Lothar Quinkenstein

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Lothar Quinkenstein, 2024

Lothar Quinkenstein (* 11. September 1967 in Bayreuth) ist ein deutscher Literaturwissenschaftler, Schriftsteller, Lyriker und Übersetzer aus dem Polnischen.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lothar Quinkenstein verbrachte Kindheit und Jugend im Saarland. Nach dem Abitur am Illtal-Gymnasium Illingen studierte er Germanistik und Ethnologie in Freiburg im Breisgau, 1993 arbeitete er als Deutschlehrer in St. Petersburg, 1994–1996 war er als Deutschlehrer am 1. Allgemeinbildenden Stanisław-Konarski-Lyzeum im südostpolnischen Mielec tätig. Nach der Promotion an der Adam-Mickiewicz-Universität zu Poznań bei Stefan Kaszyński trat er dort 1999 eine Stelle am Institut für Germanische Philologie an. Seit 2012 unterrichtet er im Rahmen der Interkulturellen Germanistik am Collegium Polonicum in Słubice. Dieser Studiengang wurde als gemeinsames Projekt der Europa-Universität Viadrina (Frankfurt/Oder) und der Adam-Mickiewicz-Universität zu Poznań eingerichtet. Quinkenstein verfasst Lyrik und Prosa, literaturwissenschaftliche Artikel, Buchbesprechungen, Studien.[1] Er debütierte 1998 mit dem Erzählband Nervenharfe.

Lothar Quinkenstein lebte 1994–2011 in Polen, seit 2011 lebt er in Berlin.

In seinen Texten beschäftigt sich Quinkenstein vor allem mit deutsch-polnischen Themen, mit Perspektiven der Wahrnehmung Polens und Mitteleuropas, mit den west-östlichen Asymmetrien des Gedächtnisses im Hinblick auf den „zerbrechlichsten Teil des Westens“ (Milan Kundera) und mit Fragen der Erinnerung im deutsch-polnisch-jüdischen Kontext. Sein poetologisches Konzept kreist um das Bild des „Gegenortes“: in der Sprache des Bergbaus ein zweiter Stollenzugang, der von der „Gegenseite“ her ans Flöz getrieben wird. Die Erschließung der memorialen „Gegenorte“ führt vor Augen, was aus den westlich dominierten Narrativen ausgeschlossen wurde. „wer aber schrieb das flipper-lied?“ – heißt es in dem Gedicht „black box neunundachtzig“ (> Henryk Warszawski). Die Antwort auf diese Frage öffnet den breiten Horizont der zerstörten und (mehrfach) vergessenen Welten, die in den heutigen Landschaften nicht mehr zu finden sind.

Einzeltitel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Übersetzungen aus dem Polnischen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufsätze, essayistisch-kritische Beiträge (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Flipper: Betrachtung einer Gedächtnislandschaft. [2].
  • Wolhynien liegt am Bodensee: Schwierigkeiten beim Betrachten einer Begeisterung. Essay.
  • Brief an Hirsch Glik Essay.
  • Fremde der Heimat – Heimat der Fremde. Gedanken zum polnischen Meridian Berlins. In: Dialog. Deutsch-Polnisches Magazin, 110, 2014/2015, S. 92–97.
  • Jerusalem als intrigante Gurke. Eine Relektüre von Christine Nöstlingers Kinderbuchklassiker „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“. interjuli, 02, 2013, S. 77–91.
  • Wer ist aus wessen Vaterland? Polnischer Patriotismus – jüdischer Messianismus. Überlegungen zu einer schwierigen Beziehung. Convivium, Germanistisches Jahrbuch Polen. DAAD, Bonn 2011 ISSN 2196-8403 S. 201–236 Volltext.
  • Holocaust im Abendlicht. Zur Problematik von Erinnerung und Verdrängung in Hermann Lenz' erzählerischem Triptychon „Das doppelte Gesicht“. Convivium. DAAD, Bonn 2008, S. 221–239 Volltext.
  • Die Freiheit zu blühen. Überlegungen zu Paul Celans Gedicht „Psalm“. Convivium. DAAD, Bonn 2003, S. 177–189 (nicht online).
  • Entsiegelte Geschichte. Zur Bildfunktion der Stadt Danzig in der polnischen Gegenwartsliteratur unter Berücksichtigung der Wirkungsgeschichte von Günter Grass. Convivium, DAAD, Bonn 1998, S. 209–221 (nicht online).

In Anthologien (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Axel Kutsch (Hrsg.): Versnetze_zwei. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart. 2009.
  • Axel Kutsch (Hrsg.): An Deutschland gedacht. Lyrik zur Lage des Landes. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart. 2009.
  • Lisa Palmes[3], Marcin Piekoszewski, Lothar Quinkenstein (Hrsg.): PeriGraphien. Europas Ränder – Europas Mitte. Debora Vogel, Itzik Manger, Arnold Słucki [3] Gespräche im buch|bund. Konzeption: Lothar Quinkenstein. Buchbund, Berlin 2016.

Herausgeberschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lothar Quinkenstein ist Initiator und – zusammen mit Prof. Dr. Sascha Feuchert und Ewa Czerwiakowski – Mitherausgeber der im Wallstein Verlag erscheinenden Reihe Bibliothek der polnischen Holocaustliteratur. Bisher erschienen:

Publikationen in Zeitschriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stipendien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jabłonowski-Preis, 2017
  • Spiegelungen-Preis für Lyrik, 2017
  • Karl-Dedecius-Preis, 2024

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lothar Quinkenstein: Artikel, Studien, Kommuniques. Uniwersytet im. Adama Mickiewicza w Poznaniu, archiviert vom Original am 5. August 2012; abgerufen am 30. September 2010 (deutsch, polnisch).
  2. Stefan Schmitzer: Berlin-Warschau und Retour. In: Fixpoetry. 9. Mai 2016, archiviert vom Original am 5. März 2021; abgerufen am 18. März 2020 (Rezension zu „Souterrain. Skizze für einen Roman“).
  3. Palmes in der Übersetzer-Datenbank des VdÜ, 2019