Molière (Theaterpreis)

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Molière, Gemälde von Nicolas Mignard (1656), Musée Carnavalet.

Der Molière ist der nationale Theaterpreis Frankreichs. Die Auszeichnung ist nach dem französischen Dramatiker Molière (1622–1673) benannt und wurde erstmals 1987 auf Initiative des Journalisten Georges Cravenne vergeben, der auch Mitbegründer des nationalen Filmpreises César war. Seither wird vom Künstlerverband des französischen Theaters, der Association professionnelle et artistique du théâtre (APAT), alljährlich im April oder Mai in Paris die besten französischsprachigen Bühnenproduktionen und Theaterschaffenden des vergangenen Jahres prämiert. Die Preisverleihung wird im französischen Fernsehen übertragen und in Anlehnung an die jährliche César-Verleihung als „La Nuit des Molières“ (dt.: „Die Nacht der Molières“) bezeichnet.

Wahlverfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über die Preisträger, die mit einer goldenen Molière-Büste ausgezeichnet werden, entscheiden die Mitglieder der Association professionnelle et artistique du théâtre in zwei Wahlgängen. In der Vergangenheit waren Sieger auch durch eine Jury ermittelt worden, deren Entscheidungen oft auf Kritik in der Öffentlichkeit gestoßen war. Ein für 2006 neu eingeführtes Wahlprozedere soll die Verteilung der Preise ausgewogen und repräsentativer machen, obwohl Theaterjournalisten und -kritiker, zukünftig nicht mehr an der Wahl teilnehmen dürfen, wie 2006 der ehemalige Präsident der APAT, Pierre Santini, bekanntgab.

Die APAT darf maximal 1500 Mitglieder umfassen, wobei der Anteil an Schauspielern nicht mehr als die Hälfte der gesamten Mitgliederzahl betragen darf. Bei der letzten Verleihung im Jahr 2006 stimmten 1300 Mitglieder der Molière-Akademie über die nominierten Stücke und Künstler ab, die sich nach Theaterschaffenden (850 Personen), vergangenen Preisträgern (150) und Produzenten aus öffentlichen- und Privattheatern (300) zusammensetzten. Sie entscheiden nach objektiven Gesichtspunkten, wie Aktivität, geographische Lage oder repräsentativen Charakter.

Zudem wurden 2006 einmalig spezielle Jurys ins Leben gerufen, die Molières unter anderem für die beste Theaterkompanie und Theatermusical und zwei Spezialpreis (Grand prix spécial du jury) vergeben, die öffentliche und Privattheater auszeichneten.

Kategorien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bisher wurden die Theaterpreise in bis zu 28 jährlich variierenden Kategorien vergeben. Dabei wurde zwischen der Vergabe des Molières und dem Grand prix spécial du jury, dem Spezialpreis der Jury (bis 2006 vergeben) unterschieden. Bei der 21. Verleihung der Molières am 14. Mai 2007 triumphierten als bestes Bühnenstück eines Privattheaters Le Gardien (The Caretaker) von Harold Pinter am Pariser Théâtre de l’Œuvre (Regie: Didier Long, Adaption: Philippe Djian) und die mit öffentlichen Mitteln finanzierte Produktion Cyrano de Bergerac von Denis Podalydès an der Comédie-Française, die mit sechs gewonnenen Preisen am erfolgreichsten war. Kritisiert wurde die Vergabe der Preise seitens der französischen Tageszeitung Le Monde, die die Dezentralisierung der französischen Theaterlandschaft anprangerte.[1] In den beiden wichtigen Kategorien Bestes Theaterstück – Privattheater und Bestes Theaterstück – Öffentliches Theater werden nur Inszenierungen Pariser Theater berücksichtigt, während Bühneninszenierungen außerhalb der französischen Hauptstadt separat mit dem Preis für das Beste regionale Theaterstück (Molière du théâtre en région) prämiert werden. Auch mehrt sich die letzten Jahre über die Kritik, dass vor allem mit staatlichen Subventionen finanzierte Theaterproduktionen jedes Jahr besonders gut bei den Molières abschneiden.[2]

Die Preiskategorien des Jahres 2007:

Molière[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kategorie Originalbezeichnung verliehen seit
Bestes Theaterstück – Privattheater Meilleur spectacle du théâtre privé 1987
Bestes Theaterstück – Öffentliches Theater Meilleur spectacle du théâtre public 1987
Beste Regie Meilleur metteur en scène 1987
Bester Hauptdarsteller Meilleur comédien 1987
Beste Hauptdarstellerin Meilleure comédienne 1987
Bester Nebendarsteller Meilleur comédien dans un second rôle 1987
Beste Nebendarstellerin Meilleure comédienne dans un second rôle 1987
Bester Nachwuchsdarsteller Révélation théâtrale masculine 1987
Beste Nachwuchsdarstellerin Révélation théâtrale féminine 1987
Beste One-Man- bzw. One-Woman-Show Meilleur spectacle seul(e) en scène 1989
Bestes Originaldrehbuch Meilleur auteur 1987
Bestes adaptiertes Drehbuch Meilleur adaptateur 1987
Bestes Szenenbild Meilleur décorateur-scénographe 1987
Beste Kostüme Meilleur créateur de costumes 1987
Bestes Licht Meilleur créateur de lumières 2000
Bestes regionales Theaterstück Meilleur théâtre en région 1988
Bestes Musical Meilleur spectacle musical 1987
Bestes junges Theaterstück – Öffentliches Theater Meilleur spectacle jeune public 2007

Jurypreise (1988–2006)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kategorie Originalbezeichnung Verleihungszeitraum
Großer Spezialpreis der Jury – Privattheater Grand prix spécial du jury théâtre privé 2006
Großer Spezialpreis der Jury – Öffentliches Theater in einer Region Grand prix spécial du jury théâtre public en région/Meilleur spectacle de la décentralisation 1988–2006

Verleihungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Théâtre Mogador in Paris, Schauplatz der Molière-Verleihungen von 2002, 2003, 2005 und 2006
Jahr Datum Veranstaltungsort Präsident (APAT) Präsident (Verleihung)
1987 ? ? Jean-Louis Barrault François Périer
1988 ? ? Jean-Louis Barrault Edwige Feuillère
1989 ? ? Pierre Dux Jeanne Moreau
1990 ? ? Pierre Dux Jean Marais
1991 ? ? Francis Huster Vittorio Gassman
1992 ? ? Francis Huster Suzanne Flon
1993 5. April Théâtre du Châtelet Claude Rich Michel Serrault
1994 18. April Théâtre du Châtelet Claude Rich Jacques Dufilho
1995 27. März Théâtre Marigny Pierre Arditi Maria Casarès
1996 6. Mai Théâtre Marigny Pierre Arditi Ludmila Mikaël
1997 14. April Théâtre des Champs-Élysées Jean-Claude Carrière Yasmina Reza
1998 6. April Théâtre des Champs-Élysées Jean-Claude Carrière Dario Fo
1999 3. Mai Théâtre des Champs-Élysées Jean-Claude Carrière Pierre Arditi
2000 8. Mai Opéra-Comique Suzanne Flon Jérôme Savary
2001 7. Mai Théâtre Marigny Jean Danet Robert Hossein
2002 1. April Théâtre Mogador Jean Piat Jean Piat
2003 12. Mai Théâtre Mogador Jean Piat Jean Piat
2004 19. April Théâtre des Champs-Élysées Jean Piat Jean Piat
2005 9. Mai Théâtre Mogador Pierre Santini Laurent Ruquier
William Leymergie
2006 24. April Théâtre Mogador ? Jacques Weber
2007 14. Mai Théâtre de Paris Jean-Claude Houdinière Jacques Weber
2008 28. April Folies Bergère ? Karine Le Marchand
2009 26. April Théâtre de Paris ? Frédéric Mitterrand
2010 25. April Maison des arts et de la culture de Créteil Line Renaud Marie Drucker und Michel Drucker
2011 17. April Maison des arts et de la culture de Créteil Michel Galabru Laurent Lafitte

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Molière – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michel Vinaver: Que vive le théâtre décentralisé!. In: Le Monde, 15. Mai 2007, Rubrique Débats, S. 20
  2. Olivier Schmitt: The Tre, La querelle des Molières: Commentaire; Cache-misère. In: Le Monde, 18. Dezember 1993