McKinsey & Company

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McKinsey & Company

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Rechtsform Corporation
Gründung 1926
Sitz New York City, New York,
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Leitung Bob Sternfels
(Global Managing Partner)
Mitarbeiterzahl ca. 45.000 (2022)[1]
Umsatz 15,0 Mrd. US-Dollar (2022)[2]
Branche Unternehmensberatung
Website mckinsey.com
Stand: 18. September 2023

McKinsey & Company ist eine in über 65 Staaten vertretene Unternehmens- und Strategieberatung, die 2022 über 45.000 Angestellte beschäftigt.[1][2]

Konzernprofil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Deutschland und Österreich hat McKinsey Büros in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München, Münster, Nürnberg, Stuttgart und Wien.[3]

Der Umsatz betrug 2022 mehr als 15 Mrd. USD.[4] Der Umsatz in Deutschland lag laut einer Auswertung der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Management und Beratung (WGMB) im Jahr 2021 bei mehr als 1 Mrd. EUR.[5]

Leiter des deutschen Büros ist seit 2021 Fabian Billing. Global Managing Partner ist seit 2021 Bob Sternfels.[6]

Das Unternehmen gibt seit 1964 auch eine eigene englischsprachige Fachzeitschrift für Unternehmensführung heraus, das McKinsey Quarterly.

Das Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Beratungsgesellschaft wurde von James Oscar McKinsey 1926 in Chicago gegründet.

Anders als beim damals dominierenden Taylorismus konzentrierte sich McKinsey bei der Beratung nicht auf die Optimierung von Arbeitsabläufen in der industriellen Produktion, wie sie das Scientific Management vorsieht, sondern auf die mittlere und höhere Führungsebene der zu dieser Zeit an Umfang gewinnenden Bürokratie. Dabei verankerte er laut Rakesh Khurana mit ingenieurwissenschaftlich geprägter Rhetorik managerhafte Autorität im Bereich der „neutralen Experten“, womit er zugleich in den gewalttätigen Arbeitskämpfen dieser Zeit die Dominanz des Managements stärkte.[7]

Das deutsche Büro wurde 1964 in Düsseldorf gegründet. Anfangs leitete es der Amerikaner John G. McDonald. Mit Herbert Henzler in der Rolle des „Office Managers“ wuchs McKinsey in Deutschland ab 1985 stark.

Struktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marvin Bower etablierte das Unternehmen nach James McKinseys Tod in seiner heutigen Form und in seinen Kernprinzipien. Das Unternehmen ist vollständig im Besitz der mehr als 3000 aktiven Partner (Stand: August 2022).[8] Die Senior Partner wählen alle drei Jahre aus ihrer Mitte einen Managing Director (MD), der die Firma international vertritt. Es sind maximal drei Amtsperioden für einen MD möglich.

McKinsey gliedert sich global (wie viele Beratungsunternehmen) in verschiedene Industrieabteilungen, funktionale Abteilungen sowie spezielle Initiativen. Als globale Firma hat McKinsey keinen traditionellen Hauptsitz und der globale Managing Partner wählt sein Home Office. Die nationalen Büros sind gleichberechtigt und werden von einem lokalen Managing Partner geleitet. Zusammen mit den anderen Partnern in seinem Büro legt er die allgemeine Strategie und Schwerpunkte in seiner Region fest. McKinsey ist registriert als eine Gesellschaft des US-amerikanischen Rechts.

Klienten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

McKinsey berät nach eigenen Angaben mehr als 3.000 Klienten weltweit, darunter 80 der 100 größten Unternehmen der Welt, 70 % der Fortune-100-Unternehmen und die Mehrzahl der im DAX vertretenen deutschen Unternehmen. Zu den Klienten gehören aber auch Organisationen aus dem öffentlichen und sozialen Sektor.

Mitarbeiter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Berater von McKinsey rekrutieren sich aus Hochschulabgängern aller Fachrichtungen, insbesondere der Wirtschafts-, Ingenieurs- und Naturwissenschaften, sowie erfahrenen Fachleuten auf allen Ebenen. 2022 wurden Absolventen aus rund 1.700 Institutionen weltweit eingestellt, 49 % davon Frauen. Insgesamt lag die Frauenquote 2022 bei 48 %.[9]

McKinsey weist eine jährliche Mitarbeiter-Fluktuation von 13 bis 17 Prozent auf[10], im Durchschnitt bleibt ein Mitarbeiter drei bis vier Jahre, da McKinsey Up or out anwendet, nach dem ein Mitarbeiter das Unternehmen verlassen muss, wenn er nicht in festgelegten Zeiträumen die jeweils nächste Hierarchiestufe erreicht.

Rund fünf Prozent ihrer Arbeitszeit können McKinsey-Berater Pro-Bono-Aktivitäten widmen. Beispiele hierfür sind die Online-Umfrage Perspektive Deutschland, eine Start-up-Initiative und der Businessplanwettbewerb für soziale Initiativen startsocial.

Alumni-Netzwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut Manager Magazin unterhält McKinsey ein weltweites Netzwerk von ehemaligen Mitarbeitern des Unternehmens. Teil des Alumni-Netzwerks seien auch zahlreiche Minister und Konzernchefs:[11]

Initiativen (Deutsches Büro)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

McKinsey Capability Center[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das McKinsey Capability Center war eine Einrichtung, in der Arbeitnehmer Verbesserungen in Unternehmensprozessen erlernen sollen. Die Schulungen wurden bspw. in einer nachgestellten Bankfiliale oder einem Callcenter abgehalten.

Es wurde 2011 von McKinsey & Company eröffnet und wurde von Claus Benkert geleitet. Inzwischen wurden weitere Dependancen eröffnet.[13]

Die Einrichtung befand sich in Hallbergmoos, Landkreis Freising bei München (Koordinaten) und ist Preisträger der Standortinitiave Deutschland – Land der Ideen.[14]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

McKinsey wird oft als Prototyp der am Shareholder Value orientierten Unternehmensberatungen gesehen. Um den Marktwert eines Unternehmens zu erhöhen, würden oft umfangreiche Umstrukturierungen durchgeführt, wobei Entlassungen die Regel seien. Dieser Kritikpunkt fußt vor allem auf der Anwendung des Konzepts der Gemeinkostenwertanalyse in den 1990er Jahren.[15]

Ein weiterer Kritikpunkt ist, die Unternehmensberatung würde sich nicht in die Situation der zu beratenden Institution hineindenken, sondern ihre stereotypen Beratungsmuster anwenden. Beispielsweise warf der Betriebsrat der Berliner Klinikgesellschaft Vivantes McKinsey 2006 vor, abstruse Vorschläge gemacht zu haben. So seien die Abschaffung des Pförtners, die Ausdünnung der Rettungsstelle und die Reduzierung der Reinigung vorgeschlagen worden.[16]

In einer drastischen Form kritisierte der Dramatiker Rolf Hochhuth 2004 McKinsey. Er schrieb das Theaterstück „McKinsey kommt“, in dem er der Wirtschaft den Spiegel vorzuhalten versucht und ihr unmenschlichen Umgang mit den Arbeitnehmern vorwirft. Eine Figur des Stücks etwa spielt mit dem Gedanken, einen Konzernchef nach dem Vorbild von Wilhelm Tell, aber auch der RAF, zu töten.

Während der Affäre um den Tod von Jamal Khashoggi fand im Oktober 2018 ein Bericht der New York Times international Beachtung, laut dem McKinsey & Company mit sozialer Netzwerkanalyse das Regime in Saudi-Arabien bei der Identifikation und Verfolgung von Oppositionellen unterstützt hatte. Diese Form der Unternehmensberatung habe unter anderem zur Verhaftung des Schriftstellers und Journalisten Khaled al-Alkami geführt.[17]

Zwischen 2015 und 2018 beauftragten Bundesministerien McKinsey mit zum Teil nicht öffentlich ausgeschriebenen Beratungsleistungen in Höhe von 55 Millionen Euro, um Abschiebungsverfahren zu vereinfachen. Die Ergebnisse der Vergabe wurden als subjektiv und unwirtschaftlich bewertet.[18] Zudem würden Einzelfallentscheidungen nicht ausreichend berücksichtigt, mahnten Kritiker. Sie suggerierten einen Kompetenzabfluss bei den verantwortlichen Ministerien.[19] Ähnliche Vorwürfe gegen McKinsey und die Migrationspolitik der EU-Behörden wurden 2020 laut.[20][21]

Im Hinblick auf die Opioid-Epidemie in den Vereinigten Staaten von Amerika wurde McKinsey vorgeworfen, dem Pharmaunternehmen Purdue Pharma dabei geholfen zu haben, Ärzte zu mehr Verschreibungen des Medikaments Oxycontin zu bringen. Oxycontin ist ein Analgetikum auf Basis des Opioids Oxycodon und wird unter anderem mit dem starken Anstieg von Drogentoten in den Vereinigten Staaten ab den 2000er Jahren in Verbindung gebracht. Die Beratungsleistungen von McKinsey sollen sich auch darauf bezogen haben, Wege zur Kommunikationsführung mit den Angehörigen von Drogentoten zu finden.[22] Im Jahr 2019 beendete McKinsey nach eigenen Angaben die offizielle Zusammenarbeit mit Purdue.[23] 2021 zahlte das Unternehmen 570 Millionen Dollar Wiedergutmachungszahlungen, um sich so gegen weitere Klagen in derselben Angelegenheit zu schützen.[24][25] Als Ausdruck dieser Krise wurde der globale McKinsey-Chef Kevin Sneader schon nach nur einer Amtszeit nicht wiedergewählt.[26] 2023 wurde ein weiter Vergleich ausgehandelt, so das McKinsey 207 Millionen Dollar an Kreise und Kommunen und 23 Millionen Dollar an Schulbezirke zahlen soll.[27]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mariana Mazzucato, Rosie Collington: Die große Consulting-Show. Wie die Beratungsbranche unsere Unternehmen schwächt, den Staat unterwandert und die Wirtschaft vereinnahmt. Campus, Frankfurt am Main 2023, ISBN 978-3-593-51686-8.
  • Walt Bogdanich, Michael Forsythe: Schwarzbuch McKinsey. Die fragwürdigen Praktiken der weltweit führenden Unternehmensberatung. Econ, Berlin 2022, ISBN 978-3-430-21035-5.
  • Duff McDonald: The Firm: The Story of McKinsey and Its Secret Influence on American Business. Simon & Schuster, New York 2013, ISBN 978-1-4391-9097-5.
  • Julia Friedrichs: Gestatten: Elite. Auf den Spuren der Mächtigen von morgen Hoffmann & Campe, Hamburg 2008, ISBN 978-3-455-50051-6.
  • Thomas Leif: Beraten & Verkauft. McKinsey & Co. – der große Bluff der Unternehmensberater. Bertelsmann, München 2006, ISBN 978-3-570-00925-3.
  • Michael Amann, Dietram Schneider: McKinsey und andere Beratungsgesellschaften im SRD-Benchmarking, Bericht aus dem empirischen Forschungsprojekt „Unternehmensberatungen im Benchmarking mit Success Resource Deployment“ am Kompetenzzentrum für Unternehmensentwicklung und -beratung (KUBE e. V.), Kempten 2005.
  • Dirk Kurbjuweit: Unser effizientes Leben. Die Diktatur der Ökonomie und ihre Folgen. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2005, ISBN 978-3-499-62019-5.
  • Werner Rügemer (Hrsg.): Die Berater: Ihr Wirken in Staat und Gesellschaft. Transcript, Bielefeld 2004, ISBN 978-3-89942-259-7.
  • Ethan M. Rasiel, Paul N. Friga: The McKinsey Mind. Understanding and Implementing the Problem-solving Tools and Management Techniques of the World's Top Strategic Consulting Firm. Mcgraw-Hill, New York 2001, ISBN 978-0-07-137429-3.
  • Ethan M. Rasiel: The McKinsey Way. Using the Techniques of the World's Top Strategic Consultants to Help You and Your Business. McGraw-Hill, New York 1999, ISBN 978-0-07-053448-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b [1], McKinsey ESG Report 2022, abgerufen am 5. September 2023.
  2. a b McKinsey ESG Report 2022. In: mckinsey.com. Abgerufen am 18. September 2023.
  3. McKinsey - Locations. McKinsey & Company, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  4. McKinsey ESG Report 2022. In: mckinsey.com. Abgerufen am 11. September 2023.
  5. Auswertung WGMB. In: handelsblatt.com. Abgerufen am 22. Oktober 2022.
  6. Bob Sternfels. Abgerufen am 17. November 2021 (englisch).
  7. Duff McDonald: The Firm: The Story of McKinsey and Its Secret Influence on American Business. S. 27.
  8. 2022 ESG Report. In: McKinsey & Company. McKinsey & Company, 18. September 2023, abgerufen am 18. September 2023 (englisch).
  9. 2022 ESG Report. In: McKinsey & Company. McKinsey & Company, abgerufen am 18. September 2023 (englisch).
  10. McKinsey ESG Report 2022. McKinsey&Company, Inc., 18. September 2023, abgerufen am 18. September 2023 (englisch).
  11. Michael Freitag/Dietmar Student: Schwarmintelligenz. In: Manager Magazin, Ausg. 4/2012, S. 28 ff.
  12. Online-Stipendium und Karriere-Netzwerk e-fellows.net. Abgerufen am 27. August 2016.
  13. McKinsey Capability Center eröffnet. In: presseportal.de. 3. Juni 2011, abgerufen am 7. Juli 2014.
  14. Unter realen Arbeitsbedingungen Joberfahrungen sammeln. In: land-der-ideen.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Juli 2014; abgerufen am 7. Juli 2014.
  15. Guido Walter: Unternehmensberatung. McKinsey: Zwischen Mythos und Legende. In: karriere.de, abgerufen am 15. Juli 2014.
  16. Traumjob Berater – Schein und Alltag einer Erfolgsbranche. Monitor, 7. November 2006, archiviert vom Original am 14. Oktober 2008; abgerufen am 27. April 2016.
  17. Katie Benner, Mark Mazzetti, Ben Hubbard, Mike Isaac: Saudis’ Image Makers: A Troll Army and a Twitter Insider. New York Times, 20. Oktober 2018.
    McKinsey soll Königshaus beim Kampf gegen Kritiker geholfen haben. Spiegel Online, 21. Oktober 2018.
  18. Niklas Dummer: Beratung beim BAMF: „McKinsey verkauft parteiische Vorschläge als objektives Wissen“. In: Wirtschaftswoche. 4. Mai 2018, abgerufen am 25. Dezember 2021.
  19. Bernhard Junginger: Millionenzahlungen: Was hat McKinsey beim Bamf gemacht? In: Augsburger Allgemeine. 6. Juni 2018, abgerufen am 25. Dezember 2021.
  20. Maximilian Popp, Alexander Sarovic, Luděk Stavinoha: (S+) Dubioser Millionenvertrag mit der EU: Flüchtlingspolitik nach McKinsey-Methode. In: Der Spiegel. 22. Juli 2020, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 25. Dezember 2021]).
  21. Luděk Stavinoha, Apostolis Fotiadis: Asylum Outsourced: McKinsey’s Secret Role in Europe’s Refugee Crisis. In: Detektor. 22. Juni 2020, abgerufen am 25. Dezember 2021 (amerikanisches Englisch).
  22. McKinsey macht Rolle rückwärts. FAZ, 3. Juni 2019, abgerufen am 3. Juni 2019.
  23. McKinsey berät Purdue nicht länger. FAZ, 24. Mai 2019, abgerufen am 3. Juni 2019.
  24. Claus Hulverscheidt: McKinsey kauft sich in US-Opioidskandal frei. SZ.de, 4. Februar 2021. Abgerufen am 4. Februar 2021.
  25. Tillmann Neuscheler: McKinseys Turbolader. FAZ.NET, 4. Februar 2021
  26. Tillmann Neuscheler: Kevin Sneader: McKinsey-Chef muss Posten räumen. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 1. März 2021]).
  27. Ntv.de, Rwe/Afp: Beteiligung an US-Opioid-Krise: McKinsey zahlt Millionen - und entgeht Zivilklagen. In: n-tv.de. 27. September 2023, abgerufen am 10. Februar 2024.