Maliana

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Maliana
Maliana (Osttimor)
Maliana (Osttimor)
Maliana
Koordinaten 9° 0′ S, 125° 13′ OKoordinaten: 9° 0′ S, 125° 13′ O

Basisdaten
Staat Osttimor
Gemeinde Bobonaro
Verwaltungsamt Maliana
Suco Lahomea, Holsa, Odomau, Ritabou
Höhe 177 m
Einwohner 13.078 (2022)
Hauptstraße von Maliana
Hauptstraße von Maliana
Hauptstraße von Maliana

Maliana (Vila de Ainaro) ist die Hauptstadt der osttimoresischen Gemeinde Bobonaro und des Verwaltungsamts Maliana.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klimadiagramm
Kreisverkehr in Maliana

Die Stadt liegt im Zentrum des Verwaltungsamts, etwa 30 km von der Küste entfernt im Nordwesten des Landes. Zur Landeshauptstadt Dili sind es in Luftlinie etwa 60 km nach Osten, auf der Straße sind es 149 km, da die besser ausgebaute Straße erst entlang der Küste zur Grenzstadt Batugade führt und dann über Balibo nach Maliana führt. Kürzer ist die Verbindung nach Dili über die Straße nach Ermera und Gleno, jedoch ist diese Straße nicht so gut ausgebaut. Zur Grenze nach Indonesien sind es nur wenige Kilometer.

Das Zentrum liegt im Suco Lahomea, die Stadt breitet sich aber über dessen Grenzen bis nach Holsa und Odomau aus. Weitere Vororte liegen im Suco Ritabou. Dort befindet sich auch das Flugfeld von Maliana und die Polizeistation. Der lebendige Markt der Stadt hat überregionale Bedeutung. Außerdem befinden sich in Maliana und seinen Vororten zwei Hubschrauberlandeplätze, ein kommunales Gesundheitszentrum, ein Krankenhaus, sechs Grundschulen, eine vorbereitende Schule für die Sekundärschule und zwei Sekundärschule, darunter das Gimnasio Maliana.[1][2] Das East Timor Institute of Business (IOB) betreibt in Maliana Parallelklassen.[3]

Am 30. Januar 2010 wurde Maliana zum Sitz der dritten Diözese Osttimors erklärt, dem Bistum Maliana.[4] Die provisorische Kathedrale ist die Heilig-Kreuz-Kirche im Osten der Stadt. Die Herz-Jesu-Kathedrale befindet sich noch im Bau. Außerdem liegt hier das katholische Hochseminar Maliana Colegio Infante de Sagres.

Einwohner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Maliana leben 13.078 Einwohner (2022).[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fest in Maliana (1969)

Das heutige Verwaltungsamt Maliana gehörte früher zum Bunak-Reich von Lamaquitos (Lamakitu), dass ein Gebiet zwischen Cailaco im Norden und Maucatar im Süden beherrschte.[6][7]

Während der Entkolonisierung Portugiesisch-Timors kam es 1975 zum Bürgerkrieg zwischen UDT und FRETILIN. Ehemalige Soldaten des 5. portugiesischen Kavallerieschwadrons in Bobonaro, die die FRETILIN unterstützten, kamen nach Maliana und zwangen Anhänger von UDT und APODETI, unter anderem auch den Liurai von Memo und Einwohner aus Odomau, Holsa und Raifun, zur Flucht nach Westtimor. Einige Einwohner wurden auch vom Liurai und der UDT gezwungen nach Westtimor mitzugehen, um dort von den indonesischen Streitkräften rekrutiert zu werden.[8] Ab Mitte 1975 begann Indonesien mit der Besetzung der Grenzregionen Portugiesisch-Timors. Am 16. Oktober drangen indonesischen Truppen in Maliana ein. Erst ab dem 7. Dezember führte Indonesien mit der Invasion von Dili die militärische Besetzung Osttimors offen durch.

1995 kam es in Osttimor zu gewaltsamen Ausschreitungen, nachdem sich ein indonesischer Beamter abfällig über den katholischen Glauben geäußert hatte. In Maliana wurde der Marktplatz fast völlig niedergebrannt.[9]

Vor und nach dem Unabhängigkeitsreferendum von Osttimor 1999 kam es in Maliana zu Gewalttaten durch indonesische Soldaten und pro-indonesische Milizen. Mehrere Menschen wurden bereits im März durch Soldaten ermordet. Unabhängigkeitsaktivisten, wie der lokale CNRT-Führer José Andrade da Cruz wurden bedroht, verhaftet und geschlagen.[10] Am Tag der Abstimmung stütmten pro-indonesische Milizen die Stadt, so dass 54 UN-Helfer nach Dili evakuiert werden mussten. Hunderte von Unabhängigkeitsgegnern belagerten die UN-Vertretung. Die UN-Helfer und ihre Familien flüchteten sich am 3. September 1999 in die Polizeiwache. Als am nächsten Tag das Ergebnis des Referendums bekannt wurde, bedrohten die Milizen die mehreren hundert Flüchtlinge. Am Nachmittag des 8. Septembers wurden Milizionäre der Dadarus Merah Putih in Holsa, Lahomea und Ritabou vom indonesischen Militär auf den Angriff auf die Polizeistation vorbereitet. Die Milizen wurden vom regionalen Milizenchef João Tavares und dem indonesischen Leutnant Sutrisno angeführt. In Ritabou erhielten sie eine Todesliste. Die Milizen, darunter auch die Halilintar Miliz und indonesische Soldaten, drangen am Abend des 8. Septembers in den Komplex der Polizeistation ein und begannen die Flüchtlinge mit Messern, Macheten und Schwertern anzugreifen, während die Polizisten untätig blieben. Sie schlossen nur die Tür zu ihrem Büro. Insgesamt wurden 14 Menschen ermordet, darunter Julio Barros, ein ehemaliger Administrator des damaligen Subdistrikts Maliana und Domingos Gonçalves Pereira, der Chefe de Suco von Ritabou. Das Opfer José Barros Soares war erst zwölf Jahre alt. Die Leichen der Opfer wurden nach Batugade gebracht und dort im Meer versenkt.[11][12] Andere Quellen berichten von 47 Toten.[13] Weitere 13 Personen, denen zunächst die Flucht aus der Station gelang, wurden am nächsten Tag in der Nähe von Maliana umgebracht. Insgesamt wurden zwischen dem 2. und dem 29. September 71 Menschen im Subdistrikt Maliana ermordet.[14] Außer der Kirche wurde der gesamte Ort Maliana durch die Milizen niedergebrannt.

2001 kämpften Martial-Arts-Gruppen auf dem Markt von Maliana gegeneinander. Dabei gab es Tote.[15]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Polizeistation der UPF in Maliana

Der lokale Markt ist der wichtigste der Gemeinde. Neben Gemüse, Obst und Fleisch aus der Region, wird auch Fisch angeboten. Mehrere Händler haben auch Geschäfte eröffnet.[16]

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Malibaca Yamato Stadium Maliana fanden die Hälfte der Fußballspiele der Liga Futebol Amadora Primeira Divisão 2017 statt.

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Maliana – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. UNMIT: Timor-Leste District Atlas version02, August 2008 (Memento des Originals vom 8. November 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/unmit.unmissions.org (PDF; 535 kB)
  2. Liste der Wahllokale zu den Parlamentswahlen in Osttimor 2007 (PDF; 118 kB)
  3. 2015 IOB General Information, abgerufen am 12. Juni 2017.
  4. 30. Januar 2010, Catholic News Agency, Benedict XVI erects new diocese in East Timor
  5. Institutu Nasionál Estatístika Timor-Leste: Final Main Report Census 2022, abgerufen am 18. Mai 2022.
  6. Timorlorosae2000
  7. Hague Justice Portal: Island of Timor: Award, 25. Juni 1914 (englisch)
  8. „Chapter 7.3 Forced Displacement and Famine“ (PDF; 1,3 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  9. TAZ: Suharto droht Osttimor, 12. September 1995 (Memento vom 12. März 2007 im Internet Archive)
  10. Refugee Transitions Issue 5: Escaping East Timor, Februar 2000, abgerufen am 24. Juli 2020.
  11. „Chapter 7.2 Unlawful Killings and Enforced Disappearances“ (PDF; 2,3 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  12. Master of Terror, Natalino Monteiro (Memento des Originals vom 15. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.villagechief.com
  13. Master of Terror: Maliana - 8/09/1999 - Maliana police station massacre
  14. 1999 East Timor Crimes Against Humanity: Maliana Police Station Massacre, 8. September 1999 (Memento vom 3. Februar 2011 im Internet Archive)
  15. Fundasaun Mahein: Victims of Independence, abgerufen am 26. Mai 2012
  16. Bobonaro District Development Plan 2002/2003 (Memento vom 28. März 2009 im Internet Archive) (PDF; 566 kB)
  17. Webseite des Außenministeriums Osttimors (Memento vom 15. Mai 2013 im Internet Archive)