Landtagswahl in Baden-Württemberg 1976

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1972Landtagswahl
1976[1]
1980
 %
60
50
40
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20
10
0
56,7
33,3
7,8
2,2
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1972
 %p
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  -2
  -4
  -6
+3,8
−4,3
−1,1
+1,6
   
Insgesamt 121 Sitze

Die Landtagswahl in Baden-Württemberg 1976 fand am 4. April statt. Dabei konnte die CDU erneut Stimmengewinne verzeichnen und ihre 1972 erreichte absolute Mehrheit ausbauen. Beide Oppositionsparteien erlitten Verluste; die SPD nahm um mehr als vier Prozentpunkte ab.

Politischer Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ministerpräsident Filbinger von der seit 1972 allein regierenden CDU führte einen konfrontativen Wahlkampf unter dem Motto „Freiheit oder Sozialismus“, in dem er die CDU als „einzige nichtsozialistische Alternative“ präsentierte.[2] Nach Filbingers Wahlerfolg warb die CDU im Wahlkampf zur Bundestagswahl 1976 sechs Monate später mit der Parole Freiheit statt Sozialismus.

In Bonn regierte eine sozialliberale Koalition, seit 1974 unter Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD). Die CSU hatte im Nachbarland Bayern bei der Landtagswahl 1974 mit dem Spitzenkandidaten Alfons Goppel ein Ergebnis 62,1 % erzielt.

In Niedersachsen hatte im Januar 1976 ein unerwarteter Wechsel stattgefunden, als bei der Wahl des Ministerpräsidenten anstelle des SPD-Bewerbers Ernst Albrecht von der CDU gewählt wurde und zunächst mit einer Minderheitsregierung regierte.

Wahlergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wahl hatte folgendes Ergebnis:[1]

Wahlberechtigte 6.092.494
Wähler 4.596.810
Wahlbeteiligung 75,5 %
Gültige Stimmen 4.536.515 (98,7 %)
Ungültige Stimmen 60.295 (1,3 %)
Partei Stimmen
absolut
Stimmen
in %
Kreis-
wahl-
vor-
schläge
Erst-
mandate
Zweit-
mandate
Sitze
gesamt
Sitze
1972
Diffe-
renz
CDU 2.573.147 56,7 70 69 2 71 65 +6
SPD 1.510.012 33,3 70 1 40 41 45 -4
FDP/DVP 353.754 7,8 70 9 9 10 -1
NPD 42.927 0,9 63
EFP 29.580 0,7 41
DKP 18.762 0,4 56
KBW 5.751 0,1 26
DFU 557 0,0 2
KPD 296 0,0 2
EAP 191 0,0 3
G 178 0,0 3
SpB 94 0,0 2
Einzelbewerber 1.266 0,0 4
Ergebnisse nach Regierungsbezirken[1]
Regierungsbezirk
Stuttgart
Regierungsbezirk
Karlsruhe
Regierungsbezirk
Freiburg
Regierungsbezirk
Tübingen
Anzahl/
Stimmen
% Kreis-
wahl-
vor-
schläge
Direkt-
man-
date
Sitze Anzahl/
Stimmen
% Kreis-
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% Kreis-
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schläge
Direkt-
man-
date
Sitze Anzahl/
Stimmen
% Kreis-
wahl-
vor-
schläge
Direkt-
man-
date
Sitze
Wahlberechtigte 2.271.661 1.623.581 1.230.979 966.273
Wähler 1.745.263 76,8 1.208.894 74,5 912.473 74,1 730.180 75,6
Gültige Stimmen 1.725.511 98,9 1.190.209 98,5 898.908 98,5 721.887 98,9
CDU 917.958 53,2 26 26 26 664.740 55,9 19 18 18 520.856 57,9 14 14 14 469.593 65,1 11 11 13
SPD 613.195 35,5 26 17 422.358 35,5 19 1 11 287.248 32,0 14 8 187.211 25,9 11 5
FDP/DVP 151.767 8,8 26 4 80.566 6,8 19 2 75.392 8,4 14 2 46.029 6,4 11 1
NPD 16.560 1,0 26 11.939 1,0 17 8.390 0,9 11 6.038 0,8 9
EFP 17.722 1,0 19 1.296 0,1 10 1.043 0,1 4 9.519 1,3 8
DKP 6.442 0,4 22 5.221 0,4 16 4.296 0,5 12 2.803 0,4 6
KBW 640 0,0 6 3.260 0,3 12 1.157 0,1 5 694 0,1 3
DFU 557 0,0 2
KPD 132 0,0 1 164 0,0 1
EAP 191 0,0 3
G 178 0,0 3
SPB 94 0,0 2
Einzelbewerber 904 0,1 3 362 0,0 1
Überhang CDU: ein Überhangmandat

Die CDU erzielte Stimmengewinne von fast vier Prozent und konnte ihre bereits deutliche absolute Mehrheit noch einmal stark ausbauen. Sie erreichte nun mit 56,7 Prozent der Stimmen 71 der 121 Mandate im Landtag, darunter ein Überhangmandat.[3] Damit betrug ihr Vorsprung auf die SPD als zweitstärkste Partei über 23 Prozentpunkte und 30 Mandate. Die Opposition, die aus SPD und FDP/DVP bestand, verlor Stimmen. Wahlverlierer war die SPD, die mehr als vier Prozentpunkte verlor und mit 33,3 % nur ein Drittel der Wähler erreichte. Die FDP/DVP verlor mit einem Minus von 1,1 Prozentpunkten weniger deutlich, musste aber dennoch einen Sitz im Landtag abgeben und kam mit 7,8 % der Stimmen noch auf neun Mandate. Es zeigte sich ein sehr stabiles Dreiparteiensystem: Trotz deutlicher Stimmengewinne kamen die nicht im Landtag vertretenen Parteien auf gerade einmal 2,2 Prozent. Die NPD, die 1968 mit 9,8 Prozent deutlich in den Landtag eingezogen war und 1972 zugunsten einer absoluten Mehrheit der CDU nicht zur Wahl angetreten war, erreichte 0,9 % und war die stärkste nicht im Parlament vertretene Partei; scheiterte aber dennoch deutlich an der 5-%-Hürde.

Der Anteil der weiblichen Landtagsabgeordneten lag bei fünf Prozent.[4]

Landtag und Landespolitik nach der Wahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die CDU verfügte über eine deutliche absolute Mehrheit und konnte somit weiterhin alleine die Regierung stellen. Hans Filbinger (CDU) blieb Ministerpräsident und bildete sein viertes Kabinett.

Der Fraktionsvorsitzende der CDU, Lothar Späth, ging am 22. Februar 1978 als Innenminister ins Landeskabinett; sein Nachfolger an der Fraktionsspitze wurde Erwin Teufel. Späth wurde im August des gleichen Jahres zum Ministerpräsidenten gewählt, nachdem Hans Karl Filbinger zurückgetreten war.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Statistisches Landesamt: Endgültige Ergebnisse der Wahl zum Landtag von Baden-Württemberg am 4. April 1976 (PDF; 9,2 MB)
  2. Spiegel 14/1976 vom 29. März 1976: „Da geht vielen das Messer auf“
  3. Valentin Schröder: Landtagswahlen Baden-Württemberg. In: Deutschland seit 1945. Abgerufen am 28. Dezember 2010.
  4. Vor der Landtagswahl 2011 – Rückblick auf die Wahlergebnisse von 1946 bis 2006. In: Veröffentlichungen. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. November 2011; abgerufen am 28. Dezember 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.statistik-bw.de