Märchendrama

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein Märchendrama (auch: Märchenspiel) ist ein Bühnenstück, das Märchenstoffe oder märchenhafte Ereignisse zum Inhalt hat. Unterscheiden lässt sich zwischen Märchendramen für Erwachsene und denen für Kinder bzw. zur Familienunterhaltung (vgl. hierzu auch Weihnachtsmärchen). Einen Höhepunkt erlebte das Märchendrama in der Epoche der Romantik sowie in der Neuromantik. Ein verwandtes Genre ist die französische Feerie.

Im psychotherapeutischen Bereich findet sich das Märchenspiel auch als pädagogische Methode in Form von Rollenspielen.[1]

Das deutschsprachige Märchendrama im Erwachsenentheater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während sich zahlreiche Theaterstücke mit märchenhaften Elementen oder Anspielungen auf bekannte Märchen finden lassen, ist die Anzahl von Märchendramen, deren Handlung vorrangig durch ein oder mehrere Märchen bestimmt ist, überschaubar. Beispiele für Dramen, in denen Märchenmotive aufgegriffen werden, ohne dass diese die Haupthandlung darstellen, finden sich bei Gerhart Hauptmann, Heinrich von Kleist oder Hugo von Hofmannsthal. Dabei gibt es auch einige Märchenneuschöpfungen, die sich nicht auf bereits existente Märchenvorlage stützen wie z. B. Rebekka Kricheldorfs Prinzessin Nicoletta (2003).

Die nachfolgenden Autoren haben das Märchen als dominierende Handlungsgrundlage verwendet. Häufig zeichnen sich die Märchenadaptionen für Erwachsene durch einen ausgeprägten ironischen Gestus, eine hohe Selbstreferentialität und viele Bezüge auf frühere Märchendramen aus. Darüber hinaus findet in vielen Stücken eine kritische bzw. humorvolle Auseinandersetzung mit traditionellen Rollenbildern, Männlichkeits- und Weiblichkeitsvorstellungen sowie Familien- und Gesellschaftsstrukturen statt.[2]

Das erste deutschsprachige Märchendrama im Erwachsenentheater hat Ludwig Tieck mit seiner Bearbeitung von Charles Perraults Le Maitre chat ou le Chat botté (dt.: Der gestiefelte Kater) geschaffen. Tieck steht mit dieser sowie weiteren Märchenbearbeitungen in der Tradition des italienischen Autoren Carlo Gozzis, der in seiner Fiabe bereits wichtige Elemente der Märchendramatik geprägt hat. Nachfolgend haben Autoren wie August von Platen und Christian Dietrich Grabbe Märchen-Lustspiele geschaffen. Um 1900 herum verfassten Eberhard König, Herbert Eulenberg und Hans Schönfeld neuromantische Märchenstücke. Des Weiteren schrieb Robert Walser drei Märchenlesedramen. Im deutschsprachigen Bereich lässt sich seit den 1980er Jahren unter Dramatikern wieder eine Hinwendung zum Märchendrama beobachten. So haben Autoren wie Tankred Dorst, Martin Mosebach, Elfriede Jelinek, Dea Loher, Reto Finger, Hannah Zufall und Rebekka Kricheldorf Märchenstoffe für die Bühne adaptiert. Referenzautoren sind neben Charles Perrault und Hans Christian Andersen vor allem die Brüder Grimm.[3]

Fremdsprachige Märchendramen für Erwachsene haben etwa Maurice Maeterlinck, Jean Giraudoux oder Jewgeni Schwarz verfasst.

Autoren und Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. E. Franzke: Märchen und Märchenspiel in der Psychotherapie, Bern 1991
  2. Hannah Fissenebert: Das Märchen im Drama: eine Studie zu deutschsprachigen Märchenbearbeitungen von 1797 bis 2017. In: Christopher Balme (Hrsg.): Forum Neues Theater. 1. Auflage. Band 55. Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen, ISBN 978-3-8233-8314-7.
  3. Hannah Fissenebert: Das Märchen im Drama: eine Studie zu deutschsprachigen Märchenbearbeitungen von 1797 bis 2017. In: Christopher Balme (Hrsg.): Forum Neues Theater. 1. Auflage. Band 55. Narr Francke Attempto Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 2019, ISBN 978-3-8233-8314-7.