Matera

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Matera
Matera (Italien)
Matera (Italien)
Staat Italien
Region Basilikata
Provinz Matera (MT)
Koordinaten 40° 40′ N, 16° 37′ OKoordinaten: 40° 39′ 54″ N, 16° 36′ 33″ O
Höhe 401 m s.l.m.
Fläche 387,40 km²
Einwohner 59.748 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 75100
Vorwahl 0835
ISTAT-Nummer 077014
Bezeichnung der Bewohner Materani
Schutzpatron Madonna della Bruna
Website Matera

Matera

Matera ist eine Stadt in der süditalienischen Region Basilikata mit 59.748 Einwohnern (Stand am 31. Dezember 2022) und Hauptstadt der Provinz Matera. Die Stadt ist Sitz des Erzbistums Matera-Irsina. Bekannt ist Matera für seine Altstadt, die zu einem erheblichen Teil aus Höhlensiedlungen – den Sassi – besteht. Diese gehören seit 1993 zum UNESCO-Welterbe.[2]

Am 17. Oktober 2014 wurde Matera als erste Stadt in Süditalien zur Kulturhauptstadt Europas 2019 gewählt.[3]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abendstimmung in Matera.
Schlucht der Gravina di Matera

Matera liegt etwa 200 km östlich von Neapel und jeweils gut 50 km südwestlich von Bari und nordwestlich von Tarent. Die Stadt liegt auf der karstigen Hochebene der Murgia oberhalb des tief eingeschnittenen Tales des Gravina di Matera. Das Gemeindegebiet hat Anteil am Parco Regionale delle Chiese rupestri del Materano.

Die Stadtteile von Matera La Martella, Venusio, Borgo Picciano A, Borgo Picciano B wurden nach dem Zweiten Weltkrieg neu gegründet, teilweise zur Aufnahme der in den 1950er Jahren umgesiedelten Bewohner der Sassi.

Die Nachbargemeinden sind Altamura (BA), Ginosa (TA), Gravina in Puglia (BA), Grottole, Laterza (TA), Miglionico, Montescaglioso, Santeramo in Colle (BA).

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Matera ist mit den Staatsstraßen SS 7 und SS 99 in das Fernstraßennetz eingebunden.

Matera ist Endpunkt der Bahnstrecke Bari–Matera der Ferrovie Appulo–Lucane. Eine Weiterführung der Strecke bis Ferrandina, und damit eine Anbindung Richtung Neapel, ist geplant. Bis zum Mai 2019 soll die Bahnstrecke Bari–Matera zwischen dem Endpunkt Matera Sud und dem nördlichen Vorort Venusio teilweise zweigleisig ausgebaut werden. Im Zuge dieser Arbeiten wurde der Bahnhof Matera Centrale renoviert und im Januar 2019 wiedereröffnet.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kathedrale von Matera

Der historische Teil von Matera ist in die Stadtviertel Sasso Barisano und Sasso Caveoso aufgeteilt. Die Höhlensiedlungen der Umgebung sind ein außergewöhnliches Beispiel im mediterranen Raum. Das bereits seit der Jungsteinzeit besiedelte Gebiet kann als eine der ältesten Städte der Welt gelten. Die Stadt Matera wurde vom römischen Konsul Lucius Caecilius Metellus 251 v. Chr. als Matheola gegründet.[5] Nach der griechischen, römischen, langobardischen und byzantinischen Geschichte, die Matera mit ganz Süditalien teilt, verwüsteten im Jahr 938 Sarazenen den Ort. Er kam 1043 unter normannische Herrschaft, wurde Königssitz und gelangte so zu beträchtlichem Reichtum. Diese Blüte setzte sich unter der anschließenden Herrschaft der Staufer und Anjou fort, 1270 wurde die Kathedrale von Matera fertiggestellt. In den nächsten Jahrhunderten wurde Matera von lokalen Adeligen beherrscht, wobei es zu Rivalitäten, Machtkämpfen und Revolten kam; so wurde 1514 der neapolitanische Graf Giancarlo Tramontano bei einem Aufstand der Materaner getötet.

Während Matera bis 1663 zu Apulien bzw. der Küstenstadt Otranto gehörte, wurde es anschließend zu Lukanien bzw. zur Basilikata gerechnet, wurde 1806 deren Hauptstadt, bis es nach einer Verwaltungsreform zur Hauptstadt der gleichnamigen Provinz wurde, die etwa die Hälfte der Basilikata umfasst.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt am 12. September 1943 nach dem italienischen Waffenstillstand mit den Alliierten von deutschen Truppen besetzt. Am 21. September erhob sich die Bevölkerung gegen die Besatzungstruppen, dabei wurden 26 Einwohner Materas von Angehörigen des Fallschirm-Jäger-Regiment 1 der 1. Fallschirmjäger-Division getötet.[6][7] Mitte des 20. Jahrhunderts galt es als Kulturschande, dass in Italien Menschen immer noch in Höhlen ohne Strom und fließendes Wasser lebten. 1948 lebten in 3300 Räumen 15.000 Menschen, als die Stadt von der Malaria heimgesucht wurde.[7] Carlo Levis Erinnerungsbuch Christus kam nur bis Eboli (1944) und der gleichnamige Film von Francesco Rosi (1978) machten die katastrophalen hygienischen Zustände weltbekannt. So wurden die Bewohner in den 1950er und 1960er Jahren in neugebaute Wohnblocks umgesiedelt. Die ehemalige Handelsstadt und Lokalmetropole wurde durch die Industrialisierung des Basento-Tales zur (kleineren) Industriestadt. Da die Sassi heute eine Museumsstadt bilden, gewinnt auch der Tourismus zunehmend an Bedeutung.

Die Sassi und der Park der Felskirchen von Matera
UNESCO-Welterbe UNESCO-Welterbe-Emblem

Altstadt von Matera
Vertragsstaat(en): Italien
Typ: Kulturerbe
Kriterien: (iii)(iv)(v)
Fläche: 1016 ha
Pufferzone: 4365 ha
Referenz-Nr.: 670
UNESCO-Region: Europa und Nordamerika
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 1993  (Sitzung 17)

Sassi[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sehenswert sind die Sassi di Matera, Höhlensiedlungen die in der an den steilen Felshängen des zerklüfteten Flusstales der Gravina gelegenen Altstadt Materas liegen. Die Sassi wurden 1993 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Von mittelalterlichen Chronisten wurden sie „Spiegel des gestirnten Himmels“ genannt, der Schriftsteller Carlo Levi verglich sie dagegen mit der trichterförmigen Hölle Dantes.

Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die Kirche San Pietro Barisano, eine Felsenkirche, Santa Maria dell’Idris e San Giovanni' in Monterrone, Santa Lucia alle Malve, die Kirche Sant'Antonio Abate, San Pietro Caveoso, die Kathedrale, die Torre Metellana und die Casagrotta.

Die Zisterne im Zentrum von Matera.

Andere Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Castello Tramontano[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Castello Tramontano in Matera

Das Castello Tramontano wurde Anfang des 16. Jahrhunderts von Gian Carlo Tramontano, dem Grafen von Matera, außerhalb der Stadtmauern errichtet. Er wollte damit nicht die Stadt schützen, sondern Kontrolle über diese ausüben. Das Kastell mit seinen drei großen Türmen liegt auf einem Hügel, genannt „Lapillo-Hügel“, über der Altstadt von Matera. Der Graf war wegen des Eintreibens hoher Steuern beim Volk sehr verhasst. Am 29. Dezember 1514 wurde er, als er aus der Kathedrale trat, auf offener Straße getötet. Der Bau blieb unvollendet. Ursprünglich waren noch weitere Türme geplant, was man aus Grabungsfunden erkennen konnte. Bei Ausgrabungen wurden auch große unterirdische Wasserspeicher mit Säulen und Deckengewölben gefunden. Die Grabungsfunde gaben auch Anhaltspunkte, wie die Menschen dieses Zeitalters lebten.

Das Museo Archeologico Nazionale.

Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Palazzo Lanfranchi

Matera beherbergt mehrere Museen, darunter das Museo Archeologico Nazionale „Domenico Ridola“ mit archäologischen Exponaten von der Ur- und Frühgeschichte über die antiken Kulturen bis hin zum Mittelalter. Hinzu kommen das Museo Laboratorio della Civiltà Contadina, das sich alten Handwerken verschrieben hat, das Museo della Scultura Contemporanea, das moderne Skulpturen zeigt, sowie das Museo dell’olio di oliva, das sich Anbau und Verarbeitung von Oliven widmet.

Chiesa di San Giovanni Battista
Chiesa di San Francesco d’Assisi
Auditorium im Kulturzentrum Casa Cava

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1861 1881 1901 1921 1936 1951 1971 1991 2001 2011
Einwohner 14.434 15.593 17.081 18.357 22.069 30.390 44.513 54.919 57.785 60.796

Quelle: ISTAT

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Emilio Buccio (PdL) amtierte von 2007 bis 2009 als Bürgermeister. Nachdem zwischenzeitlich Sandro Calvosa als Commissario prefettizio provisorisch die Verwaltung übernommen hatte, wurde 2010 Salvatore Adduce vom Partito Democratico zum Bürgermeister gewählt. Am 15. Juni 2015 wurde Raffaello De Ruggieri als Kandidat einer Mitte-rechts-Koalition zum Bürgermeister gewählt. Seit dem 6. Oktober 2020 ist Domenico Bennardi, Mitglied der Partei Movimento 5 Stelle, Bürgermeister von Matera.[8]

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadt Staat
Vigevano Italien Italien
Cartagena Kolumbien Kolumbien
Petra Jordanien Jordanien
Maschhad Iran Iran

Weinbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem 6. Juli 2005 gibt es eine „kontrollierte Herkunftsbezeichnung“ (Denominazione di origine controllata – DOC) für Weine aus der gesamten Provinz Matera. Diese wurde zuletzt am 7. März 2014 aktualisiert.[9]

Weintypen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Weintypen werden produziert:[9]

  • Matera Rosso: muss mindestens 60 % Sangiovese und mind. 30 % Primitivo-Trauben enthalten. Höchstens 10 % andere analoge Rebsorten, die für den Anbau in der Region Basilikata zugelassen sind, dürfen zugesetzt werden.
  • Matera Primitivo und Matera Primitivo Passito: müssen zu mindestens 90 % die Rebsorte Primitivo enthalten. Höchstens 10 % andere analoge Rebsorten, die für den Anbau in der Region Basilikata zugelassen sind, dürfen zugesetzt werden.
  • Matera Rosato: muss zu mindestens 90 % die Rebsorte Primitivo enthalten. Höchstens 10 % andere analoge Rebsorten, die für den Anbau in der Region Basilikata zugelassen sind, dürfen zugesetzt werden.
  • Matera Moro und Matera Moro Riserva: müssen mindestens 60 % Cabernet Sauvignon, mind. 20 % Primitivo und mindestens 10 % Merlot enthalten. Höchstens 10 % andere analoge Rebsorten, die für den Anbau in der Region Basilikata zugelassen sind, dürfen zugesetzt werden.
  • Matera Greco: muss zu mind. 85 % die Rebsorte Greco enthalten. Höchstens 15 % andere analoge Rebsorten, die für den Anbau in der Region Basilikata zugelassen sind, dürfen zugesetzt werden.
  • Matera Bianco und Matera Bianco Passito: müssen mind. 85 % die Rebsorte Malvasia Bianca di Basilicata enthalten. Höchstens 15 % andere analoge Rebsorten, die für den Anbau in der Region Basilikata zugelassen sind, dürfen zugesetzt werden.
  • Matera Spumante: muss zu mind. 85 % die Rebsorte Malvasia Bianca di Basilicata enthalten. Höchstens 15 % andere analoge Rebsorten, die für den Anbau in der Region Basilikata zugelassen sind, dürfen zugesetzt werden.
  • Matera Spumante Rosé: muss zu mindestens 90 % die Rebsorte Primitivo enthalten. Höchstens 10 % andere analoge Rebsorten, die für den Anbau in der Region Basilikata zugelassen sind, dürfen zugesetzt werden.

Matera als Drehort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dokumentarfilme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kino[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pier Paolo Pasolini drehte die Szene der Geburt Christi in seinem Matthäusevangelium (1964) in den Sassi von Matera. Mel Gibson drehte den Großteil der Außenszenen seines Filmes Die Passion Christi (2004) in den Sassi, in der Schlucht und auf dem Hügel auf der gegenüberliegenden Seite der Materaschlucht.

Weitere Filme, die komplett oder teilweise in Matera gedreht wurden:[10]

Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Matera erscheint in den Musikvideos der Lieder Sun Goes Down von Robin Schulz (2014)[11] und Metallicas Spit Out the Bone (2016).[12] Das Musikvideo La felicità von Fabrizio Moro (2017) wurde in der Höhensiedlung Sassi gedreht.[13][14]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Matera geborene Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ekkehart Rotter: Apulien. Fahrten zu byzantinischen Grottenkirchen, normannischen Kathedralen, staufischen Kastellen und Barockbauten in Lecce (= DuMont Kunst Reiseführer). 6. Auflage. Dumont Reise Verlag, Ostfildern 2012, ISBN 978-3-7701-4314-6.
  • Matera und die Basilikata (= Zibaldone. Zeitschrift für italienische Kultur der Gegenwart. Nr. 66, 2018). Stauffenburg, Tübingen 2018, ISBN 978-3-95809-709-4.
  • Michael Mente: Matera, die Basilicata und ich. Ein persönlicher und literarischer Reisebegleiter auf der Suche nach dem mystischen Herzen Süditaliens. Hg. von flügelrad, Verlag für Kulturvermittlung, BoD Books on Demand, Weinfelden 2019, ISBN 978-3-7494-5245-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Matera – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Matera – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Sassi und Park der Felsenkirchen von Matera auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).
  3. Matera wird italienische „Kulturhauptstadt Europas 2019“. Pressemitteilung der Europäischen Kommission vom 17. Oktober 2014.
  4. Station upgrade in the capital of culture. Railway Gazette International, 2. Februar 2019 (englisch).
  5. Roy Palmer Domenico: The Regions of Italy: A Reference Guide to History and Culture. Greenwood Publishing Group, 2002, ISBN 978-0-313-30733-1, S. 37 (englisch, google.co.uk).
  6. Matera 21. September 1943 (Matera – Basilicata). In: straginazifasciste.it. Abgerufen am 24. September 2019 (italienisch).
  7. a b Ekkehart Rotter: Apulien. Fahrten zu byzantinischen Grottenkirchen, normannischen Kathedralen, staufischen Kastellen und Barockbauten in Lecce (= DuMont Kunst Reiseführer). 6. Auflage. Dumont Reise Verlag, Ostfildern 2012, ISBN 978-3-7701-4314-6.
  8. Comune di Matera – Il Sindaco. Abgerufen am 11. August 2021 (italienisch).
  9. a b Disciplinare di Produzione della Denominazione di Origine Controllata (Produktionsvorschriften und Beschreibung). (PDF) In: ismeamercati.it. 27. November 2017, abgerufen am 25. Juli 2018 (italienisch).
  10. Matera als Drehort in der imdb.
  11. Lilja Haefele: Robin Schulz “Sun Goes Down” (Lilja, dir.). videostatic.com, 6. Oktober 2014, abgerufen am 26. September 2016 (englisch).
  12. Stefano Mastronicola: Metallica: la città di Matera nel video di «Spit Out The Bone». metalinitaly.com, 18. November 2016, abgerufen am 12. Juni 2016 (italienisch).
  13. FabrizioMoroVEVO: Fabrizio Moro – La felicità (Official Video). 27. Oktober 2017, abgerufen am 14. März 2018.
  14. Sassi di Matera protagonisti nel videoclip del singolo “La Felicità” di Fabrizio Moro: teaser online su facebook  : SassiLive. Abgerufen am 14. März 2018 (italienisch).