Leutra (Jena)

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Leutra
Stadt Jena
Das Wappen von Leutra zeigt drei übereinander angeordnete Wellenlinien und eine Bachforelle, das Wahrzeichen von Leutra, auf blauem Grund.
Koordinaten: 50° 52′ N, 11° 34′ OKoordinaten: 50° 52′ 6″ N, 11° 33′ 58″ O
Höhe: 217 m ü. NN
Fläche: 4,68 km²
Einwohner: 142 (31. Dez. 2018)[1]
Bevölkerungsdichte: 30 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1968
Eingemeindet nach: Maua
Postleitzahl: 07751
Vorwahl: 03641
Bild von Leutra
Die Wehrkirche St. Nikolaus
Obermühle Leutra

Leutra ist ein Stadtteil der Universitätsstadt Jena in Thüringen, südlich der Bundesautobahn 4 gelegen.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leutra liegt in unmittelbarer Nähe des Naturschutzgebiets Leutratal und der Bundesautobahn 4, die es von Jena trennt. Mit dem Bau des Jagdbergtunnels und dem Rückbau des bisherigen Streckenabschnitts der Autobahn grenzt deren Verlauf seit 2014 nicht mehr unmittelbar am Ort an, und das Gebiet, insbesondere die Flora und Fauna des Leutratals, wurden entlastet. Seit 2016 wurde die ehemalige Trasse renaturiert.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste urkundliche Erwähnung findet der Ort im Jahr 1348. Der Name Leutra leitet sich vom gleichnamigen Bach ab, der durch das Leutratal fließt und Bachforellen beheimatet. Das Wort Leutra leitet sich vom mittelhochdeutschen Liudraha (reines Wasser) ab. Im 14. Jahrhundert kamen beide Leutra (Unterleutra und Oberleutra) unter die wettinische Amtsverwaltung. Sie gehörten zum Amt Burgau. Die älteste Überlieferung von Hofbesitzern stammt aus der Zeit von 1421–1425. Am 29. Mai 1613 wurde das Leutratal nach einem großen Unwetter, der sogenannten Thüringer Sintflut, Opfer einer gewaltigen Überschwemmung, die nur wenige Einwohner überlebten. Im Juni 1937 stießen Bauarbeiter bei Erdarbeiten für die Reichsautobahn auf bauliche Reste eines Bauernhauses der mittelalterlichen Wüstung Niederleutra, das im Rahmen einer Rettungsgrabung durch Mitarbeiter der Universität Jena wissenschaftlich dokumentiert werden konnte. Das Fundspektrum datiert das Gebäude in das 14. bis 16. Jahrhundert.[2][3][4]

Im Juli 1968 wurde Leutra nach Maua und schließlich im April 1994 nach Jena eingemeindet.[5]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbürgermeister ist Jörg Rosenberger. Bei den Ortsbürgermeisterwahlen 2009 konnte der parteilose Rechtsanwalt sich mit 89,9 % der gültigen Stimmen gegen fünf Gegenkandidaten durchsetzen, 2004 hatte er 67,0 % der Stimmen erhalten.[6] Er löste den damaligen Ortsbürgermeister Benno Raddatz (CDU) ab, der zuletzt 1999 mit 84,7 % der gültigen Stimmen gewählt worden war.[7]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wappen von Leutra zeigt drei übereinander angeordnete Wellenlinien und eine Bachforelle, das Wahrzeichen von Leutra, auf blauem Grund.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wehrkirche St. Nikolaus wurde um 1250 im romanisch-frühgotischen Stil erbaut und ist eine der ältesten noch erhaltenen Kirchen Thüringens. Trotz mehrerer umfangreicher Umbauten, vor allem gegen Ende des 18. Jahrhunderts, blieben wichtige architektonische Merkmale des ursprünglichen Baus erhalten, so die Schallarkaden im Turm, eine Dämonenfigur zur Abwehr des Bösen an der Südseite des Langhauses sowie das Elfpassfenster an der Ostseite des Turms. Dieses auch als „Rose von Leutra“ bekannte Fenster steht symbolisch für die verbliebenen elf Jünger Jesu am Ostermorgen und ist in dieser Form einmalig im deutschsprachigen Raum.

Naturdenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt neben dem 118 Hektar großen Naturschutzgebiet Leutratal, das eine Vielzahl heimischer Orchideen beherbergt. Das Gebiet steht seit 1937 unter Naturschutz. Aufgrund des Naturschutzgebiets hat auch der Naturschutzbund (NABU) Thüringen seinen Sitz in Leutra.[8]

Regelmäßige Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jährlich findet ein Maifest im Ortszentrum statt. Seiner Verantwortung gegenüber dem Naturschutzgebiet trägt der Ortsteil durch das traditionelle Orchideenfest Rechnung, dem sich Orchideenführungen durch den NABU anschließen.[9]

Kulinarische Spezialitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über seine Grenzen hinaus bekannt sind Forellengerichte in Leutra. Außerdem sind thüringische Spezialitäten zu finden, wie Grüne Klöße und Thüringer Würstchen.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die in Leutra angesiedelte Wirtschaft besteht hauptsächlich aus Tourismus. So finden sich Pensionen und Gaststätten. Des Weiteren bieten der NABU Thüringen und eine Marketingagentur Arbeitsplätze. Viele erwerbstätige Einwohner arbeiten in Jena.

Leutra verfügt über eine eigene Freiwillige Feuerwehr mit 30 Mitgliedern, davon 12 Aktiven. Sie wurde 1860 gegründet, als Feuerwehrhaus diente damals eine Feldscheune, heute eine Fertiggarage am selben Ort. Die Ausstattung der Feuerwehr beschränkt sich auf einen Tragkraftspritzenanhänger (Bj. 1964) und einen Schlauchwagen (Bj. 1911), als Zugmittel dienen Traktoren einzelner Feuerwehrmitglieder.[10] 2014 wurde mit dem Bau eines neuen Feuerwehrhauses mit Garage und Versammlungsraum sowie Büro für den Bürgermeister begonnen.[11] Am 5. Juni 2015 wurde das Gebäude eingeweiht.[12]

Die Anbindung an den ÖPNV ist durch eine Bushaltestelle im Ortskern (Leutra Wendeschleife) und eine außerhalb des Orts (Leutra Untermühle) gegeben. Die Haltestellen werden stündlich vom Rufbus der Linie 18 sowie mehreren Regionalbuslinien angefahren.[13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Leutra – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stadt Jena: Ortsteile
  2. Gotthard Neumann: Ein mittelalterliches Bauernhaus in der wüsten Mark Niederleutra, Kr. Stadtroda. In: Der Spatenforscher. Band 2. Jena 1937, S. 33–42.
  3. Jonathan Carl Zenker: Historisch-topographisches Taschenbuch von Jena und seiner Umgebung besonders in naturwissenschaftlicher u. medicinischer Beziehung. Mit dem Plane von Jena und einem geognostischen Profile. Frommann, Jena 1836, S. 141.
  4. Andrei Zahn: Die Einwohner der Ämter Burgau, Camburg und Dornburg : ein Beteregister aus der Zeit um 1421–1425. Schriftenreihe der AMF ; 55; Mannheim, 1998.
  5. Eingemeindungen in die Stadt Jena Kreisfreie Stadt Jena
  6. Stadt Jena: Wahlen 2013 in Jena (Memento vom 7. August 2010 im Internet Archive)
  7. Kommunalwahlen 1999/2000 in Thüringen
  8. NABU Thüringen e.V.
  9. Leutratal: Das Orchideenfest wird gefeiert
  10. Feuerwehr Jena online. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Juli 2012; abgerufen am 2. Dezember 2013.
  11. Michael Groß: In Jena-Leutra entsteht ein neues Feuerwehrhaus. Ostthüringer Zeitung, 27. Februar 2015, abgerufen am 28. Februar 2015.
  12. Feuerwehrhaus in Leutra übergeben. 5. Juni 2015, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 8. März 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.stadtbibliothek-jena.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  13. Fahrplan Linie 18 (PDF)