Max Traeger

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Max Heinrich Johannes Traeger (* 9. Juni 1887 in Hamburg;[1]10. Januar 1960 in Hamburg[2]) war ein deutscher Gewerkschafter. Er war Gründungsmitglied und erster Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Traeger war während der Weimarer Republik Lehrer und Schulleiter an der Hamburger Schule Borgesch. Im Laufe der 1920er-Jahre gehörte er mehrfach dem Vorstand der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens an, war zeitweilig ihr Proponent (Vorsitzender). Von 1927 bis 1933 war er Mitglied der Hamburgischen Bürgschaft zuerst in der Fraktion der Deutschen Demokratischen Partei und von 1930 an in der Fraktion der Deutschen Staatspartei.[3] Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, wurde er abgesetzt und nach Angabe der GEW einem Berufsverbot unterzogen.[4] Umstritten ist heute das vermeintliche Berufsverbot während der NS-Herrschaft und seine Rolle im Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB), dem er am 1. Mai 1933 beigetreten war.[5] Durch seine Mitgliedschaft im NSLB, dem er bis zu dessen Auflösung angehörte, wird er aus historischer Sicht als NS-belastet angesehen.[6][7]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er aktives Mitglied der FDP und 1945 Obersenatsrat in der Leitung der Schulfürsorge: Er half mit, Schulkinder mit Nahrung und Kleidung zu versorgen, organisierte Notwohnungen für Lehrer und errichtete Erholungsheime an Nord- und Ostsee.

In den Nachkriegsjahren war er als Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens federführend an der Gründung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) beteiligt und half mit, diese in den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) zu überführen. Er war dann erster Vorsitzender der GEW von 1947 bis 1952. Nachdem er für sechs Jahre von Bernhard Plewe im Amt beerbt wurde, leitete er die GEW von 1958 bis zu seinem Tod 1960 weiter.[8][9][10]

Ehrungen und Benennungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Max Traeger war Inhaber des Großen Bundesverdienstkreuzes.[2]

Kurz nach Traegers Tod beantragte die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Lehrerverbände (Teil der GEW) die Gründung einer Stiftung "Forschungszentrum Max Traeger",[11] die im Januar 1961 unter dem Namen Max-Traeger-Stiftung vollzogen wurde.[12] 1965 wurde auf Beschluss des Hamburger Senats eine Schule in Hamburg-Eidelstedt nach ihm benannt.[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Marcel Bois: Volksschullehrer zwischen Anpassung und Opposition. Die „Gleichschaltung“ der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens in Hamburg (1933–1937), Beltz, Weinheim 2020, ISBN 978-3-7799-6266-3
  • Micha Brumlik, Benjamin Ortmeyer: Max Traeger – kein Vorbild. Person, Funktion und Handeln im NS-Lehrerbund und die Geschichte der GEW. Beltz, Weinheim/Basel 2017, ISBN 978-3-7799-3770-8
  • Hans-Peter de Lorent: Max Traeger. Biografie des ersten Vorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (1887–1960). Beltz, Weinheim/Basel 2017, ISBN 978-3-7799-3748-7

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Anton Erkelenz: Zehn Jahre deutsche Republik, 1928, S. 566 (Ausschnitt online)
  2. a b Traueranzeigen. In: Hamburger Abendblatt. Nr. 10. Hamburg 13. Januar 1960, S. 5 (abendblatt.de [PDF; 1,8 MB]).
  3. siehe Info aus der Normdatei GND unter DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  4. Hans-Peter de Lorent: Albert Mansfeld: „schlicht, aber pedantisch korrekt“ (Teil 1). In: hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg. Nr. 7–8, 2008, S. 46–50 (hlz.gew.he-hosting.de [PDF]).
  5. Axel Berger: Eilfertig angepasst. Der Geschichtsstreit um den ersten GEW-Vorsitzenden Max Traeger. In: nd.Die Woche, 12./13. September 2020, S. 21
  6. Micha Brumlik, Benjamin Ortmeyer: Max Traeger - kein Vorbild: Person, Funktion und Handeln im NS-Lehrerbund und die Geschichte der GEW. Verlagsgruppe Beltz, Weinheim 2017, ISBN 978-3-7799-3770-8
  7. Guido Sprügel: Mitläufer oder nicht? In der GEW wird über Max Traeger, den Namensgeber der gewerkschaftseigenen Stiftung und dessen Verhalten in der NS-Zeit gestritten. Jürgen Amendt: Zeitenwende. Über die Debatte um Max Traeger. Lena Tietgen: Medial kaum beachtete Kontroverse. Lena Tietgen: Max-Traeger-Stiftung. Alle Artikel in Neues Deutschland, 31. März/1. April 2018, S. 24.
  8. Wer war eigentlich Max-Traeger? Max-Traeger-Schule, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Oktober 2014; abgerufen am 26. Oktober 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.max-traeger-schule.hamburg.de
  9. Max-Traeger-Stiftung. gew.de, archiviert vom Original am 9. November 2014; abgerufen am 26. Oktober 2014.
  10. Werner Grevecke: Der Weg der GEW in den DGB nach 1945 – wichtigste Etappen. Archiviert vom Original am 18. Juni 2010; abgerufen am 26. Oktober 2014.
  11. Traeger-Stiftung. In: Hamburger Abendblatt, ISSN 0949-4618, 31. Mai 1960.
  12. Max-Traeger-Stiftung. In: Hamburger Abendblatt, ISSN 0949-4618, 19. Januar 1961.
  13. Schule in Eidelstedt nach Max Traeger benannt. In: Hamburger Abendblatt, ISSN 0949-4618, 29. September 1965, S. 4. (Hamburg-Seite (2))