Mariä Krönung (Lautenbach)

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Wallfahrtskirche Mariä Krönung, 2005.

Die Wallfahrtskirche Mariä Krönung ist eine römisch-katholische Kirche in Lautenbach im Ortenaukreis. Das im 15. Jahrhundert im Stil der Spätgotik errichtete Gebäude ist eines der bedeutendsten kulturellen Denkmäler in Süddeutschland. Mariä Krönung ist seit 1815 Pfarrkirche des Ortes.

Der Gebäudekomplex Kirche und Pfarrhaus diente im 15. und 16. Jahrhundert sowie nach der Aufhebung des Klosters Allerheiligen im Rahmen der Säkularisation zeitweise als Wohnsitz der Prämonstratenser-Chorherren aus Allerheiligen.

Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wallfahrtskirche entstand als Umbauung einer älteren Kapelle, die der bereits im 14. Jahrhundert bezeugten Verehrung eines als wundertätig beschriebenen Bildnisses Marias diente. Lokale Familien aus dem niederen Adel – darunter insbesondere die Schauenburg –, aber auch einfache Bauern begannen 1471 mit dem Bau der Mariä Krönung geweihten Kirche mit dem Ziel, dem anwachsenden Strom der Pilger einen größeren Gebetsraum zu bieten, aber auch eine repräsentative Grablege für den lokalen niederen Adel zu schaffen. Die von Baumeister Hans Hertwig, der eine Wanderbauhütte unterhielt, begonnene Kirche konnte – noch unvollendet – 1483 durch den Straßburger Bischof Albrecht geweiht werden. Zu dieser Zeit hatte bereits das Kloster Allerheiligen die Aufsicht über den Bau übernommen und beteiligte sich an der Finanzierung. 1488 wurde die Kirche vollendet. Im 16. Jahrhundert wurde die Kirche um ein heute als Pfarrhaus dienendes zweigeschossiges Hospiz erweitert; auch dieses Pfarrhaus ist, wie die Kirche, unbeschädigt erhalten. 1895 wurde die Kirche durch Max Meckel um zwei Joche vergrößert und mit einem Kirchturm ergänzt.

Baubeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eingang der Kirche

Mariä Krönung wurde – wie vergleichbare regionale Bauten – in rotem Sandstein errichtet. Das Gebäude besteht heute aus einem nach der Erweiterung sechsjochigen Langhaus mit Netzgewölbe. Die beiden ergänzten Joche befinden sich dabei im westlichen Eingangsbereich, die ursprüngliche Westwand mit dem Portal wurde abgebaut und bei der Erweiterung wiederverwendet. Der Kirchturm schließt an der Nordseite des erweiterten Langhauses an. Die Südseite des Langhauses birgt die Gnadenkapelle mit dem Marienbildnis. Sie befindet sich an Stelle der ursprünglichen Kapelle, die wiederum vermutlich an der Stelle eines keltischen Quellheiligtums errichtet worden war. Nach Fertigstellung des sie umgebenden und überdachenden neuen Kirchengebäudes wurde sie auf Anordnung des Straßburger Bischofs abgerissen und in prächtigem spätgotischen Stil neu errichtet. Über die gesamte Breite des Langhauses spannt sich der Lettner vor dem Chorraum, der nach Schließung des in der Mitte ursprünglich angebrachten zweiflügeligen Portals dem Klosterkonvent als völlig abgeschlossener Stundengebetsraum zur Verfügung stand. Der Lettner, ursprünglich Verkündigungsort des Evangeliums, ist zugleich Empore mit einem Altar unter einem Hochkreuz. Auch dieser Raum wird an Hochfesten noch heute liturgisch genutzt. Die Kirche enthält auf diese Weise vier Kirchen unter einem Dach: Die ursprüngliche Wallfahrtskapelle, den sie überdachenden Hauptkirchenraum als Begräbniskirche, den vom Kloster Allerheiligen finanzierten verschließbaren Chorraum im Osten, der durch den Lettner vom Kirchenschiff getrennt ist, sowie den Erweiterungsbau mit dem Turm.[1] Besonders erstaunlich ist die Tatsache, dass die Kirche komplett und völlig unbeschädigt die Jahrhunderte und die zweimalige völlige Verwüstung des Renchtals mit der Vertreibung aller seiner Bewohner überstand. Auch die erste Glocke des Glockenturms blieb bis heute erhalten.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besonders wertvoll sind die zwischen 1482 und 1488 in der Werkstatt von Peter Hemmel von Andlau entstandenen Glasfenster, die neben religiösen Themen vor allem die Stifter darstellen. Es handelt sich nicht, wie sonst meist üblich, um bemalte Fenster, sondern um Mosaikfenster aus verschiedenfarbigen Gläsern, die auf dünnen Scheiben nicht gefärbten Glases zusammengesetzt sind, also keine Bleistege benötigen. Alle diese Fenster sind original erhalten, auch nicht restaurierungsbedürftig, da die Farben von zermahlenen Edelsteinen stammen, die dem Glasfluss zugefügt werden. Der dreiteilige Hochaltar ist ein Flügelaltar und besteht aus einem mittleren Schnitzteil und den beiden besonders kunstvollen Malteilen der Flügel. Er stammt vom Beginn des 16. Jahrhunderts. Der unbekannte Maler aus Straßburgischer Schule wird kunstgeschichtlich als Meister des Lautenbacher Altars geführt. Ein weiterer wertvoller Altar ist dem heiligen Martin geweiht und stammt aus dem Jahr 1521. Das Chorgestühl datiert auf das 15. Jahrhundert, die hölzerne Renaissance-Kanzel mit kostbaren Intarsien wurde 1650 von Johannes Mayr errichtet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Dehio, Ernst Gall: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Baden-Württemberg II. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen. Deutscher Kunstverlag, München 1997, ISBN 3-422-03030-1. S. 411 ff.
  • Hans Heid, Rudolf Huber: Pfarr-und Wallfahrtskirche „Mariä Krönung“ in Lautenbach/Renchtal, Verlag Schnell & Steiner, München und Zürich 1983, ISBN 3-7954-0498-3.
  • Kleinere Schriften sowie eine DVD aus dem Schriftenstand der Kirche.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wallfahrtskirche Lautenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Heid, Huber, S. 6

Koordinaten: 48° 31′ 8,4″ N, 8° 7′ 5,9″ O