Liechtenstein-Institut

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Liechtenstein-Institut
Gründung 1986
Trägerschaft gemeinnütziger Verein
Ort Bendern
Leitung Guido Meier (Präsident), Christian Frommelt (Direktor)
Mitarbeiter ca. 15
Website www.liechtenstein-institut.li

Das Liechtenstein-Institut ist eine wissenschaftliche Forschungsstelle und akademische Lehrstätte in Bendern, im Fürstentum Liechtenstein. Das Institut betreibt Forschung in den folgenden vier Fachbereichen:

  • Geschichtswissenschaft
  • Politik- und Sozialwissenschaft
  • Rechtswissenschaft
  • Wirtschaftswissenschaft

In diesen Sparten werden für Liechtenstein relevante Themen wie Kleinstaaten, europäische Integration, direkte Demokratie und die Region Alpenrhein-Bodensee bearbeitet[1] und die internationale Vernetzung gepflegt.

Der Kirchhügel von Bendern, mit dem Liechtenstein-Institut in der Bildmitte

Institut[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Liechtenstein-Institut wurde am 15. August 1986, dem Staatsfeiertag des Fürstentums Liechtenstein, auf Initiative von Gerard Batliner als Forschungsinstitut für anwendungsorientierte Grundlagenforschung mit Liechtenstein-Bezug gegründet.[2] Da das Institut keine akademischen Grade verleiht und keinen für Hochschulen typischen Lehrbetrieb anbietet, ist die Einrichtung nach liechtensteinischem Hochschulgesetz[3] eine hochschulähnliche Einrichtung. Träger des Instituts ist ein gemeinnütziger Verein nach liechtensteinischem Personen- und Gesellschaftsrecht.

Das heutige Gebäude des Liechtenstein-Instituts, das alte Pfarrhaus auf dem Kirchhügel von Bendern, wurde 1998 bezogen. Das Kirchengebäude und die mit Treppengiebeln versehene Statthalterei, die wie das alte Pfarrhaus im 16. Jahrhundert errichtet wurde,[4] bilden zusammen eine der markantesten Gebäudegruppen im Fürstentum.

In den ersten Jahren erfolgte die Finanzierung des Instituts ausschliesslich durch private Zuwendungen. Heutzutage stellen der Staat und die Gemeinden zwei Drittel der Mittel zur Verfügung.[5] Für die Jahre 2016 bis 2019 erhält das Liechtenstein-Institut wie bereits in den Jahren zuvor gestützt auf eine Leistungsvereinbarung einen jährlichen Staatsbeitrag von CHF 1 Mio.[6] Überdies haben Forschende des Instituts Drittmittel eingeworben beim Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung SNF[7] und für das Erasmus+-Projekt "Challenges to Democracy and Social Life in European States".

Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tagungsraum im Liechtenstein-Institut

Die Geschichtsforschung am Liechtenstein-Institut konzentriert sich auf die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen sowie auf die Übergangszeit hin zur Herrschaft des Hauses Liechtenstein über das Gebiet des heutigen Staates. Seit 2016 ist das Liechtenstein-Institut Träger des Historischen Lexikons des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL). Dieses ist seit November 2018 für jedermann frei online abrufbar.[8]

Der Fachbereich Politikwissenschaft widmet sich vor allem dem politischen System Liechtensteins[9] und der Mitgliedschaft Liechtensteins im EWR. Dies schlägt sich zum Beispiel in der vom Institut aufgebauten Website EFTA-Studies.org nieder, die ein unabhängiges Diskussionsforum über die EFTA-Staaten und ihre Beziehungen zur EU bietet.[10] Überdies ist das Liechtenstein-Institut Mitglied des transeuropäischen Forschungsnetzwerks für europäischen Angelegenheiten TEPSA.[11]

Der rechtswissenschaftliche Fachbereich hat seinen Fokus auf dem öffentlichen Recht Liechtensteins, speziell auf dem Verwaltungs- und Verfassungsrecht einschliesslich der Grund- und Menschenrechte. Seit Frühling 2016 gibt das Liechtenstein-Institut den frei zugänglichen Online-Kommentar zur liechtensteinischen Verfassung heraus.[12]

Der Schwerpunkt des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft liegt auf der volkswirtschaftlichen Forschung. Damit stellt das Liechtenstein-Institut eine Ergänzung zur betriebswirtschaftlich orientierten Forschung an der Universität Liechtenstein dar.[13] Die wichtigsten Forschungsrichtungen am Institut sind Kleinstaatenökonomie, öffentliche Finanzen und Wachstum/Konjunktur. Im August 2019 ging der Konjunkturindex KonSens online.[14] Dieser gleichlaufende, konjunkturelle Sammelindikator wird vierteljährlich aktualisiert. Er zeigt die Konjunkturlage der liechtensteinischen Volkswirtschaft auf.

Im Liechtenstein-Institut konnte viel historische Bausubstanz erhalten werden.

Die Einrichtung zeichnet sich durch den interdisziplinären Zugang zu den von seinen Forschenden bearbeiteten Themen aus.[15]

Die Publikation der Forschungsergebnisse erfolgt in Buchform oder in Form von Beiträgen in wissenschaftlichen Zeitschriften sowie an öffentlichen Veranstaltungen in Liechtenstein und an wissenschaftlichen Konferenzen im Ausland. Daneben erstellt das Liechtenstein-Institut Gutachten und Studien für die Regierung des Fürstentums Liechtenstein,[16] Behörden, Gemeinden und andere Auftraggeber. Seit dem Jahr 2010 erstellt das Liechtenstein-Institut im Auftrag der Gewaltschutzkommission der Regierung den jährlichen Monitoringbericht "Extremismus in Liechtenstein".[17] Jährlich erscheint auch der von Mitarbeitern des Liechtenstein-Instituts erstellte Menschenrechtsbericht "Menschenrechte in Liechtenstein. Zahlen und Fakten".[18]

Viele der von den Forschenden des Liechtenstein-Instituts erstellten Publikationen sind im Volltext auf der Website des Instituts zugänglich.[19] Auf der Website des Instituts finden sich auch die vom Liechtenstein-Institut open access herausgegebenen Schriftenreihen "Arbeitspapiere Liechtenstein-Institut", "LI Focus", "LI Aktuell" und "LI Facts".

Ausserdem fördert das Liechtenstein-Institut Dissertationen mit Bezug zu Liechtenstein.

Lehre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Institut bietet Vorlesungsreihen, Symposien und Einzelveranstaltungen zu Themen an, die Liechtenstein betreffen.[20] Die Vortragsreihen des Instituts zeichnen sich – wie z. B. die Vortragsabende im Herbst 2017 zu "25 Jahre Gleichstellung"[21] oder die drei Abende füllenden Referate zum Jubiläum "100 Jahre Parteien in Liechtenstein" im November 2018[22] – durch ihren interdisziplinären Zugang zum behandelten Thema aus. Vielfach werden für Referate ergänzend Referenten aus dem Ausland beigezogen. Ein grosser Teil der am Liechtenstein-Institut tätigen Forscher nimmt zusätzlich Lehraufträge an der Universität Liechtenstein und/oder an ausländischen Hochschulen wahr.[23]

Bibliothek[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bibliothek im Dach­geschoss des Instituts

Das Liechtenstein-Institut verfügt über eine Spezialbibliothek zu den Fachbereichen Geschichte, Recht, Politik und Wirtschaft mit Schwerpunkt Liechtenstein. Die Bibliothek steht auch externen Besuchern zur Verfügung. Die Bücher und Zeitschriften sind jedoch nicht entlehnbar. Das Profil der Bibliothek ist das einer forschernahen Gebrauchsbibliothek.[24]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Liechtenstein-Institut: Statut 2011. (PDF-Datei; 94 kB), abgerufen am 20. April 2013.
  2. Broggi, Mario F./Gantner, Manfried/Marxer, Wilfried/Wille, Herbert (2011): 25 Jahre Liechtenstein-Institut, in: Liechtenstein-Institut (Hrsg.), 25 Jahre Liechtenstein-Institut (1986–2011). Liechtenstein Politische Schriften LPS Band 50, Verlag der Liechtensteinischen Akademischen Gesellschaft, Schaan, S. 23–43
  3. Gesetz vom 25. November 2004 über das Hochschulwesen (Hochschulgesetz; HSG, LGBl. 2005 Nr. 2 LR 414.0).
  4. Maja Widmer: Bendern (Kirchhügel). In: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online. 2011, abgerufen am 11. September 2019.
  5. Liechtenstein-Institut: Jahresbericht 2018. Abgerufen am 8. September 2019.
  6. Bericht und Antrag der Regierung vom 30. Juni 2015 an den Landtag des Fürstentums Liechtenstein betreffend die Gewährung eines Staatsbeitrags an das Liechtenstein-Institut für die Jahre 2016 bis 2019 (BuA Nr. 2015/65) und Landtags-Protokolle 2015, S. 1365 ff. (Sitzung vom 3. September 2015).
  7. P3 SNF Forschungsdatenbank: Staatsaufgaben im Kleinstaat. Eine rechtsvergleichende Analyse für Liechtenstein. Abgerufen am 8. September 2019.
  8. Susanne Quaderer: Historisches Lexikon ist online. In: Vaterland. 13. November 2018, abgerufen am 4. Dezember 2018.
  9. Zur Mitarbeit an der Plattform http://www.wahlhilfe.li/ siehe den Medienbericht im Vaterland vom 24. Januar 2017.
  10. Über EFTA-Studies.org. Abgerufen am 11. September 2019.
  11. Siehe: https://tepsa.eu/wp-content/uploads/2023/11/Meet-the-TEPSA-Network.pdf
  12. Simon Gemperli (2016): Fürst, Volk und Verfassung: Der Kommentar zu Liechtenstein, NZZ, 23. März 2016
  13. Neues Forschungsprojekt am Liechtenstein-Institut.: In: Vaterland. (Website), abgerufen am 28. April 2013.
  14. Holger Franke: Konjunktur: Zum Anfang fast exakt eine Null. In: Volksblatt. 3. September 2019, abgerufen am 15. November 2023.
  15. Siehe z. B. den Sammelband: Marxer, Wilfried (Hrsg.): Migration. Fakten und Analysen zu Liechtenstein, Bendern: Liechtenstein-Institut.
  16. Siehe z. B. die Studie: Brunhart, Andreas/Büchel, Berno (2016): Das verfügbare Einkommen in Liechtenstein im Vergleich mit der Schweiz. Studie im Auftrag der liechtensteinischen Regierung, sowie die Medienberichterstattung über diese Studie: In Liechtenstein bleibt mehr Netto vom Brutto (Memento vom 28. März 2019 im Internet Archive) und http://www.lie-zeit.li/2016/02/was-vom-lohn-uebrig-bleibt/.
  17. Wilfried Marxer: Extremismus in Liechtenstein. Monitoringbericht 2016. Hrsg.: Liechtenstein-Institut. Bendern 2017.
  18. Wilfried Marxer: Menschenrechte in Liechtenstein – Zahlen und Fakten 2016. Hrsg.: Regierung des Fürstentums Liechtenstein. Bendern 2017.
  19. http://www.liechtenstein-institut.li/de-ch/publikationen.aspx.
  20. Siehe z. B. die Vortragsabende zu den Gemeinden Liechtensteins im Herbst 2016: https://www.liechtenstein-institut.li/forschungsprojekte/gemeinden-geschichte-entwicklung-bedeutung#veranstaltungen-des-liechtenstein-instituts
  21. "Rollenbilder müssen aufgebrochen werden". In: Liechtensteiner Vaterland. 6. September 2017, abgerufen am 7. September 2017.
  22. Hannes Matt: Parteienvielfalt als Risiko für die Stabilität Liechtensteins? In: Volksblatt. 28. November 2018, abgerufen am 15. November 2023.
  23. Liechtenstein-Institut: Jahresbericht 2018. Abgerufen am 8. September 2019.
  24. Liechtenstein-Institut: Jahresbericht 2011. (PDF; 1,7 MB), abgerufen am 20. April 2013.

Koordinaten: 47° 12′ 42,8″ N, 9° 30′ 14,8″ O; CH1903: 756454 / 231054