Lobdeburg (Adelsgeschlecht)

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Wappen derer von Lobdeburg (Hartmannischer Stamm)
Wappen derer von Lobdeburg (Ottonischer Stamm)

Die Herren von Lobdeburg (früher Lobeda bei Jena, heute Stadtteil) waren ein von den Herren von Auhausen an der Wörnitz im Nördlinger Ries stammendes Adelsgeschlecht, das im 12. Jahrhundert im östlichen Thüringen eine reichsunmittelbare Herrschaft begründete.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auhausen an der Wörnitz wird urkundlich erstmals im Jahre 959 erwähnt, als Otto I. am 12. Juni seinem Getreuen Hartmann das zuvor einem Ernst gerichtlich entzogene Eigengut in Auhausen und Westheim schenkt. Das edelfreie Geschlecht (nobiles) der Herren von Auhausen und die u. a. von ihnen abstammenden „von Alerheim“ hatten zahlreiche Nachkommensäste. Ein späterer Hartmann von Auhausen erscheint urkundlich im Februar 1133 als Zeuge des Naumburger Bischofs im Saaletal. Hier begründeten er, seine drei Söhne und die Enkel die Dynastie der Lobedeburger mit neuem Stammsitz in und später oberhalb Jena-Lobeda. Den Stammsitz Auhausen schenkte Hartmann zwischen 1129 und 1133 bis auf Gütersplitter dem dort von ihm neu gegründeten Kloster.

Das Geschlecht etablierte sich im 12. Jahrhundert im Zuge des Landesausbaus am Limes Sorabicus im östlichen Thüringen und ist hier 1166, ansässig in Camburg an der Saale, nachweisbar. 1129 war ein Hartmann von Alerheim, ein Bruder des Hartmann von Auhausen, Zeuge in einer Urkunde. Dieser Hartmann von Auhausen (1133 genannt) errichtete vermutlich seinen Wohnsitz auf der Lobdeburg, zunächst als freier Herr, und baute im 12. Jahrhundert zwischen Saale und Weiße Elster eine Grundherrschaft auf, die 1300 bis in das Gebiet von Triptis reichte. Das Geschlecht teilte sich später in mehrere Linien unterschiedlichen Ranges.

Erstmals wurden 1156 ein Albert von Louede und 1166 die Lobdeburg urkundlich genannt.

Anno 1192 nennt Graf Sifrid von Orlamünde den Adelbertus de Lovede seinen Ministerialen („Ministerialis meus“).[1]

Die Lobdeburger bauten die Siedlungen Elsterberg, Jena, Lobeda, Lobenstein, Kahla, Roda, Saalburg und Schleiz im Siedlungsgebiet der Sorben zu Städten aus, gründete die Leuchtenburg bei Kahla sowie die Burg in Arnshaugk bei Neustadt an der Orla (mit der Burg Arnshaugk) und als neues Hauskloster und Grablege das Kloster Roda in Stadtroda (1248). Sie waren am Landesausbau und der Christianisierung in Ostthüringen maßgeblich beteiligt. Zwischen 1173 und 1254 stellten sie einen Fürstbischof von Speyer und zwei Fürstbischöfe von Würzburg.

Im 13. Jahrhundert teilten sie sich in verschiedene Linien auf, u. a.:

Linie Lobdeburg-Arnshaugk (1252–1289)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lobdeburg-Arnshaugk (siehe Burg Arnshaugk), erloschen 1290, dann über die Witwe Elisabeth von Lobdeburg-Arnshaugk (ca. 1262–1331) an Albrecht II. von Meißen, Landgraf von Thüringen gekommen.

Linie Lobdeburg-Burgau (Jena) (1221–1251 / 1255–1303)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lobdeburg-Burgau (siehe Burgruine Burgau), in der Mitte des 14. Jahrhunderts im Namensträgerstamm erloschen.
  • Die Linie Lobdeburg-Burgau besaß, anders als die anderen Linien, keinen Anteil an der Ortschaft Jena.[2]

Linie Lobdeburg-Elsterberg (1252–1394)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Linie Lobdeburg-Leuchtenburg (1254–1284)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Herman, der jüngere Bruder Otto´s von Arnshaug, hatte gemeinsam mit seinen Söhnen Hartman und Herman die Leuchtenburg inne.[2]
    • Nur der ältere Bruder Hartman hatte zwei Söhne, Herman und Albert, die ihre Urkunden stets gemeinsam entweder zu Kahla oder auf der Leuchtenburg ausstellten.[2]

Schon 1313 hatten die verschuldeten Lobdeburger die Burg Lobenstein, die Leuchtenburg und die Stadt Kahla an die Grafen von Schwarzburg verpfändet und 1333 verkauft. Um 1314/17 verkauften sie die von ihnen ebenfalls gegründete Herrschaft Schleiz mit der Pflege Saalburg an Heinrich IV., den Älteren, Vogt von Gera. Die Lobdeburger verloren allmählich an politischer Bedeutung und erloschen Mitte des 15. Jahrhunderts im Namensträgerstamm.

Nach Verlust der Reichsunmittelbarkeit kamen die Herren von Lobdeburg im 14. Jahrhundert unter die Herrschaft der Markgrafen von Meißen bzw. der Landgrafen von Thüringen und verkauften schrittweise ihren Grund- und Schlossbesitz. 1333 fielen Leuchtenburg, Roda und Kahla an die Grafen von Schwarzburg, 1331 ihr Anteil an Jena an die Landgrafen von Thüringen, nachdem bereits im 13. Jahrhundert Saalburg an die Vögte von Gera gekommen war. 1920 gelangten die Güter an das Land Thüringen und damit 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.

Seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts war ein Zweig der Linie Burgau in Böhmen ansässig, erwarb dort Einfluss und umfangreiche Besitzungen. Die böhmische Linie von Bergow erlosch 1458 mit Johann von Bergow (Jan z Bergova) im Adelsstand und Nachkommen wurden bäuerlichen Standes.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ihr Wappen ist das Stammwappen der Herren von Auhausen im Nördlinger Ries und zeigt einen Schrägrechtsbalken, als Helmzier einen Pfau. Später führten die einzelnen Äste und Zweige der Nachkommen verschiedene Wappen. Das Wappen des Hartmannischen Stammes: in Rot ein silberner Schrägbalken. Wappen des Ottonischen Stammes: auf Silber ein roter schräglinks gelegter geflügelter Fisch.
  • Das Wappen der Herren von Lobdeburg bestand ursprünglich aus einem meist dreieckigen Schild mit einem weißen Balken im roten Felde.[2]
    • Die Linie Arnshaug und Elsterberg unterschied sich durch einen roten Balken im weißen Felde.
    • Die Linie Burgau hatte dagegen im Schilde und oft auf dem Helm einen geflügelten Fisch, vielleicht wegen der fischreichen Saale, aufgenommen.
    • Später erscheint im Lobdeburgischen Wappen ein geschlossener Helm mit Pfauenfedern besetzt, auf beiden Seiten je ein kleines Schild mit dem Balken, oft auch ohne Schild.
    • Das Arnshaugische Wappen ist in das Sachsen-Weimarische Wappen und das Burgauische in das alte Jenaische Amtssiegel aufgenommen worden.
    • Das Arnshaugische Wappen, im Weimarischen Archiv abgemalt, besteht in einem Schilde mit einem schwachen Balken, rechts ein Löwe, links ein altes Schloß und Mauerwerk, auf dem Helm über einem spitzigen Hut ein Pfauenschwanz.[2]
Darstellungen in Siebmachers Wappenbüchern

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bedeutendsten Vertreter des Geschlechts waren die beiden Fürstbischöfe im Bistum Würzburg:

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Herren von Lobdeburg erhielten für die Münzstätte zu Jena zeitweise das Münzrecht verliehen und prägten die sogenannten Dynastenbrakteaten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien und reichsunmittelbaren Geschlechter vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 6., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-44333-8, S. 356–357 (dort: Herrschaft Lobdeburg).
  • Herbert Helbig: Der wettinische Ständestaat. Untersuchungen des Ständewesens und der landständischen Verfassung in Mitteldeutschland bis 1485. Böhlau, Köln 1980, ISBN 3-412-02178-4
  • Über die Münzen und die Wappen der Herren von Lobdeburg. In: Numismatische Zeitung. IX. Jahrgang, 1842 No. 10, S. 73ff.
  • George Adalbert von Mülverstedt, J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, VI. Band, 12. Abteilung; Abgestorbener Adel der Saechsischen Herzogtümer, Nürnberg: Bauer & Raspe, 1907, S. 40-41 und S. 64.
  • Arnold Berg: Beiträge zur Genealogie der Herren von Lobdeburg. In: Deutscher Herold. 63 (1932), S. 23f., 33–35, 43–45, 56f.
  • Hans Großkopf: Die Herren von Lobdeburg bei Jena, ein thüringisch-osterländisches Dynastengeschlecht vom 12. bis zum 15. Jahrhundert. Veröffentlicht von Druck J.R.G. Wagnersche Buch- u. Kunstdruckerei, Neustadt/Orla 1929.
  • Hans Körner: Lobdeburg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 726 f. (Digitalisat).
  • Günther Röblitz: Die Brakteaten der Herren von Lobdeburg: Anhang, Jenas Münzstätte unter Wilhelm III. Transpress, Berlin 1984, DNB 850341965.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://staatsarchive.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/stat_derivate_00025410/Schoenbergische_Sammlung_Nr_094_0035.tif?logicalDiv=log_stat_derivate_00025410
  2. a b c d e f Schmid, Eduard: Die Lobdeburg bei Jena