Neroth

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Wappen Deutschlandkarte
Neroth
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Neroth hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 12′ N, 6° 45′ OKoordinaten: 50° 12′ N, 6° 45′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Vulkaneifel
Verbandsgemeinde: Gerolstein
Höhe: 470 m ü. NHN
Fläche: 7,24 km2
Einwohner: 866 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 120 Einwohner je km2
Postleitzahl: 54570
Vorwahl: 06591
Kfz-Kennzeichen: DAU
Gemeindeschlüssel: 07 2 33 050
Adresse der Verbandsverwaltung: Kyllweg 1
54568 Gerolstein
Website: www.neroth.de
Ortsbürgermeister: Egon Schommers
Lage der Ortsgemeinde Neroth im Landkreis Vulkaneifel
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Karte
Die Ortschaft, genau in der Bildmitte, überragt vom Nerother Kopf, an einem Sommernachmittag aus Westen;
die Ruine Freudenkoppe bleibt unter Buchen verborgen.
Der fast gleiche Blickwinkel im tiefen Winter.
Neroth, Ortslage von Westen

Neroth ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Gerolstein an.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neroth liegt am Fuß des Nerother Kopfes (651,7 m) zwischen Daun und Gerolstein im Naturpark Vulkaneifel. Es ist mit diesen Orten über Gemeindestraßen verbunden. Zudem hat Neroth Anteil an den Landschaftsschutzgebieten „Zwischen Ueß und Kyll“ (östlicher Gemeindeteil) und „Gerolstein und Umgebung“ (westlicher Gemeindeteil).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neroth gehört, auch aufgrund seines Namens, zur mittelalterlichen Rodungsperiode, die um 1200 abgeschlossen war. Es wurde 1388 erstmals als Niederroth urkundlich erwähnt. Die dazugehörigen Siedlungsplätze Oberroth und Hundswinkel wurden wohl in der darauf folgenden spätmittelalterlichen Wüstungsperiode aufgegeben. Neroth war einst recht bedeutend, es hatte ein Hochgericht, an dem die Herren von Daun und von Ulmen Recht sprachen. Und die Nerother Burg war eine Anlage der Grafen von Luxemburg, später der Kurfürsten von Trier.

Bevölkerungsentwicklung

Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Neroth, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[2]

Jahr Einwohner
1815 347
1835 527
1871 586
1905 610
1939 758
1950 766
Jahr Einwohner
1961 716
1970 874
1987 912
2005 925
2011 862
2017 830

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat in Neroth besteht aus zwölf Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.[3]

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Egon Schommers wurde 1991 Ortsbürgermeister von Neroth. Da bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 der einzige Bewerber keine ausreichende Mehrheit erreichte, und sich für die vorgesehene Wiederholungswahl kein Kandidat fand, oblag die Neuwahl des Bürgermeisters gemäß Gemeindeordnung dem Rat. In seiner konstituierenden Sitzung am 11. September 2019 bestätigte er Schommers einstimmig in seinem Amt.[4][5]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen von Neroth
Wappen von Neroth
Blasonierung: „Zwischen einem durch Zinnenschnitt von Gold und Rot geteilten Schildhaupt und einem grünen Fünfberg, darin eine silberne Mausefalle, in Gold eine rote Waage“
Wappenbegründung: Der gold-rote Zinnenschnitt im Schildhaupt symbolisiert die von Johann von Böhmen errichtete Burg auf dem Nerother Kopf. Die Waage steht für das Nerother Hochgericht. 1677 werden als gemeinsame Gerichtsherren Graf Nikolaus zu Daun, Haust von Ulmen und Zant von Merl genannt. Fünf markante vulkanische Erhebungen (Berge) umrahmen den Ort. Aus diesem Grunde wurde der Fünfberg aufgenommen. Die silberne Mausefalle weist auf die Drahtwarenindustrie als Erwerbsgrundlage im 19. Jahrhundert und auf das einmalige Mausefallenmuseum der Gemeinde hin.

Öffentliches Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits seit 1910 gibt es in Neroth eine Freiwillige Feuerwehr, die – wie oftmals im ländlichen Raum in Deutschland – durch die Einbindung der Bevölkerung einen wichtigen Bestandteil des öffentlichen Lebens einnimmt. Erst in viel späteren Jahren wurden die verschiedenen in Neroth existierenden Sportvereine gegründet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem nahe gelegenen Berg Nerother Kopf befindet sich die Freudenkoppe, eine Burgruine mit in der Nähe liegender Mühlsteinhöhle. In dieser wurde in der Silvesternacht 1919/20 der Nerother Wandervogel gegründet.

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Neroth

Mausefallen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Video: Herstellung von Mausefallen und anderen Gegenständen aus Draht in Neroth, 1980

Die Eifel war im 19. Jahrhundert eine Landschaft großer Armut, auch verursacht durch die Realerbteilung, die die landwirtschaftliche Erwerbsgrundlage zusehends verkleinerte. Die Landwirtschaft war äußerst karg. Gewerbliche und handwerkliche Verdienstmöglichkeiten waren gering. Neroth war unter den Dörfern der Eifel insofern keine Ausnahme. Ein Teil der eingesessenen Dorfbevölkerung betrieb daher Nebengewerbe wie den Hausierhandel mit geschnitzten Löffeln oder Korbwaren. Bei einem weiteren, kleinen Teil handelte es sich um zugezogene und ortsfest werdende jenische Hausierhändler und Flickhandwerker. So waren die Voraussetzungen für den Einstieg in die handwerkliche Produktion und in den Vertrieb eines viel verlangten Gegenstands, der Mause- und Rattenfalle, gegeben, den ein damaliger Lehrer aus Neroth für die Menschen seines Dorfes als Ausweg aus der Existenznot um die Mitte des Jahrhunderts konzipierte.

Viele der ärmeren Bewohner – jenische und nichtjenische – betrieben in der Folge einen Hausierhandel mit Drahterzeugnissen, darunter Mausefallen. Im Ergebnis verbesserte sich die Lebenssituation vieler Familien deutlich. Hergestellt wurden die Drahtwaren hauptsächlich von Frauen in Heimarbeit. Die Männer verkauften die Fallen als fahrende Händler. Dabei gelangten die „Musfallskrämer“ weit über die Grenzen der heutigen Bundesrepublik bis nach Polen und in die tschechische Republik. Die Hausierer benutzten zur Verständigung untereinander eine Geheimsprache, das Jenisch. Die zunehmende Industrialisierung erschwerte das Geschäft ab Beginn des 20. Jahrhunderts jedoch zusehends, bis es 1970 ganz zum Erliegen kam. Die hergestellten Drahtwaren konnten sich zu jeder Zeit mit industriellen Fertigprodukten messen oder waren sogar von höherer Qualität, durch die Handarbeit bei ihrer Herstellung wurden sie in Zeiten gestiegener Löhne jedoch zu teuer. Kennzeichen war der „aufgebundene Draht“. Das heißt, die Drähte wurden an Kreuzungspunkten mit einem feineren Draht umwickelt. Heute befindet sich in Neroth das Mausefallenmuseum[6][7] und dokumentiert die Arbeit und das einfache Leben der Mausefallenmacher.[8] Weiterhin existiert ein Buch und ein Dokumentarfilm zu diesem Thema.

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit den 1960er Jahren befindet sich in Neroth ein mittelgroßer Hotelbetrieb. Durch Kontakte des Nerother Musikvereins gehören dort niederländische Touristen zu den regelmäßigen Gästen.

Seit 2009 führen etliche Kilometer der 10. Etappe des neuen Eifelsteigs von Gerolstein nach Daun durch den Ort, wobei diese ziemlich genau die Mitte der Etappe bilden. In der Folge wurde ein örtliches Restaurant mit wenigen Gästezimmern ebenfalls zu einem Hotel erweitert.

Kuriosum: Ein Luxemburger als Lehrer in Neroth im Kriegsjahre 1942[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ehemalige Direktor des Luxemburger Nationalarchivs Paul Spang hat im Jahre 1942 eine kurze Zeit lang als Vertretungslehrer an der Volksschule in Neroth unterrichtet. Spang hatte im Juli 1941 das Abitur in seiner Heimatstadt Echternach im damals von Nazi-Deutschland besetzten Großherzogtum Luxemburg bestanden. Der Zugang zum Universitätsstudium blieb ihm aber versperrt, da hierzu ein eindeutiges Bekenntnis zum Deutschtum und eine freiwillige Meldung zum "freiwilligen" Arbeitsdienst verlangt waren, zwei Voraussetzungen, die Spang nicht erfüllte. Der Besuch der Volksschullehrerbildungsanstalt in Ettelbrück wurde ihm allerdings nicht verwehrt, und so entschloss er sich Volksschullehrer zu werden, ein Studienweg, der ihn schließlich nach Neroth führen sollte, aber nicht verhindern konnte, dass er im Oktober 1942 in den Reichsarbeitsdienst eingezogen und danach als Zwangsrekrutierter in der deutschen Wehrmacht an die Ostfront kam. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Spang dann sein Universitätsstudium doch antreten können, wurde Professor am Echternacher Gymnasium und später Direktor des Nationalarchivs.[9]

Mit Neroth, wo er bei der Familie Felix Klaus einquartiert war, hat er positive Erinnerungen verknüpft: “In Neroth, auf historisch luxemburgischem Territorium, gab es nur eine Hakenkreuzfahne, und die lag auf dem Speicher der Schule. Hier waren alle freundlich mit mir und ich durfte sogar mit Pfarrer Schelian spazieren gehen, trotzdem dieser auf Geheiß der Gestapo das Ortsgebiet nicht verlassen durfte.”[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Willi Steffens: Der Nerother Kopf. In: Heimatjahrbuch 1974. Weiss-Verlag, Daun 1974, S. 40–41. online
  • Siegfried Stahnke: Nerother Burg – Vergessene Burg? In: Heimatjahrbuch 1983. Weiss-Verlag, Daun 1983, S. 47–53. online
  • Siegfried Stahnke: Mausefallen aus Neroth. In: Heimatjahrbuch 1985. Weiss-Verlag, Daun 1985, S. 145–147. online
  • Werner Grasediek: Vom Steffelberg rollt das Feuerrad. In: Heimatjahrbuch 2003. Weiss-Verlag, Daun 2003, S. 113–115. online
  • Hildegard Ginzler: Die „Musfallskrämer“ aus der Eifel: Entwicklung des Drahtwarengewerbes in Neroth als Beispiel für Selbsthilfe in einer Mittelgebirgsregion. Gesellschaft für Volkskunde Rheinland-Pfalz, Mainz 1986, ISBN 3-926052-00-7.
  • Hildegard Ginzler: Die Mausefallenmacher. Rheinland-Verlag, Köln 1989, ISBN 3-7927-1111-7 ISBN 3-7927-1111-0
  • Peter Honnen: Geheimsprachen im Rheinland. Eine Dokumentation der Rotwelschdialekte in Bell, Breyell, Kofferen, Neroth, Speicher und Stotzheim. In: Rheinische Mundarten. 2. Auflage. Band 10. Rheinland-Verlag, Köln 2000, ISBN 3-7927-1728-X, VI. Neroth, S. 156–174 (Mit einer CD).
  • Wolfram Windolph: Nerother Jenisch: Schriftliche Quellen und Glossar. Harrassowitz, Wiesbaden 1998, ISBN 3-447-04044-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Neroth – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Regionaldaten.
  3. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen
  4. Egon Schommers wurde erneut vom Rat als Ortsbürgermeister gewählt. In: Verbandsgemeinde Gerolstein aktuell, Ausgabe 31/2019. Linus Wittich Medien GmbH, abgerufen am 8. November 2020.
  5. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Gerolstein, Verbandsgemeinde, 28. Ergebniszeile. Abgerufen am 8. November 2020.
  6. Mausefallen-Museum (Memento vom 5. Oktober 2011 im Internet Archive)
  7. Mausefallenmuseum Neroth. Eifel Tourismus GmbH, abgerufen am 8. Mai 2019.
  8. Museen in der Eifel bringen sich neu in Position. Kulturabteilung des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz, 9. April 2009, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 8. Mai 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/kulturland.rlp.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven), Artikel der Landesregierung vom 8. April 2009.
  9. a b Paul Spang: Die ausgeklammerten Jahre : 10. Mai 1940 – 17. Mai 1945. Aus dem Tagebuch eines zwangsrekrutierten Luxemburgers. Éditions Saint-Paul, Luxembourg 2012, ISBN 978-2-87963-842-3, S. 29–38 (posthum erschienen).