Maria Eich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wallfahrtskirche und Kloster

Maria Eich ist ein Augustinerkloster (früherer Name des Ordens: Augustinereremiten) mit Wallfahrtskirche nahe Planegg in Oberbayern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entstehung der Kapelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gnadenbild in Maria Eich in Planegg

Die Schmiedsöhne Franz und Kaspar Thallmayr aus Planegg stellten zwischen 1710 und 1712 ein Loreto-Marienbild in eine hohle Eiche. 1733 bewirkte die Genesung einer Taglöhnerin vom Planegger Hofbauern die Begründung einer Marienwallfahrt. Bereits 1734 war der Zulauf Hilfsbedürftiger so groß, dass eine Hütte errichtet wurde, die den Baum mit dem Gnadenbild umschließt. 1742 wird ein gemauertes Kirchengebäude um die Eiche herum gebaut, welches am 18. Mai 1768 geweiht wird und 1775 zwei Glocken (Töne Cis und D, erstere ist bis heute erhalten). Neben einer Erweiterung der Kapelle um zwei Seitenkapellen wurde 1780 an der Westseite ein Freialtar und eine Kanzel aufgestellt.

Eine Klause wird 1745 vom Planegger Gutsherr Baron von Ruffin errichtet, die im Jahr 1790 ein zweites Stockwerk erhält. Zudem ist von 1790 bis 1804 auch die Schule für Planegg dort. Von 1746 bis etwa 1837 versahen insgesamt dreizehn Klausner neben ihrem Dienst als Mesner und Organist auch die Aufgabe des Schullehrers. Danach wurden keine Geistlichen mehr, sondern Weltliche als Mesner und Lehrer beschäftigt.

Überregionale Bedeutung erlangte Maria Eich, als der bayerische Kurfürst Max III. Joseph am 12. Oktober 1775 im Waldgebiet eine Parforcejagd veranstaltete. Ein gejagter Hirsch suchte bei der Kapelle Zuflucht. Als der Kurfürst das Gnadenbild sah, verschonte er das Tier. Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde nach dem Tod des Kurfürsten an der Kapelle eine Gedenktafel angebracht.

In den 1843 und 1846 wurden Freialtar und Kanzel auf die Ostseite verlegt. Auf der Wallfahrerstraße von München kommend wurden 1866 einige Kreuzwegstationen aufgestellt, welche 1930 vervollständigt wurden.

Ausbau zum Kloster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Wunsch von Kardinal Michael von Faulhaber übernahmen am 21. September 1953 die Augustinereremiten die Seelsorge am Wallfahrtsort und im nahegelegenen Waldsanatorium. Sie bauten von 1954 bis 1958 ein kleines Kloster an die bestehende Eremitenklause.[1] Im selben Jahr wurde nach einem Plan von Michael Steinbrecher eine Wallfahrtskirche für Gottesdienste im Winter gebaut, die durch Weihbischof Johannes Neuhäusler am 8. Dezember 1958 eingeweiht wurde.[2] Nach einer Vergrößerung 1966 wurde diese Kirche 2007 bis 2008 umgebaut und neu gestaltet,[3] am 16. November 2008 wurde der Altar durch Weihbischof Engelbert Siebler geweiht. Die Fenster der Kirche stammen von Johannes Schreiter, Carola Heine fertigte die Skulptur Madonna mit dem Jesuskind.

Im Herbst 2021 begannen Bauarbeiten zur Sanierung und Erweiterung des Klosters.[4][5] Zusätzlich wird der Wallfahrtsplatz saniert und ein Löschtank eingebaut. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 6,5 Millionen Euro und werden von Augustinern, der Diözese und den anliegenden Gemeinden aufgebracht.[6] Im Juni 2023 waren die Bauarbeiten abgeschlossen und es wurde zugleich das 70-jährige Jubiläum gefeiert.[1]

Stand 2022 gehören zum Konvent Maria Eich drei Augustinerpatres und ein Bruder.[7] Der Hauptgottesdienst am Sonntag wird von durchschnittlich 300 Menschen besucht.[1]

Die Eiche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits die erste Kapelle umschloss die Eiche mit dem Gnadenbild und der Stamm wurde durch das Dach geführt. Am 13. August 1805 schlug ein Blitz in die über das Kirchendach hinausragende Eiche und zertrümmerte die Baumkrone. Das Dach wurde daraufhin geschlossen und der verbliebene Stamm mit Brettern verschalt.

Im Zuge des Umbaus in den 1950er Jahren wurde der Eichenstamm aus dem Kircheninneren in einen Rundbau hinter Hochaltar und Chor verlegt. Dort ist die Eiche wieder hinter Glas sichtbar und Pilger bringen in dem kleinen Raum Gnadengesuche an.

Wallfahrten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1780er Jahren wurde der erste Höhepunkt der jungen Wallfahrt erreicht. An der Westseite der Kapelle wurden zwei Seitenkapellen und ein Freialtar mit Kanzel errichtet.

Im 19. Jahrhundert mehrten sich die Wallfahrten, vorwiegend aus dem Würmtal und aus München. Dafür wurde ein Kreuzweg gebaut, der in Sendling südlich von München begann und in Maria Eich endete. 1930 wurde dieser Weg aufgegeben und die vierzehn Kreuzwegbilder entlang des neu errichteten Wallfahrtswegs von Lochham bis Maria Eich aufgestellt. Nachdem vier der Bilder entwendet worden sind, werden die verbliebenen seit den 1960er-Jahren in der Kapelle aufbewahrt.

Im Jahr 1932 wurde die Kapelle umgestaltet. Der einst neugotische Turm sowie der Freialtar wurden neu gestaltet und im Hintergrund thront eine Madonna mit Jesuskind aus Sandstein. 2010 fanden erneut Bauarbeiten an dem Kloster und dem Freialtar statt, bei denen sowohl der Klosterladen neu gestaltet, als auch ein bislang fehlender Gemeinderaum errichtet wurde. Während des Umbaus fanden die Gottesdienste an einem provisorischen Holzaltar statt.

Seit dem Attentat im Jahr 1980 auf dem Münchner Oktoberfest pilgerte Willy Heide (gest. 2011), der ehemalige Sprecher der Oktoberfest-Wiesnwirte, jährlich im September von seiner nahegelegenen Planegger Gaststätte nach Maria Eich. Er stiftete hier eine Votivkerze und bat um günstiges Wetter für die Zeit des Volksfests. Diese Tradition wird von seiner Familie fortgesetzt.[8]

Klosterwald Maria Eich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine der Informationstafeln, die 2016 im Rahmen des Projektes „Eremiten im Klosterwald“ errichtet wurden

Die Anlage ist von einem etwa 40 ha umfassenden Eichen-Hainbuchen-Wald umgeben, dem Klosterwald Maria Eich.[9] Der Klosterwald wird von der Kreisstraße M21 durchschnitten.

Etwa 50 Exemplare der Eichen in der Waldregion rund um die Wallfahrtskirche sind rund 250 bis 300 Jahre alt; diese werden als „Methusalem-Bäume“ bezeichnet.[10] Viele davon sind in einem schlechten Zustand, weisen aber noch ein Restleben in den Kronen auf; ein Drittel ist bereits abgestorben.[11] Diese Bäume bzw. Baumrelikte stellen wertvolle Lebensräume dar. Im Rahmen einer Artenvielfaltsuntersuchung im Jahr 2015 wurden im Klosterwald 238 xylobionte Käferarten nachgewiesen, darunter 88 Arten der Roten Listen und acht Arten, die nur in sehr alten und besonders totholzreichen Wäldern vorkommen, darunter der Eremit und der Schwarzbraune Kurzschröter.[12]

Zum Schutz, dem Erhalt und der Entwicklung des Kosterwaldes Maria Eich hat sich eine Projektallianz aus den Bayerischen Staatsforsten, dem Forstbetrieb der Erzdiözese München und Freising, den Brüdern des Augustinerklosters Maria Eich, dem Landkreis München und der Gemeinde Planegg zusammengefunden und eine Projektskizze „Eremiten im Klosterwald“ mit zahlreichen Maßnahmen erarbeitet. Das Konzept wurde 2016 mit dem 2. Platz des Biodiversitätspreises des Bayerischen Naturschutzfonds ausgezeichnet.[13][14] Im selben Jahr wurden im Projektgebiet Tafeln zur Information und Lenkung der Besucher aufgestellt. Im Mai 2019 wurde das Projekt in die „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ aufgenommen.[15][16] Im Januar 2023 begann das Fällen von Bäumen, die den bedrohten Käfern als zukünftiger Lebensraum dienen sollen.[17] Ein hiergegen gerichteter Protest von Greenpeace wurde vom Forstamtsleiter als substanzlos zurückgewiesen.[18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Maria Eich. Pfarrei Planegg vor München, Erzdiözese München-Freising., Hugo Schnell, 7., neubearb. Aufl. Bd. 70 der Reihe „Kleine Kunstführer“, Verlag Schnell & Steiner, München, Zürich (1972)
  • Geschichte der Pfarrei Planegg und ihrer Ortschaften Planegg, Steinkirchen, Martinsried, Krailling sowie des Wallfahrtsortes Maria Eich. Franz Oßner (1981)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Maria Eich – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Nicole Kalenda: 70 Jahre Augustiner in Maria Eich. In: merkur.de. 23. Juni 2023, abgerufen am 23. Juni 2023.
  2. Erzbischöfliches Ordinariat München: Bilder des Glaubens // Heute! - Zeitgenössische Kirchenräume und Bildwerke im Erzbistum München und Freising. Holzer Druck und Medien GMBH, Weiler 2010.
  3. Maria Eich – Bildergalerie: Wallfahrtskapelle vorher / nachher (Memento vom 11. August 2013 im Internet Archive)
  4. Sanierung unseres Klosters Maria Eich. In: www.augustiner.de. Abgerufen am 16. April 2022.
  5. Nicole Kalenda: Planegg: Grundsteinurkunde von Maria Eich entdeckt. In: www.merkur.de. 6. April 2022, abgerufen am 16. April 2022.
  6. Nicole Kalenda: 100 000 Euro fürs Kloster Maria Eich. In: merkur.de. 18. April 2023, abgerufen am 19. April 2023.
  7. Augustinerkonvent Maria Eich. In: www.maria-eich.de. Abgerufen am 16. April 2022.
  8. Friedenskerze gesegnet. Wiesn-Wirte pilgern in Wallfahrtskirche. Oktoberfest.Bayern, Mediengruppe Münchner Merkur
  9. Lage des Klosterwaldes Maria Eich, Open Street Map
  10. Methusaleme – Alte Bäume voller Leben, Bayerische Staatsforsten
  11. Der Urwald von Maria Eich. Süddeutsche Zeitung, 15. November 2016
  12. Schutzprojekt „Eremiten im Klosterwald Maria Eich“, Gemeinde Planegg (Die Website bietet weitere Informationen.)
  13. UN-Auszeichnung für das Klosterwald-Projekt, Kloster Maria Eich
  14. Urwaldkäfer im Klosterwald Maria Eich, Landratsamt München (Die Website bietet Informationen zur Projektausstellung.)
  15. Eremiten im Klosterwald Maria Eich (UN-Dekade), abgerufen am 21. September 2019
  16. Klosterwald Maria Eich: UN zeichnet Umweltprojekt aus (Video, BR-Mediathek, abgerufen am 20. September 2019)
  17. Nicole Kalenda: 100 Jahre Vorlauf für Umzug der Käfer. In: merkur.de. 30. Januar 2023, abgerufen am 31. Januar 2023.
  18. Victoria Strachwitz: Forstamtsleiter widerspricht Greenpeace-Kritik. In: merkur.de. 24. März 2023, abgerufen am 27. März 2023.

Koordinaten: 48° 6′ 23″ N, 11° 24′ 32″ O