Natriumperborat

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Strukturformel
Allgemeines
Name Natriumborat-Tetrahydrat
Andere Namen
  • Dinatriumtetrahydroxidodi-µ-peroxidodiborat-Hexahydrat (IUPAC)
  • Natriumperoxoborat-Trihydrat
  • SODIUM PERBORATE (INCI)[1]
Summenformel Na2B2(O2)2(OH)4·6 H2O
Kurzbeschreibung

weißer, geruchloser Feststoff[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 239-172-9
ECHA-InfoCard 100.035.597
PubChem 5460514
ChemSpider 4574023
Wikidata Q415507
Arzneistoffangaben
ATC-Code

A01AB19

Eigenschaften
Molare Masse 153,81 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,731 g·cm−3[3][4]

Schmelzpunkt
Löslichkeit

23 g·l−1 in Wasser bei 20 °C)[6] (parallel beginnende Zersetzung)[4]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[8] ggf. erweitert[7]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 360Df​‐​335​‐​318
P: 201​‐​202​‐​261​‐​271​‐​280[5]
Zulassungs­verfahren unter REACH

besonders besorgnis­erregend: fortpflanzungs­gefährdend (CMR)[9]; zulassungs­pflichtig[10]

Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Natriumperborat wird oft Natriumborat-Tetrahydrat genannt und als Formel NaBO3·4 H2O angegeben. Im festen Zustand liegen jedoch keine Natriumboroxide mit Kristallwasser, sondern ringförmige Peroxoborate vor, mit der Formel Na2B2(O2)2(OH)4·6 H2O.

Gewinnung und Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Natriumperborat wird in einem zweistufigen Prozess ausgehend von Borax und Natriumhydroxid hergestellt:[11]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Natriumperborat ist ein weißes, geruchloses, kristallines Pulver, welches sich nur mäßig in Wasser löst.[3] Eine alkalische wässrige Lösung gibt bei Raumtemperatur nur langsam Sauerstoff ab. Die Sauerstoffentwicklung beschleunigt sich bei höheren Temperaturen.[3] Wie alle Verbindungen mit Peroxogruppen (siehe Peroxide, Perborate), so ist auch das Natriumperborat ein starkes Oxidationsmittel und setzt sehr leicht Sauerstoff frei.

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Natriumperborat wird als Bleichmittel in vielen Waschmitteln verwendet.[3] In Wasser zerfällt es zu Wasserstoffperoxid und Natriumhydrogenborat, wobei das Wasserstoffperoxid zur Oxidation von Farbstoffen beiträgt. Es wird in dieser Rolle mehr und mehr von Natriumpercarbonat ersetzt, da das in der Waschlauge zurückbleibende Natriumborat schlecht in Klärwerken ausgefiltert wird und so in Gewässer gelangen kann. Es wird weiterhin in Geschirrspül-, Reinigungs-, Munddesinfektionsmitteln, Gebissreinigern, Fußbadzubereitungen und Fleckentfernern verwendet.[3] Es dient zudem zum Bleichen von Textilien, Stroh, Elfenbein, Seifen, Wachs und Schwämmen.[3] Eine weitere Anwendung ist das Bleichen von Zähnen. Küpen- und Schwefelfarbstoffe können mit der Verbindung nachoxidiert werden.[3]

1904 wurde für Natriumperborat unabhängig voneinander ein Syntheseverfahren von George François Jaubert und Otto Liebknecht (dem Bruder von Karl Liebknecht) entwickelt. 1907 kam Natriumperborat als ein Bestandteil von Persil (Perborat-Silikat) auf den Markt.

In durch Organophosphorverbindungen stabilisierter Form wird Natriumperborat als Konservierungsmittel in ophthalmologischen Präparaten eingesetzt.[12]

Sicherheitshinweise und gesetzliche Regelungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Natriumperborat wurde im Juni 2014 aufgrund seiner Einstufung als reproduktionstoxisch (Reprod. 1B) in die Kandidatenliste der besonders besorgniserregenden Stoffe (Substance of very high concern, SVHC) aufgenommen.[9] Im Februar 2020 wurde Natriumperborat danach in das Verzeichnis der zulassungspflichtigen Stoffe mit dem Ablauftermin für die Verwendung in der EU zum 27. Mai 2023 aufgenommen.[10][13]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag zu SODIUM PERBORATE in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 1. November 2021.
  2. Eintrag zu Sodium perborate monohydrate bei Thermo Fisher Scientific, abgerufen am 13. Oktober 2023.
  3. a b c d e f g h Eintrag zu Natriumperoxoborat. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 16. April 2019.
  4. a b Franz v Bruchhausen, Siegfried Ebel, Eberhard Hackenthal, Ulrike Holzgrabe: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis: Folgeband 5: Stoffe L-Z. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-58388-9 (books.google.com).
  5. a b Datenblatt Sodium perborate tetrahydrate bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 7. Juli 2019 (PDF).
  6. Narayan S. Hosmane: Boron Science: New Technologies and Applications. CRC Press, 2016, ISBN 978-1-4398-2663-8, S. 422 (books.google.de).
  7. a b Eintrag zu Natriumperborat in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 1. Februar 2016. (JavaScript erforderlich)
  8. Eintrag zu Sodium perborate im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  9. a b Eintrag in der SVHC-Liste der Europäischen Chemikalienagentur, abgerufen am 13. Februar 2020.
  10. a b Eintrag im Verzeichnis der zulassungspflichtigen Stoffe der Europäischen Chemikalienagentur, abgerufen am 13. Februar 2020.
  11. Georg Brauer (Hrsg.), unter Mitarbeit von Marianne Baudler u. a.: Handbuch der Präparativen Anorganischen Chemie. 3., umgearbeitete Auflage. Band I, Ferdinand Enke, Stuttgart 1975, ISBN 3-432-02328-6, S. 810.
  12. Eintrag zu GenAqua (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  13. Verordnung (EU) 2020/171