Niederwerth

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Wappen Deutschlandkarte
Niederwerth
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Niederwerth hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 24′ N, 7° 37′ OKoordinaten: 50° 24′ N, 7° 37′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Mayen-Koblenz
Verbandsgemeinde: Vallendar
Höhe: 68 m ü. NHN
Fläche: 3,04 km2
Einwohner: 1275 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 419 Einwohner je km2
Postleitzahl: 56179
Vorwahl: 0261
Kfz-Kennzeichen: MYK, MY
Gemeindeschlüssel: 07 1 37 218
Adresse der Verbandsverwaltung: Rathausplatz 13
56179 Vallendar
Website: www.niederwerth.de
Ortsbürgermeister: Horst Klöckner (FWG)
Lage der Gemeinde Niederwerth im Landkreis Mayen-Koblenz
Karte
Niederwerth, Luftaufnahme (2016)
Blick auf Niederwerth vom Parkplatz „Auf der Zeg“ der A 48
Geschmückter Altar zum Erntedankfest in der Pfarrkirche St. Georg

Niederwerth ist eine Ortsgemeinde auf der gleichnamigen Rheininsel im rheinland-pfälzischen Landkreis Mayen-Koblenz. Die einzige selbständige Flussinselgemeinde Deutschlands liegt drei Kilometer nördlich von Koblenz und gehört der Verbandsgemeinde Vallendar an. Über eine Brücke ist sie mit der Stadt Vallendar auf dem rechten Rheinufer verbunden.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Niederwerth besteht aus den Binneninseln Niederwerth und Graswerth. Während Niederwerth bewohnt und landwirtschaftlich genutzt wird, ist Graswerth ein unbewohntes Naturschutzgebiet. Beide Inseln liegen gegenüber dem rechtsrheinischen Vallendar, mit dem Niederwerth seit 1958 über eine Brücke verbunden ist. Da das Gemeindegebiet dem intensiven Anbau von Obst und Gemüse dient, vor allem von Spargel und Erdbeeren, wurde die Brücke zu den übrigen Ackerflächen der Niederwerther Bauern am rechten Rheinufer aus Mitteln des Grünen Planes finanziert.[2] Zuvor war Niederwerth nur durch eine Fähre erreichbar. Mit Koblenz ist die Insel bis heute durch eine Personenschifffahrtslinie verbunden.

An der Südspitze der Insel steht ein Freileitungsmast, der Teil der Rhein-Freileitungskreuzung Koblenz-Niederwerth-Urbar ist.

Von der Gemeindefläche von 3,03 km² entfallen 1,71 km² auf die beiden Inseln (1,4 km² auf die Insel Niederwerth und 0,3 km² auf Graswerth). Der Rest ist Wasserfläche, der Anteil der Gemeinde am Rhein und seinen Seitenarmen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch Gräberfunde ist belegt, dass Niederwerth schon im 8. Jahrhundert besiedelt war.

Das am südlichen Ortsrand gelegene ehemalige Kloster Niederwerth ging aus einer erstmals im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnten Beginenniederlassung hervor. Ab dem 15. Jahrhundert war es eine Niederlassung von Augustiner-Chorherren, ab dem 16. Jahrhundert eine Zisterzienserinnen­abtei. 1811 wurde diese aufgehoben. Die erhaltene einschiffige spätgotische Kloster- und heutige katholische Filialkirche St. Georg (Weihe 1474) bewahrt neben bemerkenswerten Wandmalereien eine reiche Ausstattung aus Gotik, Barock und Neugotik.

Im Ersten Koalitionskrieg (1792–1797) kam der Insel Niederwerth durch ihre strategische Lage in Bezug auf die Belagerung der Festung Ehrenbreitstein eine wichtige Rolle zu, die Franzosen unterhielten auf der Insel ein Waffen und Munitionsdepot für ihre Belagerungstruppen. Abwechselnd wurde die Insel von österreichischen Truppen und Franzosen besetzt; die zahllosen Gräben, Wälle und Erdschanzen hat die Landwirtschaft längst wieder eingeebnet. Am 30. Oktober 1795 nahm Ferdinand Prinz von Württemberg den Franzosen „das Niederwerth“, das mit 800 Franzosen besetzt war.[3]

Am 29. November 1795 wurde durch Geschützbatterien unter dem Befehl von Generalmajor Adam Boros de Rakos (1739–1809) aus der Festung Ehrenbreitstein die Kommunikationsbrücke zur Insel Niederwerth „in Grund und Boden geschossen“. In der Nacht zum 30. November 1795 landeten an der unteren Spitze der Insel die Divisionen Württemberg und Murray, diese stürmten gleich das verschanzte Kloster und ihre vormaligen Schanzen, trieben die gesamte französische Inselbesatzung zur oberen Spitze, wo sie sich auf sechs Nachen zurückziehen wollten. Aber die dahin gerichteten Geschützbatterien verhinderten diesen Rückzug und so mussten alle, die nicht in die Fluten des Rheins gedrängt wurden, sich in die Gefangenschaft ergeben. Diese bestanden aus einem Oberst, 20 Offizieren und 650 Gemeinen.[4]

Bevölkerungsentwicklung

Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Niederwerth, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[5]

Jahr Einwohner
1815 586
1835 745
1871 806
1905 727
1939 852
1950 841
1961 943
Jahr Einwohner
1970 1.115
1987 1.230
2005 1.378
2011 1.362
2017 1.295
2022 1.275
Einwohnerentwicklung von Niederwerth von 1815 bis 2017 nach nebenstehender Tabelle

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat in Niederwerth besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:

Wahl SPD CDU FWG Gesamt
2019[6] 4 2 10 16 Sitze
2014[7] 8 3 5 16 Sitze
2009 8 3 5 16 Sitze
2004 6 5 5 16 Sitze
  • FWG = Freie Wählergruppe Niederwerth e. V.

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbürgermeister von Niederwerth ist Horst Klöckner (FWG). Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 75,61 % gewählt und ist Nachfolger von Josef Gans (SPD), der nach 15 Jahren im Amt nicht erneut angetreten war.[8]

Partnerschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1977 ist die Ortsgemeinde mit Pontaumur in der Auvergne verbunden. Die Partnerschaft entstand durch persönliche Erfahrungen eines Kriegsgefangenen aus der Gemeinde und hat sich aus Vereinsaktivitäten entwickelt.

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Öffentliche Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Niederwerth besitzt einen Kindergarten, eine Grundschule und eine Feuerwehreinheit. Das Gemeindegebäude bietet Platz für eine Gemeindebücherei und Aktivitäten der Vereine.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit Dezember 2021 hat Niederwerth erstmals eine Anbindung an den ÖPNV. Die Buslinie 154 verbindet Niederwerth mit der Vallendarer Innenstadt, überwiegend im Stundentakt. Dort gibt es Anschlussmöglichkeiten auf Bus und Bahn.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gunnar und Rüdiger Mertens: Das ehemalige Kloster in Niederwerth bei Koblenz (= Rheinische Kunststätten Heft 223). Neusser Druckerei und Verlag, Neuss, 2. Auflage, 1987, ISBN 3-88094-572-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Niederwerth – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Niederwerth beim Partnerschaftsverein (Memento vom 27. November 2013 im Internet Archive)
  3. Leopold Bleibtreu: Denkwürdigkeiten aus den Kriegsbegebenheiten bei Neuwied von 1792 bis 1797, Bonn 1834, gedruckt bei Carl Georgi, S. 72
  4. Vierzehnte besondere Bylage zur Wiener Zeitung No 88 Freytag den 6. November 1795
  5. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
  6. Der Landeswahlleiter: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen
  7. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Stadt- und Gemeinderatswahlen
  8. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Vallendar, Verbandsgemeinde, erste Ergebniszeile. Abgerufen am 10. November 2019.