Michel Serrault

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Michel Serrault bei den Filmfestspielen von Cannes 1997

Michel Serrault (* 24. Januar 1928 in Brunoy bei Paris; † 29. Juli 2007 in Honfleur in der Basse-Normandie) war ein französischer Schauspieler. Während er zu Beginn seiner Karriere überwiegend in Komödien und beim Boulevard spielte, wurde er in seiner zweiten Lebenshälfte als Charakterdarsteller von „monstres sacrés“ bekannt, als Darsteller von Sonderlingen, Egozentrikern und Außenseitern.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Kind schwankten seine Berufswünsche zwischen Clown und Priester. Ein Theologiestudium brach er nach wenigen Wochen ab, um am „Centre dramatique“ Schauspiel zu lernen. Später wurde er eines der jüngsten Mitglieder der Comédie-Française. Dort lernte er auch Jean Poiret kennen, mit dem er Kabarett-Programme, Komödien und Sketche auf Pariser Bühnen brachte. Unter Poirets Regie spielte er am Théâtre du Palais-Royal ab 1973 mehr als 900-mal die Rolle des „Albin Mougeotte“, des Geliebten eines homosexuellen Nachtclubbesitzers und Star in dessen Club, in dem Theaterstück Ein Käfig voller Narren. Mit der gleichnamigen Verfilmung (1978) gelang Serrault der Durchbruch als weithin bekannter Filmschauspieler. Er spielte über 150 Film- und Fernsehrollen, war als Charakterdarsteller weltweit anerkannt und galt in Frankreich als einer der besten Bühnendarsteller in Stücken von Shakespeare und Molière.

Serrault war achtmal für den wichtigsten französischen Filmpreis, den César als bester Hauptdarsteller, nominiert und gewann ihn dreimal: 1979 für Ein Käfig voller Narren, 1982 als Mordverdächtiger in Das Verhör und 1995 als alternder Geliebter in Nelly & Monsieur Arnaud an der Seite von Emmanuelle Béart.

Michel Serrault war seit 1958 mit Juanita (Nita) Saint-Peyron verheiratet und hatte zwei Töchter, (* 1959) und (* 1962); die ältere kam 1977 bei einem Autounfall ums Leben. Er starb im Alter von 79 Jahren an den Folgen einer Polychondritis. Er wurde 2007 auf dem „Cimetière Sainte-Catherine“ von Honfleur beigesetzt. 2009 wurden die sterblichen Überreste umgebettet auf den alten Friedhof von Neuilly-sur-Seine.[1]

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Ich spiele lieber fünf Minuten eine interessante Rolle in einem schlechten Film als 90 Minuten eine banale Rolle in einem guten Film.“

Michel Serrault: Michel Serrault ist tot. In: Die Zeit vom 30. Juli 2007[2]

„Ich lasse mit meinem Spiel gerne die Vermutung reifen, dass wir alle arme Wesen sind, die unschöne Dinge tun können. Ob jemand ein Held oder ein Mistkerl wird, hängt manchmal nur an dem Flügelschlag eines Schmetterlings. Ich bin eine Art Brache, auf der ich weiß nicht welches Geheimnis gedeiht. In den schlimmsten Charakteren versuche ich jenen Moment größter Not darzustellen, der den Schrecken tilgt und in dem – für die Dauer einer Sekunde – die Fähigkeit zur Gnade entstehen kann, die alles verändert. Ich muss Zweifel säen und selbst verlorene Seelen zurückkaufen.“

Michel Serrault: Michel Serrault, lachend über Abgründen. In: Die Zeit vom 31. Juli 2007[3]

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michel Serrault: ...vous avez dit Serrault?. Éditions Florent Massot, Paris 2001, ISBN 978-2845880351 (Autobiografie, französisch)
  • Nathalie Serrault: Michel Serrault par Nathalie Serrault. Kero, Paris 2013, ISBN 978-2366580563 (französisch)
  • Adolph Kurt Böhm: Musik und Menschlichkeit. Morisken Verlag, München 2014, ISBN 978-3-944596-08-2 (Böhm dokumentiert seine Freundschaft mit Serrault an mehreren Stellen in Wort und Bild, etwa ihre Jugendstreiche und Theateraufführungen in den 40er Jahren im Kapitel "Michel Serrault", S. 28–45, und die Beerdigung Serraults in "Abschied von Michel" S. 199–201)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Michel Serrault – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Nachrufe

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. knerger.de: Das Grab von Michel Serrault
  2. „Michel Serrault ist tot“, Die Zeit, 30. Juli 2007
  3. „Michel Serrault, lachend über Abgründen“, Die Zeit, 31. Juli 2007