Laurie Anderson

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Laurie Anderson (2016)

Laurie Anderson, eigentlich Laura Philips Anderson (* 5. Juni 1947 in Glen Ellyn, Illinois),[1] ist eine US-amerikanische Performance-Künstlerin, Musikerin und Filmregisseurin.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach ihrem Highschool-Abschluss in ihrer Geburtsstadt schrieb Anderson sich zunächst am Mills College in Oakland (Kalifornien) ein und wechselte dann ans New Yorker Barnard College, wo sie erfolgreich ein Studium der Kunstgeschichte absolvierte. Anschließend setzte sie ihr Studium an der Columbia University fort und graduierte dort 1972 als Master of Fine Arts.[2][3]

Laurie Anderson (1986)

Ihre ersten Performances hatte Anderson in den 1970er Jahren.[1] 1977 entwickelte sie den Viofonografen, eine Violine mit einer aufmontierten 7″-Single, über die sie den Violinenbogen strich.[4] Einer breiteren Öffentlichkeit wurde sie 1981 mit ihrer elfminütigen Single O Superman (For Massenet) bekannt, mit der sie Platz 2 der britischen Singlecharts erreichte. Der Song war eine Reaktion auf die Iran-Contra-Affäre.[5]

In Deutschland präsentierte sie 1989 auf ihrer Tour Strange Angels zum gleichnamigen Album nahezu alle Lieder sowie die Performance in deutscher Sprache.

Für die Encyclopædia Britannica schrieb Anderson einen den dortigen Eintrag zu New York City ergänzenden Essay.[6]

Laurie Anderson während ihrer Performance Homeland (2007)

Ab 1999 tourte sie mit dem Bühnenprojekt Songs and Stories for Moby Dick, welches eine Multimedia-Präsentation beinhaltete. Mike Figgis dokumentierte filmisch fünf Shows im Londoner Barbican Theatre, die im Mai 2000 aufgeführt wurden.[7] Life on a String, das im August 2001 erschien, enthält einzelne Stücke von der Tour:[8] One White Whale, The Island Where I Come From und Pieces and Parts. Eine Woche nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gab sie ein Konzert, welches 2002 unter dem Titel Live at Town Hall New York City Sept 19-20, 2001 veröffentlicht wurde. Sie gehörte auch zu den 4000 amerikanischen Künstlern, die ein Jahr nach dem 11. September 2001 in der New York Times gegen die Kriegspläne der Bush-Regierung protestiert haben.[5]

Im Lauf ihrer Karriere arbeitete sie unter anderem mit Andy Kaufman, William S. Burroughs, Peter Gabriel, Jean-Michel Jarre, John Cage, Philip Glass, Michel Waisvisz und Bobby McFerrin zusammen.

Am 12. April 2008 heiratete Anderson Lou Reed, mit dem sie auch eine künstlerische Beziehung verband. Beide hatten sich 1992 in München kennengelernt und waren seit 1995 miteinander liiert.[9][10] Anderson lebt in New York. Dort bewohnt sie eine Stadtwohnung in der West 11th Street in Greenwich Village und hat einen Zweitwohnsitz mit Tonstudio[11] zwischen Springs und Amagansett,[12][13] nordöstlich von East Hampton,[14] den sie und ihr Mann 2009 erworben hatten.[2] Ein weiteres Aufnahmestudio beherbergt schon seit 1979 ihr Loft in der Canal Street 530,[15] das seit 1975 ihr Wohnsitz war.[16]

2015 drehte sie den Film Heart of a Dog, der im Frühjahr 2016 in den deutschen Kinos gezeigt wurde. Sie verarbeitete darin das Sterben ihrer Mutter, den Tod ihres Mannes (2013) sowie den ihres Hundes vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklungen nach dem 11. September 2001.[17] Am 8. November 2015, vor einer Vorführung des Films in der Swedenborgian Church of San Francisco, „heiratete“ sie dort in der Art eines Happenings Sophie Calle.[18]

2016 wurde Anderson in die Wettbewerbsjury der 73. Internationalen Filmfestspiele von Venedig berufen. 2020 wurde sie zum Mitglied der American Academy of Arts and Letters gewählt.[19]

Nachdem Anderson für die Unterstützung israelkritischer Positionen im Jahr 2021 kritisiert worden war, gab sie im Januar 2024 bekannt, die Pina-Bausch-Gastprofessur an der Essener Folkwang-Universität nicht anzutreten.[20][21]

Laurie Anderson auf dem Times Square (2016)

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[22]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  CH  UK  US
1982 Big Science UK29
(6 Wo.)UK
US124
(12 Wo.)US
1983 United States Live US192
(5 Wo.)US
5-LP Boxset
1984 Mister Heartbreak CH19
(2 Wo.)CH
UK93
(2 Wo.)UK
US60
(19 Wo.)US
1986 Home of the Brave US145
(12 Wo.)US
Soundtrack
1989 Strange Angels US171
(12 Wo.)US
1994 Bright Red US195
(1 Wo.)US
2001 Life on a String DE84
(2 Wo.)DE
2010 Homeland DE62
(1 Wo.)DE

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Weitere Alben

  • 1981: You Are the Guy I Want to Share My Money With (mit John Giorno und William S. Burroughs)
  • 1995: The Ugly One with the Jewels (live, Lesung mit Musik)
  • 2000: Talk Normal – The Laurie Anderson Anthology (Compilation)
  • 2002: Live at Town Hall New York City Sept 19–20, 2001
  • 2015: Heart of a Dog (Soundtrack)
  • 2017: Laurie Anderson and Kronos Quartet: Landfall (Nonesuch Records)
  • 2019: Laurie Anderson / Tenzin Choegyal / Jesse Paris Smith: Songs from the Bardo

Singles[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[22]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 UK
1981 O Superman
Big Science
UK2
(6 Wo.)UK

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1974: Dearreader: How to Turn a Book Into a Movie
  • 1983: System ohne Schatten (Closed Circuit)
  • 1986: Home of the Brave
  • 1987: What You Mean We?
  • 1990: Collected Videos
  • 1992: Hotel Deutschland
  • 1998: The Rugrats Movie
  • 2002: Life on a String
  • 2006: Hidden Inside Mountains
  • 2015: Heart of a Dog

Multimedia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1995: Puppet Motel (CD-ROM mit Hsin-Chien Huang)

Performances[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1999: Songs and Stories from Moby Dick (Einige Songs finden sich auf Life on a String wieder.)

Preise und Nominierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Laurie Anderson – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Laurie Anderson Biography (1947-). Auf filmreference.com, abgerufen am 23. April 2016
  2. a b Mark David: Lou and Laurie Hightail it to the Hamptons. Am 21. August 2009 auf variety.com
  3. Amy Handy: Artist's Biographies – Laurie Anderson. In: Randy Rosen, Catherine C. Brower (Hrsg.): Making Their Mark – Women Artists Move into the Mainstream, 1970–1985. Abbeville Press, New York 1989, ISBN 0-89659-959-0. S. 237–238
  4. Philip Nel: The Record. Am 16. Dezember 2010 auf philnel.com
  5. a b Lars Kilian: Laurie Anderson – Live At Town Hall In New York City (2002) (2CD). Am 19. Mai 2008 auf lars-kilian.de
  6. Encyclopædia Anderson. Am 16. Juli 2001 auf newyorker.com
  7. Laurie Anderson's Songs and Stories From Moby Dick – 2014 (Memento vom 5. April 2016 im Internet Archive). Auf hollywood.com
  8. Nikolai B. Forstbauer: "Leute, lest Moby Dick". Am 21. Mai 2015 auf stuttgarter-nachrichten.de
  9. Barbara Hoffman: Visit the cafe where Laurie Anderson and Lou Reed dined weekly. Am 12. April 2015 auf nypost.com
  10. Steve Helling: Lou Reed and Laurie Anderson Wed (Memento vom 24. April 2016 im Internet Archive). Am 25. April 2008 auf people.com
  11. Phillip Lopate: Laurie Anderson Tells Phillip Lopate How She Finished Her Film After Lou Reed's Death. Am 12. Oktober 2015 auf indiewire.com
  12. Laurie Anderson: For Lou Reed (Memento vom 24. April 2016 im Internet Archive). Am 31. Oktober 2013 auf easthamptonstar.com
  13. Nicki Donato: Off the Market: Lou Reed Settles in East Hampton, More!. Am 5. August 2009 auf hamptons.curbed.com
  14. James Fanelli: Lou Reed Leaves West Village and Hamptons Homes to Laurie Anderson (Memento vom 24. April 2016 im Internet Archive). Am 4. November 2013 auf dnainfo.com
  15. Jennifer Allen: The Anderson Tapes. Am 14. Februar 1983 in New York Magazine, Vol. 16, No. 7. S. 18 (online)
  16. Will Hermes: Love Goes to Buildings on Fire – Five Years in New York that Changed Music Forever. Faber and Faber, New York 2011, ISBN 978-0-86547-980-7. S. 298 (online)
  17. Ulrich Kriest: Heart of a Dog. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 13. Juni 2021. (=Filmdienst, 6/2016)
  18. Leah Garchik: Laurie Anderson and artist Sophie Calle say ‘I do’ in S.F. Am 12. November 2015 auf sfchronicle.com
  19. Academy Members. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 27. Januar 2021.
  20. Jörg Häntzschel: BDS-Vorwürfe: Laurie Anderson verzichtet auf Gastprofessur in Essen. In: Süddeutsche Zeitung. 26. Januar 2024, abgerufen am 26. Januar 2024.
  21. Laurie Anderson tritt Folkwang-Professur nicht an. In: FAZ.NET. 26. Januar 2024, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 27. Januar 2024]).
  22. a b Chartquellen: DE UK US
  23. Chronik 28. April 1997, S. 33
  24. BEN: Die Preise der B3 – Rückblick – Die Preise der B3 Biennale 2013 (Memento vom 11. Mai 2016 im Internet Archive). Auf b3biennale.com
  25. 61st Annual GRAMMY Awards | GRAMMY.com. Abgerufen am 26. Januar 2024.
  26. Laurie Anderson erhält Preis in Locarno. In: wil24.ch/Keystone-SDA. 26. April 2022, abgerufen am 26. April 2022.