Lothar H. Wieler

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Lothar H. Wieler (2019)

Lothar Heinz Wieler (* 8. Februar 1961 in Beuel[1]) ist ein deutscher Tierarzt und Fachtierarzt für Mikrobiologie. Von 2015 bis 2023 war er Präsident des Robert Koch-Instituts. In dieser Funktion beriet er die Bundesregierung und die Landesregierungen bei Krankheiten, insbesondere Infektionskrankheiten, ab 2020 auch bei der Eindämmung der COVID-19-Pandemie in Deutschland.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wieler wuchs in einer Familie mit zwei Geschwistern im Königswinterer Stadtteil Oberpleis auf. Sein Großvater und sein Vater waren Tierärzte, die Mutter war Landwirtin. Nach seinem Abitur am Gymnasium am Oelberg[2] studierte er von 1980 bis 1985 Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin und an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 1986 bis 1987 leistete er seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr. Danach arbeitete er von 1987 bis 1990 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Abteilung für Pathologie der Universität Ulm. 1988 wurde Wieler an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit der Dissertation Experimentelle Untersuchungen über die Standardisierung von bakteriellen Präparaten zur Stimulierung der paraspezifischen Abwehr promoviert. Von 1990 bis 1998 war er wissenschaftlicher Assistent am Institut für Hygiene und Infektionskrankheiten der Tiere an der Justus-Liebig-Universität Gießen, wo er sich 1996 für das Fach Infektionskrankheiten und Hygiene der Tiere habilitierte. Seit 1997 ist er Fachtierarzt für Mikrobiologie.

Von 1998 bis 2015 war Wieler Professor für Mikrobiologie und Tierseuchenlehre am Fachbereich Veterinärmedizin der FU Berlin und geschäftsführender Direktor am Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen. Ab März 2015 war er als Nachfolger von Reinhard Burger verbeamteter Präsident des Robert Koch-Instituts.[3][4][5] Die FU Berlin berief ihn im selben Jahr zum Honorarprofessor.[6] Zum 1. April 2023 legte Wieler sein Amt als Präsident des Robert Koch-Instituts nieder.[7][8] Er wechselte als Sprecher des Clusters Digital Health an das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam.[9]

Wieler ist praktizierender Katholik,[10] verheiratet und Vater zweier erwachsener Töchter. Er wohnt mit seiner Ehefrau in Berlin und ist Mitglied des 1. FC Köln.[11][12]

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lothar Wieler forscht zur molekularen Pathogenese und funktionellen molekularen Epidemiologie multiresistenter bakterieller Pathogene, insbesondere von Zoonose-Erregern, innerhalb der Spezies Escherichia coli, Staphylococcus aureus und Staphylococcus pseudintermedius. Fokus ist die Aufklärung jener Mechanismen, die dazu beitragen, dass bakterielle Pathogene erfolgreich verschiedene Wirte infizieren können. Hierbei stehen die Entwicklung und die Anwendung differenzierender molekularer Typisierungsmethoden im Vordergrund, mit denen in einem ersten Schritt innerhalb einer bakteriellen Spezies Zoonose-Erreger definiert werden.

Mit DNA-Sequenzanalysen, In-vitro-Verfahren und relevanten Tierinfektionsmodellen im natürlichen Wirt (Huhn, Schwein) werden bakterielle Faktoren (Adhäsine, Invasine, Toxine, Moduline) identifiziert, die eine erfolgreiche Infektion im jeweiligen Wirt vermitteln. Ziel der Forschung ist die Entwicklung prophylaktischer Interventionsstrategien.

In der COVID-19-Pandemie wurde Wieler Anfang 2020 eine zentrale Figur bei den Anstrengungen der Bundesregierung, die Verbreitung des Virus einzudämmen und Maßnahmen für den Umgang mit der Pandemie zu empfehlen.[13]

Als vielzitierter Wissenschaftler hat Wieler 2023 laut Scopus einen h-Index von 60.[14]

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lothar H. Wieler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lothar Wieler - Munzinger Biographie. Abgerufen am 27. Juli 2023.
  2. Hansjürgen Melzer: Interview mit RKI-Chef Lothar Wieler: „Wir dürfen dieses Virus nicht unterschätzen“. In: General-Anzeiger. 6. April 2020, abgerufen am 7. April 2020.
  3. laut eigener Aussage bei Jung & Naiv: Folge 509. 28. April 2021.
  4. BM für Gesundheit
  5. https://idw-online.de/de/news614275
  6. Präsident des Robert Koch-Instituts zum Honorarprofessor berufen, Pressemitteilung der Freien Universität Berlin, Nr. 334/2015, 27. Oktober 2015, abgerufen am 4. Dezember 2020.
  7. Prof. Lothar H. Wieler verlässt das Robert Koch-Institut. 11. Januar 2023, abgerufen am 11. Januar 2023.
  8. Aufgabe der RKI-Präsidentschaft, abgerufen am 11. Januar 2023
  9. Nach Abschied vom RKI: Lothar Wieler wird Sprecher am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. In: Der Tagesspiegel Online. 31. Januar 2023, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 31. Januar 2023]).
  10. domradio.de: "Gottvertrauen ist für mich ein Fundament". RKI-Präsident über Corona-Tests, Gottesdienstbesuche und Weihnachten (Interview mit Christoph Scholz, 16. Oktober 2020).
  11. Lothar Wieler privat auf Focus Online, abgerufen am 7. Mai 2020.
  12. RKI-Chef Wieler: „Natürlich fehlt mir der FC“. Abgerufen am 12. April 2021.
  13. Lutz Meier: Qualen nach Zahlen. In: Stern. Nr. 51. Gruner + Jahr, 16. Dezember 2021, ISSN 0039-1239, S. 42 ff.
  14. Wieler, Lothar. In: Scopus preview – Scopus – Author details. Elsevier B.V., abgerufen am 7. Mai 2021 (englisch).
  15. Senat Leopoldina. Abgerufen am 22. November 2021.
  16. Auszeichnung: RKI-Präsident Wieler erhält Graefe-Medaille. In: aerztezeitung.de. 8. April 2021, abgerufen am 26. April 2021.
  17. Die Universität Zürich verleiht sieben Ehrendoktorwürden. In: media.uzh.ch. 23. April 2021, abgerufen am 26. April 2021.
  18. Ehrendoktortitel für Christian Drosten, Gerd Sutter und Lothar H. Wieler. Abgerufen am 26. Juli 2021.
  19. Ehrendoktorwürde für RKI-Präsident Lothar H. Wieler. Abgerufen am 1. August 2022.
  20. Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Klaus Cichutek und Lothar Wieler. In: bundespraesident.de. 18. Januar 2024, abgerufen am 20. Januar 2024.