Manfred Burgsmüller

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Manni Burgsmüller
Personalia
Geburtstag 22. Dezember 1949
Geburtsort EssenDeutschland
Sterbedatum 18. Mai 2019
Sterbeort EssenDeutschland
Größe 177 cm
Position Sturm
Junioren
Jahre Station
0000–1967 VfB Rellinghausen 08
1967–1968 Rot-Weiss Essen
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1967–1971 Rot-Weiss Essen 12 00(0)
1971–1974 Bayer 05 Uerdingen 101 0(80)
1974–1976 Rot-Weiss Essen 64 0(32)
1976 Bayer 05 Uerdingen 7 00(1)
1976–1983 Borussia Dortmund 224 (135)
1983–1984 1. FC Nürnberg 34 0(12)
1984–1985 Rot-Weiß Oberhausen 50 0(36)
1985–1990 Werder Bremen 115 0(34)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1975–1978 Deutschland B 8 00(8)
1977–1978 Deutschland 3 00(0)
Stationen als Trainer
Jahre Station
2004–2006 SSV Hacheney
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Manfred „Manni“ Burgsmüller (* 22. Dezember 1949 in Essen; † 18. Mai 2019 ebenda) war ein deutscher Fußballspieler. Der Stürmer absolvierte von 1969 bis 1990 in der Fußball-Bundesliga für Rot-Weiss Essen, Borussia Dortmund, den 1. FC Nürnberg und Werder Bremen insgesamt 447 Partien. Er erzielte dabei 213 Tore und belegt damit Platz 5 in der Liste der Bundesliga-Torschützen.[1] Danach spielte er noch sechs Jahre als Kicker in Düsseldorf American Football in der World League of American Football und der NFL Europe.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Fußballspieler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burgsmüller begann mit dem Fußballspielen beim Essener Stadtteilklub VfB Rellinghausen 08.[2] Nach neun Jahren bei Rot-Weiss Essen und Bayer 05 Uerdingen wechselte er zur Saison 1976/77 mit 27 Jahren zur frisch wiederaufgestiegenen Borussia Dortmund, für die Burgsmüller am 24. Mai 1980 als 15. Spieler insgesamt sein 100. Bundesligator schoss.[3] Er war von 1979 bis 1983 Kapitän der Mannschaft und erzielte in 224 Bundesligaspielen 135 Tore für den BVB, was bis heute Vereinsrekord ist.[4]

Burgsmüller hatte den Ruf, dem Gegner gedanklich stets einen Schritt voraus zu sein und in schier unmöglich erscheinenden Situationen Tore zu erzielen.[5] Dies gelang dem „Instinktfußballer“ beispielsweise per Fallrückzieher oder per Kopfball aus kürzester Distanz.[6] Der häufig als „Schlitzohr“ bezeichnete Angreifer sah sich auch selbst als „unberechenbaren Spieler“ an, der einer der klassischen Positionen des Neuners wie des Zehners nicht zuzuordnen war.[5] Er rempelte beispielsweise auch einmal den gegnerischen Tormann Gerry Ehrmann einfach an, um an den Ball in dessen Händen zu gelangen und ihn ins Tor zu befördern.[6] Burgsmüller beschrieb den Vorfall wie folgt: „Der Ehrmann hält den Ball, ich lieg' so neben dem Tor, rappel mich wieder auf und will wieder zur Mitte. Da seh' ich, wie der Gerry vor sich hinpennt, geh' zu ihm und schubs' dem mit der Hand die Pille aus dem Arm. Da fällt der Ball auf den Boden, und ich schieb ihn rein.“[2]

In der A-Nationalmannschaft spielte Burgsmüller von 1977 bis 1978 dreimal.[7] Der Spieler selbst sagte später, der damalige Nationaltrainer Helmut Schön habe sich an der oben erwähnten Unberechenbarkeit wie auch an seinen „lockeren Sprüchen“ gestört und ihn daher nicht häufiger berufen.[5] Gegenüber Schön soll Manni B. einmal gesagt haben, er sei davon ausgegangen, man würde „auf Rasen spielen“, nachdem Schön ihm empfohlen hatte, „auf dem Teppich zu bleiben“.[6] Andererseits hatte er aber auch im Angriff mit Klaus Fischer, Klaus Allofs, Horst Hrubesch und insbesondere Karl-Heinz Rummenigge starke Konkurrenten.[5] Im Verein jedoch soll Burgsmüller eine Institution gewesen sein, mächtiger als der jeweilige Trainer. Seine Einschätzung, „Die meisten Trainer werden überschätzt, wir Spieler sind wichtiger, deshalb fliegen ja immer die Trainer, wenn es mal qualmt“, soll er in Richtung Udo Lattek gesendet haben, bestätigt diese Vermutung.[5]

Als der Essener mit 34 Jahren 1984 vom 1. FC Nürnberg zu Rot-Weiß Oberhausen in die 2. Bundesliga wechselte, hatte es den Anschein, als sei damit seine Erstligakarriere beendet. Als er aber dort in der zweiten Spielzeit mit 29 Treffern Torschützenkönig der Zweiten Liga wurde, holte Otto Rehhagel, der ihn in Oberhausen gesichtet hatte,[2] den fast 36-Jährigen Ende 1985 zu Werder Bremen in die erste Liga zurück. Sein Aufsehen erregendes erstes Tor für den SV Werder schoss er aus 18 Metern mit dem Außenrist per Bogenlampe über den gegnerischen Keeper hinweg.[6] Mit dem Team von Werder, das 1988 die Deutsche Fußballmeisterschaft gewann, sicherte sich Burgsmüller im Alter von 38 Jahren seinen ersten Titel. In den Jahren 1989 und 1990 erreichte er mit der Mannschaft jeweils das Finale des DFB-Pokals. Mit seinen 213 Toren belegt er Platz 5 der Ewigen Bundesliga-Torschützenliste – hinter Gerd Müller, Robert Lewandowski, Klaus Fischer und Jupp Heynckes.[8] Ab dem Jahr 1974 war er immer wieder unter den zehn besten Torschützen der Liga (zweimal auf Platz 2: 1980/81 mit 27 Treffern und 1981/82 mit 22 Toren), konnte jedoch kein einziges Mal die Kanone für den Torschützenkönig entgegennehmen. Seinen letzten Treffer in der höchsten deutschen Spielklasse erzielte er am 5. August 1989 im Alter von 39 Jahren. 1996 wurde er als ältester Ligatorschütze von Mirko Votava abgelöst.[9]

Als Footballspieler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seiner Karriere als Profifußballer wurde er von 1996 bis 2002 Kicker beim Düsseldorfer American-Football-Team Rhein Fire und dadurch mit 52 Jahren der älteste aktive Footballprofi der Welt. Mit dem Team spielte er zunächst in der World League of American Football und anschließend in der NFL Europe und erzielte dabei über 300 Punkte und gewann zwei Titel und mehrere Vizemeisterschaften.

Nach der Sportlerkarriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burgsmüller ließ sich nach 18 Ehejahren im Jahr 2000 von seiner Frau scheiden.[10]

Im Jahr 2004 sollte er beim FC Schalke 04 eine Footballmannschaft für die NFL Europe aufbauen, um die Arena AufSchalke besser auszulasten.[11] Diese Pläne wurden aber 2004 wegen zu niedriger Zuschauerzahlen bei den Spielen von Rhein Fire in der Gelsenkirchener Arena verworfen.[12]

In der Saison 2004/05 wollte Burgsmüller als Manager den Dortmunder Stadtteilklub SSV Hacheney vor dem Abstieg retten. Vermarktet wurde sein missglücktes Vorhaben durch die dokumentarische Sendung Helden der Kreisklasse des TV-Senders Kabel eins. Er war ab 2004 Gesellschafter einer Sportbekleidungskette und versuchte sich dann im Sportmarketing.[13] Burgsmüller litt im Alter an Arthrose in den Füßen und musste einen Gehstock verwenden.[14]

Burgsmüller starb am 18. Mai 2019 in seiner Wohnung in Essen und hinterließ drei Töchter.[15] Fans organisierten nach seinem Tod beim VfL Kemminghausen, einem siebtklassigen Dortmunder Fußballverein, zu seinen Ehren ein Benefizspiel zugunsten der Organisation Kinderlachen.[16][17]

Länderspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußball[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rot-Weiss Essen

Werder Bremen

Auszeichnungen und Rekorde

American Football[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burgsmüllers Neffe Marius war ebenfalls im American Football aktiv. Er studierte an der University of Idaho und spielte im Vandals Football Team.[18]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manni Burgsmüller in der Datenbank von fussballdaten.de
  • Manni Burgsmüller in der Datenbank von National-Football-Teams.com (englisch)
  • Manni Burgsmüller im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  • Manfred Burgsmüller Stats in der Football Database
  • Manfred Burgsmüller. (jpg; 8 kB) In: BVB-Freunde.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Oktober 2013; (Foto von Manni Burgsmüller aus seiner aktiven Zeit beim BVB).
  • Peter Wagner: Manni Burgsmüller über Blutgrätschen und die Karriere danach: „Football ist ein geiles Spiel!“ In: 11 Freunde. 2. Februar 2014;.
  • Manfred Burgsmüller bei IMDb

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Matthias Arnhold: Manfred Burgsmüller – Matches and Goals in Bundesliga. In: rsssf.org. 23. Juli 2015, abgerufen am 30. Juli 2015.
  2. a b c Javier Cáceres: Manni, das Schlitzohr. In: sueddeutsche.de. 20. Mai 2019, abgerufen am 16. Oktober 2020.
  3. Manfred Burgsmüller Leistungsdetails. In: transfermarkt.de. Abgerufen am 27. März 2024.
  4. Borussia Dortmund trauert um Manfred Burgsmüller. In: Website des BVB. 20. Mai 2019, abgerufen am 27. März 2024.
  5. a b c d e Stefan Osterhaus: Manfred Burgsmüller, der alterslose Trainerschreck, ist tot. In: nzz.ch. 21. Mai 2019, abgerufen am 15. Oktober 2020.
  6. a b c d „Ein Engel war ich bestimmt nicht“, spiegel.de, abgerufen am 15. Oktober 2020.
  7. Matthias Arnhold: Manfred Burgsmüller – International Appearances. In: rsssf.org. 23. Juli 2015, abgerufen am 30. Juli 2015.
  8. Matthias Arnhold: (West) Germany – Top Scorers. In: rsssf.org. 4. Juni 2015, abgerufen am 30. Juli 2015.
  9. Pizarro ältester Torschütze der Historie, ran.de, abgerufen am 15. Oktober 2020.
  10. Alexis Mirbach: Manfred Burgsmüller: Bankrott im Pott trotz sexy Shirts. In: Focus Online. 22. Dezember 2009, S. 2, abgerufen am 23. Mai 2019.
  11. Burgsmüller wird Football-Koordinator auf Schalke. In: RevierSport. 4. Februar 2004, abgerufen am 23. Mai 2019.
  12. Kein neues Football-Team Auf Schalke. In: RP Online. 22. April 2004, abgerufen am 23. Mai 2019.
  13. Was machen eigentlich die früheren Fußballprofis? In: Spiegel Online. 4. August 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. August 2013; abgerufen am 29. Mai 2019.
  14. Ex-Stürmer starb überraschend mit 69 Jahren in Essen: BVB-Rekordtorschütze „Manni“ Burgsmüller ist tot. In: kicker online. 20. Mai 2019, abgerufen am 29. Mai 2019.
  15. Bundesliga-Legende Manfred Burgsmüller stirbt überraschend. In: Focus Online. 20. Mai 2019, abgerufen am 29. Mai 2019.
  16. BVB-Fans ehren Burgsmüller mit einem Fußball-Fest Artikel in den Ruhr Nachrichten vom 1. August 2019
  17. laut Informationen der Website von Kinderlachen
  18. Daniel Fleckenstein: Mohr: „Gleich vier Deutsche in der NFL – der absolute Wahnsinn“. In: ran.de. 3. September 2014, abgerufen am 29. Mai 2019: „Es stehen ja bereits weitere deutsche Talente in den Startlöchern für nächstes Jahr (u. a. Marius Burgsmüller in Idaho, der sich auch bei uns im MPC Gym auf die kommende College Saison vorbereitet hat).“
    Congratulations! In: govandals.com. University of Idaho Athletics, 16. Mai 2015, abgerufen am 3. Oktober 2017 (englisch).
    Marius Burgsmueller: Bio. In: University of Idaho Athletics. Abgerufen am 29. Mai 2019 (englisch).