Niederzissen

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Wappen Deutschlandkarte
Niederzissen
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Niederzissen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 27′ N, 7° 13′ OKoordinaten: 50° 27′ N, 7° 13′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Ahrweiler
Verbandsgemeinde: Brohltal
Höhe: 203 m ü. NHN
Fläche: 11,95 km2
Einwohner: 2784 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 233 Einwohner je km2
Postleitzahl: 56651
Vorwahlen: 02636, 02646 (Rodder)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: AW
Gemeindeschlüssel: 07 1 31 055
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Kapellenstraße 12
56651 Niederzissen
Website: www.niederzissen.de
Ortsbürgermeister: Rolf Hans (CDU)
Lage der Ortsgemeinde Niederzissen im Landkreis Ahrweiler
KarteRemagenGrafschaft (Rheinland)Bad Neuenahr-AhrweilerSinzigBad BreisigBrohl-LützingGönnersdorf (bei Bad Breisig)Waldorf (Rheinland-Pfalz)BurgbrohlWassenachGleesNiederzissenWehr (Eifel)GalenbergOberzissenBrenkKönigsfeld (Eifel)SchalkenbachDedenbachNiederdürenbachOberdürenbachWeibern (Eifel)KempenichHohenleimbachSpessart (Brohltal)HeckenbachKesselingKalenborn (bei Altenahr)Berg (bei Ahrweiler)KirchsahrLind (bei Altenahr)RechDernauMayschoßAltenahrAhrbrückHönningenKaltenbornAdenauHerschbroichMeuspathLeimbach (bei Adenau)DümpelfeldNürburg (Gemeinde)Müllenbach (bei Adenau)QuiddelbachHümmelOhlenhardWershofenArembergWiesemscheidKottenbornWimbachHonerathBauler (Landkreis Ahrweiler)SenscheidPomsterDankerathTrierscheidBarweilerReifferscheidSierscheidHarscheid (bei Adenau)DorselHoffeld (Eifel)WirftRodderMüschEichenbachAntweilerFuchshofenWinnerathInsulSchuld (Ahr)Nordrhein-WestfalenLandkreis NeuwiedLandkreis VulkaneifelLandkreis Mayen-Koblenz
Karte
Panoramablick auf Niederzissen
Pfarrkirche St. Germanus

Niederzissen ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. Sie ist Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Brohltal, der die Gemeinde auch angehört. Niederzissen ist gemäß Landesplanung als Grundzentrum ausgewiesen.[2]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Niederzissen liegt in einem erd- und kulturgeschichtlich interessanten Seitental des Rheins. Der historische Talweg vom Rhein führt zwischen Vulkanbergen über den Ort in die Eifel, darunter der Bausenberg, Deutschlands besterhaltener Hufeneisenkrater.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ortsgemeinde Niederzissen besteht aus den beiden Ortsteilen Niederzissen und Rodder sowie aus den Wohnplätzen „Haus Waldfrieden“ und „Kurheim Bausenberg“.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Niederzissen gilt als eine der ältesten Siedlungen im weiteren Umkreis, deren älteste Funde, darunter ein Schneidenfragment eines Jadeit-Beiles, im Rheinischen Landesmuseum Bonn aufbewahrt, zurück bis in die Jungsteinzeit reichen. Der Name „Zissen“ stammt aus dem Keltischen und wird mit „rückwärtig“ wiedergegeben, etwa vom „Rhein rückwärtig = abseits gelegener Ort“. Die Anwesenheit siedelnder Kelten ist durch Waffen- und Werkzeugfunde belegt. Weiterhin sind aus römischer Zeit durch Ausgrabungen Siedlungen in der Nähe der alten Römerstraße von Sinzig über Mayen nach Trier nachgewiesen, was eine weitere Namensableitung vom keltischen Götternamen Cissonius denkbar erscheinen lässt. Erstmals urkundlich wird Zissen, wie der Ort seinerzeit hieß, in einer Schenkungsurkunde für das St. Cassiusstift in Bonn erwähnt. Die Urkunde ohne Datum entstammt dem 9. Jahrhundert. Die erste datierte Beurkundung aus dem Jahr 1179 enthält eine Bestätigung „eines Besitzes in Zissen“ durch Papst Alexander III. an Adalbert II. von Metz. Zissen gehörte von etwa 1150 an (Bau der Burg Olbrück) bis zum Beginn der französischen Besatzungszeit 1794 zur Herrschaft Olbrück. Seit dem Wiener Kongress 1815 gehört Niederzissen zu Preußen, seit 1816 zum damals neu gebildeten Kreis Ahrweiler im Regierungsbezirk Koblenz und von 1822 an zur Rheinprovinz. Zunächst unter der Bürgermeisterei Königsfeld wurde Niederzissen 1883 selbst Sitz einer Bürgermeisterei. Die Gebietsreform in Rheinland-Pfalz 1969/1970 machte Niederzissen zum Verwaltungssitz der 1970 neu gebildeten Verbandsgemeinde Brohltal.

Am 1. Januar 1979 wurde der Ort Rodder, ein Gebietsteil mit 121 Einwohnern, von der Gemeinde Niederdürenbach nach Niederzissen umgemeindet.[4] Die Eingliederung geschah auf Antrag eines großen Teils der Rodderer Bevölkerung.

Statistik zur Einwohnerentwicklung

Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Niederzissen bezogen auf das heutige Gemeindegebiet; die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[2]

Jahr Einwohner
1815 476
1835 908
1871 942
1905 1.221
1939 1.326
1950 1.454
1961 1.494
Jahr Einwohner
1970 1.667
1987 2.223
1997 2.573
2005 2.751
2011 2.653
2017 2.780
2022 2.784

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat in Niederzissen besteht aus 20 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:[5]

Wahl SPD CDU FDP WGR Gesamt
2019 5 8 1 6 20 Sitze
2014 5 9 6 20 Sitze
2009 6 9 5 20 Sitze
2004 5 11 4 20 Sitze

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rolf Hans (CDU) wurde am 21. Juli 2014 Ortsbürgermeister von Niederzissen.[6] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 82,45 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[7]

Der Vorgänger von Rolf Hans als Ortsbürgermeister, Richard Keuler (CDU), hatte das Amt fünf Jahre ausgeübt, war 2014 aber nicht erneut angetreten.[6]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen von Niederzissen
Wappen von Niederzissen
Blasonierung: „Schräggeteilt, oben zwölffach rot-silbern geständert, unten in Blau ein wachsender silberner Kegelstumpf mit trichterförmiger Öffnung, nach rechts durchbrochen.“[8]
Wappenbegründung: Die zwölffach rot-silberne Ständerung ist das Wappen (dort silbern-rot) der Familie Waldbott von Bassenheim, die seit 1555 Inhaber der Reichsherrschaft Olbrück war, zu der auch Niederzissen gehörte, der offene Kegel zeigt in stilisierter Form den erloschenen Vulkan Bausenberg, eine geologische Besonderheit am Ortsrand von Niederzissen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trinkwasser vom Sauerbrunnen
Hufeisenkrater Bausenberg
Fachwerkhaus Brohltalstraße 94

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Spätromanische Pfarrkirche St. Germanus von 1250, ursprünglich eine dreischiffige Pfeilerbasilika
  • Ehemaliges Zehnthaus von 1550
  • Bahnhofsgebäude von 1890
  • Ehemalige Synagoge von 1844 in der Mittelstraße 30, an den Ursprung als Synagoge erinnern heute noch zwei große Rundbogenfenster und das runde Giebelfenster. In dem an die Synagoge angebauten Ausstellungsraum, werden einige Funde der Genisa Niederzissen in Vitrinen präsentiert.
  • In der Nähe befindet sich die Burg Olbrück. Sie steht auf einem Phonolithkegel und ist das Wahrzeichen des sog. „Zissener Ländchens“.
  • Bunkeranlage Klosterstraße. Ein in den Stein geschlagener Stollen, dessen Hauptgang bis zu einer Tiefe von 53 m begangen werden kann (nur mit Führung).[9][10][11]
  • Dreifaltigkeitskapelle am Arweg
  • St. Anna-Kapelle von 1617
  • Ehemaliges Schulhaus von 1906 im Ortsteil Rodder

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Niederzissen

Grünflächen und Naherholung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der zum Vulkanpark Brohltal/Laacher See gehörende und unter Naturschutz stehende Bausenberg bei Niederzissen ist Europas besterhaltener Schlackenvulkan mit Hufeisenkrater.
  • Vulkan-Express
  • Heilkräftiger Mineralbrunnen im Am Sauerbrunnen
  • Kulturweg Niederzissen mit Infotafeln des Kultur- und Heimatvereins Niederzissen e.V.
  • Mehrgenerationenplatz am Marktplatz bietet Spielmöglichkeiten und Erholung
  • Jüdischer Friedhof von 1763
  • Johann Jacobs-Erinnerungsstätte an der Kapellenstraße
  • Zahlreiche Wanderwege[12]
  • Niederzissen ist touristisches Zentrum des Fernwanderwegs Eifelleiter, auch die Deutsche Vulkanstraße hat hier am Bausenberg einen ihrer Anziehungspunkte.

Siehe auch: Liste der Naturschutzgebiete im Landkreis Ahrweiler

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heubachstadion. Eine Leichtathletikanlage mit Tartanbahn.
  • Tennisplatz
  • Sporthalle

Regelmäßige Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jährliches Kirmes- bzw. Kirchweihfest wird am zweiten September-Wochenende auf dem Marktplatz gefeiert.
  • Der Niederzissener Möhnentag wird Jahr für Jahr am Mittwoch vor dem Weiberdonnerstag von der Möhnengesellschaft Niederzissen 1937/38 e.V. ausgerichtet.
  • Der Nikolausmarkt wird jährlich am ersten Adventssonntag auf dem Marktplatz veranstaltet.
  • Der Ostermarkt findet seit 1997 am Palmsonntag auf dem Marktplatz und entlang der Horststraße statt.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der A 61 liegt das Industrie- und Gewerbegebiet Brohltal Ost. Dort ist auch der Rennstall Zakspeed ansässig. Eine Vielzahl an Unternehmen haben sich in und um Niederzissen angesiedelt. Dazu zählen auch die Kunststoff-Compound- und Masterbatch-Hersteller AKRO-PLASTIC und AF-COLOR, die beide zur K.D. Feddersen-Gruppe gehören.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brohltalschule – Realschule plus im Arweg 19

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bahnhof Niederzissen liegt an der Brohltalbahn, einer Schmalspurbahn von Brohl-Lützing nach Engeln, früher weiter bis Kempenich. Die linksrheinische Bundesautobahn 61 wird in etwa fünf Kilometern Entfernung an der Anschlussstelle Niederzissen erreicht. Von dort führt die Bundesstraße 412 durch das Brohltal an den Rhein und in Gegenrichtung in die Nähe des Nürburgrings.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Niederzissen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Mein Dorf, meine Stadt. Abgerufen am 14. Februar 2023.
  3. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Februar 2022. S. 9 (PDF; 3,3 MB).
  4. Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 393). Bad Ems März 2006, S. 190 (PDF; 2,6 MB).  Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.
  5. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen. Abgerufen am 14. Februar 2023.
  6. a b 1. Sitzung des Gemeinderates Niederzissen. In: Rats- und Bürgerinformationssystem. Verbandsgemeindeverwaltung Brohltal, 21. Juli 2014, abgerufen am 4. August 2020.
  7. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Juli 2020; abgerufen am 4. August 2020 (siehe Brohltal, Verbandsgemeinde, vierte Ergebniszeile).
  8. Wappenerklärung. (PDF) Abgerufen am 5. Juli 2016.
  9. Bunkerführung Niederzissen. Abgerufen am 10. Dezember 2017.
  10. Schutzbunker im Lahar Niederzissen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Dezember 2017; abgerufen am 10. Dezember 2017.
  11. Burgpanoramaweg Brohltal. Abgerufen am 10. Dezember 2017.
  12. Wanderweg Niederzissen. Abgerufen am 10. Dezember 2017.