Musa Alami

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Musa al-Alami 1918 in Jerusalem, vor seiner Abreise nach Cambridge

Musa Alami (* 3. Mai 1897 in Jerusalem; † 8. Juni 1984 in Amman, Jordanien; arabisch موسى علمي, DMG Mūsā ʿAlamī) war ein palästinensischer Nationalist und Politiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Musa Alami entstammte einer angesehenen und wohlhabenden muslimischen Familie. Die Familie hatte im 17. Jahrhundert ein Haus direkt neben der Grabeskirche erworben.[1] Sein Großvater Musa Alami war wie sein Vater Faidi Alami Bürgermeister von Jerusalem. Alami hatte Schulunterricht beim fortschrittlichen Pädagogen Khalil as-Sakakini[2] und studierte am Trinity College in Cambridge[3] Jura.

Er arbeitete er als höherer Staatsanwalt[3] für die Justizverwaltung der britischen Mandatsregierung, zuletzt als Privatsekretär von General Arthur Grenfell Wauchope, dem Hochkommissar für Palästina in den 1930er Jahren. Im August 1934[1] führte er in ihrem Auftrag informelle Gespräche mit David Ben-Gurion,[1][4] dem Anführer des Arbeiterzionismus, George Antonius,[1][4] der als Berater einen mäßigenden[1] Einfluss auf Mohammed Amin al-Husseini zu nehmen versuchte, und Awni Abd al-Hadi[4] vom Istiqlal, um Möglichkeiten zur Verwirklichung einer arabisch-jüdischen Konföderation[1] zu sondieren, die zu diesem Zeitpunkt auch einige Zionisten als einzige erreichbare Option ansahen.[1] Alami zählte zum Kreis der Personen, die sich in der Villa von Katy Antonius, dem späteren Shepherd-Hotel, trafen.[5] Laut dem Historiker Tom Segev verkaufte Alami an Zionisten das Land auf dem diese den Kibbuz Tirat Zwi errichteten.[2]

Nachdem er von den britischen Behörden in seiner Funktion als Justizberater entlassen worden war, ging er ins Exil nach Beirut und Bagdad. 1939 nahm er an der St.-James-Konferenz in London teil und leistete einen bedeutenden Beitrag zum Weißbuch von 1939.

Nach dem Palästinakrieg 1948 verlor Alami den Großteil seines Besitzes in Jerusalem und Galiläa und ließ sich in der Nähe von Jericho nieder.[6] Hier erwarb er von der jordanischen Regierung ein Stück Land, auf dem er später eine landwirtschaftliche Schule errichtete, die nach dem Sechstagekrieg 1967 von den israelischen Behörden größtenteils zerstört wurde.

Alami starb 1984 in Amman und wurde in der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem begraben. Ein Grenzübergang bei der Allenby-Brücke, der für Palästinenser auf der Durchreise nach Jordanien bestimmt ist, trägt seinen Namen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sir Geoffrey Furlonge: Palestine is My Country: The Story of Musa Alami. Praeger Publishers, New York 1969 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Musa Alami – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Simon Sebag Montefiore: Jerusalem – Die Biographie. 4. Auflage. Nr. 17631. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-596-17631-1, S. 631 f. (Originalausgabe: Jerusalem. The Biography. Weidenfels & Nicolson, London 2011; übersetzt von Ulrike Bischoff und Waltraud Götting).
  2. a b Tom Segev: Es war einmal ein Palästina – Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels. Siedler Verlag (Random House), München 2005, ISBN 3-88680-805-X, S. 95, 299 (englisch: One Palestine, Complete: Jews and Arabs under the British Mandate. New York 2000. Übersetzt von Doris Gerstner).
  3. a b Tom Segev: David Ben Gurion – Ein Staat um jeden Preis. Siedler Verlag (Random House), München 2018, ISBN 978-3-8275-0020-5, S. 263.
  4. a b c Baruch Kimmerling, Joel S. Migdal: The Palestinian People, a History. 2. Auflage. Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 2003, ISBN 0-674-01129-5, S. 100, 128.
  5. Menachem Klein: Jerusalem: geteilt, vereint – Araber und Juden in einer Stadt. Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-633-54289-5, S. 132 (gekürzte deutschsprachige Ausgabe von Lives in Common. Arabs and Jews in Jerusalem, Jaffa, and Hebron, C. Hurst & Co. Publishers, 2014; übersetzt von Eva-Maria Thimme).
  6. Jericho (abgerufen am 3. Februar 2023)