Murr (Gemeinde)

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Wappen Deutschlandkarte
Murr (Gemeinde)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Murr hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 58′ N, 9° 16′ OKoordinaten: 48° 58′ N, 9° 16′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Ludwigsburg
Höhe: 203 m ü. NHN
Fläche: 7,79 km2
Einwohner: 6795 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 872 Einwohner je km2
Postleitzahl: 71711
Vorwahl: 07144
Kfz-Kennzeichen: LB, VAI
Gemeindeschlüssel: 08 1 18 054
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hindenburgstraße 60
71711 Murr
Website: www.gemeinde-murr.de
Bürgermeister: Torsten Bartzsch (parteilos)
Lage der Gemeinde Murr im Landkreis Ludwigsburg
KarteErdmannhausenErdmannhausenRemseck am NeckarSchwieberdingenMarbach am NeckarMarbach am NeckarMarbach am NeckarMarbach am NeckarOberstenfeldOberstenfeldMundelsheimMundelsheimAffalterbachAspergBenningen am NeckarBesigheimBesigheimBönnigheimErligheimFreudentalGemmrigheimGroßbottwarGroßbottwarHessigheimLöchgauMurr (Gemeinde)Murr (Gemeinde)PleidelsheimPleidelsheimSteinheim an der MurrTammWalheimIngersheimFreiberg am NeckarBietigheim-BissingenBietigheim-BissingenDitzingenEberdingenKornwestheimMöglingenOberriexingenSersheimVaihingen an der EnzSachsenheimKorntal-MünchingenLudwigsburgMarkgröningenHemmingenGerlingenKirchheim am Neckar
Karte
Murr liegt zwischen Hügeln mit Feldern und Weinbergen
Der Ortskern mit Peterskirche, von der Murr her gesehen

Murr ist eine Gemeinde im Landkreis Ludwigsburg in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Region Stuttgart (bis 1992 Region Mittlerer Neckar) und zur europäischen Metropolregion Stuttgart.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Murr liegt im Naturraum Neckarbecken in 196 bis 261 Meter Höhe an der Murr, zwei Kilometer vor deren Mündung in den Neckar und etwa zwölf Kilometer nördlich von der Kreisstadt Ludwigsburg entfernt. Eine unbewohnte Exklave im Hardtwald bei Rielingshausen wird dem Naturraum Schwäbisch-Fränkische Waldberge zugerechnet.[2]

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachbargemeinden sind im Westen Pleidelsheim, Marbach im Süden und Benningen am Neckar im Südwesten, sowie Steinheim an der Murr im Osten, das unmittelbar in das Gemeindegebiet von Murr übergeht.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Murr gehören der Ort Murr und das Gehöft Sonnenhof.[3]

Flächenaufteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das untere Murrtal, und damit auch das Gebiet der Gemeinde Murr, ist schon seit Jahrtausenden besiedelt. Erste Bodenfunde stammen aus der Jungsteinzeit und reichen bis zur Römerzeit. Ein römischer Weihestein bezeugt um 200 n. Chr. erstmals die „Dorfbewohner an der Murr“. Der heutige Ort geht auf eine alamannische Siedlung zurück und wird urkundlich erstmals 972 genannt. Im 13. Jahrhundert war Murr Sitz eines bischöflich-speyerischen Landkapitels und kam 1302 an Württemberg.

Murr, das vom 15. Jahrhundert an zum Amt Marbach gehörte, war neben Marbach und Steinheim Sitz des letztmals 1839 tagenden Hardtgerichts. Von 1517 bis 1871 wurde Scheiterholz aus dem Schwäbisch-Fränkischen Wald auf der Murr bis zur früheren Floßbrücke geflößt, wo sich ein großer Lagerplatz befand.

Bei der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im 1806 gegründeten Königreich Württemberg blieb Murr dem Oberamt Marbach zugeordnet.

Bis ins 20. Jahrhundert war Murr ein landwirtschaftlich geprägter Ort mit Straßendorfcharakter an der alten Überlandstraße von Ludwigsburg durch das Bottwartal nach Heilbronn.

Die Verwaltungsreform während der NS-Zeit in Württemberg führte 1938 zur Zugehörigkeit zum Landkreis Ludwigsburg. Da Murr nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der Amerikanischen Besatzungszone geworden war, gehörte der Ort somit seit 1945 zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging.

Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit Einführung der Reformation in Württemberg ist auch Murr protestantisch geprägt. So gibt es auch heute noch eine evangelische Gemeinde im Ort, während die Katholiken zum Gottesdienst nach Steinheim an der Murr fahren müssen.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg[5] (nur Hauptwohnsitze).

Jahr Einwohner
1. Dezember 1871¹ 870
1. Dezember 1880¹ 912
1. Dezember 1890¹ 967
1. Dezember 1900¹ 953
1. Dezember 1910¹ 1.028
16. Juni 1925¹ 1.157
16. Juni 1933¹ 1.188
17. Mai 1939¹ 1.269
13. September 1950¹ 1.835
6. Juni 1961¹ 2.199
Jahr Einwohner
27. Mai 1970¹ 2.855
31. Dezember 1980 4.257
25. Mai 1987¹ 4.364
31. Dezember 1990 4.660
31. Dezember 1995 5.296
31. Dezember 2000 5.823
31. Dezember 2005 6.069
31. Dezember 2010 6.201
31. Dezember 2015 6.413
31. Dezember 2020 6.745

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat in Murr hat 14 Mitglieder. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis.[6] Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Parteien und Wählergemeinschaften %
2019
Sitze
2019
%
2014
Sitze
2014
Kommunalwahl 2019
 %
40
30
20
10
0
34,15 %
26,73 %
21,30 %
17,82 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
−3,00 %p
−1,50 %p
−2,21 %p
+6,72 %p
FW Freie Wählervereinigung Murr 34,15 5 37,15 5
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 26,73 4 28,23 4
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 21,30 3 23,51 3
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 17,82 2 11,10 2
gesamt 100,0 14 100,0 14
Wahlbeteiligung 67,28 % 57,41 %

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Torsten Bartzsch (parteilos) ist seit 1. Juli 2012 Bürgermeister der Gemeinde Murr. Er wurde am 22. April 2012 im ersten Wahlgang mit 72,26 % der Stimmen gewählt und am 26. April 2020 mit 95,36 % der Stimmen im Amt bestätigt. Sein Vorgänger war Manfred Hollenbach (CDU), der von 1972 bis 2012 als Bürgermeister amtierte.

Wappen und Flagge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gemeindewappen ist unter goldenem Schildhaupt, darin eine schwarze Hirschstange, von Gold und Rot gespalten, vorne ein roter Kelch, hinten ein aufgerichtetes goldenes Hifthorn mit zur Spaltung weisender grüner Fessel. Die Gemeindeflagge ist rot-gelb und wurde am 18. April 1980 verliehen.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landwirtschaft und Weinbau waren bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts die Haupterwerbsquellen. Die Lagen gehören zur Großlage Schalkstein im Bereich Württembergisch Unterland des Weinbaugebietes Württemberg. Heute bewirtschaften nur noch wenige Landwirte etwa 400 ha Fläche. Jedoch hat die Gärtnerei, bedingt durch die Nähe zu den großen Absatzmärkten des mittleren Neckarraums, eine gewisse Bedeutung erlangt.

Waren es in den 1950er Jahren nur wenige Handwerks- und Industriebetriebe die Arbeit am Ort boten, so hat sich deren Zahl stark vergrößert. Heute sind nahezu alle Branchen in einem rund 30 ha großen Industriegebiet in Autobahnnähe vertreten: Vom Fertighausbau bis zum Maschinenbau; etwa 2000 Arbeitsplätze gibt es in Murr.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altes Empfangsgebäude des Bahnhofs in Murr

Murr ist durch die drei Kilometer entfernte Anschlussstelle Pleidelsheim der Bundesautobahn 81 gut an das überregionale Straßennetz angebunden.

Der nächste Bahnhof (mit der Linie S 4 der S-Bahn Stuttgart) befindet sich im vier Kilometer entfernten Marbach, wohin es eine Busverbindung (Linie 460) gibt.

Bis 1990 hatte Murr einen Bahnhof an der bis 1968 schmalspurigen Bottwartalbahn von Marbach nach Heilbronn Süd. Im Sommer 1968 wurde das Teilstück von Marbach nach Steinheim auf Normalspur umgespurt, und der Personenverkehr eingestellt. Lediglich Güterzüge und Sonderzüge fuhren noch auf der Strecke. Beim Empfangsgebäude handelt es sich um einen nachträglich aufgestockten württembergischen Einheitsbahnhof vom Typ I.[7]

Öffentliche Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt ein Alten- und Pflegeheim der kreiseigenen Kleeblatt Pflegeheime.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Murr verfügt über eine eigene Grundschule und drei Kindergärten.

Ver- und Entsorgung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Strom- und Gasnetz in der Gemeinde wird von der Syna GmbH betrieben. Das Trinkwasser stammt zum Teil aus zwei Tiefbrunnen im Murrtal und zum Teil aus Fremdwasser, das von der Landeswasserversorgung bezogen wird. Der Zweckverband Gruppenklärwerk Häldenmühle ist zuständig für die Abwasserreinigung in Murr sowie für Marbach, Steinheim, Großbottwar, Erdmannhausen und Benningen. Die Abfallentsorgung wird von der Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises Ludwigsburg mbH (AVL) übernommen, einer 100%igen Tochtergesellschaft des Landkreises Ludwigsburg. Die AVL ist beauftragt, die Aufgaben zur Vermeidung, Verwertung und Beseitigung von Abfällen im Auftrag des Landkreises Ludwigsburg zu erfüllen.

Personen in Verbindung mit der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Murr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Naturräume Baden-Württembergs. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Stuttgart 2009
  3. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2. S. 458–459
  4. Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Murr.
  5. Bevölkerungsentwicklung in Baden-Württemberg von 1871 bis 2012@1@2Vorlage:Toter Link/www.statistik.baden-wuerttemberg.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Wahlinformationen des Kommunalen Rechenzentrums
  7. Rainer Stein: Der württembergische Einheitsbahnhof auf Nebenbahnen. In: Eisenbahn-Journal Württemberg-Report. Band 1, Nr. V/96. Merker, Fürstenfeldbruck 1996, ISBN 3-922404-96-0, S. 80–83.