Mervyn LeRoy

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Mervyn LeRoy mit seiner zweiten Frau Doris Warner (1934)

Mervyn LeRoy (* 15. Oktober 1900 in San Francisco; † 13. September 1987 in Beverly Hills) war ein US-amerikanischer Filmregisseur und Filmproduzent, der eine Reihe von kommerziell sehr erfolgreichen Filmen inszenierte.

Leben und Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühes Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mervyn LeRoy wurde in eine jüdische Familie in San Francisco geboren. Bei dem Erdbeben in San Francisco von 1906 starb seine Mutter, und die Familie verlor ihr gesamtes Vermögen. Mit zwölf Jahren spielte er eine kleine Rolle als Zeitungsjunge in einer Theaterproduktion von Barbara Fritchie, einem Stück, das später verantwortlich war für den Künstlernamen von Barbara Stanwyck. LeRoy trat danach eine Zeitlang als „The Singing Newsboy“ und „The Boy Tenor of the Generation“ auf. Im Jahr 1915 gewann er für seine Imitation von Charlie Chaplin einen Talentwettbewerb und trat danach regelmäßig in Vaudeville-Aufführungen auf.

Zum Film kam LeRoy auf Empfehlung eines Bekannten, der ihn Jesse L. Lasky vorstellte. Seinen ersten Job beim Film hatte er daraufhin als Helfer in der Garderobe von Famous Players-Lasky, damals eine der größten Filmfirmen. In den Folgejahren übernahm Mervyn LeRoy die unterschiedlichsten Aufgaben: Er war Kameraassistent, Kameramann, Statist, Nebendarsteller und Drehbuchautor – häufig in Personalunion. Mit dem Wechsel zu First National im Jahr 1924 wurde er verantwortlich für etliche Filme von Colleen Moore, darunter Sally und Orchid and Ermine.

Regisseur und Produzent[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

LeRoy gab 1927 sein Regiedebüt und führte noch im selben Jahr Regie bei Naughty, But Nice, einer Komödie mit Colleen Moore und der jungen Loretta Young. Nach einigen eher durchschnittlichen Filmen wurde LeRoy mit Der kleine Cäsar von 1931 bekannt. Der Film schildert Aufstieg und Fall eines Gangsterbosses, gespielt von Edward G. Robinson, und war einer der größten Kassenerfolge des Jahres. Kurz danach drehte er mit Robinson Spätausgabe (1931) und zeichnete darin ein schonungsloses Bild von Sensationsjournalismus, dem jede Form von Ethik abhandengekommen ist. Die Aufdeckung moralischer Abgründe und gesellschaftlicher Missstände wurde bald zu einem Markenzeichen von LeRoys Zeit bei Warner Brothers, zu der Klassiker wie Jagd auf James A. gehörten, der 1932 die unhaltbaren Zustände im Justizvollzug aufdeckte und aus Paul Muni einen Star machte. Sein Film Der dritte Grad bot 1937 ein erschütterndes Zeugnis über Bigotterie, Rassenvorurteile und Lynchjustiz, das von den exzellenten Darstellungen von Claude Rains und der jungen Lana Turner lebte.

LeRoy demonstrierte seine Vielseitigkeit durch innovative Musicals wie Goldgräber von 1933 oder Melodramen wie Tugboat Annie, dem größten Kassenerfolg des Jahres 1933 mit Marie Dressler und Wallace Beery. Mit I Found Stella Parrish, einem elegant erzählten Drama über eine Mutter, die alles für ihre Tochter tut, gab er 1935 Kay Francis einen der größten finanziellen Erfolge ihrer Laufbahn.

1938 wechselte LeRoy zu MGM, dessen Studiochef Louis B. Mayer mittlerweile der Schwiegervater von LeRoy war. Sein Gehalt betrug 300.000 Dollar im Jahr und wurde, um die übrigen Regisseure bei MGM nicht in Aufruhr zu versetzen, offiziell nur mit 150.000 Dollar angegeben. Mit im Vertrag enthalten war auch die Übernahme von Lana Turner, die bei MGM bald zu einem Glamourstar aufstieg und einige ihrer besten Rollen unter der Regie von LeRoy spielte. Beide verband eine lebenslange Freundschaft. Eine seiner ersten Aufgaben bei MGM hatte LeRoy als Produzent des Filmklassikers Der Zauberer von Oz mit Judy Garland aus dem Jahr 1939.

Bei MGM gab LeRoy seinen realistischen, harten Inszenierungsstil auf und passte sich dem Look von MGM an: weiche, elegante Lichtführung, viel Oberlicht, großzügige Dekorationen, prachtvolle Kostüme und obligatorische Previews mit anschließenden Nachaufnahmen, da das jeweilige Testpublikum mit seinen Reaktionen über den endgültigen Schnitt entschied. War LeRoy bei Warner Brothers eher ein „Männerregisseur“, so waren seine ersten Arbeiten bei MGM eher Großproduktionen mit etablierten weiblichen Topstars: Ihr erster Mann mit Vivien Leigh und Escape, ein Spionagedrama mit Norma Shearer, die beide 1940 in den Verleih kamen, sowie eine Reihe hochprofitabler Filme mit Greer Garson, die unter LeRoy zum großen Star der Kriegsjahre aufstieg, – angefangen mit dem Waisenkinddrama Blüten im Staub von 1941, das sich durch den gedämpften Einsatz von Technicolor auszeichnete, Gefundene Jahre, einer Liebesgeschichte um Amnesie mit Ronald Colman und Garson, die 1942 erfolgreich im Kino lief, sowie Madame Curie, einer Filmbiografie über Marie Curie. Auf der anderen Seite inszenierte er für das Studio auch Gangsterfilme wie Der Tote lebt und Kriegsepen wie Dreißig Sekunden über Tokio, das den Doolittle Raid, den ersten Bombenangriff auf Tokio, detailgenau nachspielt.

Mervyn LeRoy (rechts) mit Kronprinz Akihito von Japan und Schauspielerin Ann Blyth (1953)

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Stern von LeRoys Karriere etwas zu sinken; seine Arbeiten waren zwar profitabel, insgesamt jedoch künstlerisch eher banal. Während dieser Phase war er unter anderem für einige teuer inszenierte, extravagante Wasserspektakel mit Esther Williams und Hochglanzmelodramen mit Lana Turner wie Dr. Johnsons Heimkehr (1948) und Serenade in Rio (1953) verantwortlich. Kommerziell sehr erfolgreich war seine Inszenierung des von MGM in Rom produzierten Monumentalfilms Quo Vadis (1951).

Erst mit der Rückkehr zu Warner Brothers Mitte der 1950er Jahre fand LeRoy künstlerisch zu seinen Stärken zurück. Er führte Regie bei der Verfilmung des Theatererfolgs The Bad Seed und einigen teuren, aber nicht immer erfolgreichen Filmen mit Rosalind Russell: 1000 Meilen bis Yokohama von 1961 und Gypsy – Königin der Nacht von 1962. Mitte der 1960er Jahre zog er sich ins Privatleben zurück. Im Jahr 1976 erhielt LeRoy den Irving G. Thalberg Memorial Award für sein Lebenswerk, nachdem er bereits 1946 einen Spezialoscar für den Dokumentarkurzfilm The House I Live In erhalten hatte, der sich gegen Rassismus und für mehr Toleranz einsetzte. 1957 war er ferner mit dem Cecil B. DeMille Award ausgezeichnet worden. Seit 1960 gibt es ihm zu Ehren einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame (1560 Vine Street).

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mervyn LeRoy war dreimal verheiratet, zuletzt von 1946 bis zu seinem Tod mit Katherine Spiegel. Aus zweiter Ehe mit Doris Warner (Tochter von Harry Warner) hatte er einen Sohn, Warner LeRoy (1935–2001), der später eine erfolgreiche Restaurantkette aufbaute. LeRoy war ein Pferdeliebhaber, der unter anderem die bei Hollywood gelegene Pferderennbahn Hollywood Park Racetrack mitbegründete. Seine Biografie unter dem Titel Mervyn LeRoy: Take One erschien 1974. Nachdem er zuletzt an Alzheimer gelitten hatte, verstarb Mervyn LeRoy 1987 im Alter von 86 Jahren.[1]

Ende der 1940er Jahre hatte er das spätere Präsidenten-Ehepaar Ronald Reagan und Nancy Reagan einander vorgestellt.[2]

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Schauspieler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Regisseur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Produzent[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1938 war er auch Produzent von fast allen Filmen, bei denen er Regie führte.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mervyn LeRoy. In: John Wakeman (Hrsg.): World Film Directors. Volume One, 1890–1945. The H.W. Wilson Company, New York 1987, ISBN 0-8242-0757-2, S. 651–657.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mervyn LeRoy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter B. Flint: Mervyn LeRoy, 86, Dies; Director and Producer. In: The New York Times, 14. September 1987.
  2. Lou Cannon: Nancy Reagan, an Influential and Protective First Lady, Dies at 94. In: The New York Times, 6. März 2016.