Lawrence Norfolk

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Lawrence Norfolk, Wien, 2013

Lawrence Norfolk (* 1. Oktober 1963 in London) ist ein britischer Romanautor.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Norfolk studierte bis 1986 Englisch am King’s College (Universität London). Darauf arbeitete er als Lehrer und als freier Autor für verschiedene Zeitschriften und Magazine, unter anderem für The Times Literary Supplement.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In seinen Romanen verquickt Norfolk genau recherchierte historische Detail- und Milieuschilderungen mit fantasievoll erdachten fiktiven Elementen.

Lemprière’s Wörterbuch

Hier wird auf der einen Seite die Geschichte der Erstellung des 1788 erschienenen Classical Dictionary durch John Lemprière erzählt, vermischt aber mit der Entstehung der Ostindien-Handelsgesellschaft, dem Massaker an den französischen Hugenotten in La Rochelle, Abenteuern der Pantisokratischen Piraten und der griechischen Mythologie. Für diesen Roman wurde Norfolk 1992 mit dem Somerset Maugham Award ausgezeichnet. Die Literaturkritik der Zeit hingegen bemängelte an dem Roman „seine eisige Künstlichkeit, seine Plastik-Perfektion“.[1] Darüber hinaus entzündete sich an Hanswilhelm Haefs’ eigenwilliger Eindeutschung des Romans eine Debatte über die Qualität der Übersetzung.[2]

Ein Nashorn für den Papst

Die Rivalität Spaniens und Portugals um die Gunst des Papstes im frühen 16. Jahrhundert führt zu Expeditionen, um dem Papst ein Nashorn (Rhinocerus) für seine Menagerie in Rom zu besorgen. Gleichzeitig schildert Norfolk die Erlebnisse von deutschen Ordensbrüdern in der Tiberstadt, die von der Insel Usedom nach Rom gereist sind.

In Gestalt eines Ebers

Während die ersten beiden Romane erkennbar aus den gleichen Zutaten gemischt wurden – eine untergegangene Stadt, ein geheimnisvolles Schiff, ein totes Monstrum – weicht das Strickmuster des dritten deutlich ab: In dem Roman In Gestalt eines Ebers greift Norfolk den Mythos der kalydonischen Eberjagd auf: Im 13. Jahrhundert v. Chr. richtet ein Eber schreckliche Verwüstungen an. 60 Männer und eine Frau jagen das Tier, das Artemis, die Göttin der Jagd, in das Land geschickt hat, weil ihr nicht genügend gehuldigt wurde. In dem Roman wiederholt sich die Geschichte im Zweiten Weltkrieg: Diesmal sind griechische Partisanen die Jäger und ein deutscher Offizier der Wehrmacht ist die Beute.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erzählungen
  • Drug squad smeeched my Hoover. In: Maria Lexton (Hrsg.): The Time out book of London short stories. Penguin Books, London 1993, ISBN 0-14-023085-8.
Romane
Sachbücher
  • Ott's sneeze. Book Works Edition, London 2002, ISBN 1-870699-52-1 (zusammen mit Neal White).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Köhler: Alphabet und Labyrinth. Zu Lawrence Norfolks „Lemprière's Dictionary“. Wehrhahn, Hannover 2003, ISBN 3-932324-35-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lawrence Norfolk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise, Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Andreas Kilb: Im Disneyland der Phantasie. Rezension in Die Zeit. 2. Okt. 1992.
  2. Heidrun Gerzymisch-Arbogast: Übersetzungskritik: Systematik und Kriterien. (PDF; 419 kB) Arbeitsstelle 'Advanced Translation Research Center' (ATRC) an der Universität des Saarlandes. Ferner Burkhart Kroeber: Der Streit über "Lemprière's Wörterbuch". Eine öffentliche Erregung mit langem Nachhall, in Sprache im technischen Zeitalter, SpritZ, Sonderheft Souveräne Brückenbauer. 60 Jahre Verband der Literaturübersetzer. Hg. Helga Pfetsch. Böhlau, Köln 2014 ISSN 0038-8475 ISBN 9783412222840, S. 73–84. Auch zur Verlagspolitik und "Literaturkritik" am Beispiel dieses Buchs. Die gesamte Kontroverse online als pdf, aus Der Übersetzer, 27, 3, 1993, S. 1–28