Lincoln Town Car

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Lincoln Town Car
Produktionszeitraum: 1981–2011
Klasse: Oberklasse
Karosserieversionen: Limousine
Vorgängermodell: Lincoln Continental
Nachfolgemodell: Lincoln MKT Town Car

Das Lincoln Town Car war ein US-amerikanisches Automodell der Oberklasse der zum Automobilhersteller Ford gehörenden Premiummarke Lincoln.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Town Car war das Flaggschiff von Lincoln, seit es im Jahr 1981 auf den Markt gebracht wurde. Town Cars stellen die Mehrzahl der Luxus-Limousinen in den USA (etwa 85 %), und bei Stretch-Limousinen handelt es sich fast ausschließlich um Town Cars.

Selbst bei normaler Länge (nicht als Stretch-Limousine) besaß das Town Car erhebliche Ausmaße. Mit einer Länge von 5,47 m (Modell mit langem Radstand 5,62 m) war es seinerzeit der längste in Großserie gefertigte amerikanische Pkw und der viertlängste der Welt, nach dem Maybach, dem Rolls-Royce Phantom und dem Bentley Mulsanne (2009).

Obwohl das Town Car als Statussymbol in den USA galt, war es verglichen mit der Konkurrenz relativ preisgünstig. Die Preise für ein Town Car lagen zuletzt zwischen US$ 43.045 und US$ 56.915. Größtes Konkurrenzmodell auf dem US-amerikanischen Markt war seinerzeit der Cadillac DTS.

Das Lincoln Town Car ist eine beliebte Basis für die in den USA verbreiteten Stretch-Limousinen. Auch in Europa, wo das Town Car nur über wenige Importeure zu beziehen war, ist es hauptsächlich dafür bekannt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Sonderausführung des 1959er Lincoln Continental wurde erstmals als Town Car bezeichnet. Nachdem der Continental ein neues Design erhalten hatte, war die Town Car-Sonderausführung nicht mehr erhältlich. Erst im Jahr 1971 fand die Bezeichnung Town Car wieder Verwendung. Von 1971 bis 1980 war das Modell mit der umfangreichsten Sonderausstattung beim Lincoln Continental mit der Bezeichnung Town Car versehen. 1981 wurde die Produktion des Lincoln Continental vorübergehend eingestellt, und das Lincoln Town Car wurde zum Prestigemodell der Marke Lincoln.

Der Name Town Car bezieht sich auf eine Limousinenversion, die in den 20er Jahren in den USA sehr populär war. In den Town Car-Modellen der 20er saßen die Passagiere auf dem Rücksitz in einer separaten Kabine, während der Fahrer außerhalb der Kabine im Freien saß. Diverse Hersteller von Luxusautomobilen in den 20er Jahren wie Duesenberg, Rolls-Royce, Bentley und eben auch Lincoln verkauften Town Cars.

Lincoln Continental Town Car, 1978–1979

Vorgänger bis 1980[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1970 bis 1980 war „Town Car“ die Bezeichnung für das luxuriöseste Ausstattungspaket des Lincoln Continental, des damaligen Flaggschiffs von Lincoln. Der Lincoln Continental mit Town Car-Paket erhielt seinen Namen wegen der vielfachen Designelemente, die von den klassischen Town Cars der 1920er und 1930er Jahre übernommen worden waren.

Von 1977 bis 1979 gab es den Lincoln Continental zusätzlich in der Williamsburg-Town-Car-Ausstattung und von 1975 bis 1980 gab es, äquivalent zum Town Car, für die Continentals in der Coupes-Form die Town-Coupe-Ausstattung.

Für das Modelljahr 1979 entfiel bei allen Continentals und Mark-V-Modellen der 7,5-L-V8-Motor und wurde durch den 6,6-L-V8 ersetzt.

1. Generation (1980–1989)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1. Generation
Lincoln Town Car Signature Series (1981–1985)
Lincoln Town Car Signature Series (1981–1985)

Lincoln Town Car Signature Series (1981–1985)

Produktionszeitraum: 1981–1989
Karosserieversionen: Limousine
Motoren: Ottomotoren:
4,9 Liter
(104–112 kW)
Länge: 5568 mm
Breite: 1984 mm
Höhe: 1420 mm
Radstand: 2979 mm
Leergewicht: 1811–1869 kg

Der erste Lincoln Town Car war identisch mit dem Lincoln Continental von 1980 und wurde als zweitürige und viertürige Limousine angeboten (die Bezeichnung Town Coupe wurde eingestellt). Der Town Car-Zweitürer stand weitgehend im Schatten seines Pendants Continental Mark VI und wurde 1982 eingestellt. Mit der Einführung des Continental Mark VII im Jahr 1984 reduzierte Lincoln seine Full-Size-Linie auf die viertürige Town Car-Limousine. Der Name Continental wurde ab dem Modelljahr 1982 einem neuen, kleineren Modell zugeordnet.

Bei seiner Markteinführung 1980 wurde der Lincoln Town Car in zwei Ausstattungsvarianten angeboten, einer Standard-/Basisausstattung und der Lincoln Town Car Signature Series (ein Name, der mit dem Mark VI geteilt wurde, wenn auch mit weniger exklusiven Merkmalen). 1982 übernahm Lincoln die Mark-Series-Tradition der Designer Series-Editionen, als die Cartier Edition vom Mark VI zum Town Car verschoben wurde und die oberste Ausstattungsvariante wurde; die Cartier Edition blieb bis zum Modelljahr 2003 Teil der Town Car-Linie.

Facelift[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1985 erhielt das Town Car ein kleineres Facelift, welches die Karosseriekanten abrundete, das Heck überarbeitete, und optische Änderungen im Innenraum beinhaltete. Ab 86 wurde die Centralpoint-Einspritzung durch eine Multipoint-Einspritzung ersetzt.

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Lincoln Continental/Town Car der Jahre 1980–1989 nutzte die Panther-Plattform, die er mit Modellen von Ford und Mercury teilte (etwa dem Ford LTD oder dem Mercury Grand Marquis). Die Plattform, deren Erscheinung sich aufgrund technischer Probleme bis zum Modelljahr 1980 verzögerte, bedeutete für die Lincoln-Modelle radikal andere Außenabmessungen. Obwohl der Radstand gegenüber den Ford/Mercury/Mark VI-Coupés um drei Zentimeter verlängert wurde, wiesen die Versionen von 1980 bis 1989 den kürzesten Radstand auf, der jemals für einen Full-Size-Lincoln verwendet wurde (10 Zentimeter kürzer als sein Vorgänger von 1979). Der 1980er Continental/Town Car war der kürzeste Lincoln seit dem Versailles.

Um den Kraftstoffverbrauch zu senken, stellte Ford die Big-Block-V8-Motoren in seinen Oberklassefahrzeugen ein. Mit der Einführung des Lincoln Town Car im Jahr 1980 wurde der 4,9-Liter-Windsor-V8 der einzige verfügbare Motor (wurde als 5,0 Liter vermarktet). 1986 wurde der V8 überarbeitet und leistete fortan 152 PS (112 kW), nachdem das Einspritzsystem mit der Einführung einer Mehrfacheinspritzung überarbeitet worden war. Das einzige verfügbare Getriebe in allen Town Car-Modellen war eine Viergangautomatik mit Overdrive, die bei allen Fahrzeugen der Panther-Plattform verfügbar war.

Sondereditionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sail America Memorial Edition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieses Sondermodell der Signature Series aus dem Jahr 1987 war in Weiß mit einem blauen Wagendach gehalten und verfügte über eine weiße Lederausstattung mit blauen Ziernähten und Sonderemblemen. Die Ford Motor Company war einer der Sponsoren der „Sail America Foundation“ und Eigentümer der Yacht Stars & Stripes 87, die 1987 den America’s Cup gewann.

Special Edition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 1988er-Modell des Lincoln Town Car Signature Series war mit einem 2.461 US-Dollar-teuren Special Edition-Paket erhältlich, das ein Schiebedach, Aluminiumräder mit Drahtspeichen, ein JBL-Audiosystem, ein Lederlenkrad sowie eine besondere Lederpolsterung umfasste.

Gucci-Edition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Signature Series Gucci Edition von 1989 hatte ein spezielles blaues Stoffdach mit fluoreszierender B-Säulenbeleuchtung und eine spezielle blaue Plakette an der C-Säule mit dem Wort Signature. Sie wurde in der VIN als Code 84 bezeichnet.

2. Generation (FN36/116; 1990–1997)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2. Generation
Lincoln Town Car Signature Series (1990–1992)
Lincoln Town Car Signature Series (1990–1992)

Lincoln Town Car Signature Series (1990–1992)

Produktionszeitraum: 1990–1997
Karosserieversionen: Limousine
Motoren: Ottomotoren:
4,6–4,9 Liter
(104–157 kW)
Länge: 5560–5563 mm
Breite: 1948–1984 mm
Höhe: 1422–1440 mm
Radstand: 2982 mm
Leergewicht: 1785–1861 kg

Der Lincoln Town Car wurde für das Modelljahr 1990 völlig neu gestaltet. Die kantigen Designelemente der Karosserie des Town Car der 80er Jahre wurden durch ein aerodynamischeres, abgerundeteres Design ersetzt. Im Jahr 1991 erhielt das Town Car die Auszeichnung Car of the Year des Automagazins Car & Driver. Im selben Jahr wurde auch der bisherige 5,0-Liter-Motor durch einen modernen 4,6-Liter-Motor aus Aluminium mit obenliegenden Nockenwellen ersetzt, der auch in der 3. Generation der Modellreihe weiter verbaut wurde. Mit dem 1992 neu erschienenen Ford Crown Victoria und der zweiten Generation des Mercury Grand Marquis gab es mehrere Schwestermodelle zum Town Car. Alle Modelle standen weiterhin auf der Panther-Plattform.

Facelift[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende 1992 wurde das Äußere des Town Car mit einem neuen Kühlergrill und leicht veränderten Rückleuchtengläsern für die Modelle des Jahres 1993 überarbeitet. Wie der Crown Victoria und der Grand Marquis erhielt auch das Town Car Ende 1994 ein größeres Update für das Modelljahr 1995 (FN116).[1] Dieses Facelift zeichnet sich durch den Wegfall der feststehenden Verglasung in den hinteren Türen sowie durch die Neugestaltung der Seitenspiegel (größer und fortan in Wagenfarbe) aus. Obwohl der Stoßfänger weitgehend unverändert blieb, wurde die Frontschürze verändert, indem die Scheinwerfer zu einem Design mit klaren Linsen geändert und vom Kühlergrill getrennt wurden. Der Kühlergrill wurde neu gestaltet und kehrte zum Design der Jahre 1990-1992 zurück, wobei die Einfassung näher an der Karosserie lag. An der Heckschürze wurde die Blende zwischen den Rückleuchten neu gestaltet.

Für das Modelljahr 1995 wurde außerdem der Innenraum komplett überarbeitet. Neue Sitze, Instrumente sowie ein neues Armaturenbrett waren Teil des neu gestalteten Innenraums.

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund von Verzögerungen bei der Entwicklung des Modular-Motorenprogramms wurde der Lincoln Town Car 1990 mit dem gleichen Antriebsstrang wie sein Vorgänger auf den Markt gebracht, dem 4,9-Liter-Windsor-V8. Im Oktober 1990 wurde der Motor durch einen 193 PS (142 kW) starken 4.6-Liter SOHC-Modular-V8 für die 1991er Modelle ersetzt; für das Modelljahr 1994 wurde die vorher optionale 212 PS starke Version des Motors mit Doppelauspuff zum Standard. Gemeinsam mit dem Ford Crown Victoria und dem Mercury Grand Marquis wurde die SOHC-Version des 4,6-Liter-Modular-V8-Motors auch in einer Reihe anderer Ford-Fahrzeuge eingesetzt und noch bis 2014 weiter produziert. Für 1993 wurde das Automatikgetriebe auf elektronischen Betrieb umgestellt. 1994 erhielt das Town Car im Rahmen der Überarbeitung das drehmomentstärkere 4R70W-Getriebe aus dem Lincoln Mark VIII.

3. Generation (FN145; 1998–2011)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

3. Generation
Lincoln Town Car (1998–2003)
Lincoln Town Car (1998–2003)

Lincoln Town Car (1998–2003)

Produktionszeitraum: 1998–2011
Karosserieversionen: Limousine
Motoren: Ottomotoren:
4,6 Liter
(176–224 kW)
Länge: 5469–5624 mm
Breite: 1986 mm
Höhe: 1473–1491 mm
Radstand: 2999–3142 mm
Leergewicht: 1970–2100 kg

Das Lincoln Town Car wurde 1998 nach acht Jahren das erste Mal komplett neu gestaltet und erhielt eine wesentlich aerodynamischere Karosserie. Der Innenraum wurde ebenfalls neu gestaltet. Ein neues Armaturenbrett, neue Sitze und Innenverkleidungen an den Türen gehörten zu den Verbesserungen. Viele der bisherigen Kunststoffoberflächen wurden durch Holzverkleidungen oder durch Leder ersetzt. Weiterhin gab es die Schwestermodelle Ford Crown Victoria und Mercury Grand Marquis, die ebenso wie der Town Car weiterhin auf der Panther-Plattform aufbauten.

Facelift[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für 2003 wurden mehrere geringfügige Elemente der Karosserie erneuert. Die Kühlerfigur sowie eher kantige, als „amerikanisches Design“ geltende, Stilelemente wurden wieder eingeführt. Die Vorderachse wurde komplett überarbeitet – wobei Jaguar für die neue Lenkgeometrie Pate stand.

Produktionsende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Produktionsstätte des Town Car in Wixom, Michigan, wurde nach dem Modelljahr 2007 geschlossen. Stattdessen wurde das Modell auf dem Fließband zusammen mit den Parallelmodellen Ford Crown Victoria und dem Mercury Grand Marquis in St. Thomas, Ontario, in Kanada weitergebaut. Die Produktion des Lincolnmodells lag zuletzt bei rund 1500 Exemplaren pro Monat. Die drei Modelle waren die letzten ihrer Art mit einer auf einer traditionellen amerikanischen Body-on-Frame-Bauweise basierenden Plattform, ausgestattet mit einem langlebigen V8-Motor und Heckantrieb.

Am 29. August 2011 rollte das letzte Exemplar des Town Car vom Band. Das Town Car war eine der letzten großen Limousinen, die keine vollwertigen Kopfstützen auf der Rückbank hatten.[2] Der Lincoln MKT ersetzt ihn als exklusives Mietwagen- und Flottenfahrzeug unter der Bezeichnung MKT Town Car.[3]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im September 2006 hat Warren Buffett seinen 2001 Lincoln Town Car Signature Series für 77.000 USD auf der Online-Versteigerungsplattform ebay verkauft und das Geld gemeinnützigen Zwecken gespendet.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 1995 FORD NORTH AMERICA CAR PLATFORMS. In: autonews.com. 13. Dezember 2005, abgerufen am 10. April 2023 (amerikanisches Englisch).
  2. https://www.autogazette.de/autonews/die-us-s-klasse-98231.html
  3. Lincoln MKT Town Car Livery and Limousine – Official Photos and Info. Car and Driver Magazine, Online-Ausgabe Februar 2011

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lincoln Town Car – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Originale Verkaufsbroschüren für Lincolns von 1966–1976 und 1977–1987

Lincoln Timeline[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeitleiste der Lincoln-Modelle seit 1970
Typ 1970er 1980er 1990er 2000er 2010er 2020er
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Mittelklasse Zephyr / MKZ MKZ Zephyr
Obere Mittelklasse Versailles Continental VII LS MKS Continental
Continental VIII Continental IX
Oberklasse Continental V Continental VI / Town Car I Town Car II Town Car III
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