Louise von François

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Marie Louise von François; Foto um 1881 von Karl Festge
Wohnhaus in Weißenfels, 2018
Gedenktafel am Wohnhaus

Marie Louise von François (* 27. Juni 1817 in Herzberg (Elster); † 25. September 1893 in Weißenfels) war eine deutsche Erzählerin und Schriftstellerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marie Louise von François war die Tochter des preußischen Majors Friedrich von François und dessen Gemahlin, geborene Amalie Hohl. Sie stammte aus einem Hugenottengeschlecht und wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf; erhielt aber einen nur mäßigen Privatunterricht, sodass sie sich autodidaktisch weiterbilden musste. Erste literarische Anregungen erhielt sie durch Kontakte mit Fanny Tarnow und Adolf Müllner, so lernte sie auch ihren Verlobten Graf Alfred von Goertz kennen.[1] Nach dem Tod ihres Vaters verlor sie durch die Fahrlässigkeit ihres neuen Vormundes ihr Erbe. Dieser Stiefvater nahm sich das Leben, als Marie Louise zehn Jahre alt war.[2] Die langjährige Verlobung mit von Goertz wurde schlussendlich aus fortdauernder Geldnot gelöst.

Sie lebte später von 1848 bis 1855 in den Haushalten ihres Onkels, des preußischen Generals Karl von François, der in dieser Zeit in Minden, Halberstadt und Potsdam lebte. Nach dem Tod des Onkels 1855 kehrte Louise von François zu ihrer Mutter nach Weißenfels zurück, welche sie nunmehr zusammen mit dem später erblindeten zweiten Stiefvater pflegte, bis das Paar 1871 und 1874 starb. Sie pflegte ab 1880/81 Briefkontakte mit Marie von Ebner-Eschenbach und Conrad Ferdinand Meyer; nahm aber nur noch wenig am Gesellschaftsleben teil und lebte zurückgezogen. 1883 begann sie, kleinere Reisen im deutschsprachigen Raum zu unternehmen.

Ihre Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof III (jetziger Friedhof) in Weißenfels. Ihr Wohnhaus ist heute in Privatbesitz. Ein Schauraum ist der Dichterin und ihrem Werk gewidmet.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die letzte Reckenburgerin, Band 1, 1871

Sie begann mit kleineren Novellen im Cottaschen Morgenblatt für gebildete Stände[3] meist anonym ihre schriftstellerische Laufbahn. Die materiell verarmte, intellektuell aber reich ausgestattete Adlige lebte vom Schreiben. Ihre Geschichten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zeigen die genaue Beobachterin, wichtige Ereignisse ihrer Zeit spiegelt sie in ganz besonderer Weise wider. Geprägt war ihr Schreiben von konservativ-protestantischer Sittlichkeit. Vom Beginn der 1860er Jahre bis zum Tode ihrer Eltern lebte sie in Weißenfels und schrieb hier ihr Hauptwerk Die letzte Reckenburgerin, einen Familienroman, der von Seiten der Kritik mit der größten Anerkennung aufgenommen wurde.

  • Die letzte Reckenburgerin. Roman. S.n., Berlin 1871. (Vorabdruck in: Deutsche Roman-Zeitung. Berlin 1870, ZDB-ID 512944-8).
  • Frau Erdmuthens Zwillingssöhne. Roman. Janke, Berlin 1873.
  • Geschichte der preußischen Befreiungskriege in den Jahren 1813–15. (Berlin 1873).
  • Stufenjahre eines Glücklichen. Roman. Berlin 1877 (Volltext).
  • Der Katzenjunker. Roman. S.n., Berlin 1879 (archive.org).
  • Der Posten der Frau. Lustspiel in fünf Aufzügen. Spemann, Stuttgart 1881 (Volltext, PDF; 2,5 MB).

Sammlungen kleinerer Erzählungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ausgewählte Novellen. Berlin 1868, 2 Bände.
  • Erzählungen. Braunschweig 1871, 2 Bände.
  • Hellstädt und andre Erzählungen. Berlin 1874, 3 Bände.
  • Natur und Gnade, nebst andern Erzählungen. Berlin 1875, 3 Bände.
  • Phosphorus Hollunder. Zu Füßen des Monarchen. Spemann, Stuttgart 1881. – Ausgabe 1887, D. C. Heath, Boston (archive.org).
  • Judith, die Kluswirthin. Novelle (zuerst in „Ausgewählte Novellen“, Berlin 1868) (Stuttgart 1883).

Weitere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Geschichte einer Häßlichen. Braunschweig 1871.
  • Der Erbe von Saldeck. Braunschweig 1871.
  • Die goldene Hochzeit. Erzählung.
  • Gesammelte Werke in 5 Bänden. – Leipzig : Insel Verl, [1918]. Band 1–5.
  • Anton Bettelheim (Hrsg.): Louise von François und Conrad Ferdinand Meyer. Ein Briefwechsel. Zweite, vermehrte Auflage. Vereinigung Wissenschaftlicher Verleger, Berlin 1920 (archive.org).
  • Joachim Jahns (Hrsg.): Vergessene Geschichte(n). Band 1: Aus der Provinz Sachsen und Thüringen. Dingsda-Verlag, Querfurt 1991, ISBN 3-928498-01-0. (Enthält u. a. den Text Napoleon in Weißenfels).
  • Potsdam, ein Frühlingsbrief und andere Prosa aus dem Brandenburgischen. Dingsda-Verlag Querfurt 1992, ISBN 3-928498-16-9.
  • Das Jubiläum und andere Erzählungen.
  • Fräulein Mutchen und ihr Hausmaier.
  • Zur Geschichte meines Urgroßvaters. Novelle.
  • Zu Füßen des Monarchen. Novelle.
  • Hinter dem Dom. Novelle.
  • Eine Formalität. Erzählung. Berlin 1884.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Marie von Ebner-Eschenbach: Louise von François. Erinnerungsblätter. In: Velhagen und Klasings Monatshefte. Jg. 8 (1893/94), Bd. 2, Heft 7, März 1894, S. 18–30.
  • Christine Touaillon: Luise von François. In: Neues Frauenleben, Nr. 7–8/1912 (XXIV. Jahrgang), ZDB-ID 2428354-X, S. 208–212. (Online bei ALO).
  • Ernst Schroeter: Louise von François. Die Stufenjahre der Dichterin. Zur Erinnerung an die 100. Wiederkehr ihres Geburtstages am 27. Juni 1917. Lehmstedt, Weißenfels 1917 (archive.org).
  • Ernst Schroeter: Louise von François. In: Mitteldeutsche Lebensbilder, Band 1: Lebensbilder des 19. Jahrhunderts. Selbstverlag der Historischen Kommission, Magdeburg 1926, S. 235–251.
  • Adalbert Elschenbroich: François, Marie Louise. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 334 f. (Digitalisat).
  • Uta Scheidemann: Louise von François – Leben und Werk einer deutschen Erzählerin des 19. Jahrhunderts. Lang, Frankfurt am Main / Bern / New York 1987, ISBN 3-8204-9845-1.
  • Eva Hoffmann-Aleith: Ein Fräulein aus Weißenfels – Die Schriftstellerin Louise von François. Haag und Herchen, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-89228-777-5.
  • Louise von François. 27. Juni 1817 – 25. September 1893. Zum 100. Todestag am 25.9.1993. Museum Weissenfels (Hrsg.), Weißenfels 1993.
  • Gisela Stockmann, „Louise von François. Dichter-Lorbeer“. In: Gisela Stockmann: Schritte aus dem Schatten. Frauen in Sachsen-Anhalt. Dingsda-Verlag, Querfurt 1993, ISBN 3-928498-12-6.
  • Uta Scheidemann: Die Wunschbiographien der Louise von François. Dichtung und prosaische Lebenswirklichkeit im 19. Jahrhundert. Lang, Frankfurt am Main/Berlin/Bern/New York/Paris/Wien 1993, ISBN 3-631-45984-X.
  • Uta Schuch: „Die im Schatten stand“. Zum Werk einer vergessenen Schriftstellerin: Louise von François. Almquist & Wiksell, Stockholm 1994, ISBN 91-22-01617-1.
  • Barbara Burns: François, Marie Louise von. In: Eva Labouvie (Hrsg.): Frauen in Sachsen-Anhalt. Band 2: Ein biographisch-bibliographisches Lexikon vom 19. Jahrhundert bis 1945. Böhlau, Köln u. a. 2019, ISBN 978-3-412-51145-6, S. 154–157.
  • François, Louise von, in: Gudrun Wedel: Autobiographien von Frauen. Ein Lexikon. Köln : Böhlau, 2010, S. 238f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Louise von François – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Louise von François – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gisela Brinker-Gabler, Karola Ludwig, Angela Wöffen: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1800–1945. dtv München, 1986, ISBN 3-423-03282-0. S. 93 ff.
  2. Jean-François Chiappe (Hrsg. und Autor der Kurzbiographie): Die berühmten Frauen der Welt. S. 101. Aus dem Französischen (Le monde au féminin – Encyclopédie des femmes célèbres) unter Ludwig Knoll.
  3. Morgenblatt für gebildete Stände. ISSN 0936-3947