Nationalratswahl in Österreich 1949

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1945Nationalratswahl 19491953
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44,03
(−5,77)
38,71
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11,67
(n. k.)
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0,51
(+0,32)
1945

1949

    
Insgesamt 165 Sitze
Verhältnis Regierung-Opposition im
VI. Österreichischen Nationalrat
144
21
144 21 
Insgesamt 165 Sitze

Die Nationalratswahl am 9. Oktober 1949 war die sechste in der Geschichte der Republik Österreich und zugleich die zweite nach der Zeit des Nationalsozialismus. Stärkste Partei wurde die ÖVP mit Bundeskanzler Leopold Figl, die allerdings Stimmen verlor und ihre absolute Mandatsmehrheit einbüßte. Die SPÖ unter Adolf Schärf verlor etwa gleich viele Stimmen wie die ÖVP und wurde zweitstärkste Partei. Die neu gegründete Wahlpartei der Unabhängigen schaffte auf Anhieb den Sprung über die Grundmandatshürde und wurde drittstärkste Kraft noch vor der KPÖ, die ein Wahlbündnis mit den Linkssozialisten eingegangen war („Linksblock“) und deren Stimmenanteil in etwa gleich blieb.

Wahlberechtigt waren 4.391.815 Menschen. Die Wahlbeteiligung betrug 95,49 Prozent (1945: 93,27 Prozent).

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1949 waren von den rund 556.000 österreichischen Nationalsozialisten 90 Prozent (die als minderbelastet eingestuften ehemaligen Nationalsozialisten) wieder wahlberechtigt. Mit der Wahlpartei der Unabhängigen, der Vorläuferpartei der FPÖ, gab es eine Partei, die ein Sammelbecken für die ehemaligen NSDAP-Mitglieder wurde. Allerdings warben auch ÖVP und SPÖ um die Stimmen der ehemaligen Nationalsozialisten. Die SPÖ ließ Hunderttausende Flugblätter mit einer "Gewissensfrage" "an jeden ehemaligen Nationalsozialisten" drucken, mit denen intensiv um die Stimmen der ehemaligen Nationalsozialisten geworben wurde ("Wer vergessen hat, daß wir national und sozialistisch waren, wird heute zur ÖVP gehen.").[1]

Im November 1947 verließ die KPÖ die seit Dezember 1945 bestehende Konzentrationsregierung. Der einzige kommunistische Minister Karl Altmann trat von seinem Posten als Leiter des Ministeriums für Energiewirtschaft und Elektrifizierung zurück. Grund dafür war sein Protest gegen die zweite Währungsreform, die zu einer finanziellen Schlechterstellung der unteren Einkommensschichten geführt habe. ÖVP und SPÖ bildeten in der Folge eine Große Koalition, die sich 1949 erstmals den Wählern stellte.

Am gleichen Tag wie die Nationalratswahl fanden die Landtagswahlen in den neun Bundesländern statt.

Endergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahlwerber Stimmen Anteil Mandate
1949 ±
%-Pkte
1949 ±
Österreichische Volkspartei (ÖVP) 1.846.581 44,0 % −5,8 77 −8
Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ) 1.623.524 38,7 % −5,9 67 −9
Wahlpartei der Unabhängigen (WdU) 489.273 11,7 % n.k. 16 +16
Kommunistische Partei Österreichs u. Linkssozialisten (Linksblock) 213.066 5,1 % −0,3 5 +1
Demokratische Union (DU) 12.059 0,28 % n.k. 0
Vierte Partei 7.134 0,17 % n.k. 0
Demokraticna fronta delovnegna ljudstva (DF) 2.088 0,04 % n.k. 0
Demokratische Partei Österreichs (DPÖ) 5 0,00 % −0,2 0
Wirtschaftspartei der Haus- und Grundbesitzer (Wirtschaftspartei) 3 0,00 % n.k. 0
Österreichische Patriotische Union (ÖPU) 0 0,00 % n.k. 0

n.k. = nicht kandidiert

Ergebnisse in den Bundesländern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hier werden die Ergebnisse in den Bundesländern aufgelistet.[2]

Partei B K N O S St T V W
ÖVP 52,6 33,7 54,1 44,9 43,7 42,9 56,3 56,4 35,6
SPÖ 40,5 40,7 36,2 30,8 33,6 37,4 23,8 18,9 49,2
WdU 03,9 20,6 04,3 20,8 18,6 14,5 17,4 21,9 06,8
KPÖ 02,9 004,02 05,1 03,1 03,3 04,5 01,6 02,4 07,9
DU 000,08 00,1 00,1 00,1 00,3 00,5 00,7 00,4 00,3
VP 000,12 00,2 00,2 00,6 00,1 00,2 00,2
DF 00,8
DPÖ 00,0
WP 00,0

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ÖVP stellte mit Leopold Figl weiterhin den Bundeskanzler. Es wurde eine Große Koalition aus ÖVP und SPÖ gebildet. Die Bundesregierung Figl II amtierte ab dem 8. November 1949. Die Bundesregierung Figl III übernahm am 28. Oktober 1952 die Geschäfte.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eleonore Gläser: Die Propaganda für die österreichischen Wahlen 1949. Parteien, Propaganda, Verlauf. Dissertation. Universität Wien, Wien 1951.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Aus ehrlicher Überzeugung“. In: diepresse.com. 23. Januar 2009, abgerufen am 19. September 2019.
  2. Ergebnisse nach Bundesländern