Leipziger Verkehrsbetriebe

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Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH
Basisinformationen
Unternehmenssitz Leipzig
Webpräsenz www.L.de/verkehrsbetriebe
Bezugsjahr 2018
Eigentümer 100 % Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (LVV) mbH
Geschäftsführung Ulf Middelberg (Sprecher), Roland Juhrs
Verkehrsverbund MDV
Mitarbeiter 2469 LVB-Unternehmensgruppe
Linien
Spurweite 1458 mm
Straßenbahn 13 (Tagesnetz)
2 (Schülerlinien)
2 (Nachtnetz)
Bus 37 (Tagesnetz)
10 (Nachtnetz)
Anzahl Fahrzeuge
Straßenbahnwagen 289 Triebwagen
48 Beiwagen
Omnibusse 165 Omnibusse
Statistik
Fahrgäste 156,4 Mio. (2018)[1]
Fahrleistung 24,3 Mio. km pro Jahr
Haltestellen 1643 Haltestellen (davon 804 barrierefrei)
Einwohner im
Einzugsgebiet
0,7 Mio.
Betriebseinrichtungen
Betriebshöfe 6
Länge Gleisanlagen 318,7 km
Weichen 726

Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) sind ein kommunales Unternehmen der Stadt Leipzig und betreiben den öffentlichen Personennahverkehr (Straßenbahn/Stadtbahn und Busverkehr) in der Stadt und der näheren Umgebung. Das Liniennetz der LVB ist in den Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) eingebunden. Am 1. Januar 1917 aus der Fusion der Großen Leipziger Straßenbahn und der Leipziger Elektrischen Straßenbahn entstanden, firmierte das Unternehmen bis zum 29. Juli 1938 noch unter Große Leipziger Straßenbahn.

Die LVB betreiben 13 Straßenbahnlinien am Tag. In der Nacht fährt seit dem 1. April 2018 ebenfalls eine Straßenbahn, die Nachtlinie N17, sowie am Wochenende die N10. Das Streckennetz hat eine Streckenlänge von 143,5 km.

In der Stadt sowie im Umland werden von den LVB derzeit 47 Buslinien betrieben. Darunter sind neun (am Wochenende zehn) Linien des Nachtverkehrs. Diese Nachtlinien verkehren im Ringverkehr, der Knotenpunkt befindet sich am Hauptbahnhof.

Seit 1997 existiert ein Fahrgastbeirat. Die Mitglieder sind nicht bei den Leipziger Verkehrsbetrieben beschäftigt und werden alle vier Jahre neu gewählt. Die letzte Wahl erfolgte im Jahr 2022.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1872–1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 18. Mai 1872 nahm die Leipziger Pferdeeisenbahn (LPE) ihren Linienbetrieb auf. Der Straßenbahnhof Reudnitz war das erste Depot und gleichzeitig der Sitz der Direktion des Unternehmens. 25 Jahre nach ihrer Eröffnung besaß die LPE 1013 Pferde, 172 Wagen und fünf Depots. Die letzte Pferdebahn fuhr am 16. April 1897. Noch während die Elektrifizierungsarbeiten liefen, nahmen am 17. April 1896 die Große Leipziger Straßenbahn (GLSt) und am 20. Mai desselben Jahres die Leipziger Elektrische Straßenbahn (LESt) den Linienbetrieb auf. Um 1900 wurde die Leipziger Außenbahn AG (LAAG) gegründet, die sich um eine Verbindung nach Schkeuditz (damals zu Preußen gehörend) bemühte. Dafür war eine Sondergenehmigung des Regierungspräsidenten von Merseburg notwendig. Durch die starke Nachfrage wurde diese Linie dann zweigleisig ausgebaut.

Im Jahr 1913 wurde die Leipziger Allgemeine Kraftomnibus AG (LAKAG) als Konkurrenz zu den Straßenbahnen gegründet. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges musste der Busbetrieb wieder aufgegeben werden, da die Busse zum Kriegseinsatz abgezogen wurden. Während des Ersten Weltkrieges waren die Betriebe durch die Armut der Bevölkerung nicht mehr profitabel zu führen, so dass sich die Große Leipziger Straßenbahn und die Leipziger Elektrische Straßenbahn 1916 zusammenschlossen und am 1. November 1918 von der Stadt übernommen wurden.[3] Ab 1925 wurden wieder Kraftomnibusse eingesetzt. Ab 1938 wurde ein Oberleitungsbus-System in Leipzig aufgebaut, die O-Busse versahen bis 1975 – nach Reduzierung der Linien in den 1960er Jahren – ihren Dienst. Noch im selben Jahr (1938) wurde der Name des Betriebes in Leipziger Verkehrsbetriebe geändert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte nach und nach eine langsame Erneuerung des Fuhrparks, Neubaufahrzeuge ab 1951 mit Wagen vom VEB Lokomotiv- und Waggonbau Werdau (LOWA-Wagen) oder ab Anfang der 1960er Jahre mit vierachsigen Gotha-Gelenktriebwagen. 1969 wurden die ersten Tatra T4D aus der Tschechoslowakei eingesetzt, sie übernahmen bis Ende der 1980er Jahre nahezu den kompletten Linienbetrieb bei der Straßenbahn.

Nach der Wende 1990[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Eigenproduktion: Leoliner-Prototypzug, Typ 37

Seit 1993 firmieren die Leipziger Verkehrsbetriebe als GmbH. Um dem großen Fahrgastschwund entgegenzuwirken, setzten die LVB ab 1992 barrierefreie Niederflurbusse und ab 1995 dreiteilige Niederflur-Straßenbahn-Gelenkwagen ein. 1994 waren die Leistungsdaten der LVB 31,5 Mio. Wagenkilometer (2.518,8 Mio. Platzkilometer) bei der Straßenbahn und 6,8 Mio. Wagenkilometer (491,3 Mio. Platzkilometer) beim Omnibus. Die Beförderungszahlen lagen 1994 bei der Straßenbahn bei 98 Mio. und beim Omnibus bei 20 Mio. Passagieren, außerdem 0,5 Mio. im Sonderverkehr. Zu dieser Zeit gab es noch 2723 Beschäftigte. Am 1. Januar 1995 betrug die Gleislänge 328,2 km, davon 11,6 km auf unabhängigem Gleiskörper und 66,7 km auf besonderem Gleiskörper, 29,7 km gehörten zu Betriebshöfen und Werkstätten. 8,4 km der Strecken waren eingleisig. Es waren 553 Triebwagen und 192 Beiwagen im Bestand, außerdem 92 Solobusse (davon 45 MAN NL 202) und 47 Gelenkbusse (davon 10 Mercedes-Benz O 405 GN Niederflurbusse und 37 Ikarus 280 Hochflurbusse).[4] ||

1998 wurde der Nachtverkehr auf Buslinien, die sogenannten Nightliner, umgestellt. 2001 kam es zu einer umfassenden Liniennetzreform. Seit 2018 gibt es auch wieder Nachtverkehr mit Straßenbahnzügen.

Struktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gesellschaft ist als Holding organisiert und besteht aus folgenden Unternehmen:

  • Die LeoBus GmbH (am 1. November 2005 hervorgegangen aus Regionalverkehr Leipzig (RVL); Regionalverkehr Taucha (RVT); Dt. Nahverkehrsgesellschaft (DNVG) und der Bussparte der LSVB) übernimmt den Busverkehr in Leipzig sowie im Umland von Leipzig und bietet auch andere Dienstleistungen an. Bis 31. Juli 2008 auch die Personennahverkehrsgesellschaft Riesa mbH (PNV)
  • Die Leipziger Stadtverkehrsbetriebe (LSVB) GmbH betreiben den Straßenbahnverkehr innerhalb des Leipziger Netzes, während die LVB als Besteller fungieren
  • Die LTB Leipziger Transport und Logistik Betriebe GmbH ist verantwortlich für das Fuhrparkmanagement und Instandhaltungsleistungen an Fahrzeugen.
  • Die IFTEC, hervorgegangen aus der LFB und der LIB bietet maßgeschneiderte Instandhaltungslösungen für Schiene und Fahrzeuge.
    (Leipziger Fahrzeugservice-Betriebe GmbH (LFB): Industrieserviceleistungen und technische Systemlösungen im Bereich des Verkehrswesens)
    (LIB Leipziger Infrastruktur Betriebe GmbH & Co. KG: Instandhaltung und Bau von Bahn- und Straßenverkehrsanlagen)
  • Die Leipziger Servicebetriebe (LSB) GmbH bewirtschaften Parkflächen und bieten Dienstleistungen wie Reinigung und Bewachung im Verkehrswesen.
  • Die LAB Leipziger Aus- und Weiterbildungsbetriebe GmbH sind im Bereich der gewerblichen und kaufmännischen Berufsaus- und Weiterbildung im Verkehrswesen tätig. Zudem ist sie mit der Fahrschulausbildung für Straßenbahn, Omnibus sowie Pkw in der LVB-Gruppe zuständig.

Diese Teilung wurde im Hinblick auf künftige Ausschreibungen des ÖPNV und knappe öffentliche Kassen durchgeführt, die Tochterunternehmen können sich um Aufträge bewerben. Die restlichen Anteile von 49 % am ehemaligen Tochterunternehmen HeiterBlick GmbH wurden am 23. Dezember 2010 an Kirow verkauft und damit die Privatisierung dieses Unternehmens abgeschlossen.[5]

Betriebsbereiche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Straßenbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Modernisierter Tatra-Großzug, Beiwagen mit Niederflurboden zwischen den Drehgestellen (LVB-Typen 33c, 33d und 65d)

Die LVB betreiben 13 Straßenbahnlinien am Tag. Seit dem 1. April 2018 existiert mit der Nachtlinie N17 zusätzlich zur schon Ende 2013 eingeführten, aber nur am Wochenende verkehrenden Linie N10 nach zwanzig Jahren wieder täglich durchgehender Nachtverkehr mit Straßenbahnzügen.

Das Streckennetz hat eine Streckenlänge von 150,3 km (7,8 km davon eingleisig) und 516 Straßenbahnhaltestellen (beide Richtungen).

Omnibus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Stadt Leipzig sowie im Umland werden von den LVB derzeit 47 Bus­linien betrieben. Im Nachtverkehr verkehren neun (am Wochenende zehn) Linien. Diese Nachtlinien verkehren im Ringverkehr, der Knotenpunkt befindet sich am Hauptbahnhof.

Fahrgastzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem die Fahrgastzahlen nach der Wiedervereinigung rasant zurückgingen und 1998 ihren Tiefpunkt mit weniger als 80 Millionen Fahrgästen erreichten,[6] werden seit der Netzreform 2001 kontinuierlich steigende Fahrgastzahlen gemessen. Einzig im Jahr 2014 war ein signifikanter Rückgang zu verzeichnen, der auf die Betriebsaufnahme der S-Bahn Mitteldeutschland sowie auf Verluste von Verkehrsleistungen im Landkreis Leipzig zurückzuführen waren. Die Fahrgastzuwächse blieben zuletzt deutlich hinter den wachsenden Einwohnerzahlen zurück.

Fahrgastentwicklung 2001 bis 2017 (in Mio.)[7][8][9][10][11][12][13][14][15]

Historische Straßenbahnwagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Leipzig ist nahezu von jedem Wagentyp seit dem Beginn des elektrischen Betriebes ein Exemplar erhalten geblieben. Zwei Triebwagen aus der Anfangszeit des elektrischen Betriebes wurden schon 1924 von weitsichtigen Mitarbeitern für die musale Erhaltung aufbewahrt. Ein ehrenamtlicher Verein kümmert sich um die Erhaltung der Wagen, ihre Präsentation im Straßenbahnmuseum und ebenfalls um den Wiederaufbau von verkauften und zurückgeholten Wagen. Das Straßenbahnmuseum ist seit Mai 2019 im Straßenbahnhof Wittenberger Straße untergebracht.

Beispiele:

Triebwagen Typ 13 (GLSt)
Technische Daten
Nummernreihe 416–505
Inbetriebnahme 5. November 1906
Hersteller Centralwerkstätten der GLSt, Leipzig
Elektrische Ausrüstung AEG/LEW
Fahrschalter 2 × Typ K26w
Motor 2 × BM 20/600, je 16 kW
Bremsen Druckluftbremse, Handbremse
Triebwagen Typ 27 (LESt)
Technische Daten des Triebwagens Nummer 981
Baujahr 1913/1929
Sitzplätze 18 (Quersitze)
Stehplätze 20
Gewicht 11,9 t
Länge 8,86 m
Achsstand 2 m
Bremsen Druckluftbremse (Motorkompressor), Widerstandsbremse, Handbremse
Fahrschalter Schleifringfahrschalter AEG-FB3sp41
Motoren 2 × AEG-USL253a je 34 kW
Triebwagen Typ 29
Technische Daten
Nummernreihe 1001–1056
Inbetriebnahme 18. Juni 1930
Hersteller Linke-Hofmann-Busch AG, Bautzen
Elektrische Ausrüstung Sachsenwerk, Dresden-Niedersedlitz
Fahrschalter 2 × Typ SNF
Motoren 4 × GBv 237, je 45 kW
Bremsen Druckluftbremse, E-Bremse, Handbremse, Schienenbremse
Triebwagen Typ 30
Technische Daten
Nummernreihe 1601–1615
Inbetriebnahme 13. Oktober 1951

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Leipziger Verkehrsbetriebe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. leipzig.de
  2. Fahrgastbeirat der Leipziger Verkehrsbetriebe. Abgerufen am 10. März 2019.
  3. Die Geschichte der LVB (Memento vom 11. Oktober 2007 im Internet Archive)
  4. LVB: Zahlen und Fakten 1995
  5. LVZ online am 23. Dezember 2010: Privatisierung beendet (Memento vom 26. Dezember 2010 im Internet Archive)
  6. lizzy-online.de Die Leipziger Internetzeitung unter Verweis auf LVB-Geschäftsführer@1@2Vorlage:Toter Link/www.lizzy-online.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)
  7. 170 Millionen Fahrgäste: Wie die LVB ihr Ziel "25 Prozent" schaffen wollen. In: l-iz.de. 4. Juli 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Juli 2012; abgerufen am 4. Juli 2012.
  8. LVB-Bilanz 2008: Eine halbe Million zurückgegeben – für Investitionen fehlt das Geld. In: l-iz.de. 19. Juni 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Juni 2009; abgerufen am 28. Juni 2009.
  9. [Leipziger Volkszeitung vom 28. April 2010, S. 17.]
  10. Geschäftsergebnis der LVV – Die LVB ziehen positive Bilanz für Geschäftsjahr 2011. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. März 2015; abgerufen am 7. März 2017.
  11. Zahlen und Fakten 2013 (Memento vom 4. November 2013 im Internet Archive)
  12. City-Tunnel und schönes Wetter: LVB verlieren mehrere Millionen Fahrgäste. Abgerufen am 7. März 2017.
  13. Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH: Jahresabschluss 2014. (PDF; 775 kB) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Juni 2016; abgerufen am 13. März 2024.
  14. Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH: Jahresabschluss 2015. (PDF; 627 kB) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. August 2016; abgerufen am 13. März 2024.
  15. Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH: Jahresabschluss 2017. (PDF; 750  kB) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. August 2018; abgerufen am 13. März 2024.