Neue religiöse Bewegungen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Neue Religiöse Bewegung)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Neue religiöse Bewegungen bezeichnet religiöse oder religionsartige soziale Gruppen, wobei es verschiedene Definitionen des Begriffs gibt. Die Bezeichnung wird für manche Bewegungen anstelle des durch kirchlichen Sprachgebrauch eher abwertenden Begriffs „Sekte“ angewandt. Für einige der mittlerweile als neue religiöse Bewegung bezeichneten religiös-weltanschaulichen Gruppen, die insbesondere Jugendliche ansprechen, wurde bis in die 1980er Jahre die Bezeichnung Jugendreligion verwendet.

Definitionskriterien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nicht alle hier gelisteten Definitionen treffen auf jede neureligiöse Bewegung zu. Typische Kriterien für neue religiöse Bewegungen sind:

Wie der Name bereits andeutet, ist insbesondere eine im Vergleich zu etablierten Religionsgemeinschaften relativ kurze Geschichte, sowie eine Abweichung von tradierten Glaubenssystemen ein entscheidendes Wesensmerkmal der neuen religiösen Bewegungen.[5] Gleichwohl finden sich – wie die folgende Übersicht zeigt – hier auch Strömungen mit längerer Tradition.

Spektren, Strömungen, Erscheinungsformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Organisationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Enquete-Kommission[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 1996 eingesetzte Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ des Deutschen Bundestages verzichtete auf den Begriff „Sekte“. Die Kommission „wendet sich ausdrücklich gegen eine pauschale Stigmatisierung solcher Gruppen und lehnt die Verwendung des Begriffs ‚Sekte‘ wegen seiner negativen Konnotation ab.“ Das deutsche Grundgesetz kennt nur religiöse Vereine, Religionsgesellschaften und Religionsgemeinschaften. Daher gibt es staatsrechtlich „in dieser Beziehung keinen Unterschied zwischen Kirche und anderen religiösen Organisationsformen“.[7]

Rechtliche Situation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Behandlungen, Therapien und Rituale, die nach Auffassung der Gerichte prinzipiell nicht geeignet sind, einen Schaden zu verursachen, bspw. Handauflegen, Pendelbehandlungen oder Geistheilung, machen keine speziellen rechtlichen Einschränkungen über das Gewerbe- und Vereinsrecht erforderlich, solange den Behandelten nicht von der Inanspruchnahme von Ärzten abgeraten wird.[8]

In diesem Zusammenhang werden seit Längerem so genannte verpflichtende Schutzklauseln im Gesundheitssektor und öffentlicher Verwaltung diskutiert und von privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen vereinzelt auch schon angewandt[9]. Diese zielen darauf, dass der Unterzeichnende erklärt, Gedankengut einzelner oder mehrerer Gruppen abzulehnen, um im Fall eines Verstoßes entsprechend der vorgesehenen Vertragsstrafe belangt zu werden. Manche dieser Formulierungen zielen auf bestimmte Organisationen wie Scientology.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Portal: Neue Religiöse Bewegungen – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Neue Religiöse Bewegungen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dominic Akyel: Neue religiöse Bewegungen und Gewalt: Erklärungsansätze zur Dynamik gewaltsamer Eskalationsprozesse. Diplomarbeit FU-Berlin 2006. Diplomica, Hamburg 2007, ISBN 978-3-8366-5326-8.
  • Peter Clarke: Encyclopedia of New Religious Movements. Routledge, 2005, ISBN 0-415-26707-2 (englisch).
  • Douglas E. Cowan, David G. Bromley: Neureligionen und ihre Kulte. Insel, Frankfurt/M. 2010, ISBN 978-3-458-71031-8 (Rezension bei H-Soz-u-Kult).
  • Thomas Hase: Streitfall Neue Religionen. REMID-Tagung, Marburg, 27. bis 29. März 1998. In: Spirita. Band 12, Heft 1, 1998 S. 26–30 (online auf remid.de).
  • Reinhard Hempelmann u. a.: Panorama der neuen Religiosität. 2. Auflage. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2005, ISBN 3-579-02320-9.
  • Reinhard Hempelmann, Ulrich Dehn (Hrsg.): Dialog und Unterscheidung: Religionen und neue religiöse Bewegungen im Gespräch. Festschrift für Reinhart Hummel (= EZW-Texte. Band 151). Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Berlin 2000 (PDF: 1 MB} auf ezw-berlin.de).
  • James R. Lewis: New Religion Adherents: An Overview of Anglophone Census and Survey Data. In: Marburg Journal of Religion. Band 9, Heft 1, 2004 S. 1–17 (englisch; PDF: 148 kB auf uni-marburg.de).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eileen Barker: Perspective: What Are We Studying? In: Nova Religio. Band 8, Heft 1, 2004 S. 88–102 (englisch).
  2. a b c Eileen Barker: New religious movements: A practical introduction. Her Majesty’s Stationery Office, London 1989, S. 10–11 (englisch).
  3. Hubert Knoblauch: Das Unsichtbare Neue Zeitalter: ‘New Age’, Privatisierte Religion und Kultisches Milieu. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Band 41, 1989, S. 504–525, hier S. 517.
    Thomas Robbins: Cults, Converts and Charisma: The Sociology of New Religious Movements. In: Current Sociology. Band 36, 1988, S. 1–255, hier S. 4 (englisch).
  4. David G. Bromley, Anson D. Shupe: Anti-Cultism in the United States: Origins, Ideology and Organizational Development. In: Social Compass 42, 1995, S. 221–236, hier S. 228.
  5. Clarke, Peter B.: New Religions in Global Perspective: A Study of Religious Change in the Modern World. Routledge, New York 2006.
  6. Bogdan, Henrik (2014). "Freemasonry and Western Esotericism". In: Bodgan, Henrik; Snoek, Jan A. M. (eds.). Handbook of Freemasonry. Brill Handbooks on Contemporary Religion. Vol. 8. Leiden: Brill Publishers. S. 277–305. doi:10.1163/9789004273122_016. ISBN 978-90-04-21833-8. ISSN 1874-6691.
  7. Endbericht der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ (PDF; 6,5 MB). Deutscher Bundestag, Drucksache 13/10950, 9. Juni 1998, S. 4, 17 ff.
  8. openJur e. V.: AG Gießen, Urteil vom 12. Juni 2014 - Az. 507 Cs 402 Js 6823/11. In: openjur.de. Abgerufen am 9. Juli 2016.
  9. Martin Mendler - SPD Fraktion: Gesundheitsbereich immer mehr von Scientology und Psychogruppen unterwandert. In: www.spd.landtag-bw.de. Abgerufen am 9. Juli 2016.