SigmaringenSchwarzwald-Baar-KreisZollernalbkreisAldingenBalgheimBärenthalBöttingenBubsheimBuchheimDeilingenDenkingenDürbheimDurchhausenEgesheimEmmingen-LiptingenFridingen an der DonauFrittlingenGeisingenGosheimGunningenHausen ob VerenaImmendingenIrndorfKönigsheimKolbingenMahlstettenMühlheim an der DonauNeuhausen ob EckReichenbach am HeubergRenquishausenRietheim-WeilheimSeitingen-OberflachtSpaichingenTalheim (Landkreis Tuttlingen)TrossingenTuttlingenWehingenWurmlingen (Landkreis Tuttlingen)

Alter Landkreis Tuttlingen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor der Kreisreform am 1. Januar 1973 und vor der landesweiten Gemeindereform gehörten zum Landkreis Tuttlingen seit 1938 insgesamt 37 Gemeinden, darunter fünf Städte. Dabei war die Gemeinde Irrendorf vom eigentlichen Kreisgebiet räumlich getrennt. Dazwischen lag die zum Landkreis Sigmaringen gehörende Gemeinde Bärenthal.

Am 7. März 1968 stellte der Landtag von Baden-Württemberg die Weichen für eine Gemeindereform. Mit dem Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden war es möglich, dass sich kleinere Gemeinden freiwillig zu größeren Gemeinden vereinigen konnten. Den Anfang im alten Landkreis Tuttlingen machte am 1. Dezember 1971 die Gemeinde Schura, die sich mit der Stadt Trossingen vereinigte. In der Folgezeit reduzierte sich die Zahl der Gemeinden stetig.

1972 wurde die Gemeinde Irrendorf in Irndorf umbenannt.

Die verbliebenen Gemeinden des alten Landkreises Tuttlingen gingen am 1. Januar 1973 im neuen vergrößerten Landkreis Tuttlingen auf, lediglich Tuningen wechselte in den Schwarzwald-Baar-Kreis.

Die größte Gemeinde des alten Landkreises Tuttlingen war die Stadt Tuttlingen, die seit dem 1. April 1956 Große Kreisstadt ist. Die kleinste Gemeinde war Reichenbach am Heuberg.

Der alte Landkreis Tuttlingen umfasste zuletzt eine Fläche von 455 km² und hatte bei der Volkszählung 1970 insgesamt 90.380 Einwohner.

In der Tabelle wird die Einwohnerentwicklung des alten Landkreises Tuttlingen bis 1970 angegeben. Alle Einwohnerzahlen sind Volkszählungsergebnisse.

Datum Einwohner
17. Mai 1939 55.633
13. September 1950 64.479
Datum Einwohner
6. Juni 1961 77.923
27. Mai 1970 90.380

In der Tabelle stehen die Gemeinden des alten Landkreises Tuttlingen vor der Gemeindereform. Alle Gemeinden gehören auch heute noch zum Landkreis Tuttlingen, mit Ausnahme von Tuningen, das zum Schwarzwald-Baar-Kreis gehört.[7]

Landkreis Tuttlingen vor der Kreisreform
frühere Gemeinde heutige Gemeinde Einwohner
am 6. Juni 1961
Aixheim Aldingen 1.058
Aldingen Aldingen 2.937
Balgheim Balgheim 520
Böttingen Böttingen 1.044
Bubsheim Bubsheim 537
Deilingen Deilingen 1.251
Denkingen Denkingen 1.261
Dürbheim Dürbheim 1.067
Durchhausen Durchhausen 560
Egesheim Egesheim 409
Fridingen an der Donau, Stadt Fridingen an der Donau 2.109
Frittlingen Frittlingen 1.219
Gosheim Gosheim 2.219
Gunningen Gunningen 400
Hausen ob Verena Hausen ob Verena 481
Irrendorf Irndorf 673
Kolbingen Kolbingen 934
Königsheim Königsheim 419
Mahlstetten Mahlstetten 665
Mühlheim an der Donau, Stadt Mühlheim an der Donau 1.825
Nendingen Tuttlingen 1.863
Neuhausen ob Eck Neuhausen ob Eck 1.178
Oberflacht Seitingen-Oberflacht 538
Reichenbach am Heuberg Reichenbach am Heuberg 368
Renquishausen Renquishausen 497
Rietheim Rietheim-Weilheim 1.009
Schura Trossingen 638
Seitingen Seitingen-Oberflacht 800
Spaichingen, Stadt Spaichingen 6.953
Stetten an der Donau Mühlheim an der Donau 642
Talheim Talheim 917
Trossingen, Stadt Trossingen 9.220
Tuningen Tuningen 1.689
Tuttlingen, Große Kreisstadt Tuttlingen 24.810
Wehingen Wehingen 2.079
Weilheim Rietheim-Weilheim 652
Wurmlingen Wurmlingen 2.482

Kfz-Kennzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen TUT zugewiesen. Es wird durchgängig bis heute ausgegeben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Landkreis Tuttlingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. BlitzAtlas (BLIDS von Siemens), abgerufen am 2022-07-18
  3. Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung 2015
  4. Schutzgebietsstatistik der LUBW Stand: 8. Dezember 2018
  5. Wolfgang Menzel: Geschichte der Deutschen bis auf die neuesten Tage, Band 1, Cotta, 1843, S. 54.
  6. Siehe: territoriale Besonderheiten in Südwestdeutschland nach 1810
  7. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 518, 535 f.
  8. https://ergebnisse2011.zensus2022.de/datenbank/online/ Datenbank Zensus 2011, Kreis Tuttlingen, Alter und Geschlecht
  9. Landkreis Tuttlingen mit höchster Geburtenrate in Baden-Württemberg. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2. September 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. September 2009; abgerufen am 4. September 2009 (Pressemitteilung Nr. 277/2009).
  10. Das bundesweite Ranking, sortiert nach Demografie. INSM-Regionalranking 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. August 2012; abgerufen am 28. August 2012.
  11. landkreis-tuttlingen.de
  12. statistik.baden-wuerttemberg.de@1@2Vorlage:Toter Link/www.statistik.baden-wuerttemberg.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven) Stimmenverteilung der Kreistagswahlen 1989–2009
  13. statistik.baden-wuerttemberg.de@1@2Vorlage:Toter Link/www.statistik.baden-wuerttemberg.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven) Sitzverteilung der Kreistagswahlen 1989–2009
  14. Schwäbische Zeitung (Regionalausgabe „Gränzbote“) vom 18. Dezember 2008, Artikel: „Landkreis investiert 15 Millionen Euro“
  15. INSM-Regionalranking 2009: Das bundesweite Ranking, sortiert nach Arbeitsplatzversorgung (Memento vom 16. August 2012 im Internet Archive)
  16. Zukunftsatlas 2016. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Oktober 2017; abgerufen am 23. März 2018.
  17. Einkommen der privaten Haushalte in den kreisfreien Städten und Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland 1995 bis 2019 (Reihe 2 Band 3) – Berechnungsstand: August 2020. Abgerufen am 17. März 2022.
  18. Eisenindustrie. In: Schwarzwälder Bote, 28. September 2016.
  19. Rennofen. In: Reutlinger General-Anzeiger, 22. Mai 2007.
  20. Martin Kemp: Mittelalterliche Eisenhütten, Schwäbisch Gmünd.
  21. Landesarchiv Baden-Württemberg Abt.Wirtschaftsarchiv Stuttgart Hohenheim (Hrsg.): Archiv SHW. Harras, Ludwigsthal.
  22. Memminger: Jahrbuch 1839. S. 352.
  23. Fruchtkasten: tuttlingen.de Abteilung Ludwigsthal. In: Pressemitteilungen. 21. November 2016.
  24. donaubergland.de
  25. INSM-Regionalranking 2009: Das bundesweite Ranking, sortiert nach Gästeübernachtungen (Memento vom 16. August 2012 im Internet Archive)
  26. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).