Liste der Klassischen Philologen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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Die Liste der Klassischen Philologen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gibt einen Überblick über die Hochschullehrer des Faches Klassische Philologie, die an der Universität Mainz wirkten und wirken.

Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Seminar für Klassische Philologie wurde bei der Gründung der Universität Mainz im Sommer 1946 mit zwei ordentlichen Professoren eingerichtet: Wilhelm Süß als Latinist und Franz Dirlmeier als Gräzist. In seinen ersten Jahren erschwerten die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs die Arbeit am Seminar: Es gab keine Seminarbibliothek, keine festen Seminarräume und die Lebensbedingungen für Studenten und Professoren waren schwierig. Auch die beiden Professoren Süß und Dirlmeier verfügten einige Zeit lang weder über eine eigene Wohnung noch über eine eigene Bibliothek. Süß bestritt seine lateinischen Lehrveranstaltungen hauptsächlich aufgrund seiner soliden lateinischen Sprachkenntnis, die sich auch im virtuosen mündlichen Umgang ausdrückte. Er begründete die Tradition des gesprochenen Lateins an der Universität Mainz, die sich bis ins 21. Jahrhundert fortsetzte.

Die Situation änderte sich erst allmählich im Zuge der Währungsreform (1948). Die Seminarbibliothek wurde besonders durch Erwerb der Bibliotheken der Althistoriker Ernst Fabricius (1949, aus dem Nachlass) und Felix Jacoby (1956) entscheidend erweitert. Bis 1972 wuchs der Bücherbestand auf 23.000 Exemplare.

Die akademische Lehre wurde in den ersten Jahren durch Lehrer der benachbarten Gymnasien unterstützt. 1950 wurde am Seminar eine Assistentenstelle eingerichtet, die der Prager Flüchtling Martin Sicherl einige Jahre innehatte. Nach der Emeritierung von Wilhelm Süß (1950) und dem Weggang Dirlmeiers nach Würzburg (1951) wurden die Professuren für Latinistik und Gräzistik mit Andreas Thierfelder und Walter Marg besetzt, die beide bis zu ihrer Emeritierung in Mainz blieben. Während dieser zweiten Phase der Mainzer Altphilologie wurde ein Lektor angestellt, der Latein und Griechisch für Hörer aller Fakultäten lehrte (1950), das lateinische Oberseminar wurde eingerichtet (1951) und mit Erich Reitzenstein 1960 eine dritte ordentliche Professur für Klassische Philologie geschaffen. Die Assistentenstelle wurde 1960 und 1963 um zwei weitere Assistentenstellen ergänzt. Die drei Assistenten Andreas Spira, Klaus Sallmann und Walter Nicolai wurden 1972/1973 zu Professoren ernannt, so dass bis in die 90er Jahre sechs Professoren für Klassische Philologie am Seminar wirkten. Zurzeit (Stand: Januar 2013) sind neben den drei Lehrstuhlinhabern für Gräzistik und Latinistik eine Juniorprofessorin, vier Akademische Räte, 3 Assistenten und mehrere Lehrbeauftragte tätig.

Zu Charakteristika des Mainzer Seminars für Klassische Philologie entwickelten sich die regelmäßigen Exkursionen mit den Studenten in nahegelegene Museen und antike Stätten sowie in die Mittelmeerländer, die Kontakte zur Forschern im Ausland und die Einladung ausländischer Studenten nach Mainz, Theateraufführungen antiker Dramen (besonders unter Leitung des Professors Jürgen Blänsdorf) und das gesprochene Latein.

Liste der Klassischen Philologen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Angegeben ist in der ersten Spalte der Name der Person und ihre Lebensdaten, in der zweiten Spalte wird der Eintritt in die Universität angegeben, in der dritten Spalte das Ausscheiden. Spalte vier nennt die höchste an der Universität Mainz erreichte Position. An anderen Universitäten kann der entsprechende Dozent eine noch weitergehende wissenschaftliche Karriere gemacht haben. Die nächste Spalte nennt Besonderheiten, den Werdegang oder andere Angaben in Bezug auf die Universität oder das Seminar. In der letzten Spalte stehen Bilder der Dozenten.

Wissenschaftler von bis Funktionen Bemerkungen Bild
Franz Dirlmeier (1904–1977) 1946 1951 Ordinarius Gründungsprofessor für Gräzistik, wechselte nach Würzburg
Wilhelm Süß (1882–1969) 1946 1950 Ordinarius Gründungsprofessor für Latinistik, vorher Ordinarius in Breslau; hervorragender Kenner der lateinischen Sprache und Propagator des gesprochenen Lateins
Martin Sicherl (1914–2009) 1950 1967 Privatdozent erster Assistent (ab 1957 Oberassistent) am Seminar, 1955 habilitiert; wechselte als Ordinarius nach Münster
Andreas Thierfelder (1903–1986) 1950 1971 Ordinarius Nachfolger von Süß; Spezialist für lateinische Dichtung und Prosa
Hans Becker (1888–1964) 1950 1957 Honorarprofessor Gymnasiallehrer und Ministerialdirektor im Kultusministerium Rheinland-Pfalz; zunächst Lehrbeauftragter, ab 1952 Honorarprofessor für Didaktik der Alten Sprachen
Hans Joachim Mette (1906–1986) 1951 1953 Lehrstuhlvertreter Dozent in Hamburg, Lehrstuhlvertreter für Gräzistik
Walter Marg (1910–1983) 1953 1974 Ordinarius Nachfolger Dirlmeiers; Spezialist für frühgriechische Dichtung und Prosa; übersetzte Hesiod, Herodot und Ovid; Redakteur und Herausgeber des Gnomon
Heinz Munding (1923–2004) 1955 1958 Lektor gab Kurse für Hörer aller Fakultäten; wechselte in den Gymnasialdienst
Manfred Erren (* 1928) 1957 1959 Assistent wechselte nach Freiburg
Georg Luck (1926–2013) 1958 1962 Lektor gab Kurse für Hörer aller Fakultäten, 1960 habilitiert; wechselte als Ordinarius nach Bonn
Andreas Spira (1929–2004) 1959 1995 Professor Assistent, 1967 habilitiert, 1972 Wissenschaftlicher Rat und Professor; Spezialist für griechische Tragödie und Patristik
Erich Reitzenstein (1897–1976) 1960 1965 Ordinarius nach der Flucht aus Halle (1958) persönlicher Ordinarius für Klassische Philologie, insbesondere Latinistik; Spezialist für griechische Philosophie und antike Literaturtheorien
Klaus Sallmann (1934–2023) 1960 1999 Professor Assistent, 1968 habilitiert, 1972 Wissenschaftlicher Rat und Professor; Spezialist für römische Literatur (Lukrez, augusteische Dichtung, Plinius der Ältere, Censorinus) und gesprochenes Latein
Gebhard Kurz (* 1933) 1962 1998 Akademischer Direktor Lektor; gab Kurse für Hörer aller Fakultäten
Walter Nicolai (1933–2018) 1963 1998 Professor Assistent, 1971 habilitiert, 1973 Wissenschaftlicher Rat und Professor; Spezialist für griechische Literatur (Homer, Hesiod, Herodot, Aischylos, Sophokles, Euripides)
Willy Schetter (1928–1992) 1965 1972 Ordinarius Nachfolger Reitzensteins, Spezialist für römische Literatur der Kaiserzeit; wechselte nach Bonn
Eilhard Schlesinger (1909–1968) 1966 1968 Honorarprofessor zurückgekehrter Emigrant, Spezialist für griechische Tragödie und Philosophie
Dietram Müller (* 1941) 1969 2006 außerplanmäßiger Professor Assistent, 1972 promoviert, 1973 Akademischer Rat, 1980 Oberrat, 1988 Akademischer Direktor, 1990 habilitiert, 1996 apl. Prof.; Spezialist für griechische Geschichtsschreibung und neugriechische Literatur
Udo Reinhardt (* 1942) 1969 2007 Akademischer Direktor Assistent, 1972 promoviert, 1974 Akademischer Rat, 2003 habilitiert; Spezialist für Rezeptionsgeschichte
Jürgen Blänsdorf (* 1936) 1971 2004 Ordinarius Nachfolger Thierfelders, Spezialist für antike Bühnendichtung (Plautus) und Philosophie
Antonie Wlosok (1930–2013) 1973 1998 Ordinaria Nachfolgerin Schetters, erste weibliche Lehrstuhlinhaberin ihres Faches an der Universität Mainz; Spezialistin für Vergil-Forschung, Kirchengeschichte, Spätantike und Rezeptionsgeschichte
Joachim Latacz (* 1934) 1978 1981 Ordinarius Nachfolger Margs, Spezialist für griechisches Epos; wechselte an die Universität Basel
Arbogast Schmitt (* 1943) 1981 1991 Ordinarius Nachfolger Lataczs, Spezialist für griechische Literatur (Homer, Platon, Bühnendichtung); wechselte nach Marburg
Christoph Riedweg (* 1957) 1993 1996 Ordinarius Nachfolger Schmitts, Spezialist für griechische Dichtung, Philosophie und Religionsgeschichte; wechselte nach Zürich
Jochen Althoff (* 1962) 1998 Ordinarius Nachfolger Riedwegs, Spezialist für antike Naturwissenschaft
Wilhelm Blümer (* 1959) 2001 Ordinarius Nachfolger Wlosoks
Christine Walde (* 1960) 2005 Ordinaria Nachfolgerin Blänsdorfs, Spezialistin für Literatur der späten Republik und der frühen Kaiserzeit sowie für Kulturwissenschaft der Antike
Tamara Choitz (* 1958) 2009 außerplanmäßige Professorin Fachdidaktikerin

Lehrstuhlinhaber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstes Ordinariat (Gräzistik):

  1. Franz Dirlmeier (1946–1951)
  2. Walter Marg (1953–1974)
  3. Joachim Latacz (1978–1981)
  4. Arbogast Schmitt (1981–1991)
  5. Christoph Riedweg (1993–1996)
  6. Jochen Althoff (seit 1998)

Zweites Ordinariat (Latinistik I):

  1. Wilhelm Süß (1946–1950)
  2. Andreas Thierfelder (1950–1971)
  3. Jürgen Blänsdorf (1971–2004)
  4. Christine Walde (seit 2005)

Drittes Ordinariat (Latinistik II):

  1. Erich Reitzenstein (1960–1965), persönlicher Ordinarius
  2. Willy Schetter (1965–1972)
  3. Antonie Wlosok (1973–1998)
  4. Wilhelm Blümer (seit 2001)

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andreas Thierfelder: Das Seminar für Klassische Philologie 1946–1972. In: Hermann Weber (Hrsg.): Tradition und Gegenwart. Studien und Quellen zur Geschichte der Universität Mainz. Teil II, 2. Halbband: Institute der Philosophischen Fakultät 1946–1972, Wiesbaden 1977. S. 12–25.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]