Miercurea Sibiului

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Miercurea Sibiului
Reußmarkt
Szerdahely
Wappen von Miercurea Sibiului
Miercurea Sibiului (Rumänien)
Miercurea Sibiului (Rumänien)
Basisdaten
Staat: Rumänien Rumänien
Historische Region: Siebenbürgen
Kreis: Sibiu
Koordinaten: 45° 53′ N, 23° 47′ OKoordinaten: 45° 53′ 21″ N, 23° 46′ 56″ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe: 345 m
Fläche: 85,12 km²
Einwohner: 3.619 (1. Dezember 2021[1])
Bevölkerungsdichte: 43 Einwohner je km²
Postleitzahl: 557150
Telefonvorwahl: (+40) 02 69
Kfz-Kennzeichen: SB
Struktur und Verwaltung (Stand: 2020[2])
Gemeindeart: Stadt
Gliederung: 2 Gemarkungen/Katastralgemeinden: Apoldu de Sus, Dobârca
Bürgermeister: Ioan Troancă (PNL)
Postanschrift: Str. Ilie Măcelariu, nr. 210
loc. Miercurea Sibiului, jud. Sibiu, RO–557150
Website:

Miercurea Sibiului (deutsch Reußmarkt, ungarisch Szerdahely) ist eine Kleinstadt in der Region Siebenbürgen in Rumänien.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reußmarkt liegt im Kreis Sibiu, 34 km westlich von der Kreishauptstadt Hermannstadt im Unterwald, an den Europastraßen E68 und E81.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchenburg Reußmarkt, 1966

Reußmarkt wurde in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts von siebenbürgisch-sächsischen Siedlern gegründet. 1290 wird der Ort als Ruhcmark zum ersten Mal erwähnt. Um 1330 zählte der Ort bereits 90 Familien, was in etwa einer Bevölkerung von etwa 450 Personen entspricht. Die Bevölkerung bestand überwiegend aus Bauern, teilweise aber auch aus Handwerkern, die in fünf verschiedenen Zünften organisiert waren. 1349 wird der Reußmarkter Stuhl zum ersten Mal erwähnt. Als dessen Sitz erlangte Reußmarkt eine hohe administrative Bedeutung. 1488 werden für den Ort nur mehr 43 Familien genannt. Auch die in den Steuerlisten genannten Abgaben fielen deutlich geringer aus als in früherer Zeit. Es kann davon ausgegangen werden, dass Reußmarkt durch die Türkeneinfälle im 15. Jahrhundert schwer getroffen wurde.

1658 wurde Reußmarkt erneut von den Türken verwüstet und niedergebrannt. 1704 wurde der Ort von Serben aus dem kaiserlichen Heer geplündert. Um 1713 zählte der Ort 68 Familien. Während der ungarischen Revolution wurde 1848 auch Reußmarkt belagert.

Die überwiegende Zahl der Siebenbürger Sachsen Reußmarkts lebt heute in Deutschland. Deren Anzahl hat im Lauf des 20. Jahrhunderts deutlich abgenommen. Als Hauptgründe anzuführen sind hier der Zweite Weltkrieg und dessen Folgen, die Repressionen während des Kommunismus aber vor allem die Massenabwanderung nach Deutschland nach der Wende in den frühen 1990er Jahren.

Wirtschaftlich dominierten von jeher Landwirtschaft und Viehzucht. 2004 wurde die Gemeinde zur Stadt erhoben.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bevölkerung von Miercurea Sibiului entwickelte sich wie folgt:[3]

Volkszählung Ethnische Zusammensetzung
Jahr Bevölkerung Rumänen Ungarn Deutsche andere
1850 1371 571 35 703 62
1910 2055 980 144 918 13
1941 2065 989 24 1044 8
1977 2585 1833 5 745 2
1992 2021 1790 4 210 17
2002 1917 1844 4 69
2021 3619 2863 5 45 706 (319 Roma)

Evangelische Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche und deren Wallanlagen gehen auf einen romanischen Bau zurück und stammen in ihren Grundzügen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Ab 1496 kam es zu einer deutlichen Verstärkung der Befestigungsanlagen sowie dem Umbau zur heutigen Hallenkirche. Die Ausstattung stammt überwiegend aus dem 18. Jahrhundert.

Die aus dem 13. bis 15. Jahrhundert stammende Ringmauer besitzt einen Torturm und an der Innenseite auf fast ganzer Länge Wohn- und Vorratskammern.

Die Anlage wurde 2014–2020 mit Unterstützung der Siebenbürgisch Sächsischen Stiftung saniert und befindet sich in gutem Zustand.

Kommunalpolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mandatsverteilung
Mandate im Lokalrat
(Wahlen 2020):[4]
PNL (7), PSD (2),
ALDE (3), PMP (1)

Dem Lokalrat von Reußmarkt gehören 13 Mitglieder an. Bei den Lokalwahlen von 2020 wurde Ioan Troancă von der National-Liberalen Partei wiedergewählt.

Personen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ilie Măcelar (1822–1891), siebenbürgisch-rumänischer Politiker, Präsident der „Rumänischen Nationalpartei Transsilvaniens“
  • Robert Wellmann (1866–1946), Künstler, Maler und Unternehmer[5]
  • Victor Capesius (1907–1985), Apotheker in den Konzentrationslagern Dachau und Auschwitz-Birkenau
  • Gheorghe Moldovan (1927–2003), Politiker (Partidul Comunist Român)
  • Johann Jungwirth (* 1973), deutscher Ingenieur und Manager

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Miercurea Sibiului – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Volkszählung 2021 in Rumänien, Populația rezidentă după etnie, 1. Dezember 2021 (rumänisch).
  2. Angaben bei Biroului Electoral Central, abgerufen am 2. April 2021 (rumänisch).
  3. Varga E. Árpád: Volkszählungen 1850–2002 in Siebenbürgen bei kia.hu, letzte Aktualisierung 4. November 2008 (PDF; 582 kB; ungarisch).
  4. Componenta Consiliul Local, abgerufen am 2. April 2021 (rumänisch).
  5. Walter Myss: Kunst in Siebenbürgen. Wort und Welt Verlag, Thaur bei Innsbruck 1991, S. 278, ISBN 3-85373-127-9.