Naxçıvan (Stadt)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Naxçıvan
Staat: Aserbaidschan Aserbaidschan
Stadt mit Rayonstatus: Naxçıvan
Koordinaten: 39° 13′ N, 45° 25′ OKoordinaten: 39° 12′ 32″ N, 45° 24′ 44″ O
Höhe: 1000 m
Fläche: 35,48 km²
 
Einwohner: 95.100 (2021[1])
Bevölkerungsdichte: 2.680 Einwohner/km²
Zeitzone: AZT (UTC+4)
Telefonvorwahl: (+994) 136
Postleitzahl: AZ7000
Kfz-Kennzeichen: 70, 85
 
Gemeindeart: Stadt (şəhər)
Karte von Aserbaidschan, Position von Naxçıvan hervorgehoben

Naxçıvan, deutsch Nachitschewan (aserbaidschanisch Naxçıvan şəhəri; armenisch Նախիջևան Nachidschewan, russisch Нахичевань Nachitschewan), ist die Hauptstadt der Autonomen Republik Nachitschewan, einer Exklave von Aserbaidschan.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt ist kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt eines landwirtschaftlich geprägten Gebietes des Süd-Kaukasus. Das Stadtgebiet hat eine Fläche von 130 km². Die Umgebung der Stadt ist gebirgig.

Sie hat 95.100 Einwohner (Stand: 2021). 2014 betrug die Einwohnerzahl 76.700.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut armenischer Tradition gilt die Stadt Nachitschewan als erster Wohnplatz Noahs, nachdem er vom Berg Ararat herabgestiegen war.[3] Dazu beigetragen hat auch, dass der aus dem Armenischen stammende Name Nachitschewan von erster Standort bzw. erste Station (Nach = erster, itschewan = Standort, Station) hergeleitet werden kann.[4] Der Begründer der modernen armenischen Linguistik, Heinrich Hübschmann, hingegen argumentiert, dass der Name der Stadt sich von Naxcavan (Naxc= ein Personenname, avan = Stadt) ableitet.[5]

Claudius Ptolemäus, ein griechischer Geograph und Universalgelehrter des 2. Jahrhunderts, nannte die Stadt mit dem gräzisierten Namen Naxouana (Ναξουὰνα). Die Stadt gehörte zu den armenischen Provinzen Vaspurakan und Sjunik. Nachitschewan existierte bereits in vorchristlicher Zeit, als die Orontiden über Armenien herrschten. Sie war Teil des Straßensystems, welches den Iran mit dem Schwarzen Meer und den wechselnden armenischen Hauptstädten Jerwandaschat, Armawir, Artaschat und Vagarschapat verband. Nach der Christianisierung Armeniens wurde sie auch Sitz des Bischofs von Mardpetakan. 363 wurde die damals reiche Stadt Nachitschewan vom sassanidischen König Schapur II. zerstört und die armenische und jüdische Bevölkerung in das Perserreich deportiert.[6]

Im Zuge der arabischen Invasion Armeniens wurde die Stadt Nachitschewan 650 von den Arabern belagert. Nach einem Friedensvertrag wurde die Stadt vom armenischen General Theodoros Rštuni an die Araber übergeben. 705 kam es zu einem armenischen Aufstand gegen die arabische Herrschaft. Bei der Niederschlagung wurden eine große Anzahl armenischer Notabeln getötet, wodurch die Stadt einen zunehmend muslimischen Charakter erlangte.[7]

Unter den Bagratiden gelangte die Stadt um 900 kurzzeitig wieder unter armenische Kontrolle, fiel aber bald darauf erneut an die Araber.

Im 11. Jahrhundert gelangte Nachitschewan unter die Herrschaft der Seldschuken. 1197 fiel die Stadt kurzzeitig an das Königreich Georgien.[8] Ab 1225 regierten die unter seldschukischer Oberherrschaft stehenden Ildegiziden über Nachitschewan. Als der Franziskaner Wilhelm von Rubruk 1253 die Region bereiste, fand er an der Stelle der Stadt Nachitschewan nur noch Ödland vor. Von den ursprünglich 80 armenischen Kirchen der Stadt waren von den Muslimen alle bis auf 2 kleine Kirchen zerstört worden.[9]

1603–1604 fiel die Stadt an Schah Abbas I. von Persien.

1827 wurde die Stadt Nachitschewan von den Russen im Russisch-Persischen Krieg erobert und im Frieden von Turkmantschai dem Russischen Kaiserreich eingegliedert.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Stadt befinden sich das Mausoleum des Jussuf ibn Kusejir und das Momine-Chatun-Mausoleum. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Staatliche Flaggenmuseum.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Stadt gibt es Textil- und Lebensmittelindustrie. Ihre Umgebung ist landwirtschaftlich geprägt. Bei Bewässerung ist der Anbau von Baumwolle, Tabak sowie Obst- und Weinbau möglich. Weitere landwirtschaftliche Aktivitäten sind die Seidenraupen- und die Viehzucht. Auch Bergbau nach Buntmetallen und Steinsalz findet statt.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Naxçıvan hat einen Bahnhof an der 1908 eröffneten Bahnstrecke Jerewan–Dscholfa. Der Eisenbahnverkehr ist aber eingestellt, auch weil die Verbindung zum übrigen aserbaidschanischen Eisenbahnnetz nur über durch Armenien verlaufende Strecken besteht.

Über den Flughafen Naxçıvan ist die Stadt auch international angebunden.

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Naxçıvan unterhält folgende fünf Gemeindepartnerschaften: [10]

Stadt Land seit
Batumi Georgien Adscharien, Georgien 2012
Brest Belarus Belarus 2012
Chongqing China Volksrepublik Xinan, Volksrepublik China
Kota Kinabalu Malaysia Sabah, Malaysia
Weliko Tarnowo Bulgarien Bulgarien

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Naxçıvan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Nachitschewan – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Population by sex, towns and regions, urban settlements at the beginning of the 2021. In: 2_6en.xls (Excel-Datei). The State Statistical Committee of the Republic of Azerbaijan, 2021, abgerufen am 2. März 2022 (englisch).
  2. Population by sex, economic and administrative regions, urban settlements of the Republic of Azerbaijan at the beginning of the 2014 (Memento vom 16. Juli 2014 im Internet Archive) auf der Website des Azərbaycan Respublikasının Dövlət Statistika Komitəsi (Staatliches Statistikkomitee der Republik Aserbaidschan)
  3. Alexander Agadjanian, Armenian Christianity Today: Identity Politics and Popular Practice (Surrey 2014), S. 13.
  4. K. von Hahn, Nomina geographica Caucasica, in: Globus. Illustrierte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde. Band XCII. Nr. 9. (Braunschweig 1907), S. 142.
  5. Richard D. Lanser, An Armenian Perspective on the Search for Noah’s Ark (San Diego 2007), S. 21.
  6. Oliver Nicholson, The Oxford Dictionary of Late Antiquity (Oxford 2018), S. 1055
  7. C. Edmund Bosworth, “NAḴJAVĀN,” (Memento vom 17. Juni 2019 im Internet Archive) auf Encyclopædia Iranica
  8. Donald Rayfield, Edge of Empires. A History of Georgia (London 2012), S. 112–113.
  9. Peter Jackson u. David Morgan (Hrsg.), William of Rubruck. The Mission of Friar William of Rubruck. His Journey to the Court of the Great Khan Möngke 1253–1255 (London 1990), S. 295.
  10. Gündəlik ictimai-siyasi qəzet. Die Tür (Sozialpolitische Tageszeitung) - Gründer: Oberste Versammlung und Ministerkabinett der Autonomen Republik Nachitschewan, abgerufen am 15. Januar 2023 (aserbaidschanisch).