Lorenzkirche (Erfurt)

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Römisch-Katholische Kirche St. Lorenz in der Erfurter Innenstadt

Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Lorenz steht in der Altstadt der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt. Sie ist die Pfarrkirche der Pfarrei St. Laurentius Erfurt im Dekanat Erfurt des Bistums Erfurt.[1] Sie trägt das Patrozinium des heiligen Laurentius von Rom.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie steht am Nordrand des Angers, am Beginn der Schlösserstraße.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedenktafel Beginn der Friedensgebete 1978

Die Lorenzkirche wurde 1138 durch den Mainzer Vitztum Giselbert gestiftet. Der Bau der Kirche erfolgte um 1140. Sie wurde vom damaligen Erfurter Propst und späteren Mainzer Erzbischof Adelbert II. geweiht und war seit ihrer Gründung Pfarrkirche und direkt dem Mainzer Bischof unterstellt. Von dem romanischen Urbau ist nahezu nichts mehr erhalten.

Ein zweiter Bau wurde vermutlich Ende des 13. bis Anfang des 14. Jahrhunderts in gotischem Stil ausgeführt. 1316 wurden wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem neu Bau zwei Altäre geweiht. Ab 1318 war die Kirche bis zur Reformation an das verarmte Reglerkloster angeschlossen. Nach einem Brand im Jahr 1413 nochmals verändert wurde. Aus der bis dahin einschiffigen Kirche wurde durch Anbau an der Nordseite eine zweischiffige und die Südwand wurde in ihre heutige Erscheinungsform gebracht.

Zwischen 1664 und 1773 wurde die Kirche durch die gegenüber im Jesuitenkolleg ansässigen Jesuiten mitgenutzt.[2]

Zwischen 1888 und 1893 wurde, im Rahmen einer umfangreichen Restaurierung, die Ostwand durchbrochen und eine neue polygonale Apsis angebaut. Die drei Fenster die dem Durchbruch zum Opfer fielen wurden zum Teil in die neue Apsis eingesetzt. Damit wurde der heutige bauliche Zustand der Kirche erreicht.

1925 wurde die heutige Sakristei angebaut.

Nach dem II. Vatikanum in den Jahren 1965 bis 1966 wurde die Kirche entsprechend den neuen Regelungen umgestaltet.

In der Lorenzkirche als erster Kirche in der DDR fanden bereits seit 1978 ökumenische Friedensgebete statt. Am 9. November 2019 wurde eine Tafel an der Mauer zur Schlösserstraße angebracht. Sie erinnert daran, dass sich die ersten Gebete „gegen die Einführung des schulischen Wehrunterrichts durch die damalige SED-Diktatur“ richteten. Die Kirche war im Oktober 1989 auch Ausgangspunkt eines ersten Zuges von 70 Menschen zur Andreaskirche, direkt gegenüber von der Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit. Daraus entwickelten sich rasch die Donnerstagsdemonstrationen in Erfurt zur Zeit der Friedlichen Revolution mit Zehntausenden von Teilnehmern.[3]

Die letzte umfassende Renovierung fand 1996 statt. Seit 2017 ist St. Lorenz die Pfarrkirche der Innenstadt-Pfarrei.[4][5] Etwa einmal monatlich findet in der Kirche ein Nightfever-Abend statt.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schutzpatrone der Kirche sind der Hl. Laurentius, der der Kirche den Namen gab, und der Hl. Wenzeslaus. Ihre Statuen flankieren das Süd-Portal der Kirche.[4]

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Epitaphien an der südlichen Außenseite stammen aus dem 18. Jahrhundert. Darüber hinaus befinden sich im Kircheninneren ein gotischer Flügelaltar, figürliche Heiligendarstellungen des hohen und späten Mittelalters, eine seltene Christusdarstellung aus Sandstein an einer der Säulen und ein spätgotischer Taufstein.[6]

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klais-Orgel

Die Orgel mit 27 Registern, verteilt auf 3 Manuale und Pedal, wurde 1935 von Orgelbau Klais gebaut. 2023 erfolgte durch Orgelbau Kutter eine umfangreiche Überholung und eine leichte Umdisponierung. Die Disposition lautet wie folgt:[7]

Disposition ab 2023[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

I Hauptwerk C–g3
Principal 8′
Gemshorn 8′
Octave 4′
Koppelflöte 4′
Rohrquinte 223
Mixtur IV
Dulcian 16′
II Positiv C–g3
Rohrflöte 8′
Viol d’Amor 8′
Salicional 8′
Blockflöte 4′
Schwegel 2′
Sesquialter II
Krummhorn 8′
III Schwellwerk C–g3
Holzflöte 8′
Violdigamba 8′
Sing. Princ. 4′
Progressio III-IV
Trompete 8′
Tremolo
Pedalwerk C–f1
Principalbass 16′
Subbass 16′
Octavbass 8′
Gedacktbass 8′
Choralbass 4′
Bassflöte 4′
Flachflöte 2′
Posaune 16′
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
    • Superoktavkoppeln: III/I[A. 1]
    • Suboktavkoppeln: II/I, III/I
  • Spielhilfen: elektrische Setzeranlage, Walze, Zungeneinzelabsteller
  • Anmerkungen
  1. Schwellwerk bis g4 ausgebaut

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lorenzkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pfarreien Bistum Erfurt. Abgerufen am 2. Dezember 2022.
  2. Informationen Geschichte und zur Nutzung durch die Jesuiten. Abgerufen am 1. November 2022.
  3. Evi Baumeister: Gang der Betroffenen. Wie die Friedensgebete in der Erfurter Lorenzkirche den 89ern Kraft gaben. In: Thüringische Landeszeitung. 11. Juli 2009.
  4. a b St. Lorenz, Pfarrkirche, Friedensgebete seit 1978. Katholische Kirchengemeinde St. Laurentius Erfurt, abgerufen am 1. Juni 2022.
  5. Die älteste Pfarrkirche der Stadt. Bistum Erfurt, abgerufen am 1. November 2022.
  6. Informationen Epitaphien. Abgerufen am 1. November 2022.
  7. Informationen zur Orgel. In: orgelbau-kutter.de. Abgerufen am 16. Oktober 2023.

Koordinaten: 50° 58′ 36,8″ N, 11° 2′ 0″ O