Menhir

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Menhir vom Champ-Dolent, etwa 9,5 m hoch (bei Dol-de-Bretagne, Ille-et-Vilaine)

Menhir ist eine aus dem Bretonischen entlehnte Bezeichnung[1][2] für einen vorgeschichtlichen, hochragenden Steinblock, der auch als Hinkelstein bekannt ist. In der prähistorischen Archäologie bezeichnet das Wort einen länglichen Einzelstein (bretonisch maen „Stein“ und hir „lang“), der in vorgeschichtlicher Zeit von Menschen aufrecht gestellt wurde.[3] Die Identifikation als Menhir ist oft nur durch eine Ausgrabung zu verifizieren. Aufrechte Steine dienten auch als Grenzsteine, Ruhsteine, Werbung für Steinbrüche, moderne Gedenksteine und Gartenornamente[3] sowie als Markierung von Straßen.[4]

Terminologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bezeichnung Menhir wurde durch die Publikation Origines gauloises (1796) von La Tour d’Auvergne[5] in die archäologische Fachliteratur Frankreichs und Kontinentaleuropas eingeführt. Der Name wurde schnell von dem Historiker Pierre Jean-Baptiste Legrand d’Aussy (1737–1800) weitergegeben. Nach Rowe ist das Wort auch in der kornischen Sprache gebräuchlich.[6] Reinach verweist auf einen Aufsatz von Stephen Williams von 1704, der von meini-gwyr in Cornwall berichtet. Bereits Camden gebrauchte jedoch in seiner Britannia (1759) die Ausdrücke meinen-gwyr und maen-gwyr.[7] Reinach spricht von einem „neo-keltischen Begriff“.[8] In der bretonischen Umgangssprache bezeichnet das Wort maen-hir jeden langen Stein, so heißen die beiden aufrecht stehenden Steine in Gourin (Morbihan) maen-hir ‚langer Stein‘ und er-maen-berr ‚kurzer Stein‘.[1] Menhire werden im Bretonischen gewöhnlich als peulvan (wörtlich ‚Steinsäule‘) bezeichnet.[1]

Es wurde versucht, den Namen der sächsischen Irminsul als Hir-min-sul von Menhir abzuleiten,[1] dies erscheint jedoch unwahrscheinlich. Carl Schuchhardt verwendet noch 1916 Irminsul als Synonym für Menhir.[9]

„Hinkelstein“ [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die im deutschen Sprachraum zu findende volkstümliche Bezeichnung Hinkelstein für einen Menhir bildete sich im Mittelalter aus. Irgendwann wurde das Wort Hünenstein („Riesenstein“) nicht mehr richtig verstanden und vermutlich über Hühnerstein mundartlich zu Hinkelstein abgewandelt (mittelhochdeutsch und teilweise heute noch in deutschen Dialekten: „Hinkel“ für Huhn).[10] Unter diesem Namen spielen Menhire auch in der deutschen Übersetzung der Comicserie Asterix eine Rolle (Obelix trägt und verkauft Hinkelsteine) und war Namensgeber eines Asterix-Filmes,[11] wodurch die Beliebtheit der Bezeichnung anstieg.

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marcel Baudoin[12] definiert einen Menhir als länglichen, unbearbeiteten Einzelstein, der aufrecht gestellt wurde.[13] Orthostaten, also Steine, die einen Deckstein tragen, als Menhir zu bezeichnen, lehnt er als verwirrend ab.[12] Nach Baudoin sind Menhire von Cromlechs, also Steinkreisen, und Steinreihen terminologisch zu trennen, auch wenn die Grenzen manchmal fließend sein können.[14] Auch die Satelliten von Ganggräbern will er nicht zu den eigentlichen Menhiren rechnen.[15] Im Concise Oxford dictionary of Archaeology[16] wird der Ausdruck als umgangssprachlich bezeichnet; die Autoren ziehen den Ausdruck standing stone (‚aufrecht stehender Stein‘) vor. Michel Toussaint und seine Co-Autoren ordnen bearbeitete und unbearbeitete Steine als Menhire ein, fordern aber einen Beleg, dass sie in vorgeschichtlicher Zeit aufgerichtet wurden. Dazu zählen Steinritzungen und Fundamentierungen.[17]

Transport und Aufstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Menhiraufrichtung

Menhire – wie auch die Steine für Steinreihen, Cromlechs oder Dolmen – wurden manchmal aus einer Entfernung von mehreren Kilometern zu ihrem Aufstellungsort transportiert. Hierbei kamen vermutlich etwa gleichdimensionierte Baumstammrollen sowie Hebelbäume zum Einsatz; in Falle von Stonehenge wird auch die Verwendung hölzerner Schlitten angedacht. Mittels größerer Äste und Stämme wurden die Megalithe aufgerichtet und in eine vorbereitete Vertiefung im Boden gesenkt; diese wurde dann mit Keilsteinen und Erdreich verfüllt und festgestampft. Ob beim Transport oder bei der Aufrichtung der Menhire bereits Seile oder Zugtiere zum Einsatz kamen, ist strittig. Erste Nachweise für Wagen und die Nutzung von Ochsen als Zugtiere stammen erst aus dem Badener Horizont (3500 bis 2800 v. Chr.),[18] während die ersten Megalithbauwerke bereits ab dem 5. Jahrtausend v. Chr. errichtet wurden.

Im Unterschied dazu wird der Begriff Findling dann oft verwendet, wenn sich der Gesteinsbrocken an einer durch Gletscher-Verschub erreichten Stelle befindet.

Aussehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die frühen Großmenhire sind meist Findlinge aus Granit, die während der Eiszeit durch Gletscher geformt und transportiert worden waren. Sie wurden teilweise von Menschenhand geglättet, absichtlich vertikal gestellt und in der Erde verankert. Meist waren es Gesteine wie Quarzite, Granit, Gneis, Kalk- und Sandsteine, die in der Nähe des jeweiligen Aufstellungsortes vorhanden waren – so bestehen die Menhire der Bretagne meist aus Granit, im Süden Frankreichs aber auch oft aus arg verwittertem Kalkstein. Neben obeliskenartigen Steinsäulen finden sich auch gedrungene, pyramidenähnliche und stelenartige Gebilde. Die zeitliche Einordnung der kleineren, zumeist spitzen und unbearbeiteten Menhire ist weitgehend unklar.

Die meisten Menhire sind zwischen einem und drei Metern hoch. Die höchsten Exemplare außerhalb der Bretagne sind der

Spezialformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Menhire können verziert sein, einige tragen Mondsicheln, Schlangen, Spiralen oder Gerätschaften in Symbolform. Statuenmenhire sind Steine mit anthropomorphen Darstellungen.

Menhire und Flurnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flurnamen dienten oder dienen vor allem dazu, Dorfbewohnern eine räumliche Orientierungshilfe zu geben. Da sie auch Besitzverhältnisse aufzeigen, ist ein Großteil der Namen in Urkunden, Archiven und Katastern dokumentiert und oft sehr alt. Ein schönes Beispiel für eine alte Flurnamenbezeichnung ist der „Lange Stein“ von Einselthum, Donnersbergkreis/Pfalz. Sie stammt aus dem Jahre 1071 und dürfte eine der ältesten urkundlich erwähnten Nennungen eines Menhirs sein. Flurnamen sind oft ein guter Indikator für vor- und frühgeschichtliche Fundstellen. Sie bilden eine wichtige Quelle für die Rekonstruktion früh- und hochmittelalterlicher Besiedlungsvorgänge und sie liefern häufig den einzigen Hinweis auf ein ausgegangenes Kulturdenkmal. Namen wie „Hüner- oder Hinkelstein“, „Langer“ oder „Dicker Stein“ können die einstige Existenz dieser Steinmale bezeugen.

Zeitliche Einordnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Menhire sind oft nur schwer zu datieren, da sie nur selten mit datierbaren Funden oder Befunden vergesellschaftet sind. Für die westeuropäischen Menhire wird meist angenommen, dass sie aus der Zeit der Großsteingräber stammen, im Spätneolithikum von 3500 bis 2800 v. Chr.[20] Teilweise können Menhire durch eingemeißelte Darstellungen datiert werden, wie zum Beispiel der Menhir von Meerholz, auf dem eine Axt vom Typ Eschollbrücken dargestellt ist,[21] dies liefert aber nur einen spätestmögliches Datum.

In Madagaskar und in Indonesien werden Menhire auch heute aufgestellt.[22] Auf Nias werden Steine anlässlich von Festen gesetzt und stehen vor den Häusern.[23] Nach Bonatz ist diese Tradition nicht älter als 300 Jahre.[24]

Mithilfe der neu entwickelten TCN-Datierung (Terrestrial Cosmogenic Nuklides) kann mittlerweile bestimmt werden, wie lange eine Steinoberfläche kosmischer Strahlung ausgesetzt war. Mit der Methode wird einerseits untersucht, ab wann eine Oberfläche freigelegt wurde (Nutzung der Produktion von kosmogenen Nukliden) oder ab wann eine Oberfläche verschüttet oder begraben wurde (Nutzung des Zerfalls von radioaktiven kosmogenen Nukliden).[25] Die beprobten Objekte müssen aber irgendwann kosmischer Strahlung ausgesetzt gewesen sein. Mit der Methode können Zeiträume zwischen 100 und 5.000.000 Jahren bestimmt werden.[25] Die Anwendung als Datierungsmethode auf archäologische Objekte wie bearbeitete Steine ist jedoch insofern problematisch, da bereits unbearbeitete Vormaterialien kosmischer Strahlung ausgesetzt gewesen sein könnten[25] und Daten über die Entstehungsgeschichte des beprobten Objekts meist fehlen.[26]

Spätere Behandlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der christianisierte Menhir von Saint-Uzec mit den Arma Christi

Marcel Baudoin unterscheidet zwischen aufrechtstehenden, begrabenen, zerschlagenen[12] und zerstörten Megalithen.[14]

Manche Menhire wurden durch Kreuze oder andere Symbole „christianisiert“ (siehe christianisiertes Megalithmonument). Beispiele sind z. B. das Fraubillenkreuz oder der Menhir von Saint-Uzec.

Zacharie Le Rouzic (1864–1939) bezeichnete Megalithen, die mit Kreuzen versehen waren, als Lech,[27] einem anderen bretonischen Wort für Menhir,[14] dies hat sich in der Forschung jedoch nicht durchgesetzt.

Im Gebiet des Golfs von Morbihan wurden um 4200 bis 4000 v. Chr. mehrere Großmenhire – vermutlich von Menschenhand – umgestürzt. Die beim Umstürzen entstandenen großen Teilstücke wurden als Deckenplatten bei Dolmen (Table des Marchand, Er Grah, Mané Rutual, Gavrinis) eingesetzt.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Menhire sind, abgesehen von der Antarktis und Australien, über alle Kontinente verbreitet. Ihr europäischer Schwerpunkt liegt im Westen. Von Skandinavien über Irland, Großbritannien, Belgien, Deutschland, Frankreich (inkl. Korsika), Luxemburg, Tschechien und die Schweiz sind sie auch im mediterranen Raum von Portugal (der Menhir da Meada ist mit etwa sieben Metern der höchste) bis Spanien (inkl. Baskenland, dort als baskisch Zutarria), und Italien (inkl. Sardinien) verbreitet. Östlich davon gibt es kaum Vorkommen.

Bedingung für die Existenz von Menhiren ist das Vorhandensein geeigneter natürlicher oder mit den Mitteln und Methoden der jeweiligen Zeit bearbeitbarer Steine.

Frankreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bretagne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mehrzahl der in Frankreich registrierten Menhire befindet sich in der Bretagne, die meisten in Carnac. Der größte stehende Menhir ist mit einer Höhe von etwa 9,5 m und etwa 150 t Gewicht der Menhir von Kerloas bei Plouarzel, nordwestlich von Brest im Département Finistère. Auch der längste bekannte Menhir findet sich in der Bretagne, im Département Morbihan. Es ist der umgestürzte und in vier Teile zerbrochene Grand Menhir Brisé von Locmariaquer. Ursprünglich etwa 21 m hoch, wird sein Gewicht auf etwa 280 t geschätzt. Er wurde um 4500 v. Chr. aufgerichtet und stürzte zwischen 4200 und 4000 v. Chr. ein, ob von Menschenhand oder etwa durch ein Erdbeben ist ungeklärt. Er gehörte zu einer Reihe von 19 Menhiren, welche zerbrochen und später in der Umgebung bei der Errichtung von Dolmen verwandt wurden. Einer dieser Menhire mit einer Gesamtlänge von 14 m fand sich in drei Teilen: als Kammer-Deckstein des in unmittelbarer Nähe liegenden Cairns Table des Marchand, ein zweiter im nahen Tumulus Er Grah (auch Er Vingle genannt) und der dritte als Deckstein in der etwa vier Kilometer entfernten Anlage auf der Insel Gavrinis.

Zur selben Zeit sind auch andere Menhire umgestürzt worden, darunter La Tremblais und der Scalehir genannte Menhir von Kermaillard bei Arzon auf der Rhuys-Halbinsel. Als er 1985 wieder aufgerichtet wurde, fand man auf der Unterseite Gravuren, die von manchen Autoren als Darstellung einer Muttergottheit gedeutet werden. Bei Belz (Morbihan) haben Archäologen 2006 etwa 50 Menhire entdeckt. Die Steine wurden vor etwa 7000 Jahren aufgestellt und aus unbekannten Gründen etwa drei Jahrtausende später umgestürzt. Nur wenige wurden im Mittelalter als Steinbruch genutzt. Sie ruhten etwa 4000 Jahre in einer Sedimentschicht, die sie vor Wind und Wetter schützte und wertvolle Hinweise zu ihrer Geschichte speicherte.[28]

Andere bedeutende Menhire:[29]

Westfrankreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Département Vendée (z. B. in der Umgebung von Avrillé) stehen zahlreiche Menhire, darunter der 7,2 m hohe Menhir von Bourg-Jardin.

Südfrankreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nahe dem Mont Lozère im Nordosten der Kleinstadt Florac im Nationalpark Cevennen liegt das Kreideplateau des Cham des Bondons. Über das ganze Gebiet verstreut befinden sich mehr als 150 aus Granit gehauene Menhire, deren Höhe jedoch nur selten 5 m übersteigt.

Lothringen, Vogesen und Elsass[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Man findet zahlreiche Menhire in Lothringen, Elsass und Vogesen:

Irland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Menhir wird auf irisch als Callán, Dallán oder Liagán bezeichnet (von Sanskrit lingam). In Irland sind Höhen von weniger als einem bis sieben Meter bekannt, wobei große Exemplare die absolute Ausnahme bilden. Der sieben Meter hohe Menhir von Punchestown im County Kildare hat an seinem Fuß eine kleine Steinkiste. Im Zentrum des nahe gelegenen Longstone Rath steht der Menhir auch neben einer Steinkiste. Beide sind bronzezeitlich und die Funde vom Longstone Rath weisen auf die frühe Bronzezeit. Leichenbrand wurde an der Basis eines Menhirs von Drumnahare im County Down (Nordirland) entdeckt. In Carrownacaw ebenfalls im County Down zeigte die Ausgrabung, dass ein Kreisgraben von etwa sechs Metern Durchmesser um einen Menhir von etwa drei Metern Höhe verlief. In der Grabenfüllung wurden Spuren von Leichenbrand, ein Bruchstück von Töpferware und einige Feuersteine gefunden, während weitere Feuersteine inklusive querschneidiger Pfeilspitzen in der Nähe der Basis des Steins gefunden wurden. Die Ausgrabung in Ballycroghan, dem dritten Menhir im County Down, zeigte eine Steinkiste von etwa zwei 2 m × 1 m, die 2,5 m von der Basis des Steins entfernt lag. Die Ausgrabung um einen Menhir nahe Newgrange, im County Meath, erbrachte mehrere Feuersteine, von denen einige bearbeitet waren.

Aber nicht alle Menhire kennzeichnen Begräbnisse. Es wird für möglich gehalten, dass einige als Grenzsteine dienten, während andere alte Straßen kennzeichnen könnten, wie im Fall einer Steinreihe nahe dem Lough Gur, im County Limerick, wobei unklar ist, was zuerst da war. Es ist jedoch klar, dass Menhire einen heiligen Charakter besaßen, wie ihre Anwesenheit auf alten zeremoniellen Plätzen wie dem Inaugurationsplatz Magh Adhair bei Ennis im County Clare und der Lia Fail in Tara zeigen. Bestimmt ornamentierte Steine aus der frühen Eisenzeit (mit Verzierungen im Latènestil) in Turoe, im County Galway, Castlestrange, im County Roscommon und Killycluggin, im County Cavan, waren zweifellos Kultsteine. In diese Kategorie fallen auch die Lochsteine.

Dänemark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hellig Kvinde bei Listed

In Nordjütland am Tømmerby Fjord liegt das Gräberfeld von Højstrup-Mark mit 37 kleinen Grabhügeln und zwei kleinen Schiffssetzungen, zwischen denen sich 75 bis zu 1,20 m hohe Bautasteine (von einst 125 Steinen) befinden.

Auf Bornholm sollen über 1.000 Bautasteine gestanden haben, heute sind es etwa 250. Im Louisenlund stehen 70 bis zu 2,5 Meter hohe Steine, in Gryet bei Nexø Sogn sind es 67 Steine. Bei Listed steht eine kleine Gruppe von Bautasteinen auf einem niedrigen Steinhügel (Röse – ein schiffsförmig angelegtes Steinhügelgrab aus der nordischen Bronze- und Eisenzeit), die den Namen Hellig Kvinde trägt.

Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mehrzahl der Menhire in Deutschland ist zwischen einem und vier Metern hoch. Größer ist der Gollenstein im Saarland mit 6,6 m. Manche Menhire wurden zugerichtet, andere, zumeist Findlinge, blieben unbearbeitet. Einige wie der in einem Megalithgrab aufgefundene Menhir von Langeneichstädt in Sachsen-Anhalt oder der Menhir von Weilheim wurden mit Ritzungen und Reliefs geschmückt.

Auch bei vielen deutschen Menhiren ist die Datierung unklar. Aussagekräftiges Fundmaterial findet man in ihrer Umgebung selten, weshalb sich nur wenig über ihre einstige Funktion sagen lässt. Eine Ausnahme bildet der 2,3 m große Opferstein von Melzingen[30] in Niedersachsen, der flach auf einem Feld liegt, ursprünglich aber, wie archäologische Ausgrabungen ergaben, senkrecht stand. In der unmittelbaren Umgebung weist das Erdreich bis zu zehnfach erhöhte Phosphatwerte auf, die möglicherweise von vergangenen organischen Opfergaben herrühren. Außerdem fanden Prähistoriker neben zahlreichen Feuersteinabschlägen zwei Steinäxte und ein Bronzebeil.

Einzelne Steine und Steinsetzungen unterschiedlicher Größe finden sich in Deutschland vom Saarland über Hessen, Sachsen-Anhalt bis Rheinland-Pfalz. In der Pfalz sind noch etwa 50 Menhire nachweisbar. Die markantesten sind: „Der lange Stein von Mittelbrunn“, „der lange Stein von Einselthum“, „der lange Stein von Freinsheim“, „der lange Stein von Stahlberg“ und „der Hinkelstein von Otterberg“.

Menhir bei Benzingerode

Der Menhir von Benzingerode (Landkreis Harz), der „Lange Stein“ von Seehausen (Landkreis Börde), die „Speckseite“ von Aschersleben und der „Hünstein“ bei Nohra (Landkreis Nordhausen) fanden sich in der Nähe bronzezeitlicher Anlagen. Auch bei einigen Grabhügeln fand man Menhire, so bei Nebra und Poserna (Burgenlandkreis) sowie bei Leuna (Saalekreis) und Halle-Dölau („Steinerne Jungfrau“). Der Menhir von Rothenschirmbach ist Teil einer Grabanlage, da er ein Erdgrab bedeckte. Der Menhir von Langenstein bei Kirchhain in Mittelhessen wurde in die Kirchenmauer eingebaut. Er ist 4,75 m (ehemals über 6 m) hoch und etwa zehn Tonnen schwer. Ein Beispiel für einen christianisierten Menhir ist das Fraubillenkreuz auf dem Ferschweiler-Plateau in der Eifel.

Deutsche Menhire:

Schweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Schweiz sind über einhundert Menhire bekannt. Sie befinden sich größtenteils in der französischsprachigen Westschweiz im Gebiet der Juraseen in den Kantonen Neuenburg (Menhire der Béroche, Menhir von Bonvillars, Menhire von Corcelles) und Waadt (Alignement von Clendy). Aber auch im Gebiet Freiamt und Knonaueramt sind etwa 40 Steinreihen und 9 Steinkreise bekannt.

Italien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sardinien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben einfachen Menhiren (Curru Tundu, Sa Perda Longa) und protoanthropomorphen (Cara Bassa und Cardixeddu, Pranu Muttedu) gibt es auf der Insel vor allem Statuenmenhire. Auf Sardinien wird eine weitere bearbeitete Form prähistorischer Menhire als Baityloi bezeichnet (italienisch betili). Fundstätten sind unter anderem:

Bätyl von Pischinainos

Durch Zahnfriese (zinnenförmige Ausbildungen) und Eintiefungen oberhalb der Zugänge ist belegt, dass sie auch als Dreiergruppe über dem Portal von Gigantengräbern (Madau) und Felsengräbern der jüngeren Generation (zum Beispiel Campu Luntanu) standen. In Tamuli stehen sechs Bätyle neben den Überresten mehrerer Gigantengräber. Manche Autoren sehen darin einen Beleg für ein Pantheon von drei männlichen und drei weiblichen Gottheiten.[32]

Iberische Halbinsel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Menhire auf der iberischen Halbinsel verzeichnet Portugal, besonders die Regionen Algarve und Alentejo.

Auch in Spanien gibt es Menhire, unter anderem Statuenmenhire: Bekannt sind der Menhir Ilso de Lodos in Guriezo und der Menhir El Cabezudo in Kantabrien, die Lapa von Gargantáns in der Moraña und der Canto Hicado in Ortigosa de Cameros in der Rioja.

Eine iberische Besonderheit sind die phallischen Menhire. In Spanien findet man solche im Museum von Vilvestre, in der Reserva Arqueológica Menhires del Valle de Tafí in El Mollar und in Ufones bei Zamora. In Portugal sind es der Menhir da Oliveirinha und der Menhir do Outeiro.

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Menhire in Kunst und Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Populär wurden die Hinkelsteine durch die Comics über Asterix den Gallier von René Goscinny und Albert Uderzo. Asterix’ Freund Obelix ist Produzent und Lieferant von Hinkelsteinen. Hinkelsteine sind zwar überwiegend neolithisch, in der Bretagne sind aber auch eisenzeitliche Beispiele – oft kanneliert – bekannt. Die Verbindung von Galliern mit megalithischen Denkmälern geht auf die Antiquare des 18. Jahrhunderts zurück.[33]

Paul Celan hat ein Gedicht mit dem Titel Le Menhir verfasst.[34] Es erschien erstmals 1963 im Gedichtband Die Niemandsrose.[35]

Annette von Droste-Hülshoff schrieb das Gedicht Der Hünenstein. Es erschien 1844 zusammen mit anderen Gedichten im Zyklus Haidebilder.

Siegmar von Schultze-Galléra wurde 1914 vom in Halle (Saale) neben dem Landesmuseum aufgestellten Menhir von Krosigk zu seinem Kunstmärchen über den Schön-Annchen-Stein (Schön Ännchen von Gottgau) inspiriert, den er seit 1885 regelmäßig am damaligen Standort besuchte.

Menhir ist der Name einer 1995 in Thüringen gegründeten Pagan-Metal-Band.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Menhir – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Menhir – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Eichfelder: Menhire. In: Eichfelder.de. Private Webseite, 2003.
  • Johannes Kroth: Menhire in Deutschland. In: Menhire.net. Private Webseite, 2019 (Fotografien).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Salomon Reinach: Terminologie des monuments mégalithiques. In: Revue archéologique. Troisième Série 22, 1893, S. 34–48, hier S. 41 (französisch; JSTOR:41729742).
  2. Duden | Menhir | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. Abgerufen am 6. November 2020.
  3. a b Michel Toussaint, Stéphane Pirson, Christian Frébutte, François Valotteau: Critères d’identification des menhirs dans la Préhistoire belgo-luxembourgeoise. In: Bulletin de la Société préhistorique française. Jahrgang 102, Nr. 3, 2005, S. 599 (französisch).
  4. Seán P. Ó’Ríardáin: Antiquities of the Irish countryside. University paperbacks Nr. 94, 1942. Nachdruck Vierte Auflage 1974, London, Methuen, S. 81 (englisch).
  5. Catherine Bertho-Lavenir: Pourquoi ces menhirs? Les métamorphoses du mythe celtique. In: Ethnologie française. nouvelle serie 28/3, Astérix. Un mythe et ses figures, S. 306.
  6. Toni-Maree Rowe: Cornwall in Prehistory. Stroud, Tempus 2005, S. 155.
  7. Reinach: Terminologie des monuments mégalithiques; S. 36.
  8. De ce qui précède, il faut retenir que dolmen, comme menhir, est un terme demi-savant, dont la forme néo-celtique ne doit pas être alléguée comme un argument dans la controverse pendante sur l’ethnographie des constructeurs de dolmens. Salomon Reinach: Terminologie des monuments mégalithiques; S. 37.
  9. Menhir. In: Johannes Hoops (Hrsg.): Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Band 3: K–Ro. Verlag von Karl J. Trübner, Leipzig 1915–1916, S. 214.
  10. Duden-Redaktion: Hinkelstein. Abgerufen am 6. Juli 2019.
  11. Asterix - Operation Hinkelstein. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 3. Oktober 2022.
  12. a b c Marcel Baudoin: De la signification des Menhirs: Rapport fait au nom de la Société Préhistorique de France. In: Bulletin de la Société préhistorique française. Jahrgang 1, Nr. 4, 1904, S. 123 (französisch).
  13. meine Übersetzung, Sommerx2015; « Ce sont des pierres isolées, assez allongées, n’ayant subin presqu'aucune préparation, qu'on a jadis plantées en terre. »
  14. a b c Marcel Baudoin: De la signification des Menhirs. Rapport fait au nom de la Société Préhistorique de France. In: Bulletin de la Société préhistorique française. Jahrgang 1, Nr. 4, 1904, S. 124.
  15. Marcel Baudoin: De la signification des Menhirs. Rapport fait au nom de la Société Préhistorique de France. In: Bulletin de la Société préhistorique française. Jahrgang 1, Nr. 4, 1904, S. 125.
  16. Tim Darvill (Hrsg.): Concise Oxford dictionary of Archaeology. Stichwort „Menhir“. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 2008, ISBN 978-0-19-953404-3.
  17. Michel Toussaint, Stéphane Pirson, Christian Frébutte, François Valotteau: Critères d’identification des menhirs dans la Préhistoire belgo-luxembourgeoise. In: Bulletin de la Société préhistorique française. Jahrgang 102, Nr. 3, 2005, S. 599–606.
  18. Mamoun Fansa, Stefan Burmeister (Hrsg.): Rad und Wagen: der Ursprung einer Innovation. Wagen im Vorderen Orient und Europa. Katalog-Handbuch zur Ausstellung, Oldenburg, Landesmuseum für Natur und Mensch 27.3.–11.7.2004 (= Beiheft der Archäologischen Mitteilungen aus Nordwestdeutschland. Nr. 40). Zabern, Mainz 2004, ISBN 3-8053-3322-6, S. ??.
  19. Punchestown – The Long Stone. The Megalithic Portal
  20. Sara Champion: Menhir. Grove Art Online. Oxford Art Online. Oxford University Press.
  21. Tim Kerig: Ein Statuenmenhir mit Darstellung einer Axt vom Eschollbrückener Typ? Zu einem enigmatischen Steindenkmal aus Gelnhausen-Meerholz (Mainz-Kinzig-Kreis). In: Prähistorische Zeitschrift, Band 85. 2010, S. 59–78.
  22. Gerhard Baer, Brigitta Hauser-Schäublin, Annemarie Seiler-Baldinger, Christian Kaufmann, Urs Ramseyer, Susanne Haas, Marie-Louise Nabholz-Kartaschoff, Renée Boser-Sarivaxévanis, Theo Gantner: Kulturen Handwerk Kunst: Art, Artisanat et Société World Cultures, Arts and Crafts. Springer-Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-0348-7716-1. S. 144.
  23. Dominik Bonatz: Wandel einer Megalithkultur im 20. Jahrhundert (Nias/Indonesien). In: Anthropos. Nr. 96/1, 2001, S. 105–118.
  24. Dominik Bonatz: Wandel einer Megalithkultur im 20. Jahrhundert (Nias/Indonesien). In: Anthropos. Nr. 96/1, 2001, S. 109.
  25. a b c Application of in-situ produced terrestrial cosmogenic nuclides to archaeology: A schematic review. Abgerufen am 16. Oktober 2023.
  26. O. Cichocky: Zur Datierung von Erdställen - Teil 2. In: Der Erdstall 44, 2018, S. 97.
  27. Zacharie Le Rouzic: Les Monuments Mégalithiques de Carnac et de Locmariaquer: Leur destination. Leur âge. L. Geisler, 1901, S. 11.
  28. Frankreich: Hinkelstein-Fund begeistert Archäologen. In: Spiegel online. 2. August 2006.
  29. Pierre-Roland Giot: Vorgeschichte in der Bretagne: Menhire und Dolmen. 1992, ISBN 2-85543-076-3.
  30. Martin Kuckenburg: Kultstätten und Opferplätze in Deutschland – Von der Steinzeit bis zum Mittelalter. Theiss, Stuttgart, ISBN 978-3-8062-2076-6, S. 34.
  31. Paul Steiner: Steine als uralte Kultzeichen im Trierer Land. In: Trierischer Volksfreund. Nr. 55, Jahrgang 1930, Stadtarchiv Trier.
  32. Rainer Pauli: Sardinien. 7. Auflage. Ostfildern 1990, S. 234: „Papst Gregor I. schrieb 594 n. Chr. über die Sarden in der Barbagia: „(Dum enim) Barbaricini omnes ut insensata animalia vivant, Deum verum nesciant, ligna autem et lapides adorent“. Sie leben wie seelenlose Tiere, wissen nichts von Gott und beten Steine und Hölzer (Menhire und Idole) an.“
  33. Catherine Bertho-Lavenir: Pourquoi ces menhirs? Les métamorphoses du mythe celtique. In: Ethnologie française. nouvelle serie 28/3. Astérix, Un mythe et ses figures, S. 303–311.
  34. Le Menhir. In: Anne-Maria Sturm: Das Konzept der Involution als Paradigma der Interpretation in Paul Celans Gedichtsband „Die Niemandsrose“. Magisterarbeit 2008, ISBN 978-3-640-37698-8, S. 58.
  35. Paul Celan: Die Niemandsrose. Tübinger Ausgabe. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1996, ISBN 3-518-40738-4.