Liste der Präsidenten Uruguays

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Der amtierende Präsident Uruguays, Luis Alberto Lacalle Pou

Die Liste der Präsidenten Uruguays führt die Staatsoberhäupter in der Geschichte der Republik Uruguay vollständig bis zum heutigen Tage auf. Die Liste führt auch alle Interimspräsidenten des Landes auf.

Vom 25. August 1825 bis zum 24. Oktober 1830 war das heutige Uruguay unter dem Namen Provincia Oriental del Río de la Plata (auch Provincia de Montevideo) Teil der Provincias Unidas del Río de la Plata und wurde durch Gouverneure verwaltet. Der Vollständigkeit halber sind die Gouverneure hier mit aufgeführt.

Manuel Oribe (1843–1851) und Luis Lamas (1855) waren jeweils Gegenpräsidenten zu dem amtierenden Präsidenten, ihre Namen sind orange unterlegt.

Bisher sind drei Präsidenten im Amt gestorben (Juan Idiarte Borda, Tomás Berreta, Óscar Diego Gestido), wobei der erstgenannte ermordet wurde. Bei Berreta und Gestido rückten die jeweiligen Vizepräsidenten (Luis Batlle Berres bei Berreta und Jorge Pacheco Areco bei Gestido) in das Amt nach. Das Amt des Vizepräsidenten wurde im Jahr 1934 geschaffen, auch ihre Namen werden in dieser Liste aufgeführt.

Für eine bessere Übersicht ist die Liste in acht Abschnitte unterteilt, welche sich an der Einteilung des Artikels Geschichte Uruguays orientiert.

Das Amt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Verfassung von 1967 (mehrfach geändert, zuletzt 1997) ist Uruguay eine demokratische, rechtsstaatliche Präsidialrepublik. Der Präsident, welcher zugleich Staatsoberhaupt und Regierungschef (Premierminister) ist, besitzt eine starke Stellung und kann gegen Gesetzesvorhaben des Parlaments sein Veto einlegen (das wiederum mit 3/5-Mehrheit überstimmt werden kann) und unter bestimmten Bedingungen das Parlament auflösen. Er ernennt die Mitglieder seines Kabinetts, wird zusammen mit den Vizepräsidenten direkt vom Volk für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt und darf nicht zweimal hintereinander für das Amt kandidieren.

Liste der Gouverneure der Provincia Oriental del Río de la Plata[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bild Name Amtszeit Bemerkung
Juan Antonio Lavalleja 25. August 1825 –

1. Dezember 1828

Am 25. August 1825 wurde die Unabhängigkeit Uruguays von Brasilien ausgerufen, man entschied sich aber später dafür, eine Union mit den Provincias Unidas del Río de la Plata einzugehen.
Joaquín Suárez 1. Dezember 1828 –

22. Dezember 1828

Interimsgouverneur
José Rondeau 22. Dezember 1828 –

17. April 1830

Juan Antonio Lavalleja 17. April 1830 –

24. Oktober 1830

Am 18. Juli 1830 wurde die erste Verfassung Uruguays verabschiedet.

Zeitlinie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liste der Präsidenten von Uruguay[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1830–1876: Die Zeit der Bürgerkriege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der endgültigen Unabhängigkeit im Jahre 1830 begann eine Zeit der Bürgerkriege zwischen den politischen Gruppierungen der Colorados und der Blancos. Die beiden ersten Kontrahenten waren die beiden ersten Präsidenten des jungen Staatswesens: José Fructuoso Rivera, der die in Montevideo konzentrierten Handelskreise repräsentierte, und Manuel Oribe, der die Interessen des Agrarsektors vertrat. Sie waren auch die Begründer der Parteien Partido Colorado und der Partido Nacional.

Bild Name Partei Amtszeit Bemerkung
Luis Eduardo Pérez parteilos 24. Oktober 1830 –

6. November 1830

Senatspräsident, Interimspräsident
José Fructuoso Rivera parteilos 6. November 1830 –

24. Oktober 1834

Begründer der Partido Colorado, 1. verfassungsmäßiger Präsident
Carlos Anaya parteilos 24. Oktober 1834 –

1. März 1835

Senatspräsident, Interimspräsident
Manuel Oribe Partido Nacional 1. März 1835 –

24. Oktober 1838

Begründer der Partido Nacional, 2. verfassungsmäßiger Präsident
Gabriel Antonio Pereira parteilos 24. Oktober 1838 –

11. November 1838

Senatspräsident, Interimspräsident
José Fructuoso Rivera Partido Colorado 11. November 1838 –

1. März 1839

provisorische Regierung
José Fructuoso Rivera Partido Colorado 1. März 1839 –

1. März 1843

3. verfassungsmäßiger Präsident
Manuel Oribe Partido Nacional 16. Februar 1843 –

8. Oktober 1851

Gobierno del Cerrito = Regierung des kleinen Hügels (Der Cerrito ist ein kleiner Hügel außerhalb Montevideos.) – Gegenregierung zu Joaquín Suárez
Joaquín Suárez Partido Colorado 1. März 1843 –

15. Februar 1852

Gobierno de la Defensa (Regierung der Verteidigung)
Bernardo Prudencio Berro Partido Nacional 15. Februar 1852 –

1. März 1852

Senatspräsident, Interimspräsident
Juan Francisco Giró Partido Nacional 1. März 1852 –

25. September 1853

4. verfassungsmäßiger Präsident, vom Militär gestürzt und durch ein Triumvirat aus Offizieren ersetzt
Venancio Flores 25. September 1853 –

12. März 1854

Triumvirat
Juan Antonio Lavalleja 25. September 1853 –

22. Oktober 1853
(im Amt verstorben)

José Fructuoso Rivera 25. September 1853 –

13. Januar 1854
(im Amt verstorben)

Venancio Flores Partido Colorado 12. März 1854 –

10. September 1855

provisorische Regierung
Luis Lamas Partido Colorado 29. August 1855 –

10. September 1855

Versuch einer Revolution der Conservadores, wurde von diesen zum Präsidenten proklamiert (auf Montevideo beschränkt), Gegenregierung zu Venancio Flores
Manuel Basilio Bustamante Partido Colorado 10. September 1855 –

15. Februar 1856

provisorische Regierung
José María Plá Partido Colorado 15. Februar 1856 –

1. März 1856

Senatspräsident, Interimspräsident
Gabriel Antonio Pereira parteilos 1. März 1856 –

1. März 1860

5. verfassungsmäßiger Präsident
Bernardo Prudencio Berro Partido Nacional 1. März 1860 –

1. März 1864

6. verfassungsmäßiger Präsident
Atanasio Cruz Aguirre Partido Nacional 1. März 1864 –

15. Februar 1865

Wurde gestürzt, sein Sturz war ein Mitauslöser des Tripel-Allianz-Krieg
Tomás Villalba Partido Colorado 15. Februar 1865 –

20. Februar 1865

Senatspräsident, Interimspräsident
Venancio Flores Partido Colorado 20. Februar 1865 –

15. Februar 1868

provisorische Regierung
Pedro Varela Partido Colorado 15. Februar 1868 –

1. März 1868

Senatspräsident, Interimspräsident
Lorenzo Batlle Partido Colorado 1. März 1868 –

1. März 1872

7. verfassungsmäßiger Präsident
Tomás Gomensoro Partido Colorado 1. März 1872 –

1. März 1873

Senatspräsident, Interimspräsident
José Eugenio Ellauri Partido Colorado 1. März 1873 –

15. Januar 1875

8. verfassungsmäßiger Präsident
Pedro Varela Partido Colorado 15. Januar 1875 –

22. Januar 1875

Interimspräsident
Pedro Esteban Carve Pérez Partido Colorado 22. Januar 1875 Senatspräsident, Interimspräsident
Pedro Varela Partido Colorado 22. Januar 1875 –

10. März 1876

provisorische Regierung

Zeitlinie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1876–1890: Machtübernahme der Militärs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um den die Ressourcen des Landes auszehrenden Parteienstreit endlich zu stoppen, kam es zur Errichtung einer für das Land durchaus produktiven Diktatur (1876–1890) fortschrittsorientierter Militärs. Während dieser Phase der autoritär geführten Regierungen, unternahm das Land Schritte in Richtung eines modernen Staatswesens, indem man die Wirtschaft unterstützte, die Infrastruktur ausbaute, das Bildungswesen reformierte und die Säkularisierung vorantrieb.

Bild Name Partei Amtszeit Bemerkung
Lorenzo Latorre Partido Colorado 10. März 1876 –

1. März 1879

Diktator
Lorenzo Latorre Partido Colorado 1. März 1879 –

15. März 1880

9. verfassungsmäßiger Präsident
Francisco Antonio Vidal Partido Colorado 15. März 1880 –

28. Februar 1882

provisorische Regierung
Miguel Alberto Flangini Ximénez Partido Colorado 28. Februar 1882 –

1. März 1882

Senatspräsident, Interimspräsident
Máximo Santos Partido Colorado 1. März 1882 –

1. März 1886

10. verfassungsmäßiger Präsident
Francisco Antonio Vidal Partido Colorado 1. März 1886 –

24. Mai 1886

11. verfassungsmäßiger Präsident
Máximo Santos Partido Colorado 24. Mai 1886 –

18. November 1886

Senatspräsident, Interimspräsident
Máximo Tajes Partido Colorado 18. November 1886 –

1. März 1890

provisorische Regierung

Zeitlinie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1890–1931: Übergang zur Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Ende der Militärherrschaft kehrte 1890 mit Präsident Julio Herrera y Obes von den Colorados das zivile Element in die Politik zurück. Zusammenfallend mit der Jahrhundertwende und flankiert von einer das Land begünstigenden internationalen Konjunktur trat Uruguay nun in eine lang andauernde Epoche der Demokratisierung und Prosperität ein, die stark mit dem Namen eines Mannes verbunden ist: José Batlle y Ordóñez, Begründer des so genannten Batllismo, der auch heute noch in Uruguay dominierenden politischen Strömung. Er war nach einer kurzen Interimspräsidentschaft 1899 zweimal uruguayischer Präsident (1903–1907 und 1911–1915) und schuf, vor allem in seiner zweiten Amtsperiode, den uruguayischen Sozialstaat.

Bild Name Partei Amtszeit Bemerkung
Julio Herrera y Obes Partido Colorado 1. März 1890 –

1. März 1894

12. verfassungsmäßiger Präsident
Duncan Stewart Partido Colorado 1. März 1894 –

21. März 1894

Senatspräsident, Interimspräsident
Juan Idiarte Borda Partido Colorado 21. März 1894 –

25. August 1897

13. verfassungsmäßiger Präsident, im Amt ermordet
Juan Lindolfo Cuestas Partido Colorado 25. August 1897 –

10. Februar 1898

Senatspräsident, Interimspräsident
Juan Lindolfo Cuestas Partido Colorado 10. Februar 1898 –

15. Februar 1899

provisorische Regierung
José Batlle y Ordóñez Partido Colorado 15. Februar 1899 –

1. März 1899

Senatspräsident, Interimspräsident
Juan Lindolfo Cuestas Partido Colorado 1. März 1899 –

1. März 1903

14. verfassungsmäßiger Präsident
José Batlle y Ordóñez Partido Colorado 1. März 1903 –

1. März 1907

15. verfassungsmäßiger Präsident
Claudio Williman Partido Colorado 1. März 1907 –

1. März 1911

16. verfassungsmäßiger Präsident
José Batlle y Ordóñez Partido Colorado 1. März 1911 –

1. März 1915

17. verfassungsmäßiger Präsident
Feliciano Viera Partido Colorado 1. März 1915 –

1. März 1919

18. verfassungsmäßiger Präsident
Baltasar Brum Partido Colorado 1. März 1919 –

1. März 1923

19. verfassungsmäßiger Präsident
José Serrato Partido Colorado 1. März 1923 –

1. März 1927

20. verfassungsmäßiger Präsident
Juan Campisteguy Partido Colorado 1. März 1927 –

1. März 1931

21. verfassungsmäßiger Präsident

Zeitlinie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1931–1943: Periode der autoritären Regierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Tod von Batlle und der Wirtschaftskrise von 1929, welche Uruguay als exportorientiertes Land besonders hart traf, wurde Gabriel Terra Präsident und erklärte sich, nach einem gelungenen Putsch, am 31. März 1933 zum Diktator. Er löste den nationalen Verwaltungsrat und die legislativen Kräfte, die seine Macht beschränkten, auf. Im Jahr 1934 wurde die neue Verfassung per Plebiszit angenommen und obgleich die Wiederwahl des Präsidenten verfassungswidrig war, wurde Terra für eine weitere Amtszeit gewählt. Die neue Verfassung schaffte den nationalen Verwaltungsrat ab und übertrug seine Befugnisse auf den Präsidenten. Außerdem wurden bestimmte soziale Rechte jetzt durch die Verfassung garantiert (z. B. das Recht auf eine Wohnung und das Recht zu arbeiten) und das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

Im Jahr 1938 wurden allgemeine Wahlen abgehalten – die erste, bei der auch die Frauen wählen durften, da das Frauenwahlrecht erst 1932 eingeführt worden war[1] – welche von Terras Schwager Alfredo Baldomir gewonnen wurde. Während des Zweiten Weltkrieges stand Uruguay auf der Seite der Alliierten. Die Blancos kritisierten heftig die Politik der Colorados, verstärkt mit den USA zusammenzuarbeiten, und forderten, dass Uruguay neutral bleibe. Im Februar 1942 löste Baldomir den Generalrat auf und ersetzte ihn durch den Consejo de Estado.

Bild Name Partei Vizepräsident Amtszeit Bemerkung
Gabriel Terra Partido Colorado César Charlone

(ab 1934)

1. März 1931 –

19. Juni 1938

22. verfassungsmäßiger Präsident, erklärte sich, nach einem gelungenen Putsch, am 31. März 1933 zum Diktator.
Alfredo Baldomir Partido Colorado Alfredo Navarro 19. Juni 1938 –

1. März 1943

23. verfassungsmäßiger Präsident

Zeitlinie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1943–1959: Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Regierung von Juan José de Amézaga reformierte die Sozialgesetze; noch 1943 führte sie den „Consejo de Salarios“ ein, einen „Lohnrat“ zur Verhandlung und Festlegung der Arbeitslöhne, dem Vertreter von Staat, Arbeitgebern und Arbeitnehmern angehörten, und führte ein Programm zur Förderung von Familien ein. Gleichzeitig wurden die Arbeiter in der Landwirtschaft in das Rentensystem integriert.

Im Februar 1945 wurde dann schließlich dem Deutschen Reich und Japan der Krieg erklärt. Wie schon im Ersten Weltkrieg entsandte Uruguay aber keine Soldaten. Im selben Jahr wurde das Land dann Gründungsmitglied der Vereinten Nationen.

Die Regierung von Luis Batlle Berres (1947 bis 1951) brachte wirtschaftlichen Wohlstand, der vor allem durch die uruguayischen Exporte während des Koreakrieges (1950–1953) gestützt wurde. In den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen von 1950 konnte sich mit Andrés Martínez Trueba erneut ein Mitglied der Colorados durchsetzen.

Bild Name Partei Vizepräsident Amtszeit Bemerkung
Juan José de Amézaga Partido Colorado Alberto Guani 1. März 1943 –

1. März 1947

24. verfassungsmäßiger Präsident
Tomás Berreta Partido Colorado Luis Batlle Berres 1. März 1947 –

2. August 1947
(im Amt verstorben)

25. verfassungsmäßiger Präsident
Luis Batlle Berres Partido Colorado Alfeo Brum 2. August 1947 –

1. März 1951

Vizepräsident von Tomás Berreta, war der erste Vizepräsident, der durch den Tod des Präsidenten in dessen Amt nachrückte
Andrés Martínez Trueba Partido Colorado Alfeo Brum 1. März 1951 –

1. März 1952

26. verfassungsmäßiger Präsident, schaffte 1952 durch eine per Referendum bestätigte Verfassungsänderung das Präsidentenamt ab und übertrug die Regierungsgewalt einem aus neun Mitgliedern bestehenden Nationalrat (Consejo Nacional de Gobierno).
Consejo Nacional de Gobierno Partido Colorado kein Vizepräsident 1. März 1952 –

1. März 1955

Consejo Nacional de Gobierno

Vorsitzender:

Consejo Nacional de Gobierno Partido Colorado kein Vizepräsident 1. März 1955 –

1. März 1959

Consejo Nacional de Gobierno

Vorsitzende:

Zeitlinie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1959–1973: Verfall der Demokratie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1958 wurden die Blancos nach 93 Jahren Colorado-Regierung mit großer Mehrheit gewählt. Die neue Regierung führte wirtschaftliche Reformen durch und sah sich in der Folge mit schweren Arbeiterunruhen konfrontiert.

Ab 1959 bekam das Land große wirtschaftliche Probleme, verursacht durch den Rückgang der Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten. Dies führte zu Massenarbeitslosigkeit, Inflation und zu einem Absinken des bisherigen Lebensstandards. Es kam zu sozialen Unruhen und in Montevideo gründete sich eine Stadtguerillabewegung. Diese Guerilleros, Tupamaros genannt, überfielen zuerst Banken und verteilte das gestohlene Geld sowie Essen an die Armen. Später entführten sie Politiker und griffen Sicherheitskräfte an.

Im Jahr 1966 unterstützten Blancos und Colorados gemeinsam eine Initiative zur Wiederherstellung des Präsidialsystems, der die Bevölkerung in einem Referendum zustimmte. Die Colorados gingen mit dem ehemaligen General Óscar Diego Gestido siegreich aus den Präsidentschaftswahlen hervor und lösten die Blancos in der Regierungsverantwortung ab. Die Verfassung wurde 1967 dahingehend abgeändert, dass nun Regierungen der Blancos und Colorados einander abwechselten. Nach dem Tod Gestidos im Jahr 1967 übernahm der Vizepräsident Jorge Pacheco Areco das Präsidentenamt. Pacheco löste mit seiner Politik der restriktiven Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation große Unruhen aus, und die Tupamaros verstärkten ihre terroristischen Aktionen gegen die Regierung. 1968 erklärte Präsident Jorge Pacheco Areco den Notstand und vier Jahre später wurden von seinem Nachfolger, Juan María Bordaberry, die Bürgerrechte außer Kraft gesetzt. Im April 1972 erklärte der Kongress den Kriegszustand und hob die von der Verfassung festgelegten Grundrechte auf, der Kriegszustand wurde am 11. Juli wieder aufgehoben, die Verfassung trat erst 1973 wieder in Kraft.

Bild Name Partei Vizepräsident Amtszeit Bemerkung
Consejo Nacional de Gobierno Partido Nacional kein Vizepräsident 1. März 1959 –

1. März 1963

Consejo Nacional de Gobierno

Vorsitzende:

Consejo Nacional de Gobierno Partido Nacional kein Vizepräsident 1. März 1963 –

1. März 1967

Consejo Nacional de Gobierno

Vorsitzende:

Óscar Diego Gestido Partido Colorado Jorge Pacheco Areco 1. März 1967 –

6. Dezember 1967

27. verfassungsmäßiger Präsident
(im Amt verstorben)
Jorge Pacheco Areco Partido Colorado Alberto Abdala 6. Dezember 1967 –

1. März 1972

Vizepräsident von Óscar Diego Gestido, wurde durch dessen Tod Präsident
Juan María Bordaberry Partido Colorado Jorge Sapelli 1. März 1972 –

27. Juni 1973

28. verfassungsmäßiger Präsident

Zeitlinie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1973–1985: Militärdiktatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 27. Juni 1973, inmitten einer Wirtschaftskrise mit hoher Inflation, entschloss sich das Militär zur Schließung des Kongresses und zur Übernahme der Macht. Die Gewerkschaft CNT (Convención Nacional de Trabajadores: Nationale Übereinkunft der Arbeiter) konterte mit einem landesweiten Streik, der am 11. Juli von der Regierung gewaltsam niedergeschlagen wurde. Am 11. August verloren die Gewerkschaften ihre Autonomie. Die CNT und politische Parteien wurden verboten. Die Führer der linksorientierten Gruppierungen wurden verfolgt und hingerichtet.

1976 wurde Bordaberry vom Militär abgesetzt und ein neuer Nationalrat mit 25 Zivilisten und 21 Offizieren wählte Aparicio Méndez zum Präsidenten. Eine der ersten Amtshandlungen seiner Regierung war der Entzug der staatsbürgerlichen Rechte aller Personen, die an dem politischen Geschehen zwischen 1966 und 1973 beteiligt waren. Die Zahl der politischen Gefangenen betrug 1976 etwa 6.000.

Eine Vorlage für eine neue Verfassung wurde am 30. November 1980 von 57,2 % der Wahlberechtigten abgelehnt. Im September 1981 trat der als gemäßigt geltende General Gregorio Álvarez Armelino das Präsidentenamt an. Die im Zuge des Demokratisierungsprozesses vom Militär erneut zugelassenen Parteien hielten 1982 innerparteiliche Wahlen ab, um sich auf die für 1984 vorgesehenen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen vorzubereiten. Im Jahr 1984 nahm der Protest gegen die Militärregierung massiv zu. Nach einem 24-stündigen Generalstreik bereitete das Militär daraufhin ein Programm vor, die Macht an eine Zivilregierung zurückzugeben.

Bild Name Partei Vizepräsident Amtszeit Bemerkung
Juan María Bordaberry Partido Colorado kein Vizepräsident 27. Juni 1973 –

12. Juni 1976

Wurde vom Militär gestürzt
Alberto Demicheli Partido Colorado kein Vizepräsident 12. Juni 1976 –

1. September 1976

Interimspräsident, de facto vom Militär ernannt
Aparicio Méndez Partido Nacional kein Vizepräsident 1. September 1976 –

12. Oktober 1981

Militärdiktatur, de facto vom Militär ernannt
Gregorio Álvarez Armelino Militär kein Vizepräsident 12. Oktober 1981 –

12. Februar 1985

Militärdiktatur, de facto vom Militär ernannt

Zeitlinie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1985: Rückkehr zur Demokratie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Februar 1985 fanden Präsidentschaftswahlen statt, Wahlsieger wurde Julio María Sanguinetti von den Colorados, einer der führenden Widerständler gegen die Militärregierung. Mit ihm folgte nach zwölf Jahren wieder ein Zivilist als Präsident.

Zwischen 1990 und 1995 war Luis Alberto Lacalle Herrera von der Partido Nacional Präsident. Während seines Mandates gehörte Uruguay 1991 zu den Mitbegründern des Mercosurs. Außerdem vollzog Uruguay eine Währungsreform (1 uruguayischer Peso ersetzte 1000 Peso Nuevos, die bis dahin gültige Währung) und er erließ ein Amnestiegesetz für Folterungen der Militärs während der Diktatur (Ley de Caducidad).

Die Präsidentschaftswahlen im Oktober 2004 markierten einen historischen Wandel in der Geschichte des Landes, das seit der Unabhängigkeit im Jahr 1828 abwechselnd von den Colorados und den Blancos regiert wurde, entschieden sich die Wähler für einen linksgerichteten Kandidaten, den ehemaligen Oberbürgermeister Montevideos, Tabaré Vázquez. Er war von einem Bündnis mehrerer linksgerichteter Parteien aufgestellt worden, dem Frente Amplio (deutsch: Breite Front), und hatte sich bereits im ersten Wahlgang mit 51 Prozent der Stimmen durchgesetzt. Am 1. März 2005 löste er Batlle als Präsident ab.

Bild Name Partei Vizepräsident Amtszeit Bemerkung
Rafael Addiego Bruno parteilos kein Vizepräsident 12. Februar 1985 –

1. März 1985

Präsident des Suprema Corte de Justicia, Interimspräsident
Julio María Sanguinetti Partido Colorado Enrique Tarigo 1. März 1985 –

1. März 1990

29. verfassungsmäßiger Präsident, mit ihm war nach zwölf Jahren wieder ein Zivilist Präsident.
Luis Alberto Lacalle Partido Nacional Gonzalo Aguirre 1. März 1990 –

1. März 1995

30. verfassungsmäßiger Präsident, unter ihm wurde eine Währungsreform vollzogen
Julio María Sanguinetti Partido Colorado Hugo Batalla
(bis 3. Oktober 1998)

Hugo Fernández Faingold

1. März 1995 –

1. März 2000

31. verfassungsmäßiger Präsident, 2. Amtszeit
Jorge Batlle Ibáñez Partido Colorado Luis Antonio Hierro López 1. März 2000 –

1. März 2005

32. verfassungsmäßiger Präsident
Tabaré Vázquez Rosas Frente Amplio Rodolfo Nin Novoa 1. März 2005 –

1. März 2010

33. verfassungsmäßiger Präsident. Vázquez war von 1990 bis 1995 Oberbürgermeister Montevideos.
José Mujica Frente Amplio Danilo Astori 1. März 2010 –

1. März 2015

34. verfassungsmäßiger Präsident.
Tabaré Vázquez Rosas Frente Amplio Raúl Fernando Sendic

(bis September 2017)

Lucía Topolansky

1. März 2015 –

1. März 2020

35. verfassungsmäßiger Präsident, 2. Amtszeit
Luis Alberto Lacalle Pou Partido Nacional Beatriz Argimón seit 1. März 2020 36. verfassungsmäßiger Präsident

Zeitlinie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus-Jürgen Matz: Wer regierte wann? Regententabellen zur Weltgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, dtv, 5. Auflage, München 2001 ISBN 3-423-32523-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jad Adams: Women and the Vote. A World History. Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870684-7, Seite 437