Matthias (Apostel)

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Statue über dem Sarkophag des Apostels Matthias in Trier

Der jüdische Schriftgelehrte Matthias (altgriechisch Ματθίας Matthias, hebräischer Name מתיתיהו Matityahu, Mattithiah, lateinisch Matthias; † um 63, wahrscheinlich in Jerusalem) war ein Jünger Jesu. Nach dem Tod des Judas Iskariot wurde er zu den verbliebenen elf Aposteln Jesu hinzugefügt (Apg 1,15–26 EU). Er gilt deshalb als zwölfter Apostel, ein Rang, der allerdings ikonografisch nicht zuletzt auch dem Paulus von Tarsus zugesprochen wird.

Neutestamentliche Überlieferung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Matthias ersetzte Judas, der sich aus Verzweiflung über den von ihm an Jesus begangenen Verrat das Leben genommen hatte (Apg 1,15–26 EU). Die Erwählung des Matthias geschah, der Erzählung der Apostelgeschichte zufolge, durch das Los zwischen ihm und einem anderen treuen Begleiter von Jesus und den Aposteln namens Joseph Barsabbas (Apg 1,21–26 EU).

Weitere Hinweise auf den Apostel finden sich im Neuen Testament nicht. Der Name bedeutet „Geschenk JHWHs“ (Gottes).

Altkirchliche Überlieferung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Basilika St. Matthias in Trier

Die altkirchliche christliche Überlieferung ist in der Frage nicht einhellig, ob die ursprüngliche, religionsgeschichtlich (die zwölf Stämme Israels) bedeutsame Zwölfzahl durch ihn oder durch Paulus wiederhergestellt wird. Dessen Gestalt ist, anders als im Falle des Matthias, mit einer unmittelbaren Berufungsgeschichte verbunden (Apg 9,1–22 EU (Bericht) und Gal 1,13–17 EU (Selbstzeugnis)), allerdings gehörte er nicht zur Gefolgschaft Jesu. Dieses Schwanken erklärt, weshalb Matthias bisweilen als der dreizehnte Apostel bezeichnet wird.

Zu den Umständen des Todes des Matthias existieren abweichende Darstellungen. In der Legenda aurea berichtet Jacobus de Voragine, er sei in Frieden gestorben und sein Leichnam von Judäa nach Rom gebracht worden. Laut anderer Überlieferung erlitt er in Jerusalem den Märtyrertod, als er gesteinigt oder enthauptet wurde.

Clemens von Alexandria erwähnt Matthias in seinen Reflexionen über das Apostelamt (im VI. Buch der Stromateis, Kap. XIII):

„Nicht dass sie als Apostel auserwählt wurden aufgrund hervorragender Eigenschaften ihrer Natur, denn auch Judas war zusammen mit ihnen auserwählt. Aber sie waren dazu fähig, Apostel zu werden, weil sie durch Ihn auserwählt wurden, der sogar die letzten Fragen vorhersieht. Matthias, dementsprechend, der nicht zusammen mit ihnen auserwählt war, zeigte sich würdig, ein Apostel zu werden, ist Ersatz für Judas.“

Fortan wurde Matthias auch „Apostel der Treue“ genannt, da er an die Stelle des Judas trat, der Jesu nicht treu geblieben war.[1]

Apostelgrab in Trier[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sarkophag des Apostels Matthias in Trier
Matthias mit Beil in einem Glasfenster nach einem 1849 erstellten Entwurf von A. W. N. Pugin[2]

Der Legende nach sollen die Gebeine des Apostels Matthias mehr als 250 Jahre nach seinem Tod im Auftrag der Kaiserin Helena, Mutter des römischen Kaisers Konstantin I., in Palästina aufgefunden und vom Trierer Bischof Agritius nach Trier überführt worden sein. Im Jahr 1127 wurden menschliche Gebeine, die in der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier aufgefunden wurden, als die seit Jahrhunderten verschollenen Reliquien des Apostels Matthias angesehen. Sie werden seitdem in der Abteikirche von Pilgern verehrt. Vor allem im Mittelalter war der Matthias-Kult sehr lebendig. Von der Zahl der Wallfahrer zeugt ein Bruderschaftsbuch mit 4670 Eintragungen von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts. Besonders aus dem Rheinland ziehen in der Wallfahrtszeit Pilger nach Trier. Viele machen sich zu Fuß auf den Weg. Diese Wallfahrten werden von St. Matthiasbruderschaften durchgeführt.

Ikonographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Attribut des Apostels in der traditionellen Ikonografie ist das Buch (für sein Apostelamt) oder das Beil oder die Hellebarde (für sein Martyrium). In der Schar der Apostel ist er nur bei Szenen der biblischen Geschichte nach der Himmelfahrt Christi zu sehen, namentlich bei Pfingsten und dem Marientod. In Apostelgruppen wird er meist durch Paulus ersetzt, der hier als zwölfter Apostel gilt. Seltener werden sowohl Paulus als auch Matthias dargestellt, so dass sich die Zahl der Apostel auf dreizehn erhöht.

Gedenktage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Evangelisch: EKD (Gedenktag laut evangelischem Gottesdienstbuch) und LCMS: 24. Februar[3] (in Schaltjahren 25. Februar), ELCA: 14. Mai
  • Katholisch: früher 24. Februar (VI Kal. Mart. – in Schaltjahren war das am 25. Februar); bei der Liturgiereform aus der Fastenzeit auf den 14. Mai verlegt (Fest im Allgemeinen Römischen Kalender)
    • im deutschen Sprachgebiet gilt weiterhin der 24. Februar (Fest im Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet), weil dieser Tag hier besonders verwurzelt ist (Trier)
    • in Trier außerdem: Übertragung der Gebeine am 18. Juli und Fest der Wahl des Matthias zum Apostel am 7. Mai
  • Anglikanisch: 24. Februar oder 14. Mai
  • Orthodox: 9. August
  • Koptisch: 4. März

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Apostel Matthias ist der Protagonist in Wilton Barnhardts Roman Gospel (New York 1993), dessen deutsche Übersetzung unter dem Titel Der dreizehnte Apostel (München 1994) erschien.

Patrozinien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Benedikt XVI.: Judas Iskariot und der Apostel Matthias. In: ders.: Folge mir nach! Die Apostel: Ermutigung zur Nachfolge Jesu. St. Benno-Verlag, Leipzig o. J., S. 131–136, ISBN 978-3-7462-2213-4.
  • Johannes Lütticken OSB: Matthias. Apostel der Treue. In: Michael Langer (Hrsg.): Licht der Erde. Die Heiligen. 100 große Geschichten des Glaubens. Pattloch, München 2006, S. 120–122.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Matthias – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johannes Lütticken OSB: Matthias. Apostel der Treue. In: Michael Langer (Hrsg.): Licht der Erde. Die Heiligen. 100 große Geschichten des Glaubens. Pattloch, München 2006, S. 120–122.
  2. Vgl. Stanley A. Shepherd: The Stained Glass of A. W. N. Pugin. Spire Books, Reading 2009, ISBN 978-1-904965-20-6, S. 418.
  3. Feast and Festivals - The Lutheran Church—Missouri Synod. Website der LCMS (engl.). Abgerufen am 4. März 2012.